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Dental Tribune Austrian Edition 10/14

Allerdings werden genau bei dieser Entfernung die meisten Feh- ler begangen. Üblicherweise wird der Zahnarzt, da er über die oben genannte Problematik nicht Be- scheid weiß (nicht Universitätslehr- meinung),dieFüllungohnejegliche Schutzmaßnahmen einfach heraus bohren. Dabei entsteht jedoch eine sehr große Menge an hochgiftigem, anorganischem Quecksilberdampf (Hg0 ) – es ist nicht selten, dass Patienten nach ebenso einer rou- tinemäßigen Amalgamentfernung mit neurologischen Beschwerden, chronischer Müdigkeit, Gelenk- und Muskelbeschwerden oder anderen neu hinzugekommenen Symptomen reagieren. Aus diesem Grund ist die Entfernung der Füllungen unter absoluten Schutzmaßnahmen un- abdingbar. Da der Körper das während der Tragedauer freigewordene Queck- silber im Körper, vor allem im Ge- hirn, mit einer Halbwertszeit von mehreren Jahren bis Jahrzehnten, speichert52–59,istesnursinnvoll,den Körper nach erfolgter Metallentfer- nung durch eine aktive Schwerme- tallentgiftung zu unterstützen.60–64 Das Gehirn dient hier als eine Art Endlager – einmal in der Zelle wird Hg-Dampf sehr schnell durch Ka- talasen zu Hg2+ oxidiert und kann dadurch kovalente Bindungen mit den Thiolgruppen von Proteinen eingehen, was wiederum deren bio- logische Aktivität verändert oder sogar blockieren kann. Im Magen- Darm-Trakt wird Hg aus Amalgam von Mikroorganismen in die or- ganische, methylierte Form um- gewandelt.65–67 Leistevuo et al. konnten imVergleich zu Probanden ohne Amalgam einen zwei- bis dreifachen Anstieg an organischem Methylquecksilber im Speichel von Amalgamträgern nachweisen. Der Fischkonsum war bei beiden Grup- pen identisch sowohl in verzehrter Menge als auch in Frequenz.66 Die Form des methylierten Queck- silbers im Gastrointestinal-Trakt scheint um ein vielfaches toxischer zu sein als das Methylquecksilber aus Fischkonsum, da Hg im Fisch bereits an Aminosäuren gebunden vorliegt, während es im Körper direkt gebildet wird und damit deutlich reaktiver ist.68 Bei einer Schwermetallauslei- tung kann man nicht, wie im In- ternet zu lesen, einfach ein Pau- schalprogrammdurchführen–viel- mehr können diese sogenannten Detox-Programme erst recht zu Problemenführen.Dennnichtjeder Patient ist in der Lage, Schwer- metalle oder andere Giftstoffe ein- fach auszuscheiden. Kenntnisse über die individuelle Biochemie des Patienten sowie über even- tuell vorhandene Mikronährstoff- defizite sind vor allem bei bereits bestehenden gesundheitlichen Pro- blemen notwendig. Um mit den Entgiftungsreaktionen des Körpers umgehen zu können, sollte man sich in die Hände von erfahrenen Ärzten oder Heilpraktikern be- geben. Eine vollständige Entgiftung kann erst nach der konsequenten Entfernung aller Störfelder in der Mundhöhle richtig durchgeführt werden.Dazuzähltjedochnichtnur das bekannte Amalgam. Synergie von Entzündung und Metallen Durch den Stoffwechsel von Bakterien entstehen schwefelhaltige Eiweißzerfallsprodukte wie Schwefel- wasserstoff (H2S), Thioether und Mercaptane,dieeinehoheBindungs- fähigkeit zu Schwermetallen ha- ben.69–71 Daraus resultieren organi- scheMetallverbindungenvonmassiv gesteigerter Toxizität, zum Beispiel Dimethylquecksilber65–67 – Beispiel Amalgamfüllung auf wurzelbehan- deltem Zahn. Die Chemikerin Karen Wetterhan benutzte diesen Stoff im Labor, um die krankheitsauslösende Dynamik von Molekülen auf zellu- lärer Ebene zu untersuchen. Dabei geriet ein Tropfen Dimethylqueck- silber auf ihren Latexhandschuh und verbreitete sich innerhalb weniger StundendurchdieHautimgesamten Körper.TrotzanschließenderChelat- therapie verstarb sie wenige Monate später an einer Quecksilbervergif- tung. Die Konzentration dieser gifti- gen Moleküle ist um ein Vielfaches geringer durch die Metalle im Mund, wichtig ist jedoch zu wissen, dass wir als Zahnärzte die Patienten und uns selbst34 auf diese Weise mit diesen hochgiftigenStoffeninKontaktbrin- gen und diese als Quelle 24 Stunden, sieben Tage die Woche für die ge- samte Tragedauer im Organismus installieren. Der Batterieeffekt Eine Batterie entsteht, wenn zwei unterschiedliche Metalle in eineleitfähigeLösunggebrachtwer- den. In Richtung der elektrochemi- schen Spannungsreihe gehen die unedleren Metallionen in Lösung und fließen in Richtung des edleren Metalls, dabei werden Elektronen freigesetzt – es fließt ein Strom. Der Speichel ist durch seinen hohen Mi- neraliengehalt die optimale elektro- lytische Lösung.Ein klassisches Bei- spiel ist eine Goldkrone neben einer Amalgamfüllung oder der Goldauf- bau auf einem Titanimplantat.Man spricht in diesem Fall von einem galvanischen Element oder dem Batterieeffekt. Diese vergleichs- weise hohen dentalen Mundströme führenzurKorrosionderMetalleim Laufe der Tragezeit, was unweiger- lichmitdenProblemenderToxizität der Metalle an sich korreliert. Hinzu kommt außerdem die zunehmende Elektrosensibilität der Patienten aufgrund der exponen- tiell ansteigenden Verbreitung von Mikrowellen durch WLAN und Handysendefunk. Man muss wissen, dass Metalle im Körper wie kleine Antennen agieren, die das sensible Aktions- potenzial der Zelle komplett stören können. Es bauen sich Spannungs- felder auf, die das zentrale Nerven- system sensibel stören. Unweiger- lich ist man überall dem Elektro- smog ausgesetzt.72 Die Standard- Absorptionsrate elektromagnetischer Felder kann allein durch die Nut- zung eines Mobiltelefons (Klingeln oder SMS-Empfang) in Kombi- nation mit Metallen im Mund um 400- bis 700-fach erhöht sein.74 Elektrogalvanismus und daraus resultierende Elektrosensibilität können häufig die Ursache für Kon- zentrationsmangel und Gedächt- nisverlust, Schlaflosigkeit, unspezi- fische Symptome wie Stechen oder Druck in der Brust, unerklärtes Herzrasen, Tinnitus und Hörverlust etc. sein.74 Störfelder in der Mundhöhle Wurzelbehandelte Zähne Dieses Thema ist nach Meinung des Autors ein sehr bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Zahn- medizin und wurde deshalb in seinem Artikel „Die Wurzel allen Übels“ ausführlicher betrachtet.75 Wurzelbehandelte Zähne stellen chronisch-entzündliche Herde dar, die sowohl vor Ort, meist aber an anderer Stelle im Körper zu chroni- schen Problemen führen können. Weston Price hat hierfür bereits vor über 100 Jahren den Begriff der fokalen Infektion geprägt. Ohne Blut-, Nerv- und Lymph- versorgung ist der Zahn lediglich totesorganischesGewebeohneFunk- tion, das aufgrund seiner Anatomie die perfekte Höhle für pathogene Mikroorganismen darstellt.Pro Qua- dratmillimeter finden sich zwischen 30 und 75.000 Dentinkanälchen. Würde man die Dentinkanälchen ei- ner Wurzel aneinanderreihen, ergibt sich eine Strecke von ca. einem Kilo- meter. Pathogene Bakterien hausen in diesem weitverzweigten Kanalsys- tem einer Wurzel und bilden dort hochgiftige Schwefelverbindungen (Thioether, Mercaptane),69–71 die ihrerseits lebenswichtige Enzyme an ihrem aktiven Zentrum blockieren können.Danichtlebendiges,organi- schesGewebemitderZeitzuverwesen beginnt, entstehen dabei zusätzlich Leichenstoffe mit gesteigerter Toxi- zität (Putrescine und Cadaverine). Entzündungen an der Wurzelspitze Das unspezifische Immunsys- tem reagiert auf diesen infektiösen Herd mit einer erhöhten Produk- tion von proinflammatorischen Zytokinen (TNF-␣, IL-1, INF-␥). Diese subklinische Aktivierung der Gewebsmakrophagenführtzueiner chronischen Entzündung des um- liegenden Gewebes und zur Ver- breiterung des Parodontalspaltes bis hin zur Zystenbildung. Neben der Giftigkeit der Schwefel-Wasser- stoff-Verbindungen (Thioether/ Mercaptane)istesauchnichtselten, dass ein Patient allergisch auf diese Stoffe reagiert.Auch dieWurzelfüll- materialien an sich sind nicht un- problematisch und enthalten meist klassische Allergene wie Epoxid- harz, Perubalsam oder Kollopho- nium. Probleme zeigen sich meist nicht direkt vor Ort, sondern syste- misch andernorts im Körper.Daher sind sie nicht immer ganz einfach zu diagnostizieren. Die Zähne gehören zu den be- deutendsten Teilsystemen inner- halb eines Netzwerks selbst regu- lativ arbeitender Teilbereiche des Organismus.Zähneundihrzugehö- rigerZahnhalteapparat(=Odonton) haben eine Beziehung zu anderen körperlichen Strukturen und Orga- nen. Reinhold Voll hat den Begriff des Odontons geprägt und die direkten und engen Wechselbezie- hungen zwischen einzelnen Odon- tonen und den verschiedenen Be- reichen des Körpers identifiziert. Dabei sind Interaktionen und posi- tive wie negative Beeinflussungen im Sinne einer Fernwirkung in bei- den Richtungen möglich: Ein gestörtes Organ kann sich pathologisch auf das zugehörige Odonton auswirken und umge- kehrt kann ein kranker Zahn oder sein Zahnhalteapparat das mit ihm korrelierende Organ stören. Klassische Störfelder neben den wurzelbehandelten Zähnen sind ver- lagerte Zähne und Weißheitszähne, devitale Zähne, Me- tallsplitter und an- dere Fremdkörper, Zystenundchronische Entzündungen im Kieferknochen. Die Fortsetzung des Artikels „Biologische Zahnheilkunde – Der zahnmedizinische Beitrag zur chronischen Krankheit“ in der November-Ausgabe der Dental Tribune deckt weitere Störfelder in der Mundhöhle auf und beschäftigt sich mit der siche- ren Metallentfernung, insbesondere von Amalgam, sowie mit den konsequenten Behandlungsalternativenunddergezielten Auswahl biokompatibler Materialien un- ter den Gesichtspunkten der biologischen Zahnheilkunde. DT Abb.9:QuecksilberdampfausAmalgamfüllungenkanninVerbindungmitbakteriellenBiotoxinenzuhochgiftigenSupertoxinen(Dimethylquecksilber)mutieren.–Abb.10und11:Klassisches Szenario:GoldkronenebenAmalgamfüllung–derBatterieeffekt.–Abb.12und13:WurzelbehandelteZähneaufdemRöntgenbildundinnatura.TotesGewebehinterlässtseineSpuren. DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 10/2014 · 1. Oktober 2014 User Report 13 Dr.DominikNischwitz Biological &Aesthetic Dentist Zahnarztpraxis Andreas Nischwitz Heerweg 26 72070 Tübingen Deutschland Tel.: +49 7071 975977 dn@praxis-nischwitz.de www.zahnarzt-nischwitz.de Kontakt Infos zum Autor Literaturliste 9 10 11 1312

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