Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Dental Tribune German Edition

International Interview DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 4/2014 · 2. April 20148 BERN–Am16.und17.Mai2014treffen sich Spezialisten aus Nordamerika und Europa zum International Congress 2014, der von der Academy of Pros- thodonticsinZusammenarbeitmitder Schweizerischen Gesellschaft für Re- konstruktiveZahnmedizin(SSRD)ver- anstaltet wird. Thematisiert werden allewesentlichenPunktedermodernen Prothetik in der Zahnmedizin: hoch- aktuelle Aspekte der Digitalisierung, aber auch Aspekte der Ästhetik in der konventionellen und implantologi- schenProthetik. DentalTribune:HerrProfessorWeber, in der prothetischen Zahnmedizin haben wie in kaum einem anderen Fach moderne Materialien und Tech- nologien Einzug gehalten,welche den medizinischen Fortschritt prägten. Zirkonoxid und CAD/CAM eröffnen der modernen Prothetik neue Mög- lichkeiten–ästhetischwiefunktional. Zugleich stellen sie neue Anforde- rungen an Arbeitsweisen und Prä- zision. Wie können wir dem gerecht werden? Prof. Dr. Hans-Peter Weber: Wichtigistzuerkennen,dassdieneuen Materialien und Technologien als mo- derne„Mittel zum Zweck“ in der Dia- gnose, Planung und Herstellung von Zahnersatz zu sehen sind.Sie erlauben eine verbesserte Standardisierung der Prozesse, erhöhte Präzision und Reproduzierbarkeit in der Herstellung und versprechen, dank Automatisie- rung mit CAD/CAM und der Anwen- dung neuer Materialien, eine kosten- günstigere Produktion von Zahner- satz.Sieersetztenaberdie(zahn-)ärzt- liche Kunst per se nicht. Allgemein- und zahnmedizinische Diagnose und Prognose, patientenbezogene, synop- tische Behandlungsplanung und Be- handlung, sowie klinisch-technisch sorgfältige Ausführung der (protheti- schen) Behandlungsschritte sind weiterhinVorbedingung für einen Be- handlungserfolg. Auch die Kunst des Zahntechnikers,speziellinderHerstel- lung von ästhetisch anspruchsvollem Zahnersatz, wird nach wie vor ge- braucht. Um ein einfaches aber kon- kretes Beispiel zu nennen, ungenü- gende Zahnpräparationen und Abfor- mungenwerdenauchmitCAD/CAM- Technologie nicht zu optimalen Res- taurationenführen. Wird die klassische Abdrucknahme durch den Intraoralscanner abgelöst werden? Ich bin davon überzeugt, dass dies geschehen wird. Die Technologie wird laufend verbessert, gebrauchsfreund- licher, und irgendwann auch einmal in der Anschaffung kostengünstiger. EinegenaueZeitabschätzung,wanndie „Ablösung“ wirklich stattfinden wird, istderzeitallerdingsnichtmöglich.Wir befinden uns immer noch in der soge- nannten „frühen Adaptationsphase“ mitdieserTechnologie. Computerassistierte Planung großer und komplexer Implantatrekon- struktionen, vor allem für den Ober- kiefer, ist heute aus dem zahnärzt- lichen Instrumentarium nicht mehr wegzudenken. Wie ausgereift ist die heutigeSoftware?GibtesnochPoten- zialinderAnwenderfreundlichkeit? Verschiedene der erhältlichen Softwareprodukte für computerassis- tierte Implantatbehandlungsplanung sindsoweitfortgeschritten,dasssieden erwähnten Zweck vollauf erfüllen können. Allerdings muss der Anwen- der schon einigermaßen „computer- fit“undlernwilligsein.Weiterentwick- lungenmussundwirdesgeben.Sogibt es derzeit immer noch zu viele soge- nannte geschlossene und zu wenige wirklich offene Systeme auf dem Markt. Das Tempo diesbezüglicher Verbesserungen in der Anwender- freundlichkeit wird stark davon ab- hängen, wie gewillt die Herstellerfir- mensind,dieÖffnungzubewerkstelli- gen. Sehen Sie auch Nachteile einer digita- len Behandlungsplanung – beispiels- weisehinsichtlichOkklusion…? Außer den erhöhten Anschaf- fungskosten und der Tatsache, dass ein Cone Beam Computer Tomogram nötig ist, sehe ich keine Nachteile der digitalen Behandlungsplanung in der Implantologie.DabeiwerdendieNach- teile des CBCT (zusätzliche Kosten, etwas höhere Röntgenbestrahlung) durch die entstehenden Vorteile präzi- serer Diagnostik und Planung mehr als neutralisiert. Dass die digitale Planung für den Anfänger schwieriger ist als das konventionelle Vorgehen und man demzufolgeeineLernkurvemitmachen muss, die je nach Komplexität eines Falles mehr oder weniger steil ist, kann man ja nicht als Nachteil bezeichnen. Als Gegenleistung ergibt sich daraus eine präzisere chirurgische Planung undgrössereSicherheitfürdieoptimale Implantatsetzung. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass eine rein digitale Planung unabhängig vom Patienten nicht praktikabel ist. Gewisse Schritte in der Planung und Herstellung von Zahnersatz müssen am Patienten er- folgen, speziell in komplexen Fällen. Ästhetische oder funktionelleVerände- rungendurchneueZahnaufstellungen, Erhöhung der vertikalen Dimension, usw., sind ohne direkte Einproben am PatientenmeinerMeinungnachunrea- listisch. Wo muss Ihrer Meinung nach der Fokus weiterer zukünftiger techno- logischer Entwicklungen für die Pro- thetikliegen? Wiezuvorschonerwähnt,mussdie Kommunikationsfähigkeit zwischen verschiedenen Hard- und Software- Produkten verbessert werden. Es gibt auf dem Markt kein CAD/CAM-Sys- tem, dass alles kann, was in Sachen Zahnersatzherstellung anfällt. Sich ein offenes System zusammenzustellen, das den Bedarf der gegebenen prothe- tischen Praxis abdeckt, das heisst, das auch umfangreichere Arbeiten erlaubt als nur Quadrantenrestaurationen, brauchtesschonerheblicheFachkennt- nisse und die Bereitschaft, großzügig zu investieren. Dazu kommt, dass, sichdieTechnologielaufendändert,mit der Konsequenz, das, was ich heute für teures Geld anschaffe, in zwei bis drei Jahren schon wieder obsolet sein könnte. Wie viele andere Institutionen sindauchwiranderTuftszurzeitdaran, mehr und mehr CAD/CAM-Techno- logie in die vorklinische und klinische Ausbildung unserer Studenten einzu- bringen. Für eine große Schule, wie wir es sind, ein echt komplexes Unter- fangen! Auch prothetische Materialien müssen und werden weiterentwickelt werden. Der Trend zu metallfrei ist sicher wünschenswert. Aber er darf nicht allein auf Marketing von neuen Produkten vonseiten der Industrie be- ruhen,sondernsollteauf adäquaterkli- nischerErprobungbasieren. Neben dem technologischen Fort- schritt muss der Schwerpunkt auch auf der Interaktion zahnmedizinischer Materialien und Technologien mit der Biologie liegen. Biomaterialien sollten nicht nur den biomechanischen Belas- tungen der Mundhöhle standhalten, sondernaucheineoptimaleBiokompa- tibilitätaufweisen. Was hat sich bewährt? Was sind die BiomaterialienderZukunft? Wenn wir weit voraus in die Zu- kunft schauen, werden die Biomate- rialien dank Molekularforschung und Tissue Engineering immer mehr iden- tischwerdenmitdenkörpereigenen.So EinwissenschaftlichesEreignisderSpitzenklasse: BeimInternationalCongress2014treffensichnordamerikanische undeuropäischeProthetikerzumErfahrungsaustausch Der International Congress of the Academy of Prosthodontics 2014 findet Mitte Mai erstmals in Europa statt. Prof. Dr. Hans-Peter Weber, Präsident der Akademie sowie Ordinarius und Leiter des Department of Prosthodontics and Operative Dentistry an der Tufts University School of Dental Medicine, im Gespräch mit der Dental Tribune. „Neben dem technologischen Fortschritt muss der Schwerpunkt auch auf der Interaktion zahnmedizinischer Materialien und Technologien mit der Biologie liegen.“ Prof.Dr.Hans-PeterWeber Prof. Dr. Hans-Peter Weber [Info] Prothetik Klinik. Prothetik Labor. Rachel’sAmphitheater für zahnärztlicheWeiterbildung.