Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Dental Tribune Austrian Edition

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 11/2014 · 5. November 20144 Mit der Entwicklung der adhäsiven Zahnmedizin wurde die Zahnme- dizin revolutioniert. Die minimal- invasive Füllungstechnik wurde erstdankderadhäsivenBefestigung auf der Zahnoberfläche möglich. Die Patienten können heute stark von neuen Techniken profitieren, die die Zahnhartsubstanz schonen. Dabei ist nachvollziehbar, dass die Risiken für den Zahn umso kleiner sind, je schonender bei der Zahn- versorgung vorgegangen wird. Der Erfolg der adhäsiven Restauration ist maßgeblich abhängig von der richtigen Anwendung der Haftver- mittler. Es ist im Rahmen des vor- liegenden Artikels nicht möglich, alle Indikationsbeispiele für adhä- sive Techniken zu erläutern. Es soll aber an ausgewählten Fällen gezeigt werden, was heute im Rahmen der adhäsiven minimalinvasiven Zahn- medizin möglich ist. Grundlagen DamitdieadhäsiveRestauration funktioniert,istdiekorrekteAnwen- dungdesHaftvermittlers(Adhäsivs) entscheidend. Das scheint auf den ersten Blick trivial zu sein, ist es aber in der Praxis nicht. Denn die unterschiedlichen Produkte auf dem Markt müssen stets gemäß Packungsanweisungverwendetwer- den. Dabei sollte zwingend auf einige Details wie Einwirkzeit, Art des Verblasens etc. geachtet werden. Zusätzlich erschwerend kommt die Patientensituation dazu (Zugang, Trockenlegen etc.). Man unterscheidet heute zwei Hauptgruppen von Adhäsivsyste- men: • Haftvermittler, bei welchen die Zahnoberfläche mit einer Säure geätzt und diese im Anschluss mit Wasserspray entfernt wird (Etch&Rinse-Systeme). • Haftvermittler,beiwelchenauf ein separates Ätzen mit Phosphor- säure verzichtet werden kann (selbstätzende Systeme oder Self- Etch-Systeme) Ungeachtet dessen, was die Industrie verspricht, werden die besten Haftwerte auf Schmelz nach wie vor nach einer Ätzung mit Phosphorsäure erreicht. Deshalb gilt v.a. im ästhetischen Bereich: Schmelz immer ätzen, auch bei Haftvermittlern, bei welchen auf die Schmelzätzung verzichtet wer- den kann. Aber Achtung: Wenn zu- sätzlich Dentin exponiert ist, muss darauf geachtet werden, dass bei den selbstätzenden Systemen keine Phosphorsäure auf das Dentin ge- langt, da sonst die Haftkraft deut- lich abnimmt. BeiderHaftungauf Dentinsind heute die Self-Etching-Systeme gut. Ihr Vorteil liegt v.a. darin, dass es zu weniger postoperativen Hyper- sensibilitäten kommt. Vorsicht ist einzig nach wie vor bei den Ein- flaschensystemen gegeben. Die Self-Etching-Systeme, die aus einer einzigen Adhäsivkomponente (Ein- flaschensystem) bestehen, stellen eine enorm heterogene Gruppe dar, was den langfristigen Haftverbund angeht. Deshalb können diese Pro- dukte nicht vorbehaltlos empfoh- len werden. Die Haftvermittlerflasche sollte vor Gebrauch kurz geschüttelt und das Adhäsiv stets frisch aus dem Behälter entnommen werden. Es empfiehlt sich, davon abzusehen, das Adhäsiv über Minuten in einem lichtgeschützten Behälter (z.B. Viviapad) zu lagern, bevor es gebraucht wird (Gefahr der Eva- poration von Lösungsmitteln und allfälliger Phasenseparation des Adhäsivs). Bei Adhäsivsystemen und Kompositzementen, welche im Kühlschrank gelagert werden, ist es von Vorteil, diese möglichst rasch ins Behandlungszimmer zu nehmen, da die Konversionsrate (Polymerisationsgrad) bei Raum- temperatur höher ist. Eine suffiziente Polymerisation desHaftvermittlers,Kompositsund Kompositzements ist wichtig, um eine hochwertige Restauration zu erhalten(bessereHaftkraft,weniger Verfärbung). Deshalb ist es emp- fohlen, den Lichtleiter kontinu- ierlich auf seine Sauberkeit und Unversehrtheit hin zu prüfen. Zu- sätzlich sollte die Lichtleistung der Polymerisationslampe regelmäßig geprüft werden, um einen allfälli- genVerlustderLichtintensitätrecht- zeitig zu erkennen. „Kratztests“ oder ähnliche Methoden sind dies- bezüglich nicht zuverlässig! Ganz wichtig ist nach wie vor, dass das Arbeitsfeld gut isoliert ist, wobei der Kofferdam sicherlich die besteLösungzurTrockenlegungist. In gewissen Situationen leisten aber auch Wangenabhalter (z.B. Optra- gate) oder spezielle Wattepads (z.B. DryTips) gute Dienste. Zahnverbreiterungen Das beste Beispiel für minimal- invasive Zahnmedizin stellt sicher- lich die rein additive Veränderung der Zahnform dar. Dabei wird die Zahnoberfläche nur gereinigt und das Adhäsiv ohne vorgängige Präparation des Zahnes aufge- bracht. In jedem Fall muss in die- sen Situationen der Zahnschmelz mit Phosphorsäure geätzt werden. Idealerweise wird ein Etch&Rinse- Adhäsiv verwendet. Bei der Appli- kation des Haftvermittlers ist ent- scheidend, dass das Adhäsiv in die Mikrostruktur des Zahnes pene- trieren kann, bevor es ausgehärtet wird. Je nach Situation kann das Kompositmaterial frei Hand ge- schichtet werden (Abb. 1a und b), oder man kann sich mithilfe eines Silikonschlüssels die Formgestal- tung erleichtern. Die Vorteile der rein additiven Formveränderung liegen auf der Hand: Die Verände- rung ist reversibel und kann bei Nichtgefallen jederzeit geändert werden. Kommt es zu einem allfäl- ligen Misserfolg, kann die Restau- ration einfach repariert werden. Gerade bei umfassenden Form- veränderungen von Zähnen (z.B. bei Nichtanlagen) kann es sinnvoll sein, zunächst die Zähne mit Kom- positzuversorgenunddieSituation einigeJahrezubelassen,bevordann später mit Keramikschalen die Zähne „definitiv“ versorgt werden (Abb. 2a und b). Mit diesem Vorge- hen kann sich der Patient an das neue „Lächeln“ gewöhnen, und die Kompositfüllungen dienen als Vor- lage für die definitive Gestaltung der Keramikarbeiten. Adhäsive Techniken in der Zahnerhaltung Patienten können heute wesentlich von neuen Techniken profitieren, die die Zahnhartsubstanz schonen. Von Dr. Brigitte Zimmerli, Burgdorf, Schweiz. ➟ 3 4a 4b 5 1a 1b 2a 2b Abb.1a: Die Patientin stört sich an der großen Lücke zwischen 43 und 42.Sie wünscht eine Lückenverkleinerung,hat aber nur eingeschränkte finanzielle Möglichkeiten.– Abb.1b:Additive Zahnverbreiterung mit Komposit bei 43 mesial und 42 distal. – Abb. 2a: Junge Patientin (<30 Jahre) mit Nichtanlagen von 12 und 22. Wünscht ästhetische Verbesserung in relativ kurzer Zeit, da Auslandsaufenthalt ansteht (keine Kieferorthopädie und Implantation möglich). – Abb.2b: Additive Zahnverbreiterung mit Komposit und Umgestaltung der Eckzähne zu seitlichen Schneidezähnen sowie der ersten Prämolaren zu Eckzähnen. – Abb.3: Positionierschlüssel aus Kunststoff für 41,welcher nach Extraktion mittelsglasfaserverstärktemKompositandenNachbarzähnenbefestigtwerdensoll.GenaugleichkönnenauchPositionerschlüsselfürFragmentehergestelltwerden.–Abb.4a:DerPatienthateinFrontzahntrauma(Kronenfrakturohne Pulpabeteiligung) bei Zahn 11 erlitten. – Abb. 4b: Das Reattachment konnte dank des aufgefundenen Fragmentes sehr gut durchgeführt werden. Die „Restauration“ ist nahezu unsichtbar. – Abb. 5: Zirkoninlaybrücke von alio loco. Der lingualeAdhäsivflügel ist lose.Zudem ist die Gerüstgestaltung lingual bis weit zum Margo gingivae geführt,sodass es zu einer chronischen Entzündung der Gingiva kommt.

Seitenübersicht