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Dental Tribune Austrian Edition

Events DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 7+8/2014 · 30. Juli 2014110 KITZBÜHEL–ImMittelpunktdeswis- senschaftlichen Programms standen dieses Jahr Prof. Dr. Peter Eickholz und sein Team aus Frankfurt am Main, die ihr ganzheitliches parodontologi- sches Behandlungskonzept unter dem Namen„ParodontologievonA–Z“prä- sentierten. Praxis-Workshops Am Donnerstag startete die paroknowledge© mit dem bewährten Workshop-Tag für Zahnärzte, PAss/ ZAss und das Praxisteam.Vom Hands- on-Kurs am Schweinekiefer über De- bridement mit Handinstrumenten (DHAnne-Claire van der Lans),Ultra- schall (Dr.Anton Mayr,Cornelia Bern- hardt), motivierende Gesprächsfüh- rung (Dr. Johan Wölber) bis zur pro- blemorientierten Therapieplanung (Prof.Dr.Eickholz,Dr.BeateSchacher) oder Fotografie (Robert Simon) reich- tendieWorkshopangebote. Im Workshop „Regenerative Paro- dontaltherapie“ wiesen Dr. Madeleine Åslund und Priv.-Doz. Dr. Ines Kapfe- rer-Seebacher deutlich darauf hin,dass ein parodontalchirurgischer Eingriff erst nach erfolgreich durchgeführter Basistherapie (Plaque- und Blutungs- werte unter 20 Prozent) und Behand- lung systemischer Faktoren (Rauchen, Diabetes)durchgeführtwerdensoll. Im Workshop „Weichgewebema- nagement um Implantate. Zeitgemäße Konzepte für biologisch-ästhetische Langzeiterfolge“ stellte Dr. Otto Zuhr Konzepte zur Schaffung einer funktio- nell und ästhetisch stabilen Weichge- websarchitektur um Implantate und natürlicheZähnevor.Diesebasierenauf chirurgischenundmikrochirurgischen Vorgangsweisen unter Verwendung autologer Bindegewebstransplantate. Autologe Transplantate scheinen dabei vorteilhafter als Transplantate azellulä- rer, dermaler Matrizes tierischer Her- kunftzusein. Für die Verwendung azellulärer MatrizessprichteineVermeidungeiner zweiten OP-Region und der damit ein- hergehenden Morbidität in diesem Be- reich.AmSchweinekieferwurdenunter anderem eine Tunnelierung mit Ein- bringungeinesBindegewebstransplan- tats und ein palatinaler Z-Entlastungs- schnitt mittels zweier gegengleich durchgeführter Spaltlappen in unter- schiedlicher Ebene zur spannungs- freienDefektdeckunggeübt. In „Von Fall zu Fall: Therapiepla- nung problemorientiert“ diskutierte Prof.Dr.EickholzüberdasGesamtkon- zept einer zahnärztlichen Behandlung anhand konkreter Patienten mit unter- schiedlicherAusprägungvonParodon- titis. Dabei wurde der Zahnerhalt von auch primär zweifelhaften Zähnen be- tont, vor allem in Bezug auf ältere Pa- tienten. Extraktionen und anschlie- ßende Implantation sollten erst nach Ausschöpfung aller anderen Therapie- möglichkeitendurchgeführtwerden. Das wissenschaftliche Haupt- und Parallelprogramm Dasbestensbesuchtewissenschaft- liche Hauptprogramm für Zahnärzte startete am Freitag. Prof. Dr. Eickholz informierte einleitend über die Paro- dontitisepidemie.Obwohlesnachkon- servativer Schätzung etwa acht Mil- lionenschwere,behandlungsbedürftige Parodontitisfälle in Deutschland gibt, werdennurca.eineMillionparodontale Behandlungen abgerechnet. Dies be- weist, dass auch in Deutschland, wo nicht chirurgische parodontale Be- handlungen von den Kassen bezahlt werden, ein eklatanter Widerspruch zwischen vorhandener und tatsächlich behandelter Parodontitis besteht. In Österreich sind dazu keine aktuellen epidemiologischen Daten vorhanden, man kann aber von einer ähnlichen Unterversorgungausgehen. Dr. Schacher zeigte auf, wie Paro- dontitisdurchAnwendungeinerScree- ninguntersuchung (entsprechend der parodontalen Grunduntersuchung – PGU,dievonderÖGPseitLangempro- pagiert wird) rechtzeitig erkannt wer- den kann,und wies auf dieWichtigkeit einerzweijährlichenPGUhin. Antibiose ist immer ein Eingriff in ein im gesunden Organismus fein ab- gestimmtes Ökosystem.Voraussetzung fürjedesystemischeAntibiotikagabeist neben der Etablierung einer effektiven individuellen Plaquekontrolle die sub- gingivalemechanischeBearbeitungder Wurzeloberflächen zur Glättung und gleichzeitigenEntfernungdespathoge- nenBiofilms(Dr.FilipKlein).Während in der Therapie der chronischen Paro- dontitis in der konservativen Phase mit dem Debridement alleine zufrieden- stellendeErgebnisseerzieltwerdenkön- nen,hatsichfürdieTherapiederaggres- siven Parodontitis die zusätzliche Ad- ministration der Antibiotikakombina- tion ausAmoxicillin + Metronidazol in zahlreichen Studien als überlegen her- ausgestellt(Priv.-Doz.Dr.BettinaDan- newitz). Es existieren derzeit mehrere Konzepte zur systemischen Antibiose: In Frankfurt am Main wird nur bei Nachweis von A.a. adjuvant systemisch behandelt(Prof.Dr.Eickholz). Wann man versuchen sollte, einen Zahnzuerhalten,undwannervielleicht doch lieber durch ein Implantat ersetzt werden sollte, erläuterte Dr. Zuhr. Die Entscheidung zugunsten von Implan- taten scheint leicht. In der Literatur werden jedoch zunehmende Prävalen- zen biologischer, implantatbezogener Langzeitkomplikationen beschrieben, die ein kritischeres Abwägen nötig ma- chen. Studien belegen: Der Zeitpunkt der Implantation sollte möglichst spät imLebeneinesPatientenerfolgen. Dr.SchacherbeschriebDiagnostik, Klassifikation und Therapie von Endo- Paro-Läsionen, die häufig Ursache für therapieresistente Zähne darstellen. HierzeigensichdeutlicheVorteileeines Mikroskops bei der Erkennung derar- tigerLäsionen. Eine parodontale Erkrankung bei Kindern oder Jugendlichen ist immer ein Hinweis auf systemische Erkran- kungenundmussindieserHinsichtab- geklärt werden:Dr.Katrin Nickles refe- rierte über das seltene, aber umso dra- matischere Papillon-Lefèvre-Syndrom (PLS) anhand zweier Patientenfälle. Typisch für PLS ist progressive Paro- dontitis bereits im Kindesalter: Palmo- plantareHyperkeratosensindHinweise auf das Vorliegen eines PLS, nicht not- wendigerweise begleitet von systemi- schenZusatzbefunden.Auffälligisteine Störung des Immunsystems. Über- raschtzeigtesichdasPublikumüberdie Verordnung des Winkelhoff-Cocktails (Amoxicilling + Metronidazol) bereits in sehr jungem Alter, was aber durch eineAnpassungderDosisinAbsprache mitdemKinderarztsehrgutmöglichist. In der Erhaltungstherapie ist engma- schig die Keimkonzentration von A.a. zu monitieren und die Mitbehandlung von Eltern/Geschwistern durchzufüh- ren(Reinfektionsquelle). Über„parodontaleChirurgie“refe- riertenProf.Dr.Eickholz,Dr.Zuhrund Dr.Dannewitz.EineneueStudiewurde vorgestellt: Sollen bei schwerer Paro- dontitis stabile parodontale Verhält- nisse bei möglichst maximalem Zahn- erhalt realisiert werden,führt kein Weg anparodontalerChirurgievorbei. Das Frankfurter Konzept sieht zuerst konsequente antiinfektiöse The- rapievor.FrühestensdreiMonatespäter wirdderparodontaleBefundüberprüft: sollten trotz effektiver Plaquekontrolle seitensdesPatientennochimmerparo- dontale Taschen vorhanden sein, wird operiert.JenachZiel,dasinEntfernung der Tasche oder Gewinn von Attach- ment liegen kann, kommen kosten- günstige und wenig aufwendige Zu- gangslappen oder resektive Verfahren, die gute stabile Langzeitergebnisse zei- gen (z.B. Tunnelierung, Wurzelampu- tation), bis hin zu teuren/aufwendigen regenerativen Techniken zum Einsatz. Obwohl es wissenschaftlich kaum Evi- denz für die Verwendung von Mikro- skopeninderParodontalchirurgiegibt, haben sich diese in der Praxis als sehr nützlicherwiesen. Am Samstag wurde das Hauptpro- gramm mit„Parodontologie von A–Z“ und regenerativer Therapie fortgesetzt. Ist ein Implantat verlässlicher als ein natürlicher Zahn? Unter günstigen Be- dingungen halten natürliche Zähne 60, 70 Jahre oder länger. Regenerative Ver- fahren sind bei indikationsgerechtem Einsatz (tiefe Knochentasche, Grad-II- Furkationsbeteiligung, vor allem im UK oder im OK bukkal) eine wertvolle Bereicherung des Therapiespektrums. DerGriff zurZangekannhäufigunter- bleiben. Dr. Klein widmete sich der Frage, wie Implantate in der täglichen Praxis untersucht und nachgesorgt werden sollen: Neben der radiologischen Ver- laufskontrolle wird in regelmäßigen Abständen wie an natürlichen Zähnen sondiert. Interzeptive Methoden zur Behandlung periimplantärer Mukosi- tis und aktuelle Therapieverfahren der Periimplantitistherapie wurden vorge- stellt.Eszeigtsich,dassdiesenochnicht derartvorhersagbarundeinfachdurch- zuführen sind wie parodontale The- rapie. Im Rahmen des Vortragsblockes „Parodontale Medizin“ wurde die große Bedeutung des Diabetes mellitus (DM) erläutert. DM führt zu einer überschießenden Entzündungsreak- tion und begünstigt so die Entstehung einer Parodontitis. Hinter dem Versa- gen einer Parodontitistherapie könnte alsoeinunentdeckterDMstecken.Und, die Beziehung von Parodontitis und DM ist wechselseitig: Eine chronische Entzündung, wie Parodontitis, kann auch die metabolische Kontrolle des DMerschweren.EineerfolgreicheParo- dontitistherapiekanndiemetabolische Kontrolle des DM verbessern und das HbA1c um durchschnittlich 0,4 Pro- zentsenken. Dr. Dannewitz stellte die multi- faktorielle Ätiologie und Therapie von Gingivawucherungen vor: Die syste- mische Einnahme von Ciclosporin, Calciumkanalblockern und Phenytoin in Verbindung mit Plaque führt häufig zu Gingivawucherungen.In vielen Fäl- len kann hier eine antiinfektiöse The- rapieimSinneeinerFullMouthDesin- fection deutliche Verbesserung und manchmalRemissionbringen. Zur Ätiologie und Diagnostik-Re- zessionen sprach Dr. Katrin Nickles; die verschiedenen Therapien mittels klassischer Verschiebelappen, Trans- plantationsverfahren oder regenerati- ver Maßnahmen wurden von Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger behandelt. Nach wie vor stellen Bindegewebstransplan- tate vom Gaumen den Goldstandard dar, wobei der koronale Verschiebe- lappen in Verbindung mit Schmelz- Matrix-Proteinen vergleichbare Ergeb- nisseliefert. Grundsätzlich sollte auch im paro- dontal kompromittierten Gebiss eine festsitzende Versorgung realisiert wer- den. Insbesondere der Einsatz von Parodontologie und Alpenpanorama: paroknowledge© 2014 450 Teilnehmer kamen vom 5. bis 7. Juni 2014 zu den 22. Parodontologie Experten Tagen der ÖGP nach Kitzbühel, um sich unter dem Motto „lernen – wissen – anwenden“ aktuelles Praxiswissen anzueignen. ➟ 1 „paroknowledge© 2014“ [Bildergalerie] 2 Abb.1: Die Organisatoren der paroknowledge© 2014: Günter Lichtner,Dr.Andreas Fuchs-Martschitz,Dr.Corinna Bruckmann,Tanja Bur- dett und Priv.-Doz. Dr.Werner Lill (v.l.n.r.). – Abb. 2: Anmeldung 22. Parodontologie Experten Tage in Kitzbühel. – Abb. 3: Prof. Dr. Peter EickholzundseinTeambestrittendaswissenschaftlicheHauptprogrammfürdieteilnehmendenZahnärzte.–Abb.4:Dr.OttoZuhrwidmete sich demThemenschwerpunkt „Zähne erhalten!Auch in schwierigen Fällen“.– Abb.5: Expertengespräch. 3 4 5

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