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Dental Tribune German Edition

International Science DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 4/2015 · 8. April 20156 Die ersten medizinischen Ver- öffentlichungenzurFMD/AKbasieren auf Untersuchungen des amerika- nischen Chiropraktikers Dr. George J. Goodheart aus den frühen 1960er- Jahren (reproduzierbare Veränderung der Muskelreaktion auf Testreize).Seit den 1980er-Jahren gibt es vermehrt klinischeStudienzurReproduzierbar- keit der Testergebnisse der FMD/AK. Die heute u.a. im deutschen Sprach- raum gängigen umfassenden Lehr- bücher von Gerz (1997) und Garten (2004) bzw.Garten/Weiss (2007) nach dem Standard des ICAK systematisie- ren dieses Wissen und bringen es mit verschiedenen medizinischen Fachrich- tungeninVerbindung. DerMuskeltest inderAppliedKinesiology DerMuskeltestalsinderRegelma- nuelldurchzuführenderTestbirgteine VielzahlpotenziellerFehlerquellen,die nurdurcheinekorrekteundstandardi- sierte Testdurchführung eliminiert werden können.Beim Test wird ein als geeignetidentifizierterMuskelinseine standardisierte Testposition gebracht. Der isometrische Testvorgang besteht darin, den Muskel des Patienten mit maximaler Kontraktion gegen einen breiten Handkontakt des Behandlers ohne Schmerz zu drücken. Wenn der Patient sein Kraftmaximum erreicht hat,erhöhtderTesterdenGegendruck geringfügig für ca. 1 bis 2 Sekunden (Abb.2).Wichtighierbeiisteinegleich- mäßige, nicht zu schnelle Kraftzu- nahme,damitzusätzlichMuskelfasern rekrutiert werden können. Alle Kraft- vorteilesolltenwährenddesTestsbeim Patientenliegen. Das Erkennen von pmax und die individuell adäquate Testdurchfüh- rung ist die Kompetenz des Unter- suchers.DieReaktiondesPatienten(a) oder (b) ist der eigentliche entschei- dende Schritt des AK-Muskeltests (Abb.1)! Beieinemordnungsgemäßdurch- geführten Test ergeben sich drei mög- licheMuskelreaktionen: 1.Hyporeaktivität (dysreaktiv), d.h. der Patient kann den Testmuskel entsprechend rekrutieren, aber dem Gegendruck des Behandlers nicht standhalten. 2.Normoreaktivität, d.h. der Muskel kann dem ansteigenden Testdruck desUntersuchersausreichendWider- stand leisten und reagiert auf se- dierende Maßnahmen, wie z.B. die Annäherung der Spindelzellen im Muskelbauch u.a., vorübergehend mit einer funktionellen Schwä- chung. 3.Hyperreaktivität: Der Muskel ist im Test stark,reagiert aber auf die unter 2. beschriebenen sedierenden Maß- nahmennicht,bleibtstark. Der korrekte Muskeltest muss er- lernt und intensiv trainiert werden (Abb. 3), da insbesondere im Rahmen der Interaktion zwischen Untersucher und Patient verschiedenste Aspekte zu berücksichtigen sind (Kraftmomente, Muskelposition, Testinteraktion, …), um mögliche Fehlerquellen auszu- schließen. Vorteil dieser Methode ist,dass sie bei korrekter Anwendung rasch und ohne apparativen Aufwand diagnos- tische Resultate im Sinn der persona- lisiertenMedizinliefert(Abb.4). Insbesondere liefert die FMD/AK eine schnelle, einfache und reprodu- zierbare Möglichkeit (nicht nur) für die Zahnmedizin, sich der Material- fragesowohlkurativalsauchpräventiv zunähern.GrenzenderFMD/AKerge- ben sich mehrfach,hinsichtlich zu tes- tender Materialien (siehe unten) und grundsätzlich, wegen des spezifischen diagnostischenVorgehens. Im Folgenden beschreiben wir eineexplorativeStudie,diedenEinsatz der FMD/AK in der zahnmedizini- schen klinischen Praxis illustriert, die Übereinstimmung dieses Vorgehens mit modernen labortechnischen Dia- gnosemethoden vergleicht und in Spezialfällen auch Grenzen des FMD/ AK-Zugangsaufzeigt. FMD/AK und Labormethoden im Vergleich Im Rahmen einer Praxisstudie wurden in der Praxis der Autorin 92PatientenimZeitraum2007bis2013 behandelt. Frage war, ob sich die FMD in der zahnärztlichen Praxis als einfach verfügbaresadditivesDiagnostikumzur umweltzahnmedizinischen Labordiag- nostik eignet. Das Studiendesign bein- haltetezweiTeilstudien,einezuneuein- zubringenden Materialien und eine zu bereitsinkorporiertenZahnwerkstoffen. Details zur Untersuchung (Stichpro- bendetails, methodisches Vorgehen, Diagnostik,Materiallisten,Detailergeb- nisse) sind nachzulesen (Riedl-Hohen- berger/Kraler, [2013]. Verträglichkeit von Zahnwerkstoffen in der personali- siertenMedizin–ZweiDiagnosemetho- den im Vergleich. Applied Kinesiology und Immundiagnostik im Labor. In: Medical Journal for Applied Kinesiology, Bd.16[3]2013,S.5–17).Vereinfachtfor- mulierthabenwirüberprüft,obsichdie mitderFMD/AKgewonnenenBefunde mit Labormethoden reproduzieren las- senundübereinstimmen. Vergleichend zur FMD/AK wur- denalsLaborverfahrenzurtoxikologi- schen Belastung der DMPS-Test nach Daunderer,für den immunologischen Status der Lymphozytentransforma- tionstest bzw. Effektorzelltypisierung und der basophile Degranulationstest (Allergenen des Typ I) verwendet, speziell für Titan der LTT-Titan. Im Folgenden werden die Ergebnisse zu- sammenfassenddargestellt. ErgebnisseTeilstudie1:Belastung durchbereitsinkorporierteMaterialien In dieser Teilstudie wurden Daten von 69 Patienten verwendet, die auf- grund ihres zum Teil komplexen Be- schwerdebildesmitFMD/AKundLabor auf Belastungen durch bereits inkor- porierte Materialien getestet worden waren. Die Übereinstimmungen sind, bezogen auf die Probandenzahl, in Abbildung6zusammengefasst. Bei Teilstudie 1 war dieAnzahl der zu prüfenden inkorporierten Materi- alien auf Belastungen geringer. Bei knapp78ProzentstimmtenalleLabor- ergebnisse mit den FMD/AK-Ergeb- nissen überein. Bei den restlichen 15PatientenkamesjenachAnzahlder aufBelastungzutestendenMaterialien zu einem oder mehreren unterschied- lichen Befunden zwischen Labor- und FMD/AK-Testung. Der Fall der Be- funddifferenz wurde als Indiz einer individuellen Materialunverträglich- keit interpretiert und den Patienten zu einerSanierunggeraten. ErgebnisseTeilstudie2: NeumaterialienvorderInkorporation In der zweiten Teilstudie wurden 45 verschiedene dentale Materia- lien getestet. Insgesamt wurden hier 230 FMD/AK-Messergebnisse mit La- borergebnissen verglichen.Wenn man die Testvergleiche auf Titanoxidpar- tikel nicht mit berücksichtigt, ergibt sich das in Abb. 7 dargestellte Verhält- nis einer Übereinstimmung von über 90Prozent. Bei Titan war zu beobachten, dass die Entzündungsbereitschaft auf diesesMaterialmitFMD/AKnichtein- deutigdiagnostizierbarzuseinscheint. Bei Titanoxidpartikeln, die aufgrund biochemischer Prozesse bei allen ein- gesetzten Titanimplantaten in einer gewissen Menge abgegeben werden, sank die Übereinstimmungsrate auf unter60Prozent. Das bedeutet, dass nach dem der- zeitigen Stand der Forschung explizit davon abgeraten werden muss, titan- haltige Werkstoffe mit der FMD/AK auf ihre individuelle Verträglichkeit hin zu testen, was wiederum den zen- tralen ergänzenden Charakter ver- schiedener Diagnosemethoden in der personalisiertenMedizinaufzeigt. Ganzheitliche Diagnostik Für die Zahnmedizin lässt sich darausFolgendesableiten:Inderzahn- ärztlichen Praxis spielen häufig eine kurzfristige medikamentöse Therapie (z.B. nach operativen Eingriffen) und einzubringende bzw. bereits inkorpo- rierte Zahnwerkstoffe eine zentrale Rolle.Unter anderem betonen die Au- toren der grundlegenden Werke zur FMD/AKdieeminentesystemischeBe- deutung des stomatognathen Systems (mit besonderem Augenmerk auf den Zahn- und Kieferbereich). Zahnwerk- stoffe auf der Basis der EbM bereits im Vorfeld hinsichtlich ihrer individuel- len Verträglichkeit mit den Methoden derpersonalisiertenMedizinzutesten, liefert daher eine Grundlage für einen möglichst nachhaltigen Behandlungs- undHeilungserfolg. Eine dergestalt evidenzbasierte, personalisierte Zahnmedizin bedingt naturgemäßeinerweitertesdifferenzi- aldiagnostisches und therapeutisches Vorgehen (Tab. 1). Es mag im ersten Moment aufwendiger und kosten- intensiver erscheinen, aber im Sinn der möglichst nachhaltigen Patienten- gesundheit dürfte sich ein derartiges Vorgehen auf längere Sicht jedoch als gesundheitsvorsorgend,präventivund auchökonomischererweisen. Eine detaillierte Literaturliste bzw. weitere Informationen können bei den Autoren angefordertwerden. DT Dr.med.univ.Dr.med.dent. MargitA.Riedl-Hohenberger Michael-Gaismair-Str.10 6020 Innsbruck,Österreich Tel.: +43 512 573985 praxis@riedl-hohenberger.at www.ganzheitliche-zahnmedizin.at Univ.-Prof.Dr.ChristianKraler SoE,Universität Innsbruck Innrain52,6020Innsbruck,Österreich Tel.:+43 676 872546570 Christian.Kraler@uibk.ac.at Infos zur Autorin Infos zum Autor Kontakt ➟ FMD/AK-gestütztes, personalisiertes Behandlungskonzept zur Testung von neuen und inkorporierten dentalen Werkstoffen Diagnose- und Behandlungsschritte Erläuterungen 1. Umfassende zahnmedizinische Erstdiagnostik und Erhebung des allgemeinmedizinischen Gesundheitsstatus des Patienten FMD/AK-gestützte Diagnose am Patienten, basierend auf Patientenfragebogen und allen zur Verfügung stehenden relevanten Labor- und Bilddaten 2. Allfällige therapeutische Interventionen zur bestmöglichen Optimierung des allgemeinen Gesundheitsstatus und Testung auf bestehende zahnmedizinische Belastungen sowie deren Behebung (soweit möglich) Behandlung struktureller Dysfunktionen, Störfelder, Herde, Belastungen durch bereits inkorporierte Materialien. Eine nachhaltige zahnmedizinische Versorgung basiert auf einem möglichst hohen Regulationsniveau des Patienten 3. Individuelle Materialtestung für geplante Therapie FMD/AK und Labortestung auf die individuelle Verträglichkeit von neu einzubringenden Materialien und Medikamenten 4. Schulzahnmedizinische Behandlung je nach Notwendigkeit Unter ausschließlicher Verwendung von auf individuelle Verträglichkeit getesteter Therapeutika (Materialien, Medikamente, Anästhetika) 5. Kontrolle und Nachsorge FMD/AK-Testung der therapierten Zähne und des Gesamtzustandes Tab.1: FMD/AK-gestütztes,personalisiertes umweltzahnmedizinisches Behandlungskonzept. Abb.5: Lymphozytentransformationstest bei positiverTyp IV-Allergie auf Metalle.– Abb.6:Teilstudie 1.– Abb.7:Teilstudie 2 –AK-Labor-Vergleiche bezogen auf Patienten (ohneTitan). 5 6 7 Tel.: +43512573985 Tel.:+43676872546570 567

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