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Perio Tribune German Edition

Insbesondere die Punkte der Im- plantatoberflächendekontamination sowie der Modifikation der rauen Implantatoberflächen stellen Her- ausforderungen der meist in der Praxis mechanisch durchgeführ- ten Instrumentierung der Ober- flächen dar. Instrumentarium Die klassischen Instrumente, die zur Oberflächendekontami- nation von Implantatoberflächen eingesetzt werden, sind Küretten. Um Oberflächenartefakte auf den Titanimplantaten zu vermeiden, sollten die eingesetzten Instru- mente von geringerer Härte sein. DievonhartenInstrumentenerzeug- ten Rillen und Riefen begünstigen eine Rebesiedelung der Implantat- oberflächen mit Biofilm. Es sollten beispielsweisePlastik-,Karbon-oder Titanküretten verwendet werden. Unter standardisierten Bedingun- genwurdebeimEinsatzvonPlastik- küretten ein Anteil dekontami - nierter Implantatoberflächen von 68,5±6,8Prozent5 beziehungsweise ein Restbiofilmanteil von 61,1 ± 11,4 Prozent6 nachgewiesen. Eine aufwendigere Methode stellt der Einsatz von Ultraschall- geräten dar. Nach Oberflächen - behandlung konnten auf rauen Implantatoberflächen Restbiofilm- anteile von etwa 37 Prozent nach- gewiesen werden6.Klassische Ultra- schallspitzen bestehen aus Stahl, die aufgrund der bereits erwähnten Problematik der Oberflächenarte- fakte nur begrenzt zu empfehlen sind. Um diese Schwierigkeiten zu umgehen, wurden die Ultraschall- tips mit Kunststoffen ummantelt. Die Bearbeitung von rauen Titan- oberflächen führt allerdings zu starkem Abrieb, der in der peri- implantären Tasche als Rückstand zu Fremdkörperreaktionen führen kann. Eine weitere Möglichkeit zur mechanischen Imlantatoberflächen- dekontaminationistderEinsatzvon Pulverstrahlgeräten. Diese führen unter standardisierten Bedingun- gen zu einer nahezu vollständigen Entfernung der Biofilmanteile mit Restbiofilmanteilen von 94,3 ± 5,7 bis 100 ± 0,0 Prozent7. Auch wenn Glycinpulver als schonender einge- schätzt wird als Bicarbonatpulver, so sind auch nach Anwendungen von Glycinpulver dezente Ober- flächenartefakte in Form von Ab- flachungen und Abrundungen des Reliefs der rauen Titanoberflächen nachweisbar5. Mittels Pulverstrahl- geräten lassen sich Biofilmanteile nichtnureffektiv,sondernauchsehr effizient entfernen, allerdings birgt diese Methode klinisch auch das Risiko einer möglichen Emphysem- entstehung8. In In-vitro-Studien, die verschiedene Defektsituationen imitieren, konnten auch Schwach- stellen, gerade von Pulverstrahl - geräten, aufgezeigt werden. Sobald der Strahl nicht senkrecht zur Im- plantatachse geführt werden kann, ergeben sich durch die Gewinde- gänge „Strahlschatten“, in denen keine effektive Entfernung von Bio- filmanteilen möglich ist.9 Dies gilt natürlich ebenso für Küretten oder Ultraschallscaler, mit denen, auf- grund ihrer Form und Größe, eine gleichmäßige und vollständige In- strumentierungderImplantatober- flächeninschmalen,tiefenDefekten limitiert und somit die Effektivität von diesen Instrumenten in solchen Situationen eingeschränkt ist. Implantatplastik Eine sehr effektive Methode zur Oberflächendekontamination an Titanimplantaten ist die Implantat- plastik. Hierbei werden die supra- krestalen Gewindegänge unter Ver- wendung rotierender Schleifkörper, wiefeinenDiamantenundArkansas- steinen,komplettabgetragenunddie Implantatoberfläche in eine glatte, maschinierte Oberfläche überführt. Somit wird nicht nur eine vollstän- dige Dekontamination der Implan- tatoberflächen erreicht, sondern durchdenMaterialabtragebensodie kontaminierte oberflächliche Titan- oxidschicht entfernt. Von einigen Arbeitsgruppen wurde empfohlen, im nichtästhetischen Bereich die rauen suprakrestalen, transmuko- salen Anteile zu polieren10. Klini- sche Untersuchungen konnten zei- gen, dass eine resektive Therapie, kombiniert mit einer Implantat- plastik, einer alleinigen resektiven Therapie überlegen ist.4 Nach zwei Jahren mussten die Untersu- chungen in der Kontrollgruppe ohne Implantatplastik aufgrund akuter periimplantärer Infektionen abgebrochen werden, wobei die Überlebensrate zu dieser Zeit bei 87,5 Prozent lag, währenddessen in der Testgruppe mit Durchfüh- rung einer Implantatplastik nach drei Jahren die Überlebensrate bei 100 Prozent lag. Die Implantatplastik stellt zwar eine sehr effektive Methode zur Implantatoberflächendekontamina- tion dar, muss allerdings mit der entsprechenden Vorsicht durchge- führt werden, sodass die bearbeite- ten Implantate nicht durch starken Substanzabtrag zu sehr geschwächt werden. Implantatfrakturen durch die normale Kaubelastung könnten sonst die Folge sein.Wenn der Sub- stanzabtrag so stark ist, dass das Innengewinde der Implantate auch nur punktuell freigelegt wird, ist eine Explantation unvermeidbar. Titanbürsten EineneueMethodezurImplan- tatoberflächendekontamination stellt der Einsatz von rotierenden oder oszillierenden Titanbürsten dar. Mit diesen Instrumenten ist eine effektive Biofilmentfernung möglich. Aufgrund ihrer dünnen Titanborstenerzeugensiebeieinem Anpressdruck von 0,25 ± 0,05 N, der vergleichbar zu jenem bei Ver- wendung von Küretten ist, keine Oberflächenartefakte. In einer prä- klinischen Studie konnte gezeigt werden, dass bei nur geringem An- pressdruck (vergleichbar den Kar- bonküretten)Biofilmebisauf einen Restanteil von 8,57 ± 4,85 Prozent entfernt werden können, sodass die Effektivität dieser Bürsten deutlich höher ist als nach dem Einsatz von Stahlküretten mit 28,99 ± 5,51 Pro- zent Restbiofilmanteil. Dabei er- zeugten Letztere deutliche Ober- flächenartefakte, die sich in einer Abflachung des Oberflächenreliefs zeigten11. Die meisten dieser Bürs- ten haben einen flexiblen Metall- kern, von dem radiär ausstrahlend die feinen Titanborsten abgehen. Aufgrund dieser Bauweise ist es möglich, die Bürsten parallel zur Implantatachse in den Defekt ein- zuführen und eine möglichst gleich- mäßige Dekontamination, auch zwischen den Gewindegängen, zu erreichen. Der flexible Bürstenkern minimiert den Anpressdruck, sodass keine Oberflächenartefakte erzeugt werden. Allerdings ist mit diesen Methoden,ebensowiemitderOber- flächenbehandlung mit Küretten, Ultraschallinstrumenten sowie Pul- verstrahlgeräten, trotz mehr oder weniger effektiver Oberflächende- kontamination,keineWiederherstel- lung der biokompatiblen Titanoxid- Implantatoberfläche möglich. Ein alternatives Bürstendesign (Hans K RB-Line 5 Titanreini- gungsbürstchen) eröffnet diesbe- züglich neue Möglichkeiten. Die Borsten sind nicht radiär angeord- net, sondern an der Spitze befind- lich. Dadurch wird diese Bürste nichtparallelzurImplantatoberflä- che angewendet, sondern senk- recht. Der flexible Kern der Bürste kann somit den Druck nicht abfe- dern, wie es bei dem klassischen Bürstendesign der Fall ist (Abb. 2). Aufgrund dessen sind deutlich hö- hereAnpressdrückezuerzielen,was einen erheblichen Einfluss auf die Oberflächenstruktur und Qualität nach der Bearbeitung hat. Eigene rastereletronenmikros- kopische Untersuchungen konnten zeigen,dassdurchdieseBearbeitung der Titanoberfläche die ursprüng- lichraue(Abb.3)ineineArtmaschi- nierte Oberfläche überführt wird (Abb. 4 und 5). Der Substanzabtrag ist bei dieser Methode deutlich ge- ringer als bei der klassischen Im- plantatplastik,aberausreichend,um die Titanoxidschicht zu erneuern. Es wird lediglich die Rauheit weg- genommen. Makrostrukturen, wie Gewindegänge, können mit dieser Methode nicht abgetragen werden. Durch diesen, im Vergleich zur Im- plantatplastik, schonenderen Sub- stanzabtrag werden die Implantate nursehrminimalverändert(Abb.6). In vitro zeigen sich mit diesen Bürstchen vollstän- dige Dekontami - nationen der Im- plantatoberfläche. Klinische Studien liegenderzeitjedoch noch nicht vor. PT State of the Art PERIOTRIBUNE German Edition · Nr. 12/2014 · 3. Dezember 201418 Dr.GordonJohn Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie undAufnahme Moorenstraße 5 40225 Düsseldorf,Deutschland Tel.: +49 211 8118155 Gordon.John@med.uni-duesseldorf.de Infos zum Autor Kontakt Á Fortsetzung von Seite 17 Literaturliste Abb. 3: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme einer säuregeätzten und gestrahlten Titanoberfläche (Promote®, CAMLOG Vertriebs GmbH, Wimsheim) in 500-facher Vergrößerung.–Abb.4:RasterelektronenmikroskopischeAufnahmenachBehandlungeinerPromote®-OberflächemitderHansKTitan-Reinigungsbürste(HKRB-Line5,Kentzler- Kaschner Dental GmbH, Ellwangen) in 500-facher Vergrößerung. Die Makro- und Mikroporositäten werden in eine glatte Oberfläche überführt, die ähnlich einer maschinierten Titanimplantatoberfläche erscheint. – Abb. 5: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme einer industriell gefertigten, maschinierten Titanoberfläche in 500-facher Vergrößerung. Charakteristisch sind die feinen, parallel verlaufenden Rillen. – Abb. 6: CAMLOG-Implantat im Kunststoffkiefer bei Simulation einer periimplantären Defektsituation. Der untere Anteil zeigt die unbehandelte Promote®-Oberfläche, die sich grau und matt darstellt. Der obere Anteil des Implantates wurde bereits mit der Hans K RB-Line 5-Bürste bearbeitet. Die Oberfläche erscheint nach Bürstung deutlich glänzend. 3 4 5 6 Tel.: +492118118155 34 56

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