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Endo Tribune German Edition

ter Motoren verhindert werden. Durch die individuelle Einstellung des Drehmomentes für jede Feile er- kennt der Motor, wann die Kraft auf das Instrument zu groß wird und kann durch den Stopp und einer rückläufigen Bewegung den Bruch meist verhindern. Eine größere Herausforderung stellt die Ermüdungsfraktur dar. Durch die Mehrfachverwendung der Instrumente und die Rotation der Feilen in stark gekrümmten Kanälen kommt es zu einer Ermüdung der Metallstruktur, bis das Instrument letztendlich bricht. Neuere Studien haben das Risiko von Ermüdungsfrakturen rotieren- der Instrumente mit reziprok ar- beitenden Instrumenten verglichen. Gavini et al. untersuchten 2012 in einem standardisierten gekrümm- ten Kanal aus Metall die Zeit und die Anzahl Drehungen, bis das Instru- ment durch zyklische Ermüdung brach.3 Dazu verwendete er jeweils eine Feile mit der ISO-Größe 25 und einemTapervonachtProzent,welche er bei gleicher Geschwindigkeit in einer Gruppe rotierend und in der anderen reziprok bis zum Bruch drehenließ.Einereziprokarbeitende Feile konnte mehr als doppelt so lange im simulierten Kanal drehen, alswennsierotierendbenutztwurde. DieAutorenkamenzumSchluss,dass diereziprokeBewegungdiezyklische Ermüdung signifikant vermindert. Diese Ergebnisse wurden durch eine weitere Untersuchung von Kim et al. 2012 mit einem ähnlichen Stu- dienaufbau bestätigt. Kim verglich die reziprok arbeitenden Feilen RECIPROC R25 und WaveOne Primary mit der rotierenden Feile ProTaper F2.4 Auch hier zeigten die reziproken Instrumente eine signi- fikant verringerte zyklische Ermü- dungimVergleichzumuntersuchten rotierenden Instrument. Nach dem heutigen Wissens- standkannalsogeschlussfolgertwer- den, dass die reziproke Arbeitsweise die Instrumente widerstandsfähiger gegen Ermüdungsfrakturen macht. Mit der vom Hersteller empfohlenen Einmalverwendung der reziproken Instrumente wird eine weitere Maß- nahme getroffen, den Ermüdungs- brüchen vorzubeugen. Die schwie- rige Reinigung und die Sterilisation benutzter Instrumente können die Materialeigenschaften verändern unddieSchneideleistungverschlech- tern. Eine vorangegangene Ermü- dung ist gebrauchten Instrumenten nicht anzusehen. Aufbereitung Eine noch unveröffentlichte Untersuchung der Universität Basel zeigt, dass die Aufbereitung simu- lierter gekrümmter Kanäle mit rezi- proken Instrumenten im Vergleich zu einem rotierenden System keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Kanalzentrierung aufweist. Dies gilt sowohl für die Proben, die von einem erfahrenen Endodontologen aufbereitet wurden,aber auch für die einer endodontisch unerfahrenen Studentin.Darauskannmanschließen, dass sowohl das rotierende als auch das reziproke System für einen unge- übtenNutzereinfachanzuwendenist. Bei derAufbereitungszeit zeigten sich allerdings Unterschiede zwi- schen dem geübten und dem unge- übten Anwender. Die Studentin brauchte für die Aufbereitung mit dem rotierenden System deutlich länger als mit dem reziproken Sys- tem. Keine statistisch bedeutenden Unterschiede ergaben jedoch die Messerwerte bei der Aufbereitung mitdemreziprokenSystemzwischen den Anwendern. Die Studentin war somit in der Aufbereitung von Plas- tikblöcken mit den reziproken Feilen vergleichbar schnell wie ein erfahre- ner Endodontologe. Die kurze Aufbereitungszeit mit reziproken Instrumenten wurde auch in einer Publikation von Bürklein et al.im 2013 beschrieben.5 Cracks AktuelleStudienuntersuchten,ob es mit maschinellen Aufbereitungs- systemen und insbesondere mit rezi- proken Instrumenten zur Induktion von Mikrorissen im Dentin während der Aufbereitung kommt. Dabei hat eine Arbeit aus Münster im vergan- genen Jahr für Aufsehen gesorgt.6 Unterkieferfrontzähne wurden mit zwei rotierenden und zwei rezi- proken Systemen aufbereitet. Nach der Aufbereitung wurden die Zähne horizontal geschnitten und auf Risse im Dentin untersucht. Alle in der Studie verwendeten Systeme ver- ursachten Risse in der Wurzelka- nalwand während der Aufbereitung. Die Zähne, welche mit reziproken Systemenaufbereitetwurden,wiesen allerdings signifikant mehr Cracks auf. Die reziproke Arbeitsweise wurde in dieser Publikation folglich infrage gestellt. Weitere Studien, welche die Bildung von Cracks bei der Kanal - aufbereitung untersuchten, zeigten aber teilweise andere Resultate. Eine Studie von Liu et al. 2013 mit einem ähnlichen Studiendesign stellte fest, dass rotierende Feilen mehr Risse an Unterkieferfrontzähnen induzierten als ein reziprokes System.7 Eine Publikation an Unterkiefermolaren zeigte, dass das Risiko für Mikrorisse bei der Handaufbereitung am kleins- ten ist. Das rotierende System wies hingegen ein doppelt so hohes Risiko für Microcracks auf wie das unter- suchte reziproke System.8 Versucht man den heutigen Wissensstand über die Induktion von Rissen durch reziproke Systeme zusammenzufassen, kann durch die sehr heterogene Studienlage keine definitive Aussage getroffen werden. Allerdings ist sicherlich Vorsicht geboten, wenn Zähne mit grazilen Wurzeln mit großen reziproken Fei- len aufbereitet werden.Dies zeigt vor allem die erste der genannten Stu- dien, bei der die Unterkieferfront- zähnemitnureiner40/06reziproken Feile bearbeitet wurden.6 Debrisüberpressung Die Überpressung von Debris über den Apex wird oft mit post- operativen Schmerzen in Verbin- dung gebracht. Drei In-vitro-Unter- suchungen,welchedieExtrusionvon Debris mit reziproken Instrumenten gemessen haben, zeigen auch hier untereinander widersprüchliche Resultate. Bürklein und Schäfer be- schreiben in ihrer Publikation, dass eine fast doppelt so große Menge an Debris mit reziproken Instrumenten überpresst wird als mit rotierenden Systemen.5 Eine jüngere Unter- suchung mit zwei rotierenden Auf- bereitungssystemen (ProTaper und Revo-S), der Self Adjusting File (SAF) und dem reziproken System RECIPROC, stellte bei keinem der Systeme einen signifikanten Unter- schiedinderMengedesüberpressten Debris fest.9 Tinoco und seine Ar- beitsgruppe zeigten in ihrer Studie, dass mit einer rotierenden Aufberei- tungssequenz mehr Bakterien über den Apex gepresst wurden als mit reziproken Instrumenten.10 In-vitro-Untersuchungen kön- nen Hinweise auf eine klinische Fra- gestellunggeben,dürfenaberkeines- falls direkt mit der klinischen Situa- tion verglichen werden. Fraglich ist zudem auch weiterhin, inwiefern die Debrisüberpressung postoperative Schmerzen auslösen kann und wel- che Menge an überpresstem Debris als maximal tolerierbare Grenze gilt. Zusammenfassend müssen also auch hier noch weitere, idealerweise In-vivo-Studien abgewartet werden, um einen Schluss ziehen zu können. Revision Neuere Untersuchungen pro - pagieren, dass mit reziproken In- strumenten auch die Revision von Wurzelkanalfüllungen möglich ist. Dr. Klaus Neuhaus von der Univer- sität Bern präsentierte erste vielver- sprechende Resultate zur Revision trägerbasierter Wurzelfüllmateria- lien. Reziproke Instrumente können eineAlternative zu rotierenden Revi- sionsfeilen darstellen.Allerdings fehlt heutenochdiewissenschaftlicheEvi- denz, welche auf eine Überlegenheit der reziproken im Vergleich zur ro- tierendenBewegungfüreineWurzel- kanalrevision hinweisen würde. Fazit Der Mechanismus der rezipro- ken Bewegung von Wurzelkanal- instrumenten zeigt viele Vorteile gegenüber einer alleinigen Rotation. Instrumente sind in der reziproken Arbeitsweise widerstandsfähiger ge - genüber Frakturen im Vergleich zu einer rotierenden Anwendung. Da- durch kann ein Zahn mit einer ge- ringeren Anzahl an Instrumenten in kürzerer Zeit vollständig aufbereitet werden, ohne dabei stärkere Kanal- veränderungen zu verursachen. Die Tendenz zeigt, dass reziproke Instru- mente nicht nur zur Aufbereitung von Wurzelkanälen, sondern auch zu deren Revision genutzt werden können. Die wissenschaftliche Evidenz reicht zurzeit jedoch noch nicht aus, um alle offenen Fragen zu beantwor- ten.SowarzumBeispieldieInduktion von Microcracks bereits bei der rotie- renden Aufbereitung ein ungelöstes Problem, wurde nun mit den rezipro- ken Instrumenten neu infrage gestellt. Auch die Überpressung von Debris ist ein unerwünschter Nebeneffekt der ma- schinellen Aufberei- tung,dessen klinische Relevanz aber noch nicht abschließend geklärtist. ET State of the Art ENDOTRIBUNE German Edition · Nr. 5/2014 · 7. Mai 201418 Á Fortsetzung von Seite 17 OADr.med.dent.MauroAmato Klinik für Parodontologie, Endodontologie und Kariologie Universitätskliniken für Zahnmedizin Hebelstr.3,4056 Basel,Schweiz Tel.: + 41 61 2671259 mauro.amato@unibas.ch Infos zum Autor Kontakt Literaturliste * Preis versteht sich zzgl. MwSt. und Versandkosten. EINFACH IM PRAXIS-ONLINE SHOP DER OEMUS MEDIA AG BESTELLEN! Kostenlose Leseprobe I Richtlinien I Grundlagen und Fachbeiträge I Marktübersichten I Anbieter & Produkte I Fachgesellschaften I Curricula ANZEIGE Tel.: + 41612671259

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