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Dental Tribune Austrian Edition

Die Parodontitis ist weltweit die am meistenverbreiteteErkrankungdes Zahnhalteapparates. Von entschei- dender Bedeutung ist, dass sie im Rahmen der Diagnostik frühzei- tig festgestellt wird und gezielte Präventionsmaßnahmen getroffen werden. Zur Förderung einer ver- besserten medizinischen Breiten- versorgung ist eine fachübergrei- fende Beurteilung im Ordinations- alltag erforderlich. Der vorliegende Beitrag stellt die Bedeutung des Fachgebietes Parodontologie aus ärztlicher Sicht vor. 1. Relevanz Die Effekte fehlender Hygiene und funktioneller Dekompensation auf das Immunsystem, das Fort- schreitenbestehenderErkrankungen und die Aufrechterhaltung der Ge- sundheitwerdenhäufigunterschätzt. Ähnlich wie durch multikausale Effekte ausgelöste chronische Rü- ckenschmerzenverursachenParodon- talerkrankungen eine nachhaltige Veränderung der Lebensqualität,1,2 wiederholte Krankschreibungen bei operativer Therapie, immense Fol- gekosten in der Rekonstruktion und eine umfassende langzeitmedizini- sche Betreuung.3 2. Prävention Die Bedeutung eines gesunden Mundes für die Gesundheit und den Erkrankungsschutz ist in der Ärzte- schaft fest verankert. Die Eigen- verantwortung des Patienten für Gesundheit erfährt durch Angebote aus den Medien, der Industrie, Dienstleistern im Gesundheitswesen und Krankenversicherungen eine zunehmende Fremdbestimmung. Die Verantwortung für Gesundheit und ihre Behandlung wird ver- trauensvoll an den Arzt übertragen. Bislang wurden nur für schwere Parodontalerkrankungen erhöhte Serumtriglycerid- (> 100 mg/dl) und Cholesterinkonzentrationen (> 200 mg/dl) sowie eine erhöhte Toxinreaktivität gegenüber LPS- Antigenen zusammen mit einem ho- hen IgG-Titer gegenüber P. gingivalis nachgewiesen.4 Auch leichte Formen parodon- taler Entzündungen (Übergangs- parodontitis) und ihre durch Enzymdegradation5 entstandenen Reaktionsprodukte finden nach Passage durch den Gefäßplexus in der Gingiva6 und die Tonsillen7 über die Funktionseinheit Arterie– Vene–Nerv Ausbreitung in den Res- pirationstrakt mit Anlagerung an das Nachbarorgan Herz und damit Weiterleitung in den großen Kör- perkreislauf mit Anschluss an den Gastrointestinal- und Urogenital- trakt.8 DieDegenerationvonSchwach- stellen wie chronisch belastetem, immungeschwächtem, medikamen- tengeschädigtem oder anfälligem Parenchym wird gefördert. Labormedizinische Tests besit- zen keine ausreichende Sensitivität und Spezifität zum Nachweis des Schadenpotenzials von Zerfalls- produkten aus chronischer Ent- zündung.9,10 Dies gilt auch für die aktuelle Studienlage, die aufgrund der Heterogenität der Daten (Re- kruitment, Intervention, Randomi- International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 4/2014 · 2. April 20144 Parodontologie im Fokus der Medizin: Hygiene, Funktion und Gesundheit Die Faktoren Entzündung, Belastung, Rauchen, Ernährung und Bewegung sind allen chronischen Erkrankungen in der Medizin und Zahnmedizin zugrunde liegende gemeinsame Merkmale. Dabei stehen Entzündung, Schmerz, Hygiene und Statik als Schwerpunktthemen im Fokus ärztlichen Interesses. Von Prof. Dr. Rainer Buchmann*, Düsseldorf, Deutschland. Abb. 1: Farbcodierte Duplex-Sonografie der rechten Carotis mit unauffälligem arteriellen Gefäßstatus und günstiger Intima-Media-Dicke (Horizontalmessung). Es besteht eine Korrelation zwischen Lipid-Profil und Dicke der Intima-Media (Preventon GmbH). – Abb. 2: Die erhöhte Gefäßdurchlässigkeit erleichtert den Austritt von Blutzellen in das Ge- webe (Entzündung) und von Giftstoffen ins Blut (Bakteriämie). – Abb. 3: Durch Hüftfehlstellung aufsteigende Fehlbelastung mit kraniokaudaler Dysfunktion und fortgeschrittenen parodontalen Knochenschäden im rechten Oberkiefer. – Abb. 4: Schädigung der Endothelzellschicht durch Oxidation mit Bildung von Sauerstoffradikalen (ResponsetoInjury).AnheftungvonLeukozytenmitAufnahmevonFettverbindungenundUmwandlunginSchaumzellen.ReaktiveBindegewebsvermehrungunterVerdickungund Einengung der Gefäßwand mit Anlagerung von Gefäßplaques. 1 ➟ *Fachpraxis für Parodontologie und Orale Präventivmedizin, Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Westdeutsche Kieferklinik, Heinrich- Heine-Universität Düsseldorf. 2 3 4