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Dental Tribune German Edition

Perio News PERIOTRIBUNE German Edition · Nr. 6/2014 · 4. Juni 201422 Eine Untersuchung an Patienten mit Krebs der oberen Luft- und Speise- wege zeigt, dass eine schlechte Mundgesundheit und unregelmäßige Zahnarztbesuche eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen. Außerdem gibt es Hinweise, dass der exzessive Gebrauch von Mundwasser mögli- cherweise eine weitere Ursache für diese bestimmte Krebsform ist. Das ist das Ergebnis einer euro- paweiten Verbundstudie, an der das Leibniz-Institut für Präventionsfor- schung und Epidemiologie (BIPS) an der Universität Bremen mitgearbei- tet hat. Die Studie hat das Interna- tionale Institut für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer) der Weltgesundheitsorga- nisation (WHO) koordiniert. Leiter der Studie in Bremen war Wolfgang Ahrens, Professor für epidemiologi- sche Methoden. Die Studie, die 1.962 Patienten mit Mundhöhlen- und Kehlkopf- krebsundweitere1.993gesundeVer- gleichspersonen umfasste, wurde in 13 Zentren in neun Ländern durch- geführt und durch Mittel der Euro- päischen Union (EU) finanziert. Nicht nur Rauchen und Alkohol sind Ursachen für Krebs In der Fachwelt als erwiesen gilt, dass Rauchen und Alkoholkonsum – besonders in Kombination – die Entstehung von Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs verursacht. Auch ein niedriger sozioökonomischer Status ist ein anerkannter Risikofaktor für dieKrebsentstehung.WolfgangAhrens fasst es so zusammen: „Diese Ergeb- nisse sind sehr wichtig. Bisher war nicht klar, ob diese zahnmedizini- schen Risikofaktoren unabhängig von den bereits bekannten Risiko- faktoren wie Rauchen, Alkohol und niedrigemsozioökonomischenStatus wirken.“ Erstmals sei es durch die metho- discheVorgehensweiseunddiegroße Teilnehmerzahl gelungen, den Ein- fluss der einzelnen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und niedrigem sozioökonomischen Sta- tus voneinander zu trennen. Und obwohl mehrere Risikofaktoren in Kombination natürlich die Wahr- scheinlichkeit für die Krebsentste- hung erhöhen, fanden die Forscher heraus, dass schlechte Mundgesund- heit und unregelmäßige Zahnpflege als unabhängige Einflussfaktoren zu betrachten sind. Als Anzeichen für schlechte Mundgesundheit wurden in der Studie unter anderem häufiges Zahnfleischbluten und das Tragen von Zahnersatz angesehen. Als An- zeichenfüreineschlechteZahnpflege wurdeninsbesondereseltenesZähne- putzen und seltene Zahnarztbesuche bewertet. „Wer eine Prothese trägt, sollte auch regelmäßig zur zahnärztlichen Kontrolle gehen“ „Menschen,dieProthesentragen und keine eigenen Zähne mehr ha- ben, sollten nicht glauben, Zahn- arztbesuche seien überflüssig“, sagt Dr. David Conway, Dozent an der Zahnklinik der Universität Glasgow undMitautorderStudie.„ImGegen- teil, wer eine Prothese trägt sollte trotzdem regelmäßig zur zahnärzt- lichen Kontrolle gehen“, so der Wis- senschaftler weiter. Die Häufigkeit der Zahnarztbesuche sollte vom Zahnarzt festgelegt werden. Bei Pa- tienten mit niedrigem Risiko reicht einmal im Jahr, bei höherem Risiko kann hingegen ein halbjährlicher Besuch notwendig sein. Exzessiver Gebrauch von Mundwasser erhöht Krebsrisiko „Die ursächliche Rolle von Mundspülung bei der Krebsentste- hung muss noch weiter untersucht werden“, so der Bremer Professor Wolfgang Ahrens. In der Studie konnte gezeigt werden, dass exzes- siver Gebrauch von Mundwasser – mehralsdreimalproTag–miteinem erhöhten Risiko für Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs verbunden war. Es konnte allerdings nicht ermittelt werden,ob eine bestimmte Sorte von Mundwasser für die Risikoerhöhung verantwortlich ist. Dr. Conway emp- fiehlt, Mundwasser nicht täglich zu benutzen. Das Wichtigste sei das regelmäßige Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide in Kom- bination mit regelmäßigen Zahn- arztbesuchen. Forschungen gehen weiter Die internationale Forscher- gruppe mit Wissenschaftlern aus Deutschland, Estland, der Schweiz, Griechenland,Großbritannien,Tsche- chien, Italien, Norwegen, Spanien, denUSA,Kroatien,IrlandundFrank- reich hat jetzt weitere Fördermittel erhalten, um die Forschung an der Krebsentstehung in den oberen Luft- und Speisewegen fortzuführen. Ein wissenschaftlicher Artikel ist kürzlich im englischsprachigen Journal Oral Oncology unter dem Titel „Oral health, dental care and mouthwash associated with upper aerodigestive tract cancer risk in Eu- rope: the ARCAGE (Alcohol-Related Cancers and Genetic-susceptibility in Europe) study“ erschienen. Quelle: www.oraloncology.com Universität Bremen Fachbereich Mathematik/Informatik Leibniz-Institut für Präventions- forschungundEpidemiologie(BIPS) Prof.Dr.WolfgangAhrens Tel.: +49 421 218-56820 ahrens@bips.uni-bremen.de PT Schlechte Mundgesundheit steigert Krebsrisiko Ergebnis einer europaweiten Verbundstudie. Rund 50 Experten aus Europa und denUSAtrafensichfürdreiTage,um dem Thema Parodontitis und Allge- meinerkrankungen auf den Grund zu gehen. Die Ergebnisse des Work- shops wurden in einem Sonderheft des Journal of Clinical Periodontology (EFP) und des Journal of Periodon- tology (AAP) in 2013 veröffentlicht. Auszüge der Ergebnisse wurden ins Internet gestellt und die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DGParo) veröffentlicht im Mai die- ses Jahres eine deutsche Übersetzung des Sonderheftes. Wenn man die Ergebnisse kurz zu- sammenfasst,kannmanfeststellen,dass Parodontitis das Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken,erhöht und des- senVerlaufverschärft.Diabetesmellitus erhöht aber auch das Risiko, an Paro- dontitiszuerkrankenunderschwertdie Behandlung. Man bezeichnet das Ver- hältnis beider Erkrankungen als wech- selseitig(bidirektional)(www.dgparo.de/ content07/presse-10.html). Parodonti- tis erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf- Erkrankungen und dasRisikofürSchwan- gerschaftskomplika- tionen (Frühgeburt und niedriges Ge- burtsgewicht). Es gibt eine Reihe von Unter- suchungen, die zeigen konnten, dass erfolg- reiche Parodontitis- therapie den Verlauf (die metabolische Kontrolle) von Dia- betes verbessert. Groß angelegte Studien, die den positiven Einfluss der Parodontalbehandlung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schwangerschaftskomplikatio- nen zeigen wollten, kamen zu we- niger klaren Ergebnissen. Und Ende des vergangenen Jahres wurde in den USA eine Studie mit großer Fallzahl veröffentlicht, die keinen positiven Einfluss der parodontalen Therapie auf Diabetes mellitus zeigen konnte. Widersprüchliche Ergebnisse Wiekanneszudie- sen widersprüchlichen Ergebnissen hinsicht- lich des Einflusses parodontaler Therapie auf Diabetes mellitus, Schwangerschafts- komplikationen und Herz-Kreislauf-Er- krankungen kommen? Was soll der nieder- gelassene Zahn- und Hausarzt jetzt davon halten? Wie stellen wir uns überhauptvor,dassParodontitisEin- fluss auf den Gesamtorganismus nimmt? Die entzündeten und mit riesigen Mengen von Bakterien ge- füllten Zahnfleischtaschen stellen eineArt verborgeneWunde dar,über die bei jeder Berührung der Gingiva, auch beim Essen, Bakterien in den Kreislauf übertreten (Bakteriämie). Diese sich ständig wiederholenden transitorischen Bakteriämien ver- ursachen entzündliche Reaktionen in den Blutgefäßen, schalten den Körper förmlich auf Entzündung. Je tiefer die Zahnfleischtaschen und je mehr Zähne betroffen sind, desto größer ist diese Wunde und desto stärker fallen die Bakteriämien aus. Das bedeutet, dass leichte und mo- derate Formen von Parodontitis sich weniger stark auf den Gesamtorga- nismus auswirken. Werden in einer Studie,die den Effekt der parodonta- lenTherapiezumBeispielauf Diabe- tes zeigen soll, hauptsächlich leichte und moderate Formen von Paro- dontitis behandelt, ist auch eher mit leichten bis moderaten Effekten, die sichkaummessenlassen,zurechnen. Behandlung muss erfolgreich sein Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die parodontale Therapie tat- sächlich auch erfolgreich sein muss. Wenn die entzündeten Taschen nicht verschwinden (Bluten auf Sondieren nach Therapie > 40 Pro- zent), wie in einer großen Studie zu Schwangerschaftskomplikationen, darf auch nicht mit einem signifi- kanten Einfluss auf den Gesamt- organismus gerechnet werden. Die Materie ist komplex und man kommt ihr nicht mit plakativen Überschriften bei. Es bedarf noch einiges an differenzierter wissen- schaftlicher Arbeit, bis wir das tat- sächliche Ausmaß der Auswirkung parodontaler Behandlung auf den Gesamtorganismus werden abschät- zen können. Unabhängig von all dem nutzen wir der Gesundheit unserer Patienten, wenn wir Paro- dontitis behandeln und so Zahnverlust verhindern. Quelle: ZWP online PT Parodontitis und Allgemeinerkrankungen. Was ist wirklich dran? Im November 2012 fand bei Segovia, Spanien, auf Initiative der European Federation of Periodontology (EFP) und der American Academy of Periodontology (AAP), erstmalig ein transatlantischer Workshop statt. Von Prof. Dr. med. dent. Peter Eickholz, Frankfurt am Main. Prof.Dr.med.dent.PeterEickholz Infos zum Autor