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Dental Tribune Austrian Edition

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 10/2015 · 7. Oktober 20154 Ganz nach dem Motto „CITIUS – ALTIUS – FORTIUS“ hat sich der Sport in den letzten Jahrzehnten rasant weiterentwickelt und die gesamte Betreuung der Athleten ist immer professioneller geworden. Heutzutage wird nichts mehr dem Zufall überlassen, denn heute ent- scheidet immer weniger über Sieg und Niederlage. Dank der Olympischen Bewe- gung und einzelnen Sportverbän- den, vor allem aus Nordamerika, konnte sich auch die Sport-Zahn- medizin etablieren und weiterent- wickeln. Das Hauptaugenmerk lag anfänglich in der Prävention und in der Behandlung von Zahnunfällen. Diese beiden Themen haben sicher- lich immer noch einen großen An- teil, doch sind weitere Gebiete aus der allgemeinen Zahnmedizin da- zugekommen, welche für die Athle- ten von Bedeutung sind. Das Gebiet der Sport-Zahnmedizin beinhaltet somit nicht nur die Prävention und Behandlung von orofazialen Sport- verletzungen, sondern auch die sportbedingten Erkrankungen der Hart- und Weichgewebe sowie die Förderung der Forschung auf die- sen Gebieten. Optimalste Bedingungen für den Sportler Es ist unbestritten, dass es das gemeinsame Ziel des ganzen Be- treuerstabes ist, den Sportlern die besten Voraussetzungen zu bieten, damit sie die gefor- derten Spit- zenleistungen er- zielen können. Im medizi- nischen Bereich gehören nebst dem Sportmediziner und dem Physio- therapeuten immer mehr auch Spe- zialisten dazu, und zwar vom Au- genarzt über den Sportpsychologen bis hin zum Zahnarzt. Letzterer mussdafürsorgen,dassderSpitzen- sportler eine problemlose Trai- nings- und Wettkampfsaison absol- vieren kann und nicht durch (vor- hersehbare) Zahnschmerzen einen Rückschlag erleidet. Untersuchun- gen haben nämlich gezeigt, dass das Verhalten von Spitzenathleten be- züglich Mundhygiene längst nicht so vorbildlich ist, wie man es erwar- ten könnte. Verschiedenste Bei- spiele aus der nationalen und inter- nationalen Sportwelt belegen, dass die Zahngesundheit von Sportlern oft vernachlässigt wird und dass die zahnärztliche Betreuung verbessert werden könnte. Das Internationale Olympische Komitee IOC hat sich deshalb mit- hilfe von namhaften Sponsoren an- lässlich der letzten Olympischen Sommer- und Winterspiele stark eingesetzt, um in die- semBereichdieteilnehmen- denAthleten aus der ganzen Welt zu unterstützen. Erstaunliche Studien- ergebnisse Dem IOC geht es darum, dass die Sportler vor und wäh- rend des Wettkampfes keine denta- lenProblemehaben.EineStudieder Universität London hat anlässlich der Olympischen Sommerspiele 2012 in London zum Vorschein ge- bracht,dass von den 278 untersuch- ten Athleten aus Europa, Amerika und Afrika rund 55 Prozent Karies, 45 Prozent Erosionen, 76 Prozent eineGingivitisundsogar15Prozent eine Parodontitis hatten. Knapp 20 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre schlechte Zahngesundheit einen negativen Einfluss auf ihre Leistungsfähigkeithabe.Schließlich gab fast die Hälfte der Sportler an, sich im vergangenen Jahr keiner zahnärztlichen Untersuchung un- terzogen zu haben. Und in dieser Gruppe waren nicht nur Sportler aus unterentwickelten Ländern! Dabei ist doch ein gesunder, funktionierenderKörperdasgrößte Kapital eines Profisportlers. Schon ein kleines Gesundheitsproblem führt häufig zu einem Trainings- rückstand und/oder zu schlechten Wettkampfresultaten. Professio- nelle Athleten sind aber aufgrund ihrer Trainingslager und Wett- kämpfe oft unterwegs, und auch bei ihnen ist der Zahnarztbesuch selten zuoberst auf der Prioritätenliste. Man muss sich auch bewusst sein, dass eine Spitzensportlerkarriere oft dann richtig beginnt, wenn das Elternhaus verlassen und die Schule beendetwird.DamitendetzumBei- spiel auch die obligatorische jähr- liche Schuluntersuchung, wie sie in der Schweiz seit dem Kindergarten stattfindet, und der Athlet müsste sich in Zukunft somit selber darum kümmern. Weil sich der junge Sportler aber in einer der entschei- dendsten Phasen einer möglichen Profikarriere befindet, wird dies oftmals vergessen. Der Zahnarztbe- such wäre aber gerade in diesem Alter insbesondere für die Abklä- rung über das Vorhandensein und die Lage der Weisheitszähne indi- ziert.WirddieMundhygienezudem über einige Jahre vernachlässigt, so könnten während seiner noch jun- gen Laufbahn akute dentale Pro- bleme auftreten. Es gilt ebenfalls zu beachten, dass häufig auch auslän- dische Mannschaftssportler in Pro- fiteams eingegliedert werden, wel- che je nach zahnärztlicher Betreu- ung im Herkunftsland eine längere dentale Vorgeschichte und somit einen erhöhten Abklärungs- bzw. Sanierungsbedarf haben. Die verschiedenen erwiesenen Zusammenhänge zwischen der Zahnmedizin und dem (Profi-) Sport sollen deshalb im Folgenden diskutiert werden. Retinierte Weisheitszähne – eine Zeitbombe Nicht vollständig durchgebro- chene Weisheitszähne können selbstverständlich für jedes Indivi- duum problematisch werden. Bei einemprofessionellenAthletensind die Konsequenzen allerdings noch größer. Sollte eine chronische Peri- koronitis plötzlich akut werden, so sind die unmittelbaren Folgen be- züglich der körperlichen Leistungs- fähigkeit nicht zu unterschätzen. Sport und Zahnmedizin – Wird den Zähnen zu wenig Beachtung geschenkt? Die Sport-Zahnmedizin hatte ihren Start schon um die 1980er-Jahre in den USA mit der Gründung der Academy for Sports Dentistry. Studien zeigen, wie schlecht es teilweise um die Zahngesundheit der Sportler steht. Von Dr. med. dent. Pascal Menzel, Bern, Schweiz.

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