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Zahnärztliche Assistenz No. 2/2015

39No. 2/2015· 7. Oktober 2015 DU & ICH Bitte erklären Sie uns kurz, was der Zahnfee e.V. ist und wo seine Schwerpunkte liegen. Birgit Müller-Taut: Leider gibt es immer mehr Menschen, die sich nicht zum Zahnarzt trauen, weil sie Angst haben oder weil sie denken, sie müssten dort horrende Preise bezahlen. Viele haben schlechte Erfahrungen gemacht oder schä- men sich. Um diesen Menschen zu helfen, wurde der Verein Zahnfee e. V. gegründet. Wem helfen Sie konkret mit Ihrer Arbeit, wer kommt hierher in die Beratungsstelle? Katja Herrmann: Es gibt keinen typischen Patienten. Es kommen Jung und Alt, Frau und Mann zu uns. Steffi Meschke: Wir sind für alle da, die Angst haben – unabhängig von der sozialen Schicht. Uns ist es wichtig, dass die Leute das wissen. Leider hält sich das Vorurteil, dass zu uns nur mittellose Menschen kom- men können. Aber das stimmt nicht. B.M.-T.:ObGeringverdieneroder Rentner–zuunskannjederkommen, der Probleme mit den Zähnen hat. Selbst ein Professor mit Angst ist bei uns sehr willkommen. Mit welchen Fragen und Problemen kommen die Menschen zu Ihnen, wie können Sie sie unterstützen? B.M.-T.: Wir laden die Hilfe- suchenden zunächst zu einem Gesprächstermin in unserer Bera- tungsstelle ein, um herauszufinden, warum sie Hilfe brauchen. Dann überlegen wir, welcher Zahn- arzt konkret als Behandler infrage kommt, und vereinbaren einen Ter- min in der entsprechenden Praxis. Wir begleiten den Betroffenen bei seinem Besuch, warten im Sprech- zimmer oder gehen mit in den Be- handlungsraum.Wichtigist,dassder Kopf abgelenkt ist, denn hier liegt in der Regel das Problem. Grund- sätzlich gehen wir solange mit zu den Terminen, wie die Patienten es brauchen. K.H.: Die Zähne sind allerdings nur der erste Baustein. Viele be- nötigen auch Hilfe beim Ausfüllen von Krankenversicherungs- oder Hartz-IV-Anträgen. Das ist zwar eigentlich nicht unsere Aufgabe, aber wir unterstützen, so gut wir können mithilfe unserer Kooperati- onspartner. S.M.: Wir schauen über den Tel- lerrand hinaus und vermitteln auch professionelle Hilfe oder verweisen auf Angebote wie beispielsweise die Schuldnerberatung. Wie geht es den Menschen nach einer abgeschlossenen Zahnbehand- lung? Welche Erfolge sehen Sie bei Ihrer ehrenamtlichen Arbeit und wie ist die Resonanz der Betroffenen? B.M.-T.: Die Patienten, die zu uns kommen, halten oft beim Sprechen die Hand vor den Mund, öffnen kaum die Lippen und lächeln nicht mehr.Wennsiesichdannbehandeln lassen,merkensie,dassderZahnarzt gar nicht so schlimm ist. Danach sind sie glücklich. Oftmals verändern sie sich dann auch äußerlich. Sie gehen auf einmal zum Frisör oder ziehen sich schöner an, fühlen sich wohler, sind reinlicher. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein. Viele Patienten sprechen uns später auf der Straße an, bedanken sich und zeigen stolz ihre Zähne. Das motiviert zum Wei- termachen. K.H.: Wenn sie nach der Zahn- behandlung endlich wieder lachen können, haben sie ein ganz neues Lebensgefühl. Deswegen ist unser Motto „Hilfe für ein Lächeln“. Die festen Termine geben außerdem Struktur. Junge Menschen, die aus der Drogenszene ausgestiegen sind, haben so angefangen, sich wieder zu organisieren. Sie haben sich einen Kalender angeschafft und stolz ihre Termine eingeschrieben. Was ist für die Patienten der Anstoß, hierher zu kommen? Wahrschein- lich kostet die meisten schon dieser Schritt Überwindung. K.H.:Ichdenke,esfälltdenPatien- tenleichter,hierherzukommen,weil wir uns fern vom Arzt auf neutralem Boden bewegen. Über Mundpropa- ganda erfahren sie, dass ihnen hier geholfen wird und sie an die Hand genommen werden. Viele der Maß- nahmenträger und die Agentur für Arbeit kennen uns und empfehlen uns auch weiter. Das Wichtigste ist, dass die, die gute Erfahrungen ge- macht haben, darüber reden. Einige finden den Weg auch über unsere Webseite oder über Facebook zu uns. Das ist nur ein kleiner Prozent- satz, aber gerade die Jüngeren nut- zen diese Möglichkeit. Was wünschen Sie sich für die Zu- kunft Ihres Vereins und für die Ihrer „Patienten“? K.H.: Wir möchten gern in der Öffentlichkeit noch mehr wahrge- nommen werden und unsere Arbeit bekannter machen. S.M.: Natürlich wünschen wir uns auch weiterhin finanzielle Unter- stützung von verschiedenen Seiten, denn damit steht und fällt das ganze Projekt. Es wäre schön, wenn Kran- kenkassen noch mehr honorieren, was wir leisten und dass wir ih- nen Arbeit und Kosten erspa- ren, indem wir zum Beispiel Folgeerkrankungen verhin- dern. Leider erhalten wir aus dieserRichtungbisherkaum Unterstützung. B.M.-T.: Wenn uns je- mand unterstützen möchte, wir sind über jeden Spen- denbetrag dankbar. Unser gemeinnütziger Verein finanziert sich über Privatspenden. Damit de- cken wir unsere Kosten z.B. für die Räumlich- keiten, Telefon oder für Flyer. Mit einem Jahres- mitgliedsbeitrag von 10 Euro kann man auch schon Gutes tun. Auch für Sachspenden sind wir jederzeit offen. Un- sere Technik ist schon etwas veraltet und neue Büromöbel bräuchten wir auch, denn die fallen schon fast auseinander. Kontakt: Zahnfee e.V. Hildegardstraße 40 04315 Leipzig Tel.: +49 341 42588943 info@gutezahnfee.de www.gutezahnfee.de Spendenkonto: IBAN: DE31 8605 5592 1100 8021 14 BIC: WELADE8LXXX Sparkasse Leipzig „Wir bieten Hilfe für ein Lächeln“ Die Leipziger Zahnfeen kümmern sich um Angstpatienten aus allen sozialen Schichten. 1 2 3 3 4 5 Ausführliches Interview auf ZWP online „Jeder hat vor etwas anderem Angst – aber man sollte versuchen, dagegen anzugehen“, sagt Birgit Müller-Taut. Für die gelernte Zahntechnikerin und ihre Kolleginnen gehört Zahnarztangst zum Alltag. Gemeinsam mit Steffi Meschke, gelernteZahnarzthelferin,undKatjaHerrmann,kaufmännischeAngestellteineinemDentallabor,leitetsiedenZahnfee e.V. im Leipziger Osten. Seit Juli 2010 begleiten sie Angstpatienten beim Zahnarztbesuch. Im Gespräch mit der Zahn- ärztlichen Assistenz haben die drei ehrenamtlichen „Zahnfeen“ über ihre Erfahrungen und Wünsche geredet. Abb. 1: Ehrenamt aus Leidenschaft: Steffi Meschke, gelernte Zahnarzthelferin, Birgit Müller-Taut,gelernteZahntechnikerin,undKatjaHerrmann,kaufmännischeAngestelltein einem Zahntechniklabor (v. l.). – Abb. 2: Vor der Beratungsstelle des Zahnfee e.V. im Osten von Leipzig. – Abb. 3: Haben immer viel zu tun: Die Leipziger Zahnfeen bei der Arbeit. – Abb. 4:InfomaterialhilftdenZahnfeenbeiderAufklärungvonPatienten.–Abb. 5:Dieses Gedicht am Fenster der Beratungsstelle soll zum Nachdenken anregen. 1 Tel.: +4934142588943 IBAN: DE31 860555921100802114

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