Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Dental Tribune Austrian Edition

Als Teilgebiet der Medizin profitiert und partizipiert die Zahnmedizin auf vielfältigste Weise von Innovationen in unterschiedlichen Fachrichtungen (Chirurgie, Orthopädie, Werkstoff- kunde, Bildgebende Verfahren, Um- weltmedizin …). Die damit einher- gehende Spezialisierung und das zu- nehmende Verständnis von der Kom- plexität physiologischer Prozesse stellt auch für Zahnärzte eine erhebliche Herausforderungdar. Ganzheitlich personalisierte Zahnmedizin WennwiralseinzentralesZielärzt- licher Tätigkeit annehmen, Patienten möglichstnachhaltigzuversorgenund zu ihrer Gesundheit bzw. Gesundung beizutragen, ist in der Bevölkerung zu wenig bekannt,welchen Beitrag hierzu zahnärztliche Tätigkeit über klassische Zahnerhaltungsmaßnahmen bzw. Pro- thetikhinausleistet(Abb.1). KaumeineandereärztlicheBerufs- gruppe bringt zum Beispiel dauerhaft so viele unterschiedliche Materialien in den menschlichen Organismus ein wieZahnärzte.Jedesindividuellunver- trägliche Material kann einen Trigger für chronische Entzündungen darstel- len, da es Wechselwirkungen mit dem Organismus, aber auch mit allen sich bereitsimKörperbefindlichenFremd- materialien, eingeht. Dadurch können entzündliche Reize ausgelöst oder bereits bestehende Erkrankungen be- schleunigtundverstärktwerden. Im Rahmen einer nachhaltig auf GesundungundGesundheitausgerich- teten Therapie ist daher – falls möglich bereitsimVorfeldbzw.beiderDifferen- zialdiagnose–hinsichtlichbestehender Beschwerden gezielt abzuklären, ob pathologische Reaktionen auf neu ein- zubringendeoderbereitsinkorporierte Zahnersatzmaterialien zu erwarten sind bzw. bestehen, um dem Patienten unliebsameFolgendurchimmunologi- scheAbwehrreaktionenzuersparen. Im Rahmen der Zahnmedizin nimmt sich derartiger Fragestellungen besonders die Disziplin der Umwelt- Zahnmedizin an. In ihrem Fokus steht die ganz- heitlich ausgerich- tete zahnärztliche Behandlung chro- nisch kranker Pa- tienten sowie die Anwendung indivi- dueller präventiver Behandlungskon- zeptemitdemZiel,chronischentzünd- liche Krankheiten auch fernab der Mundhöhle zu verhindern bzw. zu lin- dern.Zwei Entwicklungen der Medizin sind in diesem Zusammenhang von zentraler Bedeutung:die Zugangsweise der evidenzbasierten Medizin und die derpersonalisiertenMedizin. Evidenzbasierte Medizin (EbM) Darunter versteht man die Nut- zung der gegenwärtig besten for- schungsbasierten Befundlage (Evidenz) von Untersuchungen zur medizini- schenVersorgungindividuellerPatien- tenalsdiagnostischeundvorallemthe- rapeutische Entscheidungsgrundlage. Grundidee hierbei ist, dass die Be- rücksichtigung der Erkenntnisse der evidenzbasierten Medizin die thera- peutische Erfolgswahrscheinlichkeit auch im Einzelfall erhöht. Insbeson- deremedizinischeMaßnahmen,deren Wirksamkeit mittels randomisierter kontrollierter Studien nachgewiesen werden konnten, sind hierbei von Bedeutung. Für den Einzelfall, so auch für die zahnärztliche Praxis, bleibt jedoch weiterhin das grundsätzliche Problem bestehen, dass die EbM nur statistische Aussagen machen kann, die eben im speziellenFallaufdeneinzelnenPatien- ten zutreffen können oder nicht. Hier setztdiepersonalisierteMedizinan. Personalisierte Medizin Ausgangspunkt dieser ist die Tat- sache, dass jeder Mensch individuell physiologisch anders ist und entspre- chend individuell reagiert. Patienten mitidentischerDiagnosesprechenetwa auf die Behandlung mit dem gleichen Arzneimittel unterschiedlich an. Den aktuellen Daten zufolge erzielt etwa ein Drittel der eingesetzten Arzneimittel nicht die gewünschteWirkung.Zudem nehmen aufgrund der steigenden Um- weltbelastung Krankheiten, Sensibili- täten, individuelle Unverträglichkeiten u.a. aufgrund sinkender Toleranz- schwellen vieler Patienten signifikant zu. Dies zeigt sich in der Praxis u.a. da- durch,dassPatientenaufteilweiselang- jährig erprobte und bewährte Zahn- werkstoffe individuell mit Unverträg- lichkeiten reagieren (Zahnwerkstoffe sind 24 Stunden im Körper!). Konse- quenterweise ist die Wahl der Therapie nicht mehr nur von der Krankheit ab- hängig, sondern auch vom individuel- len physiologischen und genetischen Status des Patienten. Gegenwärtig ba- siert der breite Erfolg des Konzepts der personalisiertenMedizinprimäraufden modernen molekulardiagnostischen Methoden,zunehmendjedochauchauf der Nutzung spezifischer evidenzba- sierter komplementärmedizinischer Strategien. Letztere kompensieren der- zeiteinenNachteilderLabormethoden. Diese sind teilweise aufwendig, relativ teuerundbenötigenZeit. Im Folgenden möchten wir exem- plarisch ein komplementärmedizini- sches Verfahren vorstellen, welches auch von Zahnärzten kostengünsti- ger, zeitnahe (direkt in der Praxis im Rahmen der Behandlung) und per- sonalisiert angewendet werden kann: dieFunktionelleMyodiagnostik(FMD)/ AppliedKinesiology(AK). Während aus pharmazeutischer Sicht die Personalisierung durch in- dividuelle gentechnische Analysen erreicht wird, greift die FMD auf ein System funktioneller neuromuskulä- rer Assessments zurück. Beide Varian- ten,LaborwieFMD/AK,tretenhierbei jedoch nicht in Konkurrenz, sondern ergänzen und sichern einander bei korrekterAnwendunggegenseitigund erhöhen so wesentlich die Chance auf einenpositivenTherapieerfolg. Was ist Funktionelle Myodiagnostik/ Applied Kinesiology Die FMD/AK baut auf Elemen- ten der Komplementärmedizin wie manuelleMedizin,Akupunktur,Osteo- pathie, Chirotherapie u.a. auf. Sie ist eine primär diagnostische Methode, dieinihrerAnwendungzusammenmit allen zusätzlich erhobenen schulme- dizinischen Befunden die Diagnostik absichern und verfeinern, aber auch das daraus resultierende Therapie- spektrumerweiternkann. International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 4/2015 · 8. April 20154 Ganzheitliche Diagnostik und Therapie in der personalisierten Zahnmedizin Funktionelle Myodiagnostik und Labormethoden in der Praxis. Von DDr. Margit A. Riedl-Hohenberger und Univ.-Prof. Dr. Christian Kraler, Innsbruck. ➟ „Kaum eine andere ärztliche Berufsgruppe bringt dauerhaft so viele unterschiedliche Materialien in den menschlichen Organismus ein wie Zahnärzte.“ Abb. 1: Bedeutung zahnärztlicher Tätigkeit aufgrund der Zahn-Organ-Bezeichnung. – Abb. 2: Grafische Darstellung eines FMD/AK-Tests. Abb. 3: Überprüfung der Normoreaktion am M. piriformis (über Therapie-Lokalisation am zugehörigen Sedierungspunkt). – Abb. 4: Individuelle Störfeldtestung mittels Therapie- lokalisation (personalisierte Medizin). 1 2 3 4 12 34

Seitenübersicht