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Dental Tribune Austrian Edition

Die Zahnarztpraxis ist ein Dienstleis- tungsbetrieb und keine Kunstgalerie und somit der Zahnarzt ein Dienstleis- ter und kein Künstler. Diese Präzisie- rung ist im Rahmen der restaurativen Zahnmedizin von ausschlaggebender Bedeutung, denn sogenannte ästheti- sche Restaurationen sind keine Kunst, sondern allerhöchstens gut gelungene KopienderNatur. Esistbereitsheuteabsehbar,dassim Bereich der sogenannten ästhetischen Zahnmedizin 3-D-Vollfarbenscanner und 3-D-Farbdrucker zur Restaura- tionsherstellung Einzug halten werden, welche den Menschen nicht nur erset- zen, sondern übertreffen werden und zudem noch kostengünstiger sind. Diese Revolution der kundenindivi- duellen Massenproduktion (= mass customization) wird traditionelle Strukturen im zahntechnischen Sektor umpflügen sowie eine Tätigkeitsver- lagerung der Zahnarztpraxis zur Folge haben: Der Zahnarzt und sein Team werden wieder vermehrt Zeit haben,sich ihrer eigent- lichen Kernkompetenz und-aufgabezuwidmen, nämlich der Erhaltung der oralen Gesundheit unsererBevölkerung. Zahnmedizinische Problemdefinition gemäß WHO Die WHO grenzt zwei durch Zahn- erkrankungen bedingte Problemkreise ein: Ver- lust an Lebensqualität und Zahnverlust. Da- raus lässt sich ableiten, dassesbeiderErhaltung oraler Gesundheit nicht unbedingtdarumgehen muss, den Patienten zahnmedizinisch absolut symptomfrei über sein ganzes Leben zu erhalten. DieswäreunterdenheutigenRahmen- bedingungen auch utopisch. Das Ziel ist deutlich weniger anspruchsvoll und deshalb realistisch: lebenslanger Zahn- erhalt, d.h. Vermeidung von Extrak- tionen. Kleine kariöse Läsionen und parodontale Taschen können durchaus entstehen.Sie müssen aber fachgerecht und möglichst unsichtbar repariert werden, damit sie bis ans Lebensende nicht ein Ausmaß annehmen, welches zur Extraktion führen oder den Pa- tientenentstellenwürde. Gründe für den Zahnverlust DerwichtigsteGrundfürdenZahn- verlust neben Parodontitis ist immer nochKaries.Werdenkieferorthopädische undWeisheitszahn-Extraktionenausge- klammert, folgen an dritter Stelle, aller- dings weit abgeschlagen, die Traumata. Abrasionen und Erosionen nehmen zu undkönneninschwerwiegendenFällen ästhetische und funktionelle Probleme nach sich ziehen (Abb. 1). Da Karies bei denunter40-Jährigenaberimmernoch die häufigste Ursache für den Zahnver- lustdarstellt,sollsichdervorliegendeBei- tragaufdieseErkrankungbeschränken. Karies und Kariesrisikofaktoren Karies ist eine chronische, unheil- bareInfektionskrankheitmitinderRegel langsamer, aber stetiger Progression der Symptome.MitkariogenenBakterienin- fizierte Personen können durchaus über JahreundJahrzehnte,jasogarlebenslang symptomlos bleiben. Ob sich behand- lungsbedürftige Symptome (= kariöse Läsionen) entwickeln, hängt vom Vor- handenseinundIntensitätmehrererRisi- kofaktorensowievondenVerteidigungs- maßnahmenab.Zuckeristderwichtigste Risikofaktor, da er bei Zuckerüberange- bot von kariogenen Bakterien zu Milch- säureverstoffwechseltwerdenkann. Kariesprävalenz Trotz hohem Zuckerkonsum hat Karies bei Kindern in den letzten Jahr- zehnten in mehreren europäischen Ländern eine drastische Reduktion erfahren. Je älter die untersuchte Kohorte, desto weniger eindrucksvoll ist allerdings diese Reduktion, was damit erklärt werden kann, dass die primäre Prävention nicht zu einer Karieselimination, sondern lediglich zum Herauszögern des Auftretens von Symptomen führt. Hierbei ist die Nachhaltigkeit der Kariesreduktion im Zusammenhang mit der demogra- fischen Entwicklung zu sehen: Da die Bevölkerung immer älter wird, haben kariöseLäsionenimmermehrZeit,sich zu entwickeln. Der Erfolg der durch Porphylaxe in jungen Jahren erreich- ten Kariesreduktion wird dadurch stark relativiert: Was wir gegenwärtig erleben,ist nicht eine generelleVerrin- gerung der Kariesprävalenz, sondern eine Verzögerung und Verteilung der Symptomentstehung auf einen größe- renLebensabschnitt. Prävention Primäre Prävention versucht, das Auftreten von Symptomen zu ver- hindern. Sobald aber Symptome auf- getreten sind, müssen diese möglichst frühzeitig erkannt und in ihrem Fort- schreiten aufgehalten werden. Die dazueingesetztenMaßnahmenwerden als sekundäre Prävention bezeichnet. Zahnrestaurationen sind somit der sekundären Prävention zuzuordnen. DasZielrestaurativerVerfahrenistdes- halbnicht„EstheticDentistry“,sondern das Aufhalten des weiteren Fortschrei- tensderSymptome. Bei der primären und der sekun- dären Kariesprävention geht es nicht um Lebensrettung, sondern um Kos- tensenkung. Hierbei ist der Aspekt der kürzlich beschriebenen quaternären Prävention einzubringen, deren Ziel es ist, Überbehandlungen und unnütze Eingriffezuvermeiden. Lebenslanges Dental Coaching Aus dem Gesagten ergibt sich die Forderung nach einer individuell an- gepassten lebenslangen Betreuung der gesamten Bevölkerung im Rahmen der primären und sekundären Prävention. Diese individuelle Betreuung zielt ins- besondere auf eine möglichst kosten- effizienteUmsetzungvonVerteidigungs- maßnahmen gegen das Auftreten von Symptomen in der Form von kariösen Läsionen. Kariöse Läsionen verhindern Generell zielen die Verteidigungs- maßnahmen gegen kariesbedingte Zahnhartsubstanzläsionen auf eine Verringerung der Säureproduktion bzw. auf den Schutz der Zahnober- flächen vor Demineralisation ab. Die hierzu verfügbaren Möglichkeiten sind: •Hemmung des Stoffwechsels kario- generBakteriendurchFluoride. •VerringerungderBakterienzahldurch antibakteriellechemischeSubstanzen. •Verschiebung der Bakterienpopula- tionzueinerwenigerkariogenenFlora undStärkungdesImmunsystems. •Neutralisation der bakteriell produ- ziertenSäurendurchBasen. International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 3/2015 · 4. März 20154 Der Zahnarzt ist ein Dienstleister und kein Künstler Blick in die Zukunft: lebenslanges Dental Coaching anstelle ästhetischer Zahnmedizin. Von Prof. Dr. Ivo Krejci, Genf, Schweiz. ➟ Abb. 1: Schwere Erosionen können funktionelle und ästhetische Probleme verursachen, sie sind aber kaum für Extraktionen verantwortlich. Die häufigste Extraktionsursache, insbesondere bei jüngeren Patienten, ist immer noch die Karies. – Abb. 2: Neutralisation von bakterienproduzierten Säuren kann durch den Einsatz von argininhaltigen Zahnpasten durchgeführt werden,wie z.B.die neue Elmex Kariesschutz Professional.– Abb.3: Curodont Repair basiert auf einem „self-assembling“ Peptid und soll zu einer Regeneration nichtkavitierter initialer Läsionenbeitragen.–Abb.4:KlinischesVorgehenbeidernichtinvasivenadhäsivenRestaurationimApproximalbereich:–Abb.4a:NichtkavitierteapproximalekariöseLäsionenanden Zähnen14dund15m.–Abb.4b: NachdemAnlegendesKofferdamseinmaligesDurchfahrendesapproximalenKontaktesundanschließendermechanischerEntfernungdesBiofilmsundder hypermineralisierten oberflächlichen Schmelzschicht unter der approximalen Kontaktfläche mit einem feinen Metallstreifen.– Abb.4c: Ätzung der mesialen und distalen approximalen Schmelzwand mit konventionellem Phosphorsäuregel. – Abb. 4d: Abspülen des Ätzgels mit Wasser, Wasserspray und Trocknen mit komprimierter Luft und Äthanol. – Abb. 4e: Applikation eines selbstätzenden Einkomponentenadhäsivs mit einem Mikroapplikator in denApproximalraum.– Abb.4f:Verteilen des Einkomponentenadhäsivs mit nicht gewachster Zahnseide und Penetration in die Initialkaries für zwei Minuten sowie Entfernung der Überschüsse mit einem Mikroapplikator und durch intensivesVerblasen. 1 2 3 4a 4b 4c 4d 4e 4f 123

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