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Dental Tribune Austrian Edition

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 3/2015 · 4. März 20156 •Remineralisationsförderung durch AnregungderSpeichelproduktionso- wiedurchchemischeSubstanzen. •Präventive Versiegelung von Zahn- oberflächen,welcheaprioriderinstru- ierten und kontrollierten mechani- schen Mundhygiene nicht zugänglich sind. •MechanischeMundhygiene:Verringe- rung derAnzahl kariogener Bakterien durch professionell instruierte und regelmäßigkontrolliertemechanische Entfernung des Biofilms an allen Zahnoberflächen, inkl. der Approxi- malräume. •Zuckerentwöhnung und Einsatz von Zuckeralternativen. •Selektiver Schutz vor weiterer Demi- neralisationbeimAuftretenvoninitia- lenKariesläsionendurchnichtinvasive adhäsiveKompositfüllungen. Zu Fluoriden wurden bereits zahl- reiche Abhandlungen publiziert. Trotz ihrer unbestrittenen Erfolge sei es er- laubt, eine etwas kritische Anmerkung anzubringen: Wie epidemiologische Daten zeigen, kann die Fluoridierung bevölkerungsweit die Karies nicht lebenslang verhüten. Deshalb ist es unumgänglich, sich mit zusätzlichen kariespräventiven Maßnahmen aus- einanderzusetzen. Antibakterielle chemische Sub- stanzen wie Chlorhexidin etc. zur Bakterienreduktion sind zur lebens- langen Anwendung kaum geeignet, da sie Nebenwirkungen aufweisen und unspezifisch wirken, das heißt den gesamten Biofilm zerstören, was un- physiologischist. Die Verschiebung der Bakterien- population in Richtung weniger kario- gener Flora ist ein relativ neuer Ansatz, beiwelchemnichtpathogeneBakterien die Pathogene verdrängen sollen.Tech- nisch bieten sich hierzu insbesondere Probiotika an, eventuell auch das Argi- nin.Ein komplementärerAnsatz ist die StärkungdesImmunsystems. Die Neutralisation von bakterien- produzierten Säuren lässt sich relativ einfachundbioverträglichdurchBack- pulver erreichen, welches in der Form von Kaugummis, Zahnpasten oder Sprays kommerziell verfügbar ist. Al- lerdings ist die Neutralisationswirkung von kurzer Dauer, weshalb die Nach- haltigkeit dieser Produkte fraglich ist. Ein vielversprechender Ansatz besteht hingegen im Zusatz von Arginin zu Zahnpasten, welche Fluoride und Kal- ziumkarbonat enthalten (z.B. Elmex Kariesschutz Professional, Abb. 2). Arginin ist eine Aminosäure, welche durch gewisse Bakterien zu einer Base (Ammoniak) verstoffwechselt wird. DiesearginolytischenBakterienschützen sich so vor den Auswirkungen eines saurenMilieus.BeieinemgroßenAnge- botvonArgininerzielendieseBakterien also einen Selektionsvorteil. Durch das regelmäßigeAnwendenvonArgininent- steht eine größere Population argino- lytischerBakterien,wodurchnachdem Zuckerverzehr eine schnellere Neutra- lisationdespH-Wertserzieltwird. Der Speichel ist die wichtigste Quelle der Remineralisation und gleichzeitig ein wichtiger Baustein der Immunabwehr.RegelmäßigeKontrolle der Speichelparameter ist deshalb ein integraler Bestandteil des lebenslangen Dental Coachings. Remineralisation kann neben Fluoriden mit weiteren MittelnwieCPP-ACP(Caseinphospho- peptid-amorphes Calciumphosphat) oder möglicherweise durch „Self-as- sembling peptide“ (Curodont Repair, Abb. 3) unterstützt werden. Zu diesem neuen Wirkstoff liegen allerdings gegenwärtig erst wenige quantitative klinischeDatenvor. Fissuren- und Grübchenversiege- lungen als reine Präventivmaßnahme intakter Zahnflächen sind aus ökono- mischer Sicht nur dann sinnvoll, wenn ein hohes Kariesrisiko vorliegt und die Zahnflächen der mechanischen Biofilmentfernung nicht zugänglich sind. Eine entsprechende Kariesrisiko- abschätzung, basierend auf einer mög- lichst umfassenden, computerisierten Anamnese (Cariogramm) muss des- halb zusammen mit Speicheltests und unter Umständen ergänzenden bakteri- ellen Tests fester Bestandteil des lebens- langenDentalCoachingsein. Mechanische Mundhygiene Regelmäßige professionelle Zahn- reinigung ist eine wichtige Dienst- leistung für unsere Patienten. Sie hat aber keinen relevanten Einfluss auf die Kariesverhütung, da die Menge kario- gener Bakterien jeden Tag reduziert werden muss. Soll die mechanische Mundhygiene einen deutlich nachhal- tigen Effekt bringen, muss sie täglich, technisch korrekt, vom Patienten vor- genommen werden. Hierzu braucht es regelmäßigeprofessionelleMotivation, InstruktionundKontrolle. Zuckerentwöhnungsprogramm Das zahnmedizinische Fachperso- nal ist gut beraten, den Patienten nicht nur Raucherentwöhnung im Rahmen der Parodontitisprophylaxe, sondern auch Zuckerentwöhnung im Rahmen der Kariesprophylaxe anzubieten. Dies istauchmedizinischsinnvoll,daderZu- sammenhangzwischenZuckerkonsum undObesitätsowieKariesundObesität immerwahrscheinlicherwird. Zuckerersatzstoffe: „Methadonprogramm für Zuckerabhängige“ Für diejenigen Konsumenten, ins- besondere für diejenigen Jugendlichen, welche schon auf süß programmiert sindunddaraufnichtverzichtenwollen oder können, werden mit Einschrän- kungen Zuckerersatzstoffe empfohlen. Hier werden insbesondere Zucker- alkohole vorgeschlagen. Die Probleme dieser Stoffklasse bestehen in der zum Teil geringeren Süßkraft gegenüber Zucker, dem hohen Preis und ihrer abführenden Wirkung (bei größerer Verzehrmenge). Deshalb eignen sich Zuckeralkohole wie Xylitol zwar als Ersatz für Haushaltzucker oder für den EinsatzinBackwaren,nichtjedochzum SüßenvonGetränken. In der Gruppe der Zuckeralkohole gibt es allerdings betreffend der abfüh- renden Wirkung eine sehr interessante Ausnahme, welche in Europa noch wenig bekannt ist: Erythritol. Dieses weist,insbesondereinKombinationmit Stevia,ein großes Potenzial auf,Zucker inGetränken,undhierinsbesonderein Energydrinks,zusubstituieren. Nichtinvasive adhäsive Kompositfüllung Füllungen werden landläufig mit obligater Kavitätenpräparation asso- ziiert. Damit wird impliziert, dass das Legen einer Füllung einen zusätzlichen Zahnhartsubstanzschaden setzt. Dies war beim Einsatz von konventionellen, auf makromechanischer Retention beruhenden Restaurationsmaterialien auch der Fall. Bei adhäsiven Restau- rationen ist eine retentive Kavitäten- präparation nicht mehr notwendig, da dieAdhäsionzurausreichendenReten- tion führt und eine praktisch perfekte, bakteriendichteAbdichtungderLäsion ermöglicht. Denkt man diesen Ansatz biszumEnde,ergebensichimRahmen der adhäsiven restaurativen Zahnme- dizin ganz neue Möglichkeiten: Für die Restauration von nichtkavitierten Läsionen wird keine Präparation be- nötigt; die Füllung wird in die demine- ralisierte Läsion hinein und auf deren Oberfläche gelegt. Dies ist das Prinzip der nichtinvasiven adhäsiven Restau- ration,welche initiale kariöse Läsionen praktisch ohne zusätzlichen Zahnhart- substanzverlust restauriert und gleich- zeitig Schutz vor weiterer Deminerali- sationgewährleistet. Fazit Für eine erfolgreiche, kosteneffi- ziente lebenslange Kariesbekämpfung sollte ein auf die entsprechende indivi- duellePatientensituationabgestimmtes lebenslanges Dental Coaching etabliert werden, welches neben Motivation, Instruktion und Kontrolle, Zucker- entwöhnung und den bekannten Fluo- ridierungsmaßnahmen, Säureneutra- lisatoren und Zuckeraustauschstoffen diefolgendenMaßnahmenumfasst: •Lebenslange, periodische, röntgen- freie Diagnostik der Initialkaries, welche neben der klinischen Unter- suchung Fluoreszenzverfahren im Okklusal-undGlattflächenbereichund VIS- bzw. IR-Transillumination im Approximalbereich einsetzt. Das Ziel ist Frühdiagnostik der Initialkaries, bevorKavitätenentstehen. •Lebenslange, periodische, professio- nelle Motivation, Instruktion und Kontrolle einer atraumatischen me- chanischen häuslichen Mundhygiene mit besonderer Berücksichtigung des Interdentalraumes, verbunden mit professioneller Zahnreinigung als Dienstleistung. •Sobald entsprechende Ergebnisse de- ren Wirksamkeit und Nachhaltigkeit bestätigen können, frühzeitiger Ein- satz nichtinvasiver adhäsiver Kom- positfüllungen bei nichtkavitierten Kariesläsionen. •Sollten trotz der oben erwähnten Be- treuung vereinzelt kavitierte kariöse Läsionenentstandenseinodermüssen bereits bestehende Restaurationen er- setztwerden,Einsatzvondirektenund indirekten minimal- invasiven Komposit- restaurationen im Sinnedersekundären Prävention. LiteraturbeimVerfasser DT Prof.Dr.med.dent.IvoKrejci Zahnmedizinische Sektion der Medizinischen Fakultät der Universität Genf Rue Barthélemy-Menn 19 1205 Genf,Schweiz Tel.: +41 22 3794100 ivo.krejci@unige.ch Kontakt Infos zum Autor ➟ Vollständiger Beitrag [ZWP online] Abb. 4g: Separation mit einer Metallmatrize, um ein Verkleben der Zähne zu vermeiden. – Abb. 4h: Polymerisation des Einkomponentenadhäsivs von allen Seiten aus für jeweils 40 Sek. mit einer Hochleistungs-Polymerisationslampe. – Abb. 4i: Applikation eines dünnflüssigen Flow-Komposits in den Interdentalraum mit einem Mikroapplikator. – Abb. 4j: Verteilen des Flow-KompositsmiteinernichtgewachstenZahnseide.–Abb.4k:ÜberschussentfernungmitMikroapplikatorenundmittelsintensivemVerblasen.–Abb.4l:ErneuteSeparationmiteiner Metallmatrize,umeinVerklebenderZähnezuvermeiden.–Abb.4m:PolymerisationdesFlow-Kompositsfür40Sek.vonallenSeitenausfürjeweils40Sek.miteinerHochleistungs-Polyme- risationslampe. – Abb. 4n: Um die Sauerstoffinhibitionsschicht zu entfernen und damit jegliche Politur zu vermeiden, Applikation von Glyzeringel und Polymerisation durchs Glyzerin- gel.–Abb.4o:NachdemAbspülendesGlyzeringelsmitWassersprayKontrolleundallfälligeEntfernungvonKompositüberschüssenunteroptischerVergrößerung(Lupenbrille,Mikroskop). 4g 4h 4i 4j 4k 4l 4m 4n 4o Tel.: +41223794100

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