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Dental Tribune Austrian Edition

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 10/2015 · 7. Oktober 20156 Und nicht selten ist auch der Zeit- punkt sehr ungünstig.Verschiedene Berichte und Beispiele aus der Ver- gangenheit haben gezeigt,dass Spit- zenathleten manchmal kurz vor ei- nem Wettkampf eine solche Proble- matik entwickelten und deswegen nichtodernurstarkgeschwächtteil- nehmen konnten. Umso ärgerlicher ist es, wenn am Tag X oder am Ende der Wettkampfsaison nur wenig für den Spitzenplatz gefehlt hat und man sich eingestehen muss, dass es ein vermeidbares Problem gewesen wäre. Weiter haben Studien gezeigt, dass je nach Durchbruchstadium und Lage der unteren Weisheits- zähne das Frakturrisiko des Kiefer- winkels bei einem Schlag, wie er im Kampfsport oder Mannschafts- sport doch ab und zu vorkommen kann, um ein Vielfaches erhöht ist. Daneben können solche teilreti- nierten Weisheitszähne zusätzliche Komplikationen verursachen, wie z.B. profunde kariöse Läsionen mit apikalen Prozessen bis hin zur Zys- tenbildung. Aus all diesen Gründen ist vor allem bei jungen professionellen Athleten eine frühzeitigeAbklärung bezüglich der Platzverhältnisse und der Lage der Weisheitszähne unbe- dingt nötig. Gegebenenfalls sollten sie aus prophylaktischen Gründen entfernt werden, um spätere Kom- plikationen zu vermeiden. Der Zeitpunkt für diesen Eingriff muss dabei speziell beim Spitzen- sportler gut ge- plant und auf den Trainings- und Wettkampfkalen- der abgestimmt werden, was er- fahrungsgemäß nichtimmerein- fach ist. Zahnunfälle und Risiko- sportarten Bei Sportar- ten mit einem hohen Risiko für Kopfverletzungen ist das Tragen eines Helms empfohlen oder sogar vorgeschrie- ben. Meistens bleiben die untere Gesichtshälfte und somit die Zähne ungeschützt, sodass ein erhöhtes Risiko für eine Zahn- oder Weich- teilverletzung weiterhin bestehen bleibt. Besonders Athleten in Kampfsport- (z.B. Boxen, Karate, Judo), Stocksport- (z.B. Eishockey, Unihockey) und Kontaktsportarten (z.B. Rugby, Handball, Basketball, Fußball) sowie zunehmend auch Trendsportarten (z.B. Inline-Ska- ting, Freeskiing) sind dafür gefähr- det. Denkt man schon nur an die Schwere und die Folgen eines Zahn- unfalles, so liegt es nahe, dass der Profi-,aber auch der Hobbysportler über die Traumaprävention mittels Zahnschutz ausreichend informiert werden müsste. Hier gilt es sicher, das Kosten-Nutzen-Verhältnis und das Risiko für die jeweilige Sportart abzuwägen. Bei einigen Sportarten oder Altersklassen erübrigt sich dies, da mittlerweile zum Glück be- reits ein Zahnschutzobligatorium besteht. Zahnschutz Zahlreiche Zahnschutzvarian- ten werden zwar im Sportfachhan- del angeboten, aber nur die Wirk- samkeit des individuellen laborge- fertigten Zahnschutzes konnte in Studien gezeigt werden. Zudem hat der individuell vom Zahntechniker hergestellte Zahnschutz keinen ne- gativen Einfluss auf die Leistungsfä- higkeitdesSportlers.Dankderopti- malen Passgenauigkeit ist der Trag- komfort äußerst gut, sodass kaum Schwierigkeiten beim Sprechen oder Atmen bestehen. Der laborge- fertigte Zahnschutz bietet einen ge- nügenden Schutz vor Zahntrau- mata, Verletzungen der perioralen Weichteile oder Bissverletzungen von Lippen und Zunge. Des Weite- ren kann damit auch die Wahrscheinlichkeit für Kieferfrakturen und Kiefergelenkverletzun- gen reduziert werden. Ein positiver Einfluss auf die Schwere von Hirnerschütterungen wird hie und da zwar propagiert, konnte bis heute aber nicht nachgewiesen wer- den. Zahnrettungsbox Sollte trotzdem ein Zahnunfall ein- treten, so müssten die Athleten oder we- nigstens die anwesen- den medizinischen Betreuer Kenntnisse über das Verhalten bei einem Zahnunfall und auch bezüglich dem Umgang mit der sogenannten Zahnrettungs- box haben. Solch eine Zahnret- tungsbox sollte zur Standardaus- rüstungdermedizinischenBetreuer von oben erwähnten Risikosportar- ten gehören. Aktuelle Studien zei- gen aber, dass die Athleten wie auch ihre Betreuer immer noch sehr we- nig über die Notfallmaßnahmen bei einem Zahnunfall wissen. Die Ver- mittlung von solchen Informatio- nen gehört deshalb zur Aufgabe des im Bereich Sport-Zahnmedizin tä- tigen Zahnarztes unbedingt dazu. SnusundMundschleimhaut- erkrankungen Sogar im Bereich der Stomatolo- gie findet sich ein Zusammenhang zwischen dem Sport und der Zahn- medizin. Snus ist eine Art Kautabak, welcher portionenweise in die Lip- penfalte geschoben wird. In gewissen Sportarten ist Snus bei Eliteathleten, und leider auch schon bei jungen Nachwuchssportlern (z.B.Eishockey- spieler), ziemlich weit verbreitet und wird während des Wettkampfes und auch im Training konsumiert.Das im Snus enthaltene Nikotin dringt über dieMundschleimhautindieBlutbahn und von dort ins Gehirn, wo es rasch zueinerstarkenAbhängigkeitführt.In den letzten Jahren hat der Snuskon- sumallgemeinundingewissenSport- artenzugenommen.ObSnustatsäch- lich eine leistungssteigerndeWirkung hat, ist fraglich. Es ist jedoch kürzlich auf die Monitoring-Liste der WADA (World Anti-Doping Agency) aufge- nommen worden, wo es näher unter- sucht wird. Sicher sind jedoch die Studien und dokumentierten Fall- beispiele, dass es bei Snuskonsum einerseits zu gefährlichen Schleim- hautveränderungen (Präkanzerosen!) und andererseits zu irreversiblen Schäden an Zähnen und Zahnfleisch kommenkann.DerbetreuendeZahn- arzt muss sich bei der stomatologi- schenUntersuchungeinesProfisport- lers dieser Problematik bewusst sein. Von der Verwendung solcher Pro- dukteistdeshalbunbedingtabzuraten undzuversuchen,denKonsumabzu- gewöhnen. Erhöhtes Risiko für Karies oder Erosionen bei Sportlern? Sportliche Höchstleistungen im Training und im Wettkampf erfor- dern eine adäquate Flüssigkeitsauf- nahme. Die isotonischen Sportge- tränke enthalten neben ihren positi- venEigenschaftenzumTeilaucheine gewisse Menge an Säuren und kön- nen so einen Ko-Faktor für Zahn- erosionenbeigewissenAthletendar- stellen, welche sonst noch begünsti- gende Faktoren haben. Einen weite- ren Zusammenhang mit Erosionen findetmangelegentlichbeiAthletin- nen und neuerdings auch bei männ- lichen Sportlern, welche ein gestör- tes Essverhalten entwickeln. Dafür gefährdete Sportarten sind solche mit Bewertung durch eine Jury, mit ausgeprägtem Ausdauercharakter, auch Sportarten,die das Tragen kör- perbetonter Kleidung erfordern, die in Gewichtsklassen kämpfen und bei denenbessereLeistungendanktiefe- rem Körpergewicht erwartet wer- den. Bei diesem gestörten Essver- halten,insbesondere Bulimie,zeigen die betroffenen Athleten relativ früh einerseits erosive Zahnschäden und andererseits Symptome u.a. auf der Mundschleimhaut, welche beide durch die Magensäure hervorge- rufen werden. Nebst den zuckerhaltigen Sport- getränkenerfordertderebenfallshäu- fige und über den Tag verteilte Kon- sum von zum Teil klebriger hyper- kalorischer Kost (Sportriegel) eine Anpassung der Mundhygiene. Dies umso mehr, weil Sportler häufig einen verminderten Speichelfluss bei körperlicher Betätigung und einentrockenenMundinfolgeMund- atmung haben. Je nach Immunstatus können sie sogar eine verminderte Speichelqualität aufweisen, weil die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers reduziert sind. Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass gewisse Abwehrfaktoren sowohl im Blut als auch im Speichel bei lang andauerndem Training (Overtrai- ning) ausgeschaltet oder vermindert sind. Damit gäbe es möglicherweise günstigereBedingungenfürBakterien in der Mundhöhle, was die Anfällig- keit für reversible oder irreversible Zahnfleischentzündungen bei Sport- lernerhöhenkönnte. Sollten die Athleten ihre Mund- hygiene nicht an all diese speziellen Bedingungen anpassen, sind sie einerseits einem erhöhten Karies- und/oder Erosionsrisiko und ande- rerseits einem größeren Gingivitis- oder sogar Parodontitisrisiko ausge- setzt. Zahnärztliche Betreuung von professionellen Athleten Dank der Olympischen Bewe- gung und anderen treibenden Kräf- ten ist das Bewusstsein für eine bes- sere Zahngesundheit bei Spitzen- sportlern in den letzten Jahren ge- stiegen. Mehrere Studien und zahlreiche Fallbeispiele zeigen aber immernoch,dassdiezahnmedizini- sche Betreuung von professionellen Athleten verbessert werden muss. Das heißt, dass auch ein Zahnarzt in den medizinischen Betreuerstab des jeweiligen professionell geführten Sportklubs oderVerbands integriert werden sollte.Dazu braucht es einer- seits sportinteressierte Zahnärzte und andererseits die nötige Unter- stützung der Sportmediziner samt Funktionäre. Das Ziel sollte sein, dass profes- sionelle Athleten, analog der perio- disch durchgeführten sportmedizi- nischen Kontrolle, sich auch jähr- lichen zahnärztlichen Untersu- chung unterziehen würden. Nur so könnenakutedentaleProblemeund ihre Folgen während der Wett- kampfsaison größtenteils ausge- schlossen werden. Am Wettkampftag ist in gewis- sen Sportarten und abhängig vom Sportanlass(z.B.Europa-oderWelt- meisterschaften,Olympische Spiele) sogar die Anwesenheit eines On- site-Zahnarztes bei Risikosportar- ten zum Teil schon Standard. Der Stellenwert der Sport- Zahnmedizin soll damit sicher nicht überbewertet werden. Sie gehört aber ganz bestimmt zu einer kom- pletten professionellen Athletenbe- treuung dazu, und zwar wie ein Puzzleteilchen, welches zum sieg- reichen Gesamtbild beiträgt. DT Dr.med.dent.PascalMenzel Klinik für Zahnerhaltung,Prä- ventiv- und Kinderzahnmedizin Zahnmedizinische Kliniken der Universität Bern Freiburgstr.7 3010 Bern,Schweiz Tel.: +41 31 63225-80 pascal.menzel@zmk.unibe.ch Infos zum Autor Kontakt 21 Abb. 1: OPG eines 20-jährigen afrikanischen Profifussballers. – Abb. 2: Zahnunfälle auch im Fussball – Abb. 3: Dentosafe Zahnrettungsbox. (links unten) – Abb. 4: Leukoplakische Veränderung nach Snuskonsum. – Abb. 5: Marathonläufer. 4 5 3 Tel.: +413163225-80

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