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Dental Tribune German Edition

Continuing Education today et al., 2005). Diese Polymedikation bedarf nicht nur der kritischen und engmaschigen Kontrolle durch die verordnenden Behandler, sondern stellt insbesondere im Zusammen- hang mit geplanten operativen Eingriffen einen schwer kalkulier- baren Einfluss- oder Risikofaktor dar (Jainkittivong et al., 2004). Für den Implantologen ist die gründliche Anamnese, bei Bedarf mit Rücksprache mit dem Hausarzt und Internisten, unerlässlich; die wichtigsten allgemeinmedizinischen Medikamente,diemitdemKnochen- stoffwechsel interagieren können, sind Glucocorticoide, Psychophar- maka und Analgetika. Corticoide Corticoide werden häufig ver - ordnet; gängige Indikationsbereiche sind Hautkrankheiten, Rheumatoide Arthritis oder chronische entzündli- che Erkrankungen, Crohn, Allergien, Asthma bronchiale. Steroide inter- agieren mit dem Kalziummetabo- lismus und bewirken einen reduzier- ten Kalziumgehalt des Knochens mit osteoporotischer Knochenrarefizie- rung. Darüber hinaus kann durch eine Interaktion mit der Kollagen- synthese die Widerstandsfähigkeit und regenerative Potenz der oralen Schleimhäute nachlassen. In verschiedenen Untersuchun- gen konnte keine signifikant er- höhte Implantatverlustrate bei Pa- tienten unter Prednisolontherapie in einer Dosierung bis 10 mg pro Tag nachgewiesen werden. Für die Im- plantation wird eine perioperative antibiotische Abschirmung empfoh- len (Neugebauer et al., 2009; Thoma- sonetal.,1999).Unterhochdosierter Steroidtherapie muss das Risiko des operativen Misserfolgs – auch unter dem Aspekt der zugrunde liegenden Grunderkrankung – kritisch gegen den angestrebten Zugewinn an Kau- fähigkeit abgewogen werden. Betablocker In Hinblick auf kardiovaskuläre Erkrankungen ist die Verordnung von blutdrucksenkenden Medika- menten wie Betablockern oder ACE- Hemmern bereits bei Patienten im mittleren Lebensalter weitverbreitet. InderaktuellenLiteraturwirdeinpo- sitiver Effekt einer Betablockermedi- kation auf den Knochenstoffwechsel im Sinne eines Resorptionsschutzes diskutiert: In verschiedenen In-vitro- und In-vivo-Ansätzen konnte gezeigt werden, dass unter dem Einfluss antiadrenerger Medikation die Dif- ferenzierung von Osteoklasten be- einträchtigt und der Knochenanbau gesteigert werden kann. In Unter- suchungen am Menschen konnten diese Daten nicht einheitlich unter- strichen werden, insbesondere eine EmpfehlungderEinleitungeineranti- adrenergen Medikation zur Osteopo- rose- oder Frakturprophylaxe kann bis dato nicht abgeleitet werden (Graham et al., 2008). Eine vergleich- bare Datenlage existiert für Angio- tensin-Rezeptorantagonisten. Die all - gegenwärtige pharmakologische anti- hypertensive Therapie scheint kein additives Risiko für den Implantat- erfolg darzustellen. Psychopharmaka Vornehmlich bei älteren Patien- ten werden im Sinne einer anti- depressiven Therapie Psychophar- maka aus der Gruppe der Serotonin- Wiederaufnahmehemmer sowie der Monoaminooxidase-(MAO)-Hemmer verordnet. Auch diese Stoffgruppe scheint Einfluss auf den Knochen- stoffwechsel zu nehmen. Unter der Gabe von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern ist im Tiermodell eine Reduktion der Knochendichte mit veränderter Kno- chenarchitektur und mechanischer Stabilität im Sinne eines katabolen Effekts beschrieben. Eine Lithium- gabe,vorallemindiziertbeibipolaren Störungen, führte im Gegenteil repro- duzierbar zu einem Knochenanbau, der mit einem positiven Einfluss auf den Wnt/␤-Catenin-Signalweg be- schrieben wird. Die körperliche Akti- vität nahm keinen Einfluss auf diese Effekte(Wardenetal.,2009;Richards etal.,2007;Zamanietal.,2009).Klini- sche Untersuchungen, die gezielt die Osseointegration unter psychophar- makologischer Therapie beleuchten, liegen bis dato nicht vor. Analgetika Analgetika werden in allen Al- tersstufen regelmäßig verschrieben. Die unerwünschten gastrointestina- len und kardiovaskulären Arznei - mittelwirkungen dieser zum Teil frei verkäuflichen Medikamente sind be- kannt. Nichtsteroidale Antiphlogis- tika wie Ibuprofen, das am häufigs- ten verordnete Medikament 2010, werden im klinischen Alltag in der postoperativen Phase nach Zahn- entfernung oder Frakturversorgung eingesetzt.DieWirkungwirdüberdie Interaktion mit der Prostaglandin- synthese durch die Hemmung der Cyclooxygenase 2 vermittelt. Die Cyclooxygenase 2 spielt jedoch eine wesentliche Rolle in der initialen Phase der Knochenregeneration, bei- spielsweise nach Fraktur. In Tier- modellen konnte gezeigt werden, dass diese Cox-2-Inhibition, die auch unter Steroideinfluss beobachtet wird, zu einer verzögerten Fraktur- heilung und verminderten Knochen- apposition führt. In Vergleichsgrup- pen, die mit Paracetamol behandelt wurden, konnten diese Effekte nicht nachvollzogen werden. In retrospek- tiven klinischen Untersuchungen konnte für Patienten unter kurzfris- tiger NSAID-Medikation keine signi- fikant erhöhte Frakturgefahr oder eine signifikant verlängerte Fraktur- heilungsphase beobachtet werden. DennochbleibtdieklinischeRelevanz dieser weitverbreiteten Medikation unklar;eineKonsequenzkönntesein, bei Patienten mit bereits bestehen- den Knochenstoffwechselstörungen eine alternative postoperative An - algesie nach Implantation zu emp - fehlen (Vuolteenaho et al., 2008). Cholesterinsenkende Präparate Die Therapie mit cholesterinsen- kenden Präparaten ist weitverbreitet, die Wirkstoffe zählen zu den umsatz- stärksten in der Pharmaindustrie. Für die Statine, Wirkstoffe, die das Choles- terin nach intrazellulär verschieben und so den Cholesterinspiegel senken, sind günstige Effekte auf den Kno- chenmetabolismus beschrieben. Über die gesteigerte Synthese verschiede- ner Wachstumsfaktoren unter Statin- einfluss soll der Knochenanbau ge- fördert werden. In implantologischen Untersuchungen am Tiermodell konn- te nach lokaler Statinapplikation eine vergrößerte Kontaktfläche zwischen Knochen und Implantat erreicht wer- den; der vorhandene Knochen zeich- nete sich im Vergleich zur Kontroll- gruppe durch höhere Dichte aus. Eine dauerhafte, cholesterinsenkende Medikation steht nicht im Verdacht, den Erfolg der Implantatinsertion zu gefährden (Annussek et al., 2012). Diskussion Untersuchungen, die gezielt die Auswirkungdermitunterkomplexen Polymedikation multimorbider Pa- tienten nachvollziehen, liegen bis dato nicht vor. Diese Studien sind nicht nur vor dem Hintergrund (oral-) chirurgischer Fragestellungen drin- gend erforderlich, sondern müssen auch internistische Risiken durch unbekannte Wirkstoffinteraktion eli- minieren. Grundsätzlich muss bei jedem Patienten jede einzelne zusätz- liche Verordnung kritisch hinterfragt, im Bereich der minimalen effektiven Dosis verabreicht und wenn möglich wieder abgesetzt werden. Zusammenfassung Das chronologische Alter eines Patienten stellt grundsätzlich keine Einschränkung für die Insertion von Implantaten dar. Bei vorliegenden Veränderungen des Knochenmeta- bolismus mit einer strukturellen Dichteminderung kann eine weiter- führende Diagnostik und Therapie als Vorbereitung einer erfolgreichen Implantation zielführend sein. DieKenntnisderMedikationdes Patienten ist für nahezu jede (zahn-) ärztliche Behandlung unerlässlich; insbesondere die Einnahme von Medikamentenkombinationen, die Einfluss auf den Knochenmeta- bolismus oder die Blutgerinnung nehmen, macht eine interdiszi- plinäre Therapiepla- nung durch ein Team erfahrener internis- tischer und chirur - gischer Behandler erforderlich. 7 Dr.Dr.Susanne Jung Klinik für Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1 GebäudeW30 48149 Münster,Deutschland Tel.:+49 251 834-7013 Susanne.Jung@ukmuenster.de Kontakt Infos zum Autor Literaturliste FORTSCHRIT T IN DER GE WEBETR ANSPLANTATION KONUS 1,5° bakteriendicht, selbsthemmend, mikrobewegungsfrei - Das Original Die natürliche Quelle für aktives Knochenwachstum. FORTSCHRIT T IN DER GE WEBETR ANSPLANTATION 1,5° bakteriendicht, selbsthemmend, mikrobewegungsfrei - Das Original für aktives Knochenwachstum. Jahre- Perfekt Die natürliche Quelle für aktives Knochenwachstum. 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