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Dental Tribune German Edition

PERIOTRIBUNE German Edition · Nr. 6/2015 · 10. Juni 2015 User Report 21 Laut DMS IV leiden 52,7 Prozent der Erwachsenen unter mittelschweren (CPI Grad 3) und 20,5 Prozent unter schweren Formen der Parodontitis (CPI Grad 4). Bei den Senioren sind 48,0Prozentvoneinermittelschweren und 39,8 Prozent von einer schweren Erkrankung betroffen. Parodontitis ist weltweit eine der am meisten ver- breiteten chronischen, entzündlichen Erkrankungen.AuchjungeMenschen zwischen35und45Jahrensindschon betroffen,dennesistnicht,wievermu- tet, nur eine Erkrankung des Alters. Die ersten Warnsignale wie Rötung, Schwellung und Blutung werden deutlich unterschätzt, da diese Anzei- chen nicht als Anzeichen einer Er- krankung wahrgenommen werden. Dieser Zustand kann schnell einen chronischen Krankheitscharakter an- nehmen, an den sich der Patient gewöhnt. Die Ursache dieser Anzeichen ist die Ansiedlung bestimmter Bakte- rienstämme, welche die Mundhöhle besiedeln, sich ablagern, einen struk- turiertenVerbundbildenundsichun- gehindert vermehren können, um dann durch Toxinbildung eine Ent- zündungsreaktion hervorzurufen. Dies ist ein langsamer, schleichender Prozess,dersichübervieleJahreunbe- merkt in ein chronisches Stadium entwickeln kann und natürlich ab- hängig ist von der Wirtsabwehr des einzelnenPatienten. Das normale Ökosystem der Mundhöhle als komplexer Lebens- raum vieler Bakterien, Viren und Pilze im Speichel umspült Zähne, Zunge und Zahnfleisch, bildet einen Biofilm und hält Krankheitserreger in Grenzen, als natürlicher Schutz- mechanismus des Körpers. Das funktioniert aber nur so lange, bis keines der Mikroorganismen die Oberhand gewinnt. Opportunisti- sche Krankheitserreger können dann ungehindert durch eine Ver- änderung im oralen Milieu und die Störung des biologischen Gleichge- wichtes von stagnativen Phasen zu progressiven Zuständen der Infektion und somit zur Entstehung oder auch zumVoranschreiteneinerKariesoder Parodontitisführen. DerganzheitlicheCharakter undderZusammenhang vonMundgesundheitund körperlichemWohlbefinden Dieser begründet sich in der Ba- lance des biologischen Gleichgewich- tes der Mundhöhle.Dabei kann nicht nur eine mangelnde Mundhygiene zu Veränderungen im biologischen GleichgewichtderMundhöhlebeitra- gen. Auch psychosozialer Stress, ein- seitige Ernährung, Mangelbewegung, Übergewicht und die Einnahme von bestimmten Medikamenten können einenentscheidendenEinflussauf das allgemeine Wohlbefinden des Patien- ten sowie die Entstehung einer Er- krankung in der Mundhöhle haben. Opportunistische Krankheitserreger können zur erhöhten Bakteriämie im Körper führen; eine erhöhte Kausa- lität zwischen parodontalen Erkran- kungenundHerzerkrankungensowie Diabetesistbekannt. Durch veränderte Lebensbedin- gungen und eine Überalterung der Bevölkerung haben wir heute ca. 80 Prozent Risikopatienten in der Praxis zu betreuen.Besonders die Be- treuung von Risikopatienten mit Herzerkrankungen, blutdrucksen- kenden Medikamenten, Blutverdün- nern,Endokartitisprophylaxe,Diabe- tiker aller Altersgruppen,Schwangere undPatientenmitChemo-undStrah- lentherapie gehören heute zumAlltag jeder Zahnarztpraxis. Folgeerkran- kungen,beeinflusstdurchXerostomie und Halitosis, durch Veränderungen der Speichelmenge und der Speichel- zusammensetzung und des pH-Wer- tes, können die Lebensqualität der Risikopatientendeutlichvermindern. Wenn die Schutzfunktion des Spei- chels als natürlicher Schutzmecha- nismus eingeschränkt ist oder ganz verloren geht,dann wird das dynami- sche ökologische System der Mund- höhleausderBalancegebracht. Die Entstehung von Karies durch VerschiebungdespH-WertesimSpei- chel und eine folgende Übersäuerung sowie die Demineralisation werden unterstützt. Parodontale Entzündun- genwerdendurchdieFolgendesakti- ven pathogenen Bakterienstoffwech- sels und die Wirkung der Toxine am Paradontium, durch verringerten Speichel,dessenSpülfunktionunddie darausresultierendefehlendeSchutz- funktion begünstigt. Es besteht eine erhöhte Verletzungsgefahr bei der Nahrungsaufnahme und bei der Zahnpflege. Folgeerkrankungen in der Mundhöhle wie Soor, Stomatitis, Rhagaden in den Mundwinkeln und Aphthen sind absehbar und werden durch eine geschwächte Abwehr, ver- ursacht von einer negativen Verschie- bung des biologischen Gleichgewich- tes, häufiger als Begleiterkrankung sichtbar,besondersbeiälterenPatien- ten. DasZieldermodernen ZahnarztpraxisistdieErhaltung derZahngesundheit Dazu gehören auch die Beratung der Patienten über die Möglichkeiten der Prävention sowie die Aufklärung über Ursachen und Entstehung von Erkrankungen in der Mundhöhle. Es ist wichtig, den Patienten zu motivie- ren,ihnindieBehandlungpersönlich einzubinden und ihm das Ziel der Zahn- und Mundgesundheit vor Au- gen zu halten. Ebenso muss der Weg dahinbeschriebenwerden.DieErhal- tung des biologischen Gleichgewich- tes der Mundhöhle funktioniert nur, wenn Patient und Praxisteam zusam- men arbeiten. Die regelmäßige PZR, die Beurteilung des derzeitigen Infek- tionsniveaus und der Gesamtsitua- tion der Mundhöhle unter Einbezie- hungderindividuellenAnamnesedes Patienten, der Medikamente, Grund- erkrankungen, Lebensgewohnheiten und des derzeitigen Gesundheitszu- standes, spielen eine entscheidende Rolle beim Behandlungserfolg. Die regelmäßige Zahnpflege mit geeigne- ten, verletzungsfreien Interdental- raumreinigungsmitteln (z.B. mit metall- und latexfreien Soft-Picks) mit der geeigneten Zahnbüste (diese muss zu den Zähnen in Größe und Form sowie Funktionalität passen, z.B.SonicareSchallzahnbürste)sowie die Stabilisierung des biologischen GleichgewichtesdurchEinnahmevon Probiotika (z.B. PerioBalance oder ProlacSan) sollte so angenehm wie möglich gestaltet werden. Durch die Anwendung von CHX-Spülungen und -Gel im Rahmen der PZR (z.B. Dynexan Proaktiv 0,2% CHX oder Dynexan Zahnfleischtropfen) und deren kurzzeitige häusliche Anwen- dung können pathogene Mikroorga- nismen bakteriostatisch bzw.bakteri- zid wirksam beeinflusst werden, um einemöglicheBakteriämiezuvermei- den und den Behandlungsverlauf zu optimieren. Die übermäßigeAnwendung von MundspülungendurchdenPatienten ist nicht angezeigt. Das biologische Gleichgewicht kann unterstützt wer- den durch minimalinvasives Eingrei- fen an der richtigen Stelle durch Pa- tientundBehandler. Unterstützendhatsichinderprä- ventiven Therapie der Einsatz von Probiotika bei Schwangerschafts- gingivitis, bei Diabetikern und Herz- patientenmitStomatitisundNeigung zu Aphthen sowie bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem und Speichelmangel durch Chemo- und Strahlentherapie bewährt. Durch die ergänzende Anwendung oraler Pro- biotikakanneszurpositivenVerschie- bung der Bakterienflora und damit zur Abwehrreaktion der pathogenen Bakterien im gleichen Lebensraum kommen(z.B.durchPlatz-undNähr- stoffentzug) infolge derWirkung spe- zifischerundunspezifischerbakterio- statischer und bakterizider Stoffe und damitzurpositivenBeeinflussungvon Entzündungsprozessen. Dies hat po- sitive systemische Folgeeffekte und Auswirkungen auf die Allgemeinge- sundheit(z.B.auf MagenundDarm). Ebensohabennaturheilkundlichealt- bewährte Essenzen wieder in den häuslichen Pflegealltag Einzug gehal- ten (z.B. das Ziehen von kalt gepres- stem Öl, Sole-Spülungen und das KauenvonKokosöl). Fazit Der ganzheitliche Charakter der Erhaltung des biologischen Gleichge- wichtes spielt eine entscheidende Rolle bei der Steigerung der Immun- abwehr und damit der Gesunderhal- tung des Patienten sowie bei der Kau- salität der Wirkungsmechanismen beim Entstehen einer Erkrankung, z.B.DiabetesundParodontitis.Anlie- gen ist es, durch minimalinvasive Be- handlungsmethoden im Rahmen der Prophylaxe/PZR den Patienten über Jahre präventiv bzw. therapeutisch zu begleiten und Produkte und Behand- lungsmethoden anzuwenden, welche das natürliche Ökosystem der Mund- höhle erhalten und regenerieren. Es kann positiv eingegriffen werden in denEnzymstoffwechsel,dieKolonisa- tion des Biofilms, die Hemmung der pathogenen Adhäsion sowie das pa- thogeneWachstum,umdiedamitver- bundene Stärkung des lokalen und systemischen Abwehrsystems zu er- zielen. Jeder Patient sollte ein gutes Gefühl für seine Mundgesundheit entwickeln und das Bedürfnis, diesen Lebensraumzuerhalten,nichtzuzer- stören.Dafür benötigt er unsere fach- liche Unterstützung und die Hilfe bei der Auswahl geeigneter Zahnpflege- mittel und Produkte, die uns die Industrie mit ihrer Vielfalt zur Verfügungstellt. PT Zusammenhang von Mundgesundheit und körperlichem Wohlbefinden Die Erhaltung des bakteriellen Gleichgewichts als Schlüsselfaktor für Patienten aller Altersgruppen und besonders für Risikopatienten. Von Sabine Hiemer, Dresden. SabineHiemer Stübelallee 65 b 01309 Dresden,Deutschland Tel.: +49 173 7779479 www.sabinehiemer.de Infos zur Autorin Kontakt Literaturliste Tel.: +491737779479

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