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Dental Tribune German Edition

DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 3/2014 · 5. März 2014 International Interview 9 Dr.RolandGigervonderHNO-Klinik, pflegen wir dabei einen intensiven AustauschüberaktuellePatientenfälle, wasletztlichdazudient,dieWegeund auch Zeitintervalle für die optimale Therapie möglichst kurz zu halten. In der dentomaxillofazialen Radiologie findet ein Austausch bei komplexen Befunden mit Prof. Dr. Reinhilde Jacobs an der Universität Leuven in Belgien statt. Prof. Dr. Jacobsistsicherlicheinederaktivsten Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet, daher bin ich glücklich, dass wir seit meinem Mini-Sabbatical in Leuven imJahre2012eineintensivefachliche Zusammenarbeit pflegen. Wie viele Patienten werden auf IhrerStationjährlichbehandelt,wie gelangen diese zu Ihnen und wie großistdasTeamderBehandler? Wir haben pro Jahr zwischen 600 bis 650 stomatologische Neu- zuweisungen und sehen etwa 2.500 Patienten in der Nachsorge. Damit dies reibungslos funktioniert und auch oralmedizinische Notfälle, also Patienten mit Malignomverdacht, innerhalb von 24 Stunden einAufge- bot an der Klinik erhalten, findet die Sprechstundetäglichvon10bis12Uhr statt. Zugewiesen werden die Patien- ten von Zahnärzten, HNO-Kollegen, DermatologenundHausärzten.Manch- malmeldensichPatientenauchdirekt über den Tagdienst in der Poliklinik. InderzahnmedizinischenPraxissind esoftdieDentalhygienikerinnenoder auchProphylaxeassistentinnen,welche eine Mundschleimhautveränderung zum ersten Mal befunden. Im Rahmen der Weiterbildung ist jeder Assistent an der Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie für oralmedizinische Neupatienten zu- ständig. Die Fälle werden mir jeweils vorgestellt,dieDiagnoseundTherapie- planung diskutiert und der Zuweiser über die entsprechenden Schritte unterrichtet.Dabeiisteswichtig,dass alle über die Befunde und durch- geführten sowie geplanten thera- peutischen Maßnahmen informiert werden – also der Zahnarzt und die medizinischen Fachpersonen wie Hausarzt,Internist oder HNO-Arzt. In der dento-maxillofazialen Radiologie wurden 2013 bei über 5.000 Patienten radiologische Bild- gebungen jedwelcher Art realisiert. Digitale Volumentomografien wur- den über 2.300 angefertigt und über 1.000detaillierteBefundungsberichte an zuweisende Kollegen versandt. Die Station Zahnärztliche Radio- logie und Stomatologie bildet auch aus – an wen richten sich die Fort- bildungsangebote? Zunächst werden Studenten theoretisch und praktisch auf diesen beiden Gebieten ausgebildet. Hier ist auch Priv.-Doz. Dr. Karl Dula in der Ausbildung sehr wichtig, der ab dem dritten Jahreskurs den radio- logischen Studentenunterricht ko- ordiniert. Danach ist die Weiter- bildung derAssistenten an der Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie zentral. Ziel ist es, dass sie während ihrer Zeit an der Universität fundierte Kenntnisse in der Oralmedizin und zahnärztlichen Radiologie erwerben und diese somit später im Praxisall- tag einsetzten können. Last but not leastermöglichtunsdiehoheZahlvon Patienten in der Stomatologie und dento-maxillofazialen Radiologie, dass wir klinisch orientierte Fortbil- dungskurse und Symposien durch- führen. Am 20. Februar hat gerade unser 2. Stomatologie-Symposium mit nationalen und internationalen Referenten und über 200 Teilneh- mernstattgefunden.Für2016istdann unser 2. Radiologie-Symposium ge- plant (www.ccde.ch/de). Eine fundierte Diagnostik ist die Grundlage einer erfolgreichen Be- handlung. Welche Mittel und Me- thoden kommen auf Ihrer Station zumEinsatz? In der oralen Medizin setzen wir ein breites Spektrum an diagnosti- schen Mitteln ein. Zentral sind dabei dieTechnikenderGewebeprobebzw. zytopathologischen Untersuchung. BeiBiopsienwerdenmanchmalauch immunologische Verfahren zur An- wendunggebracht.Beiblasenbilden- den Erkrankungen kommt routine- mäßigdiedirekteImmunfluoreszenz zum Zug.Vor allem in der Nachsorge setzen wir auch die Bürstenbiopsie ein. Je nach Fragestellung werden auch mikrobiologische und serolo- gischeVerfahren angewandt. In der dento-maxillofazialen Radiologie bieten wir alle in der Zahnmedizin etablierten zwei- und dreidimensionalen radiologischen Verfahren an, wobei besonders die digitale Volumentomografie von ex- ternen Zuweisern rege genutzt wird. Der Zuweiser bekommt jeweils ei- nen detaillierten Befund des ganzen untersuchtenVolumens.DiesePraxis wirdbesondersgeschätzt,dadiesteils neuroanatomische Kenntnisse vor- aussetzt und daher auch aus forensi- schen Gründen lieber delegiert wird. Die umfangreiche Anzahl an Pa- tienten ermöglicht es Ihnen und IhremTeam,klinischeStudiendurch- zuführen. Können Sie uns einige Forschungsthemenvorstellen? InderStomatologiebeschäftigen wir uns viel mit Prävention und Früherkennung von Präkanzerosen sowie Malignomen der Mundhöhle und der sogenannten „harm reduc- tion and elimination“. Somit haben wir mehrere Forschungsprojekte zur Tabakproblematik durchgeführt. Beispielsweise untersuchten wir den Einsatz eines CO-Monitors bei der Erstbefundung und im Recall zur Validierung der Raucheranamnese und auch als Motivations- und Messinstrument bei der Rauchent- wöhnung. Im Moment vergleichen wirdieEffizienzverschiedenerLaser- typen und Lasersettings gegenüber dem Skalpell bei Exzisionsbiopsien benignerVeränderungen. In der dento-maxillofazialen Radiologie laufen verschiedene Pro- jekte,vielesindauchinterdisziplinäre Studien mit Partnern an den Zahn- medizinischen Klinken und auch am Inselspital. Gerade haben wir eine Untersuchung zusammen mit der Ophthalmologie fertiggestellt, bei der wir eine neue, physiologische MethodederDacryocystografie(d.h. der Tränen-Nasen-Kanal-Darstellung) mithilfe von Kontrastmittel be- schrieben haben. Das Röntgenbild ist auch in der Zahnmedizin wichtiges Element zur Diagnosestellung. Die 3-D-Ra- diologie, im Speziellen die digitale Volumentomografie (DVT), sind vieldiskutierteNeuerungen–wann istdasDVT-Verfahrenindiziert? Das DVT hat sicherlich in allen Gebieten der Zahnmedizin, von der Kieferorthopädie über die Endo- dontologie bis hin zur Oralchirurgie seine Indikationen. Es ist aber in vielenFragestellungennochnichthin- reichend geklärt, wo der Benefit für denPatientenoderauchdenBehand- ler besteht, wenn man zusätzlich zur konventionellen zweidimensionalen Abklärung eine dreidimensionale Bildgebung herstellt. Es ist sicherlich Aufgabe der Wissenschaft und der entsprechenden Fachgesellschaften (derSchweizerischenGesellschaftfür Dentomaxillofaziale Radiologie/ SGDMFR), hier für Klarheit und Richtlinien zu sorgen. Wichtig er- scheintmiraber,dassjederZahnarzt, dersichmit3-D-Bildgebungbeschäf- tigt, eine fundierte Ausbildung in dieser Technologie und deren Mög- lichkeiten bekommt. Die SGDMFR bietetdaherjedesJahrdenviertägigen Ausbildungsgang zur Zertifizierung in der digitalen Volumentomografie an (www.sgdmfr.ch). Für die Allgemeinpraxis ist die Anschaffung teurer Spezialgeräte häufig nicht rentabel, der Einbezug vonSpezialistenratsam.Mitwelchen Fragestellungen und Problemen kann sich der Praktiker an Sie und IhreStationwenden? Kollegen der Zahnmedizin und Medizin können sich für alle Abklä- rungen der Oralmedizin oder dento- maxillofazialen Radiologie an uns wenden. In der Stomatologie gilt die Regel,dass es keine Fehlzuweisungen gibt – auch völlig harmlose Befunde oder Normvarianten lohnt es abzu- klären, wenn Unsicherheiten aufsei- tendesPatientenoderdesBehandlers bestehen. Dies ist auch darum wich- tig, um den Patienten zu beruhigen. Für oralmedizinische Probleme sollte immer dann eine Zuweisung an eine spezialisierte Sprechstunde erfolgen, wenn Befunde verdächtig sind, sich als therapieresistent erwei- sen oder ein systemisches Geschehen (Mukodermatosen, granulomatöse Er- krankungen wie Morbus Crohn oder auch ein Sjögren) vermutet wird. Herr Dr. Bornstein, wir danken Ihnen für dieses Interview und wünschen Ihnen und Ihrer Station maximaleErfolge. Universität Bern Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie Station für Zahnärztliche Radiologie und Stomatologie Freiburgstr.7,3010 Bern,Schweiz Tel.: +41 31 6322566/45 michael.bornstein@zmk.unibe.ch DT „In der Stomatologie gilt die Regel, dass es keine Fehlzuweisungen gibt – auch völlig harmlose Befunde oder Normvarianten lohnt es abzuklären, wenn Unsicherheiten aufseiten des Patienten oder des Behandlers bestehen. “ Frau Dr. Valérie Suter (Oberärztin) erläutert die Funktionsweise des CO2-Lasers am Patienten. Positionierung einer Patientin vor Herstellung einer 3D-Aufnahme mit der digitalen Volumentomografie. Infos zum Autor DTG0314_08-09_Bornstein 24.02.14 14:29 Seite 2