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Dental Tribune Austrian Edition

Aus ästhetischer Sicht wird seit den späten 1960er-Jahren bis heute ein Paradigmenwechsel in der Kie- ferorthopädie beobachtet. Damals glaubten die Kieferorthopäden, dass die Hartgewebe die einzigen Para- meter wären, die bei der Planung einer kieferorthopädischen Zahn- bewegung berücksichtigt werden sollten. Heutzutage sind nicht nur die Hart-, sondern auch die Weich- gewebe Schlüsselfaktoren, um eine Entscheidung für eine Extraktion oder Nicht-Extraktiontherapie zu treffen. Unterdessen haben die Kie- ferorthopäden realisiert, dass das breite Publikum eher volle und pro- minenteLippenbevorzugtalsfrüher. Deswegen berücksichtigt der Kiefer- orthopäde,der entscheiden muss,ob Zähne extrahiert werden oder nicht, üblicherweise sowohl die Gesichts- weichteilästhetik als auch die Funk- tion. Ein exzessives bialveolär-pro- trudiertes Profil wird zwar von einer Retraktion der oberen und unteren Frontzähne profitieren (Abb. 1 a–d), andererseitsführtPlatzgewinndurch transversale Expansion in einem länglichen Gesicht mit schmalen Wangen zu einer unausgeglichenen Gesichtsästhetik. Fälle mit einem ausgeprägten Platzmangel benötigen normaler- weise Extraktionen, bei Grenzfällen mit einem schönen harmonischen Gesicht wird jedoch eine Nicht- Extraktions-Therapiebevorzugt.Dies ist nur richtig, wenn der Biotyp des Patienten eine Zahnbewegung in der Alveole ermöglicht, ohne eine Verletzung des Gewebes hervor- zurufen. Ein dünner Gingiva-Biotyp er- möglicht kleine Expansionsmaß- nahmen (Abb. 2 a und b). Dieses Bild veranschaulicht die unterschiedliche Knochendicke, die den Knochen um den einzelnen Zahn charakterisiert. Es ist offensichtlich, dass je nach Be- wegungsrichtung bestimmte Bewe- gungen kontraindiziert sein können oder nur dann zulässig sind, wenn eine kontrollierte dreidimensionale Wurzelbewegung sichergestellt wer- denkann. Die zunehmende Verbesserung der Bildqualität und eine reduzierte StrahlendosisderdentalenVolumen- tomografie (CBCT) machen einge- hende Studien über den Alveolar- knochen besser durchführbar als früher. CBCT ist bereits als nütz- liches Werkzeug in der Forschung verwendetworden,umdieKnochen- menge rund um Zähne nach sagit- taler und transversaler Expansion zu analysieren. Diese Art von Studien haben gezeigt, dass Knochen wäh- rend einer kieferorthopädischen Zahnbewegung nicht immer den Wurzeln folgt; infolgedessen kön- nen anatomische Gegebenheiten entstehen, die zu Fenestrationen führen.1 In Zukunft kann man vermuten, dass die dreidimensiona- len bildgebenden Verfahren noch zuverlässiger werden und dadurch eine Identifikation der spezifischen Biotypen zulassen. Dies bestätigt einmal mehr die Notwendigkeit der dreidimensionalen Kontrolle der Wurzeln hinsichtlich des umge- benden Gewebes. Die nicht-extrahierende Thera- pie, z.B. die transversale und sagittale Expansion, tendiert zur Entstehung einerposteriorenRotationdesUnter- kiefers, woraus eine vergrößerte ver- tikale Dimension die Folge ist. Letz- teres ist kontraindiziert bei Patienten, in deren Wachstumsmuster bereits eine posteriore Rotation vorgegeben ist(Abb.1a–d). Einer der häufigsten Gründe für die Überweisung eines Patienten ist die Lachästhetik. Es impliziert nichtimmernurdieNivellierungund geradeZähne,sondernauchdieLoka- lisation des Lächelns in der gesamten Gesichtsharmonie. Mit der Lachästhetik hängt die Zahnbogenform zusammen. Ein enger Zahnbogen verursacht ausge- prägte schwarze Korridore, wodurch Mechanismen zur Extraktion folglich geeigneter erscheinen als eine Extrak- tion zur Auflösung des Zahneng- standes(Abb.5und6a–c). In Fällen von skelettalen Dis- krepanzen ist die Entscheidung zwischen Extraktion oder Nicht- Extraktion besonders schwierig. Ein abgeflachtes Profil wird eher aus der Zahnexpansion zur Unterstüt- zung der Oberlippe Nutzen ziehen als durch eine Zahnextraktion, um die Platzdiskrepanz zu beseitigen (Abb. 3 a–f). Dies gilt auch bei einer ZahnextraktionimretrognathenGe- sichtstyp (Abb.4 a–d). Die Position der Dentition im Zahnbogen muss bei der Platz- analyseberücksichtigtwerden.Wenn bei einem Grenzfall eine tiefe Spee- Kurve reduziert werden soll, wird die Entscheidung eher in Richtung Extraktiongehen,dadieNivellierung der Speeschen Kurve bekannter- weise Platz benötigt. Die Qualität der Zähne ist ebenfalls ein wichtiger Faktor bei Grenzfällen, da es wenig Sinnhat,ZähneimMundzuerhalten, wenn deren Prognosen ungünstig sind. Durch die Einführung der intra- oralen ossären Verankerung, das sogenannte Temporary Anchorage Device (TAD), wurde die Auswahl möglicher Behandlungen erweitert, besonders für den Fall einer asymme- trischen Korrektur. Die Benützung der temporären ossären Veranke- rungsmethode hat das Prozedere des Platzmanagements vereinfacht, sowohl für den Kieferorthopäden als auch für die Patienten (Abb. 5). Da eine maximale Verankerung erreicht werden kann, ist ein Lückenschluss möglich,ohnedasProfilzubeeinflus- sen, wie in Fällen eines ausgeprägten Zahnengstandes in einem harmoni- schenProfiloderbeiLückenschlussauf- grund fehlender Zähne (Abb. 6 a–c). Wie auch bei einer Zahnextraktion vereinfacht die temporäre ossäre Ver- ankerungsmethode die Non-Extrak- tionschancen durch das Ermöglichen einer Distalisation in symmetrischen wie auch in asymmetrischen Fällen (Abb. 7 a–e), ohne die Benützung extraoralerApparaturen. Zusammenfassung Die Wahl zur Extraktion oder Nicht-Extraktion stellt eine heraus- fordernde und reizvolle Aufgabe für den Kieferorthopäden dar, dessen Kenntnisse genutzt werden, um die okklusale Relation zu verbessern, indem die natürliche Unterstützung durch die Zähne und die ästheti- sche Harmonie des Profils berück- sichtigt wird. Während in der Ver- gangenheit die Wahl der Therapie durch biomechanische Faktoren beeinflusst wurde, hat heutzutage die Einführung der skelettalen Ver- ankerungdiesenTeilderBehandlung überflüssig gemacht. Die skelettale Verankerung muss in Fällen eingesetzt werden, in denen eine konventionelle Verankerung keine zufriedenstellenden Ergebnisse garantiert, wie z. B. beim asymme- trischen Lückenschluss, Typ C-Ver- ankerung oder der Molarendistali- sation. Referenzen 1.Cattaneo PM,Treccani M,Carlsson K, Thorgeirsson T, Myrda A, Cevi- danes LH, Melsen B: Transversal maxillary dento-alveolar changes in patients treated with active and passive self-ligating brackets: a randomized clinical trial using CBCT-scans and digital models. Orthod Craniofac Res. 2011 Nov; 14(4):222–33. 2.MelsenB,VernaC,LuziC.Mini-Im- plantsandtheirclinicalapplication: The Aarhus Expericence – vol 30. Edizioni Martina – 2013 Bologna ISBN978-88-7572-116-9. DT International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 12/2013 · 4. Dezember 20136 Prof.Dr.CarlalbertaVerna Klinikvorsteherin der Klinik für Kieferorthopädie und Kinderzahnmedizin Hebelstr.3 4056 Basel,Schweiz Tel.: +41 61 2672641 Fax: +41 61 2672657 kfo-kzm@unibas.ch Kontakt Infos zum Autor Abb. 5: Die Positionierung der Mini-Schraube für die ossäre Verankerung findet unter Lokalanästhesie auf dem Behandlungsstuhl statt. – Abb. 6a–c: Die ossäre Verankerung ermöglicht den Lückenschluss von Aplasien, indem die Molaren mesialisiert werden, ohne den Overjet zu beeinträchtigen. Abb. 7a–e: Die temporäre ossäre Verankerungsmethode vereinfacht die Non-Extraktionschancen durch das Ermöglichen einer Distalisation in symmetrischen wie auch in asymmetrischen Fällen. 5 6a 6b 6c 7e7d7c7b7a ➟ Informieren, bestellen und kaufen. Das Direct Sales & Information Tool Erfahren Sie jetzt mehr! Direct Sales & Information Tool Einfach Informationen anfordern, Termine vereinbaren, Produkte bestellen oder Firmenprofile besuchen. 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