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Dental Tribune Austrian Edition

State of the Art SPECIALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 9/2014 · 3. September 201418 Zähne/Implantate erfasst, gefolgt von der antagonistischen Seite und dem Festhalten der Kieferrelation. Die digitalen Abformungen wurden unter Verwendung der parallel-konfokalen Bildgebungstechnik durchgeführt.2 DieseTechniknutztoptischeAbtastung, umdieOberflächeunddieKonturender Zähne und Zahnfleischstrukturen zu erfassen. Dafür werden etwa 100.000 Punkte reflektierten Laserlichts in 300 Tiefenschärfepunkten erfasst. Die Tie- fenschärfepunkteliegenetwa50Mikro- metervoneinanderentfernt. NachdemSendenderdigitalenAb- formung wird zunächst die digitale Datei (STL-Format) im Labor gereinigt und durch Computersoftware (hier iTero Modelling, Align Technologies) verarbeitet.Nach der digitalen Formge- bungderprospektivenRestaurationmit Softwareprogrammen und der endgül- tigen Kontrolle von Form, Okklusion etc. wurde der gesamte Datensatz zur Modell- und Restaurationsherstellung an ein Fräszentrum gesendet (hier Straumann European Milling Centre, Leipzig). Nach Erhalt von Modell und „Rohrestauration“ im Labor wurde die „Rohrestauration“ auf Passung und Randschluss hin überprüft und dann verblendet(Initial,GC,Tokio).JedeRes- tauration wurde anschließend von Handpoliert,umeinenatürlicheÄsthe- tikzuerreichen.Diestatischeunddyna- mische Okklusion wurde erneut über- prüft und eingestellt, bevor die Restau- rationenandieZahnarztpraxisgesendet wurden. Fallbeispiele Fall1 IndiesemFallwünschtediePatien- tin den Ersatz des Zahnes 46, der durch eine versagende Wurzelkanalfüllung eine hoffnungslose Prognose aufwies. DreiMonatenachExtraktionwurdedas Implantat (Bone Level,Straumann,Ba- sel, Schweiz; Abb. 1a–c) gesetzt und die Einheilung erfolgte offen (Abb. 1d). Wiederum drei Monate später wurden die Implantatposition, die Nachbar- zähne, der Gegenkiefer und die Kiefer- relation digital abgescannt und weiter- verarbeitet (Abb. 1e und f). Hierbei wurde ein zweigeteilter Scanbody (Straumann)eingesetzt,wobeidererste TeilähnlicheinemAbutmentindasIm- plantat geschraubt und der eigentliche Scankörper dann in einer definierten Position in den ersten Teil der Scanhilfe eingefügt wird. Nach Fräsen des Abut- ments und der Krone im Fräszentrum und der Endfertigung im Labor wurde die Restauration zwei Wochen später eingegliedert(Abb.1h). Fall2 Die Frontzähne 11–22 wiesen eine ungünstige Prognose aufgrund versa- gender Wurzelspitzenresektionen mit kirschkerngroßen apikalen Aufhellun- gen auf. Da die Patientin unter großem Zeitdruck stand, wurden in nur einer Sitzung die Zähne extrahiert, implan- tiert(BoneLevel,Straumann)undaug- mentiert(Bio-OssundBioGuide,Geist- lich,Wolhusen, Schweiz). Die Patientin trug während der Einheilphase als Pro- visoriumeinelaborgefertigteundchair- side unterfütterte Marylandbrücke, die an den unpräparierten Zähnen 13 und 23unddempräpariertenZahn12adhä- sivbefestigtwurde.InderPräparations- sitzung wurden, wie im Fall 1 beschrie- ben,zweigeteilte Scankörper verwendet und der Zahn 12 für eineVeneerversor- gunggemeinsammitdenImplantatpo- sitionenabgeformt(Abb.2a).DieArbeit wurde zwei Wochen nach der Abfor- mungeingesetzt(Abb.2bundc). Fall3 DieKombinationauseinernotwen- digen Neuversorgung des Zahnes 11, fehlender Restzahnhartsubstanz und apikaler Aufhellung bei gleichzeitiger Resorption der Wurzelspitze führte zu derEntscheidung,denZahn11zuextra- hieren (Abb.3aundb).Gleichzeitig mit der Extraktion (Abb. 3c) und Ent- fernung des apikalen Granulationsge- webes(Abb.3d)wurdedasImplantatin- seriert(StraumannBoneLevel;Abb.3f) undderverbleibendebukkaleSpaltaug- mentiert(Bio-Oss,Geistlich).Nachum- fassender Säuberung konnte jetzt in der Implantationssitzung die Position des ImplantatesmiteinemeinteiligenScan- körper (Mono Scanbody, Straumann) abgeformt werden (Abb. 3g). Drei MonatespäterkonntedieRestauration, nach leichterAdjustierung der approxi- malen Kontaktpunkte, eingebracht werden(Abb.3h). Fall4 Dieser Patient stellte sich vor mit dem Wunsch nach einer umfassenden Versorgung (Abb. 4a). Nach Extraktion der verbliebenen Restbezahnung im Oberkiefer undAusheilung der Extrak- tionsalveolen erfolgte die umfassende Augmentation beider Kiefer. Im Ober- kiefer wurde ein beidseitiger Sinuslift und in der Regio 14–24 eine vestibuläre Auflagerung vorgenommen (Bio-Oss, Geistlich, und Endobon und Osseo- guardBIOMET3i,PalmBeachGardens, USA). Im Unterkiefer wurde in Regio 34–36 und 44–46 mit Knochenblöcken und partikuliertem Eigenknochen ver- tikal und horizontal augmentiert. Die Implantationvoninsgesamt12Implan- taten(T3,BIOMET3i;Abb.4b)erfolgte vier Monate nach Augmentation. Nach einer Einheilphase der Implantate von vier Monaten wurden alle Implantate freigelegt und mit Gingivaformern ver- sorgt(Encode,BIOMET3i;Abb.4c). Einen Monat nach der Freilegung wurdendieGingivaformerunddieprä- parierte Restbezahnung digital abge- scannt(Abb.4d).Diesistmöglich,dadie Gingivaformer zugleich als Scankörper operieren,d.h.einAuswechselnderGin- givaformer ist für die Abformsitzung nicht notwendig. Die finale Arbeit wurdenacherneuterKieferrelationund Rohbrandanprobe vier Wochen später eingegliedert. Diskussion In der jetzigen Phase der Entwick- lung sind digitale Techniken bereits in der Lage,traditionelleWorkflows zu er- setzen.2,7,9 Mit Ausnahme des Scannens vongroßenzahnlosenBereichenzeigen digitale Abformungen eine Präzision undTrueness,dievergleichbarodernur marginal schlechter sind als konventio- nelle Techniken.7,13 EinVorteil der digi- talen Abformung im Vergleich zu den herkömmlichen Techniken mit Ab- formmassenist,dassFehlstelleneinfach nachgescannt und an die vorhandenen virtuellen Modelle hinzugefügt werden können. Ein weiterer großerVorteil der Computertechnik ist die sofortige Ver- fügbarkeitderDatendesvirtuellenMo- dells und die Möglichkeit der Wieder- herstellung einer neuen Restauration ohne eine erneuteAbformung (wie z.B. im Fall von Frakturen von Restauratio- nen).2 EinsehrnützlichesWerkzeugauf demiTero-ScanneristdiesofortigeMes- sung der Kieferrelation,4 die klinisch hilft, die notwendige Materialschicht- stärkeundgenügendPlatzfürdenZahn- techniker sicherzustellen. Auch für den Zahntechniker ergeben sich verschie- deneVorteileausderdigitalenZahnme- dizin. Die die Gipsmodelle ersetzenden Polyurethanmodelle (Kunststoff) sind abrasionsfester und haben eine Farbe ähnlich den konventionell gegossenen Modellen. Zusätzlich bleibt auf den Kunststoffmodellen die Anatomie des Zahnfleischsfastkompletterhalten,was beiderRandgestaltungundderapproxi- malen Gestaltung der Restaurationen sehrhilftundwiederumdieZeitfürden Praktiker am Stuhl reduziert. Darüber hinaussinddieModelleüberdenAbfor- mungsdatensatz immer wieder repro- duzierbar und verursachen so keine Lagerungskosten.4 Auch ist durch CAD/CAM-Verfahren dieVerwendung standardisierter,homogenerindustriel- ler Materialien möglich, was Fehlerhaf- tigkeitundAusfällevonRestaurationen reduziert.14 NebenallenVorteilenfürPatienten, Ärzten und Zahntechniker hat jedoch die Digitalisierung in der Zahnmedizin immernochihreGrenzen.Intraoraledi- gitale Abformungen können nur be- grenzt angewendet werden, wenn ab- nehmbare prothetische Konzepte ver- folgtwerdensollen,daesteilweisefürdie digitalen Scanner schwierig ist, große zahnloseArealezu„vernähen“.14 Zusätzlich reichen die Computer- ressourcenunddieStabilitätderlaufen- den Softwareprogramme häufig nicht aus, wenn größere Sätze von Daten er- zeugt werden (z.B. bei Komplettrestau- rationen). Zusätzlich benötigt der Um- gang mit dem Scannerkopf und der Be- diensoftwareÜbung.DiegrößtePrakti- kabilität und Effektivität wird von den digitalen Scansystemen geleistet, wenn kleine Restaurationen (z.B. Veneers, Kronen, Brücken etc.) hergestellt werden sollen. Von digitalen Work- flows können in Zukunft Patienten, Ärzte und Zahntech- nikergleichermaßenin Bezug auf Kosten und PräzisionderRestaura- tionen im Vergleich zu herkömmlichen Tech- nikenprofitieren. ST Abb. 3a: Krone 11 ästhetisch insuffizient durch eine vestibuläre Abplatzung.–Abb. 3b: Nach Kronenabnahme zeigt sich eine ungenügende Restzahnhartsubstanz.–Abb. 3c: Extraktion derWurzel des Zahnes 11.–Abb. 3d: Entfernung des apikalen Granulations- gewebes.–Abb.3e: Die gesäuberte Extraktionsalveole.–Abb.3f: Einbringen des Implan- tats in die Extraktionsalveole.–Abb. 3g: Eingeschraubter Monoscankörper.–Abb. 3h: Fertige Restauration. 3a 3b 3c 3d 3e 3f 3g 3h Abb. 2a: Das gemeinsame Abscannen von Zähnen und Implantaten.–Abb. 2b: Ein- gesetzte zementierte Restauration direkt nach der Eingliederung.–Abb. 2c: Durch einetiefeLachliniekanndernichtganzide- ale Gingivaverlauf versteckt werden. 2a 2b 2c Abb.1e:BildschirmabformungenderabgescanntenSituationvonlateral.–Abb.1f:Bild- schirmabformungen der abgescannten Situation von okklusal.–Abb.1g: Die fertige Res- tauration auf dem gefrästen Polyurethan-Modell.–Abb. 1h: Die zementierte Restaura- tion bei der Kontrolle nach zweiWochen. 1e 1f 1g 1h Abb.4a:InitialeSituationmitinsuffizientkonservierendundprothetischversorgtemGe- biss.–Abb.4b:RöntgennachImplantation.–Abb.4cundd:DieSituationvordemdigi- talen Abformen. Die Gingivaformer fungieren gleichzeitig als Scankörper.–Abb. 4e und f: Die abgescannte Situation.–Abb. 4g: Abschluss der Behandlung intraoral.–Abb. 4h: Abschluss der Behandlung extraoral. 4a 4b 4c 4d 4e 4f 4g 4h Á Fortsetzung von Seite 17 Literaturverzeichnis Priv.-Doz. Dr.med.dent.ChristianJ.Mehl HarderMehl Praxisklinik für Zahnmedizin und Implantologie Volkartstraße 5 80634 München,Deutschland Tel.: +49 89 571544 christian.mehl@hardermehl.de www.zahnärzte-münchen.de Infos zum Autor Kontakt

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