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Dental Tribune Austrian Edition

Bei den meisten Menschen kommt die Zahnbürste zweimal täglich un- mittelbarmitderMundflorainKon- taktundistdamitpotenziellerTräger von Mikroorganismen. Untersu- chungen zur Keimkontamination kommen unisono und unabhängig von der Art der Zahnbürste zu dem Schluss, dass die grundsätzlich dichte Besteckung mit Filamentbü- schelnunddasfeuchteMilieuimBa- dezimmer ideale Voraussetzungen füreineBesiedlungmitKeimensind. Die meisten Keime überleben eine Trocknungszeit des Zahnbürsten- kopfes von mehr als 24 Stunden pro- blemlos. Durch die offene Lagerung der Zahnbürste besteht zusätzlich dieGefahrderFremdkontamination durchfürdieMundhöhleuntypische pathogene Erreger. Insbesondere immunsupprimierten, Onkologie- und Krankenhauspatienten, Diabe- tikernundPatientenmitakutenbak- teriellen, viralen oder mykotischen Infekten in der Mundregion sollte geraten werden, auf eine sorgfältige Zahnbürstenhygiene zu achten. Auch auf die Hygiene von Zahn- prothese, Zahnspange, Zahnschiene und mehrfach benutzte Interdental- bürste sollte besonderes Augenmerk gelegt werden. Gesundheitsrisiko Zahnbürste & Co. VielesinnvolleProduktezurVer- besserung der Mundhygiene wie Zahnpasta, Zahnseide, Zahnzwi- schenraumbürste, Mundspülung, Zungenschaber etc. wirken nur im Mund. Der Aspekt einer möglichen Verkeimung dieser dentalen Materi- alien bleibt häufig noch unbeachtet. Mit steigendem Gesundheits- und Hygienebewusstsein bekommen Zahn- und Interdentalbürsten je- doch zunehmend den Ruf eines Reinfektionsreservoirs. Leider zu Recht, denn im Gegensatz zu Ein- wegartikelnwieZahnseidesinddiese Hygieneartikel oft bis zu einigen Monaten im Einsatz. Das gründ- liche Ausspülen nach der Verwen- dung trägt wenig zur Reduktion von Mikroorganismen zwischen den Borsten und auf dem Haftgrund bei. Selbst Kolibakterien werden auf ge- brauchten Zahnbürsten gefunden. Während wir eine Gabel nach jedem Gebrauch abwaschen,führen wir die Zahnbürste aber noch 180x unge- reinigt zum Mund. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen (z.B. Noga et al. 1976, Svanberg 1978, Glass und Lare 1986,Niesetal.2008;alsMetastudie: Frazelle/Munro 2011) beschreiben dieKeimkontaminationundbestäti- gen die Rolle der Mundhygienebürs- ten bei der Übertragung verschie- dener Infektionen wie Erkältungs- krankheiten, Herpes labiales oder auch Parodontitis. Patienten, die an Infektionen leiden, sollten daher aus präventiver Sicht ihre Bürste re- gelmäßig desinfizieren oder aus- tauschen, um eine Wiederanste- ckung durch den Gebrauch der Zahnbürste zu vermeiden (Plag- mann1998,Splieth2000,Sato2005). Befürworter einer umfassenden Dentalhygiene sind überzeugt: Lip- penherpes weist durch die tägliche Reinfektion mit der Zahnbürste ei- nen längeren und zuweilen schlim- meren Krankheitsverlauf auf, ähn- lich verhält es sich mit dem Verlauf von Halsentzündungen. Auch hart- näckige Pilze wie Candida albicans werdenauf Zahnbürstennachgewie- sen – hat der Patient eine Pilzinfek- tion in der Mundhöhle (was häufig bei Prothesenträgern der Fall ist), sollte er also noch genauer auf die Zahnbürstenhygiene achten. Der Krankheitsverlauf bei einer Grippe kann durch die Desinfektion der Zahnbürste ebenfalls begünstigt werden. Bemerkenswert im Kranken- haus: Obgleich die Oberflächendes- infektion als Grundlage der Kran- kenhaushygienegilt,geräthäufigaus demFokus,dassdieca.3.000Borsten einerZahnbürstezusammengenom- men der Fläche einer ausgestreckten Hand entsprechen und in direktem Kontakt mit der Mundhöhle stehen. Da die Mundhöhle als Hauptein- trittspforte für Keime gilt, erscheint esplausibel,dasseinTeildernosoko- mialen Infektionen (im Kranken- haus erworbene Infektionen) auf Zahnbürstenkeime zurückzuführen ist. Dennoch nehmen Pflegericht- linien bis heute kaum Bezug auf die Vermeidung von Zahnbürsten- kontaminationen (Frazelle/Munro 2011). Besondere Risikogruppen Ein spezielles Augenmerk auf eine nahezu keimfreie Mundhygiene sollten Patienten mit Stoffwechsel- erkrankungenwiez.B.Diabetesmel- litusoderauchKrebspatientenlegen: Da die Abwehr geschwächt ist, kommt es häufiger zu Infektionen vor allem an den Schleimhäuten, die Keimen wie Pilzen,Viren und Bakte- rien besonders ausgesetzt sind. Am stärksten ist der Mund betroffen, denn Keime gelangen mit jedem Bis- sen oder auch mit der Zahnbürste in den Körper. Bei Erkrankungen an Krebs oder Aids ist das Immunsystem häufig so geschwächt, dass es zum Pilzbefall mit Candida albicans in der Mund- höhle (Mundsoor) kommt. Hier gilt es, etwaige Reinfektionen über Zahnbürste oder Zahnprothese auf jeden Fall zu vermeiden, denn eine Zahnbürste kann 10 KBE Candida albicans beherbergen. Bei Diabetikern wiederum kommt es zu einer herabgesetzten Widerstandskraft,dieeinintraorales Wundrisiko mit Auswirkungen auf den Diabetes begünstigt. So kann schon eine harmlos erscheinende Parodontitis eine gute Blutzucker- einstellung gefährden. Ähnliche Wechselwirkungen werden zwi- schen Parodontitis und rheumati- schen Erkrankungen beschrieben, die mit erhöhten Entzündungswer- ten im Blut einhergehen. Bei Patienten in der Klinik und im Pflegeheim kommen das häufige Auftreten von resistenten Keimen wie MRSA und die Nähe zu anderen Patienten hinzu, die oft antibiotika- erfahren sind. Insbesondere diesen Risikogruppen ist neben der ohne- hin wichtigen Mundhygiene auch einesorgfältigeZahnbürstenhygiene anzuraten.ImRahmeneinerMRSA- Sanierung ist die tägliche Desinfek- tion von Zahnbürste und ggfs. Pro- these lt. RKI-Richtlinie zwingend geboten. Obgleich die Desinfektion von Oberflächen als Grundlage der Hy- gienepläne in Kliniken gilt, wird die „Kleinigkeit“ Zahnbürste oft verges- sen.Hiergiltes,dieDentalhygieneals naheliegendes Verbesserungspoten- zialauszuschöpfen.DieVermeidbar- keit nosokomialer Infektionen bele- gen die Niederlande: Dort liegt die Infektionsrate bei nur 0,6 Prozent gegenüber ca. fünf Prozent in Deutschland. Andere Studien belegen, dass auch das Risiko einer Frühgeburt oder eines untergewichtigen Neuge- borenen bei Frauen mit einer Paro- dontitis siebenmal höher als bei Frauen mit gesunden Zähnen und gesundem Zahnfleisch ist. Gynäko- logen, Zahnärzte und Krankenkas- sen erarbeiten gemeinsam Pro- gramme, die helfen, das Risiko von Frühgeburten zu verringern – mö- gen weitere disziplinübergreifende Kooperationen folgen,die den syste- mischen Einfluss der Mundgesund- heit gerecht werden. Zahnbürste desinfizieren DieBestrahlungmitUVoderdie Desinfektion mit dem Goldstandard Chlorhexidin erscheinen als die bei- den Mittel der Wahl,um Zahnbürste & Co. antiseptisch zu behandeln; bei Chlorhexidin zeigt sich die Anwen- dung als hochkonzentriertes Spray besonders effektiv (Sato 2005). Das patentierte Dentalspray ist mittler- weile unter dem Namen anti-infect mit 1,5-prozentigem Chlorhexidin- acetat erhältlich.Es bekämpft alle re- levanten Bakterien, Viren und Pilze, zwei Minuten nach demAufsprühen auf den Bürstenkopf sind keine Mikroorganismen mehr nachweis- bar (Brill 2012). Unerwünschte Nebenwirkungen wie Zahnverfär- bungen oder ein unangenehmer Ge- schmack sind nicht zu erwarten, zu- mal die desinfizierten Gegenstände abschliessend abgespült werden. Zur Überprüfung der Wirksam- keit des Dentalsprays wurden bei 16 gesunden Patienten einer norddeut- schen Allgemeinzahnarztpraxis bei neuen Bürstenköpfen die anliegen- den Keime nach zwei Monaten Nut- zungbestimmtunddieKeimzahlge- messen. Alle gebrauchten Bürsten- köpfe wiesen eine deutliche Konta- mination auf.Die gleichen Patienten erhielten danach neue Bürstenköpfe und das von Zahnärzten entwickelte Spray, mit dem sie die Bürsten nach Gebrauch desinfizierten. Das CHX- Spray war dabei in der Lage, die Keimzahl auf den benutzten Zahn- bürstendeutlichundzumTeilbisun- terdieNachweisgrenzezureduzieren (Brill 2012). Auch die 90 Zahnarzt- praxen, die das Spray testeten, zeig- ten sich angetan: So würden 26 Pro- zent der Tester ihren Patienten das Spray zur Vermeidung einer Paro- dontitis, 23 Prozent als Beitrag zur Bekämpfung eines Pilzbefalls mit Candida albicans (Mundsoor) und 18 Prozent als begleitende Maß- nahme bei einer Erkältung empfeh- len. Weitere 19 Prozent der Befrag- ten empfinden die Desinfektion der Zahnbürste als sinnvollen Beitrag gegen Reinfektionen mit Herpes- virenoderalsUnterstützungfüreine parodontitisfreie Schwangerschaft. ImmerhinjedersiebteTester(14Pro- zent) bewertet das Produkt auch ohne spezifische Indikation als sinnvolle Ergänzung zur Mund- hygiene. anti-infect Medizinprodukte GmbH Tel.: +49 4187 9097764 www.anti-infect.de PT Nur eine saubere Zahnbürste ist eine gute Zahnbürste Plädoyer für mehr Sorgfalt bei der Zahnbürstenhygiene. Perio News PERIOTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 6/2014 · 4. Juni 201420