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Dental Tribune German Edition

May 16/17, 2014 Congress Center Kursaal Bern, Switzerland International Congress 2014 I N C O L L A B O R A T I O N W I T H S W I S S S O C I E T Y F O R R E C O N S T R U C T I V E D E N T I S T R Y DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 4/2014 · 2. April 2014 International Interview 9 ist es zum Beispiel jetzt schon möglich, im Labor- oder Tiermodell komplette Zähne inklusive Parodont zu generie- ren. Die große Frage ist, inwiefern und wann solche Techniken praktikabel werden,weilsieinderAnwendungsen- sibel und auch erheblich teurer wären als die Ersatzmittel, die wir heutzutage gebrauchen. Im derzeitigen Umfeld ist es für den Praktiker ratsam,Biomateri- alienanzuwenden,fürdiewissenschaft- liche Evidenz besteht, dass sie biokom- patibelsind,unddasssiedieihnenzuge- dachteRollebiologischundbiomecha- nisch mit großer Voraussagbarkeit langfristig erfüllen werden. Ein gutes Beispiel dafür sind zahnärztliche Im- plantateausTitan. Aufgrund der demografischen Ent- wicklung hat die Alterszahnmedizin bereits jetzt an Bedeutung zugenom- men. Welche besonderen Anforde- rungen stellt diese heute und zukünf- tigandieProthetik? Als Prothetiker sind wir dafür aus- gebildet, komplexe Zahnsanierungen durchzuführen, um ästhetische und funktionelleMissverhältnisseimZahn- system zu beheben. Die Behandlung sogenannter „großer Fälle“ gibt vielen vonunsdiehöchsteGenugtuung.Ältere und alte Patienten stellen einen stetig wachsendenAnteilunsererGesellschaft dar. Sie sind besser ausgebildet und haben höhere Ansprüche in Bezug auf Sozial- und Gesundheitsleistungen, als dies in früheren Generationen der Fall war. Wegen der langjährigen Nutzung oder Abnutzung ihrer eigenen Zähne kommensieoftmitausgedehntenSchä- digungen oder Störungen im Kausys- temzuuns.Theoretischalsoeinideales Betätigungsfeld für den Prothetiker. Demgegenüberstehtaber,dassmanche dieser älteren Patienten eine angeschla- gene Allgemeingesundheit – physisch und/oder psychisch – und eine redu- zierte Mobilität aufweisen. Auch die enormen Kosten für aufwendige pro- thetische Behandlungen sind für viele ein zu großes Hindernis. Es ist deshalb wichtig, dass wir in der zahnmedizi- nischen Aus- und Weiterbildung allge- meinundinderProthetikspeziellunse- ren studierenden und praktizierenden Kollegen das nötige Wissen über die biologischen,psychologischen,sozialen undmedizinischenAspektedesAlterns vermitteln. Dazu gehören auch prakti- scheHinweiseinBezugaufPraxisgestal- tung(z.B.Rollstuhlgängigkeit)undan- gemessene, einfachere Behandlungen, die auf die Erhaltung desVorhandenen unddenErsatzdesabsolutNötigenaus- gerichtetsind. Prothetische Versorgung heißt Ver- netzung: Bei der interdisziplinären ZusammenarbeitübernimmtdiePro- thetik eine Wegweiser-Funktion. Was könnenSiealsPräsidentderAcademy of Prosthodontics tun, um diese Schnittstelle Zahnmediziner – Zahn- techniker weiterhin in den Fokus zu rücken? Die Academy of Prosthodontics ist eine Spezialistenorganisation von führenden Akademikern und Prakti- kern in der Prothetik, die dazu prädes- tiniert sind, die angesprochene Weg- weiserfunktion der Disziplin auszu- führen. Dabei haben wir nicht nur die Prothetik als Disziplin, sondern die Zahnmedizin in ihrer Gesamtheit im Blick. Wir wollen prothetische Kon- zepte durch Lehre,basisorientierte und klinisch-praktische Wissenschaft ver- mitteln, die auf Evidenz basieren und damit für Zahnmediziner und Zahn- techniker in der Patientenbehandlung wertvoll sind.UnserAushängeschild ist das jeweilige Jahresmeeting, das 2014 zum ersten Mal in Europa stattfinden wird(13.–17.MaiimKongresszentrum KursaalBerninderSchweiz).Diezweite Hälfte des Meetings, d.h. Freitag und Samstag,16.und17.Mai,wirdinForm eines internationalen Kongresses orga- nisiert, der für Kollegen aller zahnärzt- lichen Disziplinen offen ist. Das Pro- grammenthälteinebreitePalettehoch- aktueller Themen. Besonders attraktiv wird die Mischung von Referenten aus Europa und Nordamerika sein, die für die Teilnehmer einen einmaligen Ver- gleich zwischen den zahnmedizini- schen Welten erlauben wird. Hauptziel für mein Präsidentenjahr ist es, das Meeting in Bern für alle Beteiligten zu einem Schlüsselerlebnis zu machen und die erwähnte Schnittstellenrolle der Academy of Prosthodontics einem weiten internationalen Publikum vor- zustellen. Ich hoffe natürlich sehr, viele europäische Kollegen als Teilnehmer in Bernbegrüßenzudürfen. Wird die prothetische Zahnmedizin zukünftig nicht auch die Vernetzung über bestehende Disziplingrenzen hinwegvorantreiben?Inwiefern? In den Prothetikprogrammen in den USA wird großes Gewicht auf interdisziplinäre Vernetzung in der Spezialistenausbildung gelegt. Dies ist imamerikanischenSystem,welchesviel mehr auf Spezialisierung ausgerichtet istalsinEuropa,unabdingbar.Die Überweisungspraxis und die da- für notwendige Kommunikation werden im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Studenten der verschiedenen Spezialdiszi- plinen praktiziert. Der Protheti- ker hat dabei in vielen Fällen die koordinatorische Führungsrolle. Währendem das Solopraxismo- dell für Allgemeinpraktiker und Spezialisten bisher die Grund- einheitfürdiezahnärztlicheVer- sorgung der Bevölkerung dar- stellte,ist es in den USA mittler- weile so, dass nur noch etwa 25 Prozent der jungen Kollegen in eine Einzelpraxis gehen. Eine klare Entwicklung zur Grup- penpraxisoderzuGesundheits- zentren, in der nicht nur Zahn- medizin abgedeckt wird, hat sichbereitsetabliert.DieExper- ten sehen voraus, dass dies das Versorgungsmodell der Zu- kunft sein wird; das heißt Grup- penpraxen oder kommunale Gesund- heitszentren, die Allgemeinpraktiker, Spezialisten, Zahntechniker und auch Personal für die medizinische Basisver- sorgung im prophylaktischen Sinn un- tereinemDachzusammenbringen. Herr Professor Weber, gibt es ein Schlüsselerlebnis,welchesSiedenWeg zur(abnehmbaren)Prothetik hatein- schlagenlassen? Das eigentliche Schlüsselerlebnis war, so banal es tönt, ein Telefonanruf, den ich kurz nach meinem Staats- examen 1976 vom Sekretariat von Pro- fessorDr.AlfredGeeringerhielt.Erwar damalsderChefderKlinikfürzahnärzt- liche Prothetik an den Zahnmedizini- schen Kliniken der Universität Bern. Ich hatte eigentlich die feste Absicht, eine Privatpraxis in der Ostschweiz zu übernehmen,woichaufgewachsenbin. Deshalb hatte ich für die ersten drei bis vier Jahre nach dem Studiumabschluss AssistenzstellenbeiroutiniertenPrivat- praktikern arrangieren können,die da- fürbekanntwaren,fürfrischgebackene Zahnärzte eine klinische Weiterbil- dungsmöglichkeit zu bieten. Noch be- vorichdieersteStelleantrat,kamdaser- wähnte Telefonat. Eine Assistenzstelle in der abnehmbaren Prothetik war frei geworden, und sie wurde mir ange- boten. Ich habe nicht lange überlegen müssen. Etwas Besseres gab es ja gar nicht,als diese anspruchsvolle Behand- lungssparte von den anerkannten Ex- pertenanderUnizulernen.Ausmeinen darauffolgenden Erfahrungen und der ErkenntnisderLimitenderabnehmba- ren Prothetik (damals noch ohne den Gebrauch von Implantaten) erwuchs mein Interesse an der Parodontologie als zahnerhaltende Disziplin und spe- ziell der Paroprothetik. Als sich mir dann die Chance eröffnete, dies in der Klinik von Niklaus Lang zu erlernen, habeichzugegriffen. Was bewog Sie,nach 22 Jahren an der Harvard Dental School an die Tufts University School of Dental Medicine nachBostonzuwechseln? Meine Harvard-Jahre waren toll und haben mir sehr viel gebracht. Ich habe eigentlich nie wirklich an einen Wechsel gedacht.Als dann vor ein paar Jahren der Chef der Prothetik an der Tufts University in den Ruhestand trat, haben mich Kollegen von dort auf- gemuntert, doch meinen Hut in den Kandidatenring für die Nachfolge zu werfen. Im Vergleich zu Harvard ist Tufts eine viel größere Schule (ca. 180 Studenten pro Klasse gegenüber 35), unddieFührungsaufgabendesDepart- mentChair’ssinddamitumeinigesan- pruchsvoller. Sie haben den Vergleich zwi- schendenzahnärztlichenAus- bildungswegen sowohl in der Schweiz als auch in den USA. HabenbeideinIhrenAugenBe- stand oder halten Sie eine von beiden für den optimaleren Studienablauf? Ich meine,dass man – abge- sehen von den Studienkosten – nicht sagen kann, dass der eine Ausbildungswegbesseristalsdas andere. Die Systeme sind ja über lange Jahre in den entsprechen- den Ländern und Systemen ge- wachsen und dementsprechend an die gesellschaftlichen und (ge- sundheits-)politischen Gegeben- heiten und Veränderungen an- gepasst worden. Wichtig ist, dass beide Ausbildungswege fähig sind,kompetentejungeZahnärzte ausbilden, welche die Versorgung der ihnen anvertrauten Bevölke- rung auch in der Zukunft sichern werden. Und dies ist meiner Mei- nung nach für die Schweiz wie für die USAderFall. Seit 2013 sind Sie Präsident der Academy of Prosthodontics. Was hat Sie bewogen, dieses Amt zu überneh- men und welche Ziele haben Sie sich fürdieZeitIhrerPräsidentschaftvor- genommen? Die Academy of Prosthodontics wurde 1918 von einer Gruppe von nordamerikanischen Zahnärzten mit speziellem Interesse an prothetischen Belangen mit dem Ziel gegründet, die Unterschiede in den prothetischen Konzepten und Techniken zwischen den Landesteilen besser zu verstehen. Sieistheutedieältesteexistierendepro- thetische Organisation.Ihre Mitglieder sind führende Persönlichkeiten aus der Prothetik in Nord- und Mittelamerika und Europa; Akademiker und Prakti- ker, die sich um die Belange der Zahn- medizinallgemeinundjenederProthe- tik speziell kümmern. Mitgliedschaft (Fellowship) beruht auf Einladung, meistens zuerst für einenVortrag an ei- nem der Jahresmeetings. Für mich ge- schah dies 1995. Die engagierte und dennoch familiär-freundliche Atmo- sphärederAcademyhatmirimponiert. Sofielesmirleicht,michindendarauf- folgenden Jahren für die Interessen der Gruppe aktiv einzusetzen, zunächst in verschiedenenKomiteesundab2005als Mitglied des „Executive Council“. Die Präsidentschaft stellt die Kulmination in der „Karriere“ als Council Mitglied dar. Als Hauptziel für mein Präsident- schaftsjahr sehe ich die Organisation eines erstklassigen Jahreskongresses in Bern,derMitgliedernundGästeneinen hochstehenden beruflichen und gesell- schaftlichen Austausch auf internatio- naler Ebene erlauben wird. Im Namen der Academy of Prosthodontics und dem ganzen Organisationsgremium hoffeichsehr,dasswirvieleKollegenaus Ihrem Leserkreis in Bern begrüssen dürfen. VielenDankfürdasGespräch! ANMELDUNG UNTER www.ccde.ch DT Beeindruckende skyline von Boston. „Die Academy of Prosthodontics ist eine Spezialistenorganisation von führenden Akademikern und Praktikern in der Prothetik, die dazu prädestiniert sind, die angesprochene Wegweiserfunktion der Disziplin auszuführen.“