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Dental Tribune German Edition

News 6/2014Seite 28 DT today n Digitale Intraoral-Messaufnahmen für die abdruckfreie Praxis, virtuelle Konstruktionsmodelle und Artikula- tion auf Windows-Oberfläche, bio- generische Kauflächengestaltung durch intelligente Software, Rapid- Prototyping und 3-D-Printing für Mo- delle sind nur ein kleiner Ausschnitt vonThemen,dieinletzterZeitvermehrt in wissenschaftlichen Beiträgen oder Fachveröffentlichungen im Zusam- menhang mit CAD/CAM erwähnt wer- den. Damit verbunden ist, dass die „konventionelle“ CAD/CAM-Technik zurVerarbeitungvonZirkoniumdioxid- keramik bereits in den zahntechni- schen Labors angekommen ist und nun die nächsten Evolutionsstufen be- vorstehen. BlicktmannureinigeJahrezurück, so stand die Diskussion um Passgenau- igkeit,WirtschaftlichkeitundBenutzer- freundlichkeit noch im Vordergrund. Die Qualität von CAD/CAM-Restaura- tionen wurde kritisch gesehen und es gab nur wenige „Pioniere“, die sich mit diesem Thema auch wissenschaftlich auseinandersetzten. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Aus der zöger- lichenundteilweiseauchabwartenden Haltung gegenüber dem computerge- fertigten Zahnersatz ist inzwischen ein akzeptiertesStandardverfahrengewor- den. Viele Unternehmen investieren immense Beträge in die weitere Ent- wicklung dieser Technologie. Dafür stehtbeispielhaftdasAngebotanScan- nern, Software und Fräsautomaten auf der letzten IDS. CAD/CAM-Technik auf dem Prüfstand Bezogen bisher nur wenige Kliniker und Fachgesellschaften eine klare Posi- tionzurEntwicklungderDigitaltechnikin der Zahnmedizin, bot die Deutsche Gesell- schaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DGPro) auf dem 46. Sym- posiuminEisenachunterderLeitungvon Prof. Matthias Kern, Universität Kiel, und der Hauptreferenten Prof. Dr. Sven Reich, RWTHAachen,sowiePriv.-Doz.Dr.Florian Beuer, LMU München, ein kompetentes Forum und stellte die CAD/CAM-Technik in Praxis und Labor auf den Prüfstand. Prof. Reich, der über umfangreiche Erfah- rungenmitdemdigitalenChairside-Einsatz (CEREC,Sirona)verfügt,konntebelegen,dass mitdemTriangulationsmessverfahren(Blue- cam, Omnicam) sehr gute Ergebnisse mit Einzelzahnrestaurationen erzielt werden können. Die Präzisionsabweichungen im Bereichvon40–80Mikron,verglichenmit dem geeichten, stationären Messscanner, haben klinisch keine Relevanz und liegen im Korridor der Restaurationen, die über Abdrücke mit Elastomerabformmasse (Polyäther)erzieltwerden.HöhereGenau- igkeiten lassen sich weder von digital ge- steuerten NC-Fräsautomaten noch durch den konventionellen Metallguss erzielen. Dr.HeikeRudolph,UniversitätUlm,bestä- tigte aufgrund eigener Messungen, dass auch video- und lasergeführte Aufnahme- systeme (Lava COS Scanner, 3M ESPE; iTero Align Technology) zu ähnlichen Ergebnisse führen. Der Vorteil dieser Ver- fahren liegt darin, dass der Datensatz und somit die Präparation hochaufgelöst auf dem Bildschirm kontrolliert werden, Fehlstellen nachgescannt, Patientenfotos eingefügt (Lachlinie, Zahnfarbe) und on- linedemZahntechnikerzugesandtwerden kann. Damit können sich Zahnarzt und Zahntechniker binnen weniger Minuten über die bevorstehende zahntechnische Ausarbeitungaustauschen. Prof. Dr. Bernd Wöstmann, Univer- sität Gießen, führte aus, dass die konven- tionelle Abformung oftmals Fehler auf- weist, die sich in der Verarbeitungskette addierenundbeiderdefinitivenEingliede- rung oftmals zeitaufwendige Einschleif- maßnahmen an der Restauration erfor- dern. Auch Gipsmodelle von konventio- nellen Abformungen enthalten diese Ab- weichungenundwerdenvomDigitalscan imLaborübernommenundindieProzess- kette eingespeist. Deshalb ist es laut Prof. Wöstmann absolut sinnvoll, die digitale AbformungindieMundhöhlezuverlegen. Abformungen für weitspannige Brücken- glieder sollten jedoch noch konventionell vorgenommen werden; noch neigen digi- tale Vollkieferabformungen zu endständi- genDifferenzenvonca.100Mikron. Priv.-Doz. Dr. Florian Beuer, Dr. Jan- FrederikGüth,UniversitätMünchen,und ZTM Björn Maier zeigten den Einsatz derDigitaltechnikfür„VertikaleBisserhö- hungen und Okklusionsveränderungen“ sowie zur Fertigung von implantatgetra- genen Suprastrukturen. Für Kauflächen- Veneers zur Bisserhöhung kann die Ok- klusalfläche intraoral gescannt und die temporären, dünnen Restaurationen (bis 0,3mmSchichtstärke)ausHochleistungs- polymer gefräst werden (Abb. 1). Nach längererTragezeitundEingewöhnungdes neuronalenSystemskönnenmitdemglei- chen Datensatz die definitiven Veneers aus Lithiumdisilikat geschliffen werden. Dies belegt, dass sich die Prozesskette mittelsderDigitaltechnikdeutlichverkür- zenlässt.InderImplantologiekann,begon- nen mit der digitalen 3-D-Volumentomo- grafie,dieprothetischeCAD-Konstruktion indasRöntgenbildimportiert(Abb.2)und somit die Lage des Enossalpfeilers, die Angulation des Abutments sowie die Ge- staltung der Implantatkrone im Voraus festgelegt werden (Abb. 3 & 4). Durch die Computerunterstützung können neue Materialen verarbeitet (Oxid-, Hybrid-, Nanoresin-Keramik, Polymere) und die Ergebnissejederzeitreproduziertwerden. Erkennbarwurdejedoch,dassdieProzess- kette der digitalen Implantologie und Pro- thetikimmernochaus„Insellösungen“be- steht.Soistbeimehrgliedrigen,implantat- getragenenBrückenimmernochangezeigt, dass die Übertragung der Laborpfosten noch der Elastomerabdruck und die Ver- blockungeinrealesModellerfordern.Fer- ner werden virtuelle Konstruktionen mit konventionellenWax-up-Modellenergänzt, umdieVorhersagbarkeitderRekonstruk- tionzuverbessern–auchumalsKommu- nikationsinstrument genutzt zu werden. Stegkonstruktionen und Teleskope sind ebenfalls noch auf die Unterstützung der konventionellenVerfahrenangewiesen. Pro und Kontra der Digitaltechnik In der Diskussion zu Pros und Kons der Digitaltechnik zeigte sich, dass die langjährig erfahrenen Implantologen und Prothetiker noch eher dem konven- tionellen Verfahren „die Stange halten“; junge Zahnärzte hingegen sind eher für den Fortschritt aufgeschlossen, beschäf- tigen sich mit Aufnahmetechnik sowie Software und sind sich bewusst, dass in Zukunft die Computerunterstützung noch viele Möglichkeiten in der Prothe- tik eröffnen wird. Konsens in Eisenach war, dass die Lernkurve zur Beherr- schungderDigitaltechnikmentalenund praktischen Einsatz erfordert. Je früher damit begonnen wird, um so eher kann der Zahnarzt die neuen Techniken in seiner Praxis nutzen. Die Laborinhaber hingegen haben überwiegend bereits in die CAD/CAM-Verfahren investiert, um vorausdenkende Partner und Berater für ihre Praxiskunden zu sein. Offen bliebinEisenachnochdieWirtschaftlich- keit der Digitaltechnik in der Prothetik imVergleichzukonventionellenArbeits- methoden. Dieser Dialog wird sicherlich aufdemnächstenSymposiumderDGPro eine Rolle spielen, denn CAD/CAM- Technik kann sich in praxi nur dann durchsetzen, wenn sie den Beweis er- bringt, qualitativ hochwertig und wirt- schaftlich zu produzieren – zum Wohle desPatienten.7 AG Keramik in der Zahnheilkunde e.V. Postfach 100117,76255 Ettlingen Tel.:+49 721 9452929 info@ag-keramik.de www.ag-keramik.de 5 Abb. 1: CAD/CAM-gefertigte, langzeitprovisorische Kauflächen-Veneers aus Hochleistungspolymer (Zahntechnik: Josef Schweiger, LMU München). (Quelle: Edelhoff) – Abb. 2: DVT-Aufnahmen mit dem virtuell positionierten Implantatpfeiler und der importierten CAD-Konstruktion der Suprastruktur zur Planung der OP und zur Vorbereitung des prothetischen Aufbaus. (Foto: SiCat/Ritter) – Abb. 3: Virtuelle Konstruktion des Abutments und der Keramikimplantatkrone mit Bestimmung der Einschubrichtung und Angulation (System Omnicam). (Quelle: Sirona) – Abb. 4: Gestaltung des Implantat-Abutments im virtuellen Modell (System 3Shape) zur Fertigung aus ZrO2 oder Titan. (Quelle: Ackermann/Neuendorff) Digital und Analog im Dialog DGPro Symposium in Eisenach zog Bilanz mit CAD/CAM-Verfahren.Von Manfred Kern. 1 2 3 4