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Dental Tribune German Edition

DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 3/2014 · 5. März 2014 User Report 13 von Provisorien. Erste Angaben zu diesem Prinzip finden sich bei Lloyd Baum 1978, The Non-Removable Bite Plate, bei Dahl u. Krogstad 1975 und bei Philipp Levy 1984, Levy Lin- gual Shelf. In der Kieferorthopädie sind diese Plateaus ein gängiges Be- handlungsmittel für Tiefbiss- und Distalbissfälle geworden. Palatinale Aufbauten an oberen Frontzähnen und deren Potenzial zur Bisserhö- hungsindinsbesonderedurchdieAr- beitenvonDahl,Krogstadu.Karlsen, Oslo, seit 1975 umfangreich unter- sucht worden.Anhand der Kontrolle von Tantalimplantaten mit Fern- röntgenaufnahmenkonnteneindeu- tig Bisshebungen dargestellt werden. Die Bezeichnung Dahl Effect, Dahl Principle,DahlAppliance,DahlCon- cept wurden für diese minimalinva- siveStrategiezurBisshebungangege- ben.Erstaunlicherweisefindetsichin der deutschsprachigen allgemeinen zahnmedizinischen Literatur kaum ein Hinweis auf dieses einfache und geniale Behandlungsmittel. Palatinale Plateaus ermöglichen eine Bisshebung, die direkt am Pa- tienten eingeschätzt und ausgeführt wird. Sie werden in kurzer Zeit vom Patienten als nicht störend empfun- den. Sie werden mit Komposit paral- lel zur Fußbodenebene angebracht und erweisen sich als äußerst stabil. Neben der sofortigen Bisshebung er- laubendiePlateausdasEinstellender Kiefergelenke in eine zentrale Rela- tion. Vergleichbar einem festsitzen- denJigermöglichendiePlateauseine Entschlüsselung der bisherigen Ver- zahnung und das Ausschalten von Vorkontakten. Kleine horizontale Bewegungen auf den Plateaus erlau- bendemPatientendurchFreedomin Centric, die zentrische Unterkiefer- position aufzufinden. Der erzielte vertikale und sagittale Platzgewinn (Rotation des Unterkiefers) ermög- licht eine stabile Rekonstruktion ab- radierter Frontzähne in Komposit und somit auch ein Behandlungs- angebot bei massivem Bruxismus. DiePlateausmüssenausreichend groß sein, damit die unteren Front- zähne sicher abgestützt sind. Keines- falls dürfen die unteren Frontzähne hinter den Plateaus beißen. Sie wer- den in der Regel an den sechs oberen Frontzähnen angebracht. Bei Bedarf werden die Plateaus mit Aufbauten auf den unteren Schneidezähnen kombiniert. Durch die Beseitigung der eingefahrenen Schliffflächen wirddieKaumuskulaturdeprogram- miert und ein vorliegender Bru- xismus wird umgehend reduziert. Der Patient findet seine früher vor- handenen Schliffflächen plötzlich nicht mehr und übt weniger Para- funktionen aus. Plateaus und neu aufgebaute Frontzahnkanten wirken wie ein Deprogrammer. Abbildung 1 zeigt schematisch die Wirkungsweise der Plateaus (Frasacomodell mit dem 2. und 3. Quadranten). Aus geometrischen GründenistbeieinerBisshebungan- terior von 2mm posterior lediglich miteinerNonokklusionvon1mmzu rechnen. Palatinale Plateaus verrin- gern die Notwendigkeit endodonti- scher (therapeutische Devitalisierung, Stiftaufbauten) oder parodontalchi- rurgischer Vorbereitung (Kronenver- längerung) von Frontzähnen mit ge- ringervertikalerRestsubstanz.Durch die konsequent nur additiven Maß- nahmen unterbleiben umfangreiche Eingriffe in die Zahnhartsubstanz. Palatinale Plateaus können ebenso an bestehendem Zahnersatz durch Silikatisieren und Silanisieren angebracht werden, sollte eine Biss- hebung bei vorhandenen aber nicht erneuerungsbedürftigen Frontzahn- kronen erforderlich sein. Sie sind vergleichbar mit dem Höherstellen des Stützstiftes im Artikulator. Sie ähneln in ihrer Funktionsweise den NTI-tss Schienen und den kiefer- orthopädischen Funktionsgeräten (eingebauterAktivator). Wann sind Plateaus hilfreich? Plateaus sind hilfreich in Fällen anteriorerundgeneralisierterErosion. Sie erlauben eine anfangs reversible Vorgehensweise. Durch die Biss- sperrung wird ein vertikaler Platzge- winn im Seitenzahngebiet erreicht, der entweder durch die Elongation der Seitenzähne oder durch sofortige Rekonstruktion im Seitenzahngebiet ausgenutzt werden kann. Parodontal kritische Zähne können gleichzeitig miteinerfestsitzendenSchienungim Sinne einer Verblockung stabilisiert werden. Die Plateaus werden vom Patienten problemlos toleriert und verbleiben in der Regel lebenslang. DurchdieVermeidungriskanterPro- thetikerlaubtdiegesteuerteminimal- invasive Bisshebung mit palatinalen Plateaus dem Zahnarzt realistische Behandlungsangebote im Hinblick auf zeitlichen und finanziellen Auf- wand in allenAltersstufen. Erfahrungen Nach dem beschriebenen Kon- zept wurden in unserer Praxis im Laufe von zehn Jahren ca. 60 Patien- tenfälle mit palatinalen Plateaus be- handelt und dokumentiert.In einem Drittel der Fälle wurde die Reorgani- sationderposteriorenNonokklusion durch Elongation der Seitenzähne, Intrusion der Frontzähne und durch die Bisslageänderung abgewartet. Diese Reorganisation der Okklusion erfolgte in einem Zeitraum von drei bissechsMonaten.Dabeielongierten Molaren schneller als Prämolaren. Eckzähne scheinen sich nur sehr zögerlich zu verlängern und sollten deshalbsofortmiteinerEckzahnfüh- rungversehenwerden.InkeinemFall kam es zur Ablehnung der Plateaus durch den Patienten oder zu Kiefer- gelenkbeschwerden, was auch schon von Dahl berichtet wurde. Vorüber- gehende Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme oder Lispeln verschwanden schnell. Plateaus können bei Bedarf er- höht werden, um die Bisshebung schrittweise durchzuführen. Eine seitliche Sperrung sollte 1,5mm nicht überschreiten, sonst kommt es zur Einlagerung der Zunge. In den ande- ren Fällen der sofortigen Ausnutzung der gewonnenen Bisshöhe wurden selektivanbehandlungswürdigenSei- tenzähnen Kompositfüllungen in der neuenHöhehergestelltoderchairside Teilkronen nach dem CEREC-System zementiert oder das Platzangebot wurde für herausnehmbaren Zahner- satz genutzt. Ebenso ist es möglich, okklusale Veneers auf vorhandenen, nicht erneuerungsbedürftigen Zah- nersatz zu kleben. Bei zwei Fällen konnte die Reorganisation der Ok- klusionsogarimBereichvonBrücken beobachtet werden. Die Abbildungen 2–5 zeigen die Frontzahnsituation einer 60-jähri- gen Patientin im Juni 2011. Der Fall ist gekennzeichnet durch Masseter- hypertrophie, Bruxismus, Abrasion der oberen Frontzahnkanten und Platzmangel für deren Restauration. Die Patientin empfand ihre oberen Frontzähne als zu kurz. Andere Be- funde waren nicht festzustellen. Es wurde mit palatinalen Plateaus eine Bisshebung durchgeführt, die eine stabileRekonstruktionderFrontzahn- kantenerlaubte.Schonnachwenigen Wochen war keine Disklusion im Seitenzahngebiet mehr feststellbar. Abbildung 8 zeigt die intakten pala- tinalen Plateaus und die seit Behand- lungsbeginn unverändert stabilen Schneidekanten im Januar 2014. DieAbbildungen9und10zeigen dieokklusalgeschlossenenZahnreihen im Januar 2014. Eine Rückbildung der Masseteren konnte beobachtet werden. Die Abbildungen 11–16 zeigen den Fall einer 54-jährigen Patientin, die in einer kieferorthopädischen Praxis einen festsitzenden Aufbiss wegen CMD und palatinalen Einbis- senindieSchleimhauterhaltenhatte. Die Konstruktion war zu diesem Zeitpunkt mehrfach dezementiert und derAufbiss wurde in 2005 durch palatinale Plateaus ersetzt. Die Pa- tientin erschien erst wieder in 2010 zur Kontrolle und war beschwerde- frei.DieOkklusionhattesichinNeu- tralverzahnung eingestellt und der Biss war deutlich gehoben. Die Pa- tientin war sehr zufrieden mit dem geringenAufwand,der zum Behand- lungserfolg geführt hatte. Fazit Das einfache, vielseitig anwend- bare Konzept der minimalinvasiven Bisshebung mit palatinalen Plateaus ermöglicht einen vertikalen Platz- gewinn bei gleichzeitiger Einstellung des Unterkiefers in die Zentrik. Es wird somit leicht möglich, ohne In- vestition in weitere Technik, Patien- teneinzusätzliches,schonendes,kos- tengünstiges und wirklich minimal- invasivesBehandlungsangebotzuof- ferieren. Patienten mit Plateaus sind in der Regel sofort gut motiviert und spätereinetreuePatientengruppe,da umfangreicheKostenerspartwurden und Eingriffe in die Zahnhartsubs- tanz unterblieben. Der Behandler muss allerdings über eine gewisse Fertigkeit im Umgang mit Komposit verfügen. Eine verminderte Kauleis- tung wurde stets toleriert und nach wenigen Wochen oft nicht mehr be- merkt. Kleinere Reparaturarbeiten könnennacheinergewissenZeitnot- wendig oder nach erfolgreicher Biss- hebung kann die Überkronung der Frontzähne (jetzt ohne Platzmangel) immer noch in Angriff genommen werden. Ein eintägiges Seminar wird an- geboten, um sämtliche Aspekte der minimalinvasiven Bisshebung mit palatinalenPlateauskennenzulernen. Wegen der überschaubaren Technik kann dabei von einer„flachen“ Lern- kurve ausgegangen werden, sodass eine sofortige Umsetzung in der Praxis möglich wird. Eine Einfüh- rung in Sandstrahltechniken ergänzt das Programm. Kurstermine in Bad Soden am Taunus 3. Mai 2014 und 27.September 2014. DT Abb.11: DezementierterAufbiss.–Abb.12: Sperrung Okklusion rechts 2005.–Abb.13: Sperrung Okklusion links 2005.–Abb.14: Palatinale Plateaus 2005.–Abb.15: Okklusion rechts 2010.–Abb.16: Okklusion links 2010. t Dr.HorstLandenberger Königsteiner Str.39,65812 Bad Soden am Taunus,Deutschland Tel.: +49 6196 653274 Fax: +49 6196 29414 horst.landenberger@vodafone.de www.minimalinvasiv.de Infos zum Autor Kontakt 11 12 13 14 15 16 DTG0314_12-13_Landenberger 24.02.14 17:20 Seite 2