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Special Tribune Swiss Edition

Zahnersatz, der sich auch leicht an- passt (Abb.1 bis 3). DasniedrigeE-Modulhatsichaber auch als grösster Nachteil des Kunst- stoffes herausgestellt. Die E-Module aller Verblendkunststoffe sind sehr hochundzweiderartunterschiedliche E-Module lassen sich auf Dauer auch nicht mit den uns in der Zahntech- nik zur Verfügung stehenden Mitteln verbinden. So traten bei sehr vielen Prothesen nach einem Zeitraum von mehreren Monaten Sprünge und Ab- platzungen im Bereich der Verblen- dungen auf. Ausserdem bereitete uns die etwas grobporige Oberfläche Pro- blememitVerfärbungen,insbesondere bei Patienten mit verändertem Säure- Basen-Haushalt. FPM Die Industrie brachte kurze Zeit später einen Nachfolger-Kunststoff auf den Markt: ein FPM-Thermo- plast (Fluorpolymer). Auch dieser Thermoplast ist leicht flexibel, aller- dings lange nicht so stark wie ein Polyamid. Das E-Modul ist etwas höheralsdasvonPolyamid,liegtaber immer noch weit unter dem von Metall, folglich trat bald eine ähn- liche Problematik auf wie bei den Teleskopprothesen aus PA. PMMA Gute Erfolge erzielten wir mit PMMA.DieserKunststoffistsehrhart undunflexibel.Erwirdunteranderem (jeweils anders eingefärbt) für totale Prothesen und Aufbissschienen so- wie Langzeitprovisorien,Kronen und Brücken verwendet. Der Kunststoff ist plaqueunanfällig und weist keine besondereVerfärbungsneigungauf. Die E-Module von Verblend- kunststoffen und PMMA sind ähn- lich, sodass die Problematik von Sprüngen und Abplatzungen bei den Verblendungen nicht mehr auftrat. Allerdings klagten die Patien- ten,dievorhereineTeleskopprothese aus Polyamid oder Fluorpolymer hatten, über das unangenehmere Tragegefühl. Dadurch, dass ein PMMA-Kunststoff überhaupt nicht flexibel ist, hatten die Patienten wie- dereinFremdkörpergefühlimMund (Abb.4 bis 6). Nach einiger Zeit traten leider immerwiederBrücheauf –besonders bei Freiendsituationen. Auch wenn die Prothese nicht regelmässig unter- füttert wurde und zu starke Kräfte auf sieeinwirkten,tratenBrücheauf.Dies führen wir unter anderem auf das rechthoheE-Modulzurück,dassdem MaterialeinegewisseSprödigkeitver- leiht.DiegrosseProblematikdabeiist, dassmanThermoplastenichtreparie- ren kann. Es gibt keine Möglichkeit, Sprünge oder Brüche zu reparieren, dieeinzigeLösunginsoeinemFallist, dieProtheseneuanzufertigen. PEEK Vor ca. sechs Jahren kam dann dasMaterialPEEK(PolyEther-Ether- Keton)inderteleskopierendenZahn- technik zum Einsatz. PEEK wird in der Allgemeinmedizin bereits seit 15 Jahren als Material für Hüft-, Knie- und Bandscheibenimplantate eingesetzt. Bereits über vier Millio- nen Implantate wurden eingesetzt, ohne einen einzigen Fall mit einer nachgewiesenen Allergie gegen das Material (Quelle: Evonik). PEEK hat ein knochenähnliches E-Modul, das sich in der Einheilphase positiv be- merkbar macht. Auch deswegen ist PEEKfürdieZahntechniksointeres- sant. Endlich hat man ein Material, daseineknochenähnlicheHärtehat– nicht zu weich wie PA und FPM- Kunststoffe, aber auch nicht zu hart wie PMMA. Gerade die ganz starren MaterialienbereitenunsinderZahn- technik oft Schwierigkeiten, z. B. bei einer Vollkeramikversorgung im Oberkiefertretenauscraniomanibu- lärer Sicht vermehrt Probleme auf. PEEK wird aufgrund seines sehr geringen Gewichtes seit Langem in der Raumfahrt eingesetzt. In der Halbleitertechnik macht man sich die nicht vorhandene Leitfähigkeit von PEEK zunutze – auch diese Ma- terialeigenschaft kommt uns in der Mundhöhle entgegen. Die pharmazeutische Industrie verwendet PEEK in der Produktion. Dabei sind die produktberühren- denTeileausPEEK.Hiermachtman sichdiegeringeVerfärbungsneigung und die hohe Beständigkeit gegen Abnutzung und Korrosion zunutze. Beides sind Eigenschaften, die uns auch in der Zahntechnik entgegen- kommen. Die Indikation von PEEK er- streckt sich auf herausnehmba- ren und bedingt herausnehmbaren Zahnersatz.Es können also Brücken/ Kronen, Teleskopprothesen und Ge- schiebe sowie im Mund verschraubte Suprakonstruktionen hergestellt werden. Es gibt zwei verschiedene Her- stellungsverfahren: Zum einen das Spritzgussverfahren und zum an- deren CAD/CAM-gefräst. PEEK weist sehr gute Gleiteigenschaften auf, ausserdem berichten die Patien- ten von einem äusserst angenehmen Tragekomfort. Die Mindeststärke bei Teleskopen beträgt 0,6 mm. Bei Gerüst und Bügel muss von einer deutlich höheren Mindeststärke aus- gegangen werden.Diese variiert aber je nach Konstruktion und Grösse der Teleskopprothese und ist abhängig von der Menge der vorhandenen Teleskope. Insgesamt wird eine Tele- skopprotheseausPEEKimmeretwas dicker sein als eine Teleskopprothese aus Metall. Zwingendnotwendigist,dassdie PrimärkroneausZirkonoxidbesteht, da sich sonst ein Metallabrieb unter der Sekundärkrone bilden würde. Der Verbund zu Verblendung wurde in einer Studie (Quelle: Uni- versität Regensburg 2012) in einem Test überprüft. Um diesen Test zu bestehen,musste einWert von 5 MPa erreicht werden. PEEK erreichte mit allen getesteten Verblendsystemen einen Wert von 10 MPa und höher und hat damit alle Verbundfestig- keitsprüfungen bestanden. Weitere Tests zur Verfärbungsneigung und Scherkraftfestigkeit (Quelle: Uni- versität Jena 2013) fielen auch mit äusserst positiven Ergebnissen aus und bestätigen die Tauglichkeit von PEEK in der Mundhöhle.Die Bruch- lastwerte von PEEK lagen in Tests beim Belasten einer Brücke bis zum Versagen (Quelle: Universität Jena 2013) mit 2.354 N weit über denen von Keramik mit 1.702 N. In der MundhöhlehältPEEKalsogrösseren BelastungenstandalsKeramik,somit lassen sich auch grossspannige Tele- skopprothesen aus PEEK herstellen. BeiderVerarbeitungvonTeleskop- prothesen aus PEEK muss zwingend nach dentalen Keramikrichtlinien ge- arbeitet werden, da sonst infolge von Rissfortpflanzung eine Schwächung desMaterialsfolgenkönnte. Ausserdem muss die Prothese nach bestimmten Kriterien konstru- iert werden. So muss z.B bei einer Prothese ohne Transversalbügel im- mer eine Rückenschutzplatte im Sekundärteil modelliert werden, um eine ausreichende Stabilität zu ge- währleisten. Für ein Dentallabor ist es zwin- gend notwendig, sich vor der Her- stellung von metallfreien Teleskop- prothesen ausreichend zu schulen und fortzubilden – nur so kann ein hohes qualitatives Niveau erreicht werden. Wer nicht oft mit PEEK ar- beitet und nur wenig Erfahrung hat, istbesserbedient,Teleskopprothesen aus PEEK im Fräslabor konstruieren undfräsenzulassen.Wirhabenleider auch bei PEEK-Teleskopprothesen Brüche feststellen müssen,allerdings waren diese alle auf Verarbeitungs- fehler zurückzuführen. Bei korrekt hergestellten Arbeiten konnten wir keine Brüche feststellen. Die Pro- bleme mit Sprüngen undAbplatzun- gen der Verblendung kommen bei Prothesen mit PEEK in etwa genauso oftvorwiebeiTeleskopprothesenaus Metall – also eher selten. PEEK weist eine hohe Plaque- unanfälligkeit auf und ist inert gegen Säuren und Chemikalien, sodass der Zahnersatz sogar mit chemischem Zahnreiniger gesäubert werden kann. Eine der wichtigsten Eigenschaft bei der teleskopierenden Versorgung ist die Friktion. Die Friktion von PEEK ist sehr gut und lässt sich mit Expansionsgips hervorragend steu- ern. Vor allem aber ist die Friktion dauerhaft. Wir haben vor ca. fünf Jahren die ersten Teleskopprothesen aus PEEK hergestellt und konnten keinen Friktionsverlust feststellen (Abb.7 bis 13). Fazit Wir blicken in unserem Dental- laborHerrmannaufeinezehnjährige Erfahrungszeit zurück, in der weit mehr als 300 metallfreie Teleskop- prothesen hergestellt wurden. Nach anfänglichen Problemen und vielen verschiedenen Versuchen mit ver- schiedenen Materialien ist mit PEEK in der Teleskoptechnik endlich ein Materialgefunden,mitdemsicheine metallfreie Teleskopprothese lang- fristig realisieren lässt. Metallfreie Teleskopprothesen haben, wenn sie fachmännisch hergestellt wurden, keine Nachteile zu Teleskopprothe- sen aus Metall. Ganz im Gegenteil, das geringe Gewicht,der hohe Trage- komfort und gerade die Metallfrei- heit überzeugen uns Zahntechniker unddiePatientengleichermassen. ST State of the Art SPECIALTRIBUNE Swiss Edition · Nr. 7+8/2014 · 30. Juli 201426 Fortsetzung von Seite 25 81 2 3 64 5 7 8 9 13121110 ClaudiaHerrmann Dentallabor Herrmann Höhenbergweg 18a 83664 Bad Tölz,Deutschland Tel.: +49 8041 72471 Fax: +49 8041 74711 abt@dl-herrmann.de www.dl-herrmann.de Infos zum Autor Kontakt 8123 645 789 Tel.: +49804172471 Fax: +49804174711

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