sterilisierenzukönnen,lässtzwingend folgern, dass Wurzelkanalinstrumente Einmalinstrumente sind. Prinzip der reziproken Aufbereitung und des Simultaneous shapings DieReziprok-Instrumentetragen erst Wurzelkanaldentin im Gegen- uhrzeigersinn ab, gefolgt durch eine Entlastung der Instrumente im Uhr- zeigersinn. Die Gegenuhrzeigersinn- BewegungistlängeralsdieBewegung imUhrzeigersinn,sodasscircainvier dieser reziproken Bewegungsabfol- gen die Instrumente einen vollstän- digen Zyklus beenden. Die Winkel der reziproken Bewegung sind so abgestimmt,dassdieInstrumenteim Zusammenspiel mit Endomotoren ihre Elastizitätsgrenze nicht über- schreiten können. Dadurch wird das Risiko von Instrumentenfrakturen minimiert. Mit dem RECIPROC®-System derFirmaVDWstehendemBehand- ler drei Instrumente zur Verfügung, alle nach ISO-Farben gekennzeichnet (Abb. 1). R25 bereitet den Wurzel- kanal auf einen Durchmesser von 0,25 mm, mit einem Taper von .08 innerhalb der ersten apikalen Milli- meter, auf. R40 auf einen Durch- messervon0,40mm,miteinemTaper von .06 und R50 auf einen Durch- messervon0,50mm,miteinemTaper von.05.DieInstrumentewerdenlaut Hersteller aus einem sogenannten M-Wire® Nickel-Titan hergestellt. Durch einen thermischen Behand- lungsprozess erreicht M-Wire® nach Herstellerangaben gegenüber tradi- tionellem Nickel-Titan nicht nur einehöhereResistenzgegenzyklische Ermüdung, sondern auch eine hö- here Flexibilität. Die Instrumenten- spitze ist nicht schneidend und hat einens-förmigenQuerschnitt(Abb.2). Die Instrumente des Systems Mtwo® der Firma VDW haben auch einen s-förmigen Querschnitt, jedoch zwei aktive Schneidekanten, die vertikale Spiralen bilden. Bei Mtwo®-Instru- menten mit höheren ISO-Größen und Tapern ist der Querschnitt re- duziert. Dies soll die Flexibilität der Instrumente bewahren. Für alle Wurzelkanalanatomien gibt es eine einzige Sequenz. Sie entspricht der Single-length-Technik. Dabei werden alle Instrumente auf volle Arbeits- länge angewandt. Zur apikalen Er- weiterung stehen nach Anwendung der Basissequenz weitere Instru- mente zur Verfügung. Nach Bedarf kann mit dem Mtwo®-System bis zu einer apikalen Aufbereitungsgröße von ISO 60 aufbereitet werden. Je nach Konizität des aufzubereitenden Kanals bietet das System, über die Basissequenz hinaus, auch Mtwo®- Instrumente mit höheren Tapern in den Größen 25/.07, 30/.06, 35/.06 und 40/.06 an (Abb.3). Flexibilität und Sicherheit DieVoraussetzungfürdassichere Arbeiten mit einem maschinellen Aufbereitungssystem ist eine kor- rekte Präparation der endodontischen Zugangskavität. Hierfür sollte man sich genügend Zeit lassen; entschei- dendsinddergeradlinigeZugangund eine Einstufung des Wurzelkanal - systems. Je gekrümmter die Wurzel- kanäle, desto höher die Anforderung an eine gute Zugangskavität. Bei der reziproken Arbeitsweise ist eine Er- weiterung der Kanaleingänge nicht zwingend zu präparieren, wogegen sie meiner Ansicht nach bei der Anwendung der Mtwo®-Instrumen- tenabfolge unerlässlich ist.Das Frak- turrisiko wäre sonst zu hoch. Die RECIPROC®-Instrumente sind ste- ril verpackt und können nicht sterili- siert oder autoklaviert werden, und demnach sind sie ausschließlich für den Einmalgebrauch vorgesehen. Dies erhöht die Sicherheit und mini- miert das Frakturriskio im Vergleich zu Mtwo®-Instrumenten, welche für den mehrfachen Gebrauch vorgese- hen sind. Aber auch hier empfiehlt der Hersteller den Einmalgebrauch oder ein penibles Sicherheitsproto- koll, um Risiken des sogenannten Torsionsbruches (torsion load) und desErmüdungsbruches(cyclicfatigue) zu minimieren.1 Sowohl RECIPROC®- als auch Mtwo®-Instrumente sind nach je- dem Arbeitsschritt visuell nach Abnutzungserscheinungen zu kon- trollieren, um auch hier das Risiko einer Instrumentenfraktur zu mini- mieren. WährendderTorsionsbruchdurch Überschreitung eines legierungs- spezifischen Drehmomentes im Wurzelkanal entsteht, kann der Er- müdungsbruch in gekrümmten Ka- nälen durch eine verzögerte Anwen- dung dieser Instrumente in diesen anspruchsvollen Kanalanteilen ent- stehen. Die Anwendung eines dreh- momentgesteuerten Motors kann die Gefahr des„torsion load“ nahezu eliminieren.2 Übersichtlichkeit des Systems „Das Gleitpfadmanagement kann ein anspruchsvoller und kom- plizierterVorgangsein,fürdenunter UmständenderkombinierteEinsatz von unterschiedlichen Stahl- und maschinell angetriebenen Nickel- Titan-Instrumenten erforderlich wird, um es sicher ausführen zu können.“3 Es ist richtig, dass die Arbeit mit dem RECIPROC®-System nur eine Feile erfordert. Es ist auch richtig, dass die Ergonomie der Praxis we- sentlich erleichtert wird imVergleich zu dem Mtwo®-System und dass ein „preflaring“ (koronale Kanalein- gangserweiterung) nicht zwingend erforderlich ist. Und trotzdem sollte man das Gleitpfadmanagement in seine Behandlung integrieren; sich auf nur eine Feile zu beschränken wird nicht für alle Anforderungen ausreichen. Was die Wurzelkanalbe- handlung jedoch erfolgreich macht, ist ein konsequentes und konzep- tionelles Spülprotokoll. Studien4 belegen, dass für eine effektive Bak- terieneliminationeineintensiveSpü- lung des Kanalsystems entscheidend ist, da nur etwa 65 Prozent der Ka - nalwände durch eine rein mechani- sche Aufbereitung erreicht werden können.Hierbei ist die Kombination von verschiedenen Spüllösungen in ausreichender Konzentration mit ultraschallunterstützten Systemen der entscheidende Faktor. Auch das SAF-System („Self Adjusting File“) soll in dem Zusammenhang erwähnt werden. Fazit Meiner Erfahrung nach kön- nen ähnlich gute und vergleichbare Ergebnisse mit dem RECIPROC® als auch mit dem Mtwo®-System erzielt werden. Dies belegen u.a. zahlreiche Berichte in der Literatur.5–8 Der Behandler muss über fundierte Kenntnisse der Morphologie des Wurzelkanalsystems, Material- und Instrumenteneigenschaften sowie über die nötige optische Vergröße- rung verfügen, um iatrogene Fehler zuvermeidenunddieSchwierigkeiten während einer Wurzelkanalbehand- lung managen zu können. Der einzige Vorteil des Mtwo®- SystemsgegenüberdemRECIPROC®- System ist, dass der Behandler ge- zwungen ist, mehrere Spülinter- valle zu vollziehen aufgrund des häufigen Instrumentenwechsels. FolgtmanjedochbeiderAnwendung der reziproken Aufbereitung einem striktenSpülprotokoll,gibtesmeiner Ansicht nach diesen Vorteil nicht mehr. Die Gefahr der Instrumenten- fraktur ist meiner persönlichen Er- fahrung nach wesentlich geringer mitdemRECIPROC®-System,auch traten weniger häufig Komplika- tionen auf, wie Stufenbildung und Verlagerung des Wurzelkanals. Sub- jektiv erscheint auch der Dentin- abtrag wesentlich effizienter mit dem RECIPROC®-System. Klinisch sind selbst schwierige Kanalana- tomien zu bewältigen und gute Er- folge zu erzielen. Für mich würden bei einer Neuan- schaffung oder Um- stellung der maschi- nellen Aufbereitung die Vorteile der rezi- proken Arbeitsweise überwiegen. Erstveröffentlichung:EndodontieJournal3/14 ET State of the Art ENDOTRIBUNE German Edition · Nr. 11/2014 · 5. November 201418 KristinaDzekoVarga Praxis für Zahnheilkunde KristinaVarga Friedrich-Ebert-Anlage 11a 63450 Hanau,Deutschland kontakt@zahnarzt-hanau.net www.zahnarzt-hanau.net Infos zum Autor Kontakt Literaturliste Abb.4–6: Fall 1 –Aufbereitung mit dem Feilensystem Mtwo® der FirmaVDW.Zahn 46 aufbereitet bis ISO 40/04 und 25/07. Abb.7–9: Fall 2 –Aufbereitung mit dem Feilensystem Mtwo® der FirmaVDW.Zahn 26; aufbereitet bis ISO 40/04 und 25/07. Abb.10und11:Fall3–AufbereitungmitdemFeilensystemRECIPROC®derFirmaVDW.Zahn26;aufbereitetmitdenGrößenR25undR40. Á Fortsetzung von Seite 17 4 5 6 7 8 9 10 11 DTG1114_17-18_ETVarga 28.10.14 13:55 Seite 2