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Dental Tribune German Edition

Eine ungenügende Mundhygiene, der GenussvonTabakundunkontrollierte Glukoselevel können nachweislich ei- nen schädigenden Einfluss auf die pa- rodontalen Gewebe haben. Vermehrt ist belegt,dass das individuelle Patien- tenverhaltendenErfolgeinerparodon- talenTherapiebeeinflussenodersogar entscheidend für diesen sein kann, da die Therapieergebnisse durch einen Mangel an entsprechendem Verhalten stark eingeschränkt werden können. Eine Zusammenfassung der Fachlite- ratur von Ramseier (2005) zeigt, dass gleich nach der Plaquekontrolle der Rauchentzug die wichtigste Maß- nahme für ein erfolgreiches Manage- ment chronischer Parodontitis ist (Ramseier 2005). Deshalb scheint es schlüssig, in klinischen Konzepten für die Parodontaltherapie die folgenden Aspekteeinzubeziehen: 1)BeurteilungdesPatientenverhaltens und,fallsnotwendig, 2)Effektive Beratungsverfahren für Verhaltensänderungen. Eine andere Herangehensweise IndertäglichenArbeiteinesZahn- arzteswirddiegesundheitlicheAufklä- rung durch Gesundheitsspezialisten oft als eine ineffektive Methode für die VerhaltensänderungvonPatientenbe- wertet. Besonders in der Parodontal- therapie mangelt es den konventio- nellen Mundhygienehinweisen an Langzeiterfolg, weshalb sie scheinbar häufiger wiederholt werden müssen (Wilson et al. 1984, Demetriou et al. 1995,Schuzetal.2006). Die Verhaltensforschung zeigt, dass die Wurzel dieses allgemeinen Problems in einem falschen Stand- punkt zur gesundheitlichen Aufklä- rung selbst liegt. Folgt man diesem Standpunkt,tendiert man dazu,anzu- nehmen, dass eine Verhaltensände- rung einfach vom Hintergrundwissen oder dem Verständnis des Patienten abhängt und es die Aufgabe des Arztes sei, seinem Patienten die für eine Ver- haltensänderung notwendigen Infor- mationen zugänglich zu machen.Mo- tivierende Gesprächsführung (MI, Motivational Interviewing) basiert hingegen auf einer anderen These zu Verhaltensänderungen beim Men- schen. Nach dieser These reicht das reine Wissen allein nicht aus, um eine Verhaltensänderung auszulösen. Es wirddavonausgegangen,dassdieMo- tivation,sich zu ändern,dem„Inneren des Patienten“ entlockt wird und diesem nicht von außen durch seinen Arzt aufgezwungen werden kann. MI wird als „klientenzentrierter, aber di- rektiver Beratungsansatz mit dem Ziel, intrinsische Motivation zur Ver- haltensänderung durch Explorieren undAuflösenvonAmbivalenz“(Miller und Rollnick 2002) definiert. Obwohl die Patientenperspektive das zentrale Element, und weil MI zudem auch ein direktiver Ansatz ist, ergreift der Arzt gezielte Maßnahmen, um eine No. 6/2014 · 11. Jahrgang · Leipzig, 4. Juni 2014 ANZEIGE J e nach Schätzung leiden acht bis 13 Millionen Bundesbürger alleine an behandlungsbedürf- tigen schweren parodontalen Erkran- kungen. Das Jahrbuch 2013 der Kassenzahnärztlichen Bundesverei- nigung (KZBV) veröffentlicht aber für das Jahr 2012 nur knapp eine Mil- lion über die gesetzliche Krankenver- sicherung abgerechnete Parodontal- behandlungen. Warum ist das so? Warum wird in Deutschland so wenig parodontal behandelt? Gemessen an der Er- krankungsprävalenz müsste landauf, landab parodontal behandelt werden, dass die Küretten glühen. Dieser offensichtliche und gra- vierende Missstand veranlasste den Vorsitzenden der Kassenzahnärztli- chen Bundesvereinigung, Dr.Andreas Köhler, Ende 2013 in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE zu dem Satz: „Wir haben die Parodontitis nicht im Griff, wir können unseren Versor- gungsauftrag nicht erfüllen …“ Wer hat die Parodontitis nicht im Griff? Wir parodontologisch interes- sierten Zahnärzte haben seit Jahr- zehnten effektive Konzepte zur The- rapie der Parodontitis. Viele auch ak- tuelle Studien belegen den Langzeit- erfolg parodontaler Therapie. Kein Implantat dürfte bei Parodontitispa- tienten gesetzt werden,ohne dass zu- vor eine gewissenhafte Parodontitis- therapie erfolgreich abgeschlossen wurde. Warum hat die gesetzliche Krankenversicherung in 2012 für Parodontaltherapie keine 400 Millio- nenEuroausgegeben,fürkieferortho- pädische Behandlungen aber über 900 Millionen und Prothetik drei Milli- arden Euro? Moderne Zahnmedizin ist aber ohne Parodontologie absolut undenk- bar. Stabile parodontale Verhältnisse sind Voraussetzung für restaurative Therapie, prothetische Rekonstruk- tion und Erwachsenenkieferortho- pädie, die ja gerade in aller Munde ist. Eine perfekte ästhetische Wieder- herstellung ist oft ohne entspre- chende plastisch-parodontalchirurgi- sche Therapie unmöglich. Parodontologie bietet viele Mög- lichkeiten. Es lohnt, sich stärker mit diesem Feld auseinanderzusetzen. Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DGParo) am 19. und 20. September 2014 in Münster mit dem Thema „Interdisziplinäre, synoptische Be- handlung des PARO-Patienten“ greift die Synergiemöglichkeiten parodon- taler Therapie im Konzert der Zahn- medizin auf. Es gibt viel zu tun, kommen Sie die- ses Jahr zur DGParo nach Münster und lassen Sie sich be- geistern. Fortsetzung auf Seite 18 Ë 4Seite 22 Schlechte Mundgesundheit & Folgen Europaweite Studie hat gezeigt, dass schlechte Mundgesundheit und unregel- mäßige Zahnarztbesuche eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen. 4Seite 23 Produkt des Monats Das neue Dentalspray anti-infect sorgt innerhalb von zwei Minuten für Keim- freiheit auf Zahnbürsten. Eine antiinfek- tive Mundhygiene ist damit garantiert. 4Seite 20 Wer ist wirklich ein Spezialist? Dr. med. dent. Diana Krigar aus Heidel- berg verrät im Interview, wie Patienten erkennen können,bei welchem Zahnarzt sie in kompetenten Händen sind. PERIO TRIBUNE The World’s Periodontic Newspaper · German Edition Parodontitistherapie ist nicht alles, aber ohne Parodontitistherapie ist alles nichts Statement von Prof. Dr. Peter Eickholz* Motivierende Gesprächsführung in der Parodontaltherapie Die parodontale Gesundheit lässt sich durch eine reguläre Selbstkontrolle auf Plaque fördern. Von Dr. Christoph A. Ramseier, Universität Bern, Schweiz. Infos zum Autor * Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie