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Dental Tribune German Edition

ZudenperiimplantärenErkrankun- genzählendieperiimplantäreMuko- sitis und die Periimplantitis, beides entzündliche Prozesse der Gewebe in unmittelbarem Kontakt zum Im- plantat. Bei der Mukositis sind nur die Weichgewebe entzündet, bei der Periimplantitis liegt zusätzlich auch noch ein Knochenverlust vor. All dies geschieht als Reaktion auf den bakteriellen Biofilm Plaque. Allgemein gilt als anerkannt, dass etwa 10 Prozent der Implantate und 20 Prozent der Patienten von diesem Problem betroffen sind (Mombelli et al. 2012). Diagnosti- ziert werden diese Erkrankungen durch die Kombination von visuel- ler Inspektion, Sondieren (Luterba- cher et al. 2000) und Röntgenunter- suchung (Etter et al. 2002), wobei Ausgangsbefunde nach Eingliedern des Zahnersatzes zum späteren Ver- gleich obligat sind (5.ITI Consensus Statements 2013). In der Praxis stellt sich das kli- nische Management als denkbar schwierig heraus. So zeigt uns die aktuelle Studienlage, dass die nicht chirurgische Therapie der Periim- plantitis nicht funktioniert. Frühe Diagnose und rasches chirurgisches Eingreifen scheinen daher geboten. Angesichts der zur Verfügung ste- henden chirurgischen Maßnahmen und den einhergehenden Proble- men, wie eher selten akzeptable ästhetische Resultate bei resekti- ver Chirurgie mit Implantoplastik, werden immer komplexere Me- thoden vorgeschlagen, z.B. das Kombinieren von resektiven und regenerativen Vorgehen mit teil- weiser Implantoplastik. Wenn dann zusätzlich ein Bindegewebstrans- plantat aus ästhetischen Gründen zeitgleich empfohlen wird, kann der Leser sich bei zunehmender Komplexität des Eingriffs die sin- kende Vorhersagbarkeit und Praxis- tauglichkeit errechnen. Es stellt sich daher dringend die Frage, ob und wiesichdasAuftretenperiimplantä- rer Erkrankungen verhindern oder reduzieren lässt. Ätiologische Faktoren EineguteEvidenzlagebestätigen uns die folgenden ätiologischen Faktoren der periimplantären Er- krankungen: inadäquate Hygiene, Vorgeschichte einer Parodontitis, Qualität der Parodontaltherapie, Frequenz und Qualität des Recalls sowie Rauchen.Wir wissen, dass die EntzündungsprozesseamImplantat denen der Parodontitis sehr ähneln, wenn auch nicht ganz die gleichen. Das Entzündungsinfiltrat dringt bei Implantaten in der Regel ausgedehn- ter und schneller in tiefe Gewebsbe- reiche vor, und ein selbstlimitieren- der Effekt, wie er bei der Parodonti- tis beobachtet werden kann, scheint an Implantaten zu fehlen. Wo beginnt die Prävention? In einer Studie zur experimen- tellen periimplantären Mukositis beim Menschen konnte eindeutig gezeigt werden, dass die Mukositis entsteht, wenn Maßnahmen zur Mundhygiene ausgesetzt werden, und auch,dass beiWiederaufnahme entsprechender Mundhygieneprak- tiken die Entzündungen komplett reversibel sind, wenn auch Letzteres etwas länger braucht als bei einer GingivitisamZahn(Salvietal.2012). Frühes Erkennen einer periimplan- tären Mukositis und deren Behand- lungstelltalsodieeinfachstePeriim- plantitisprävention dar, die uns zur Verfügung steht. Dazu ist wesent- lich,dassdiePositionderImplantate und die Suprakonstruktionen so ge- wählt werden, dass sie einen guten Zugang sowohl für das klinische Sondieren als auch für die tägliche, häusliche Mundhygiene prinzipiell erlauben. Von Serino & Ström 2009 wissen wir, dass in Situationen, die keinen Zugang für Hygiene erlau- ben,dasAuftretenvonPeriimplanti- tis sogar 48 Prozent betragen kann. In diesem Sinne beginnt die Prä- vention der Periimplantitis bereits bei der korrekten Planung und Positionierung der Implantate und Herstellung von reinigbaren Supra- konstruktionen. Obwohl für andere ätiologische Faktoren wie iatrogene Einflüsse, z.B. Zementreste, Fehlen keratini- sierter Gingiva, nicht vollständig von Knochen umgebener Implan- tatoberfläche, aber auch Diabetes mellitus und Alkoholkonsum, die Evidenzlage eher limitiert ist,sollten diese dennoch nicht unterschätzt werden.SoistbeispielsweisedieEnt- fernung von Zement bei überhän- genden Konstruktionen oft nicht oder nur unzureichend möglich. Die Auswirkungen von verbleiben- den Zementresten können schwere periimplantäre Entzündungen sein. Mit verschraubten Rekonstruktio- nen lässt sich dieses Problem eli- minieren. Bei Schwierigkeiten mit dem Zugang zum Sondieren lassen sich verschraubte Versorgungen auch zu diesem Zwecke abnehmen, und sollte ein chirurgischer Zugang zum Implantat notwendig werden, erleichtert die Abnehmbarkeit der Versorgung den Eingriff erheblich. Vorgeschichte von Parodontitis wesentlich Einen wesentlichen Einfluss auf die Langzeitüberlebensrate von Im- plantaten hat dieVorgeschichte einer Parodontitis.SosinddieÜberlebens- raten nach 10 Jahren bei Patienten mitmoderaterParodontitis94,2Pro- zent und bei Patienten mit schwerer Parodontitis mit 90 Prozent deutlich niedriger im Vergleich zu 98 Prozent bei parodontal gesunden Patienten (Roccuzzo et al.2010).Entsprechend betrugen die Implantatverluste bei Patienten mit moderater Parodon- titis 5,8 Prozent, bei Patienten mit schwerer Parodontitis 10 Prozent undbeiparodontalgesundenPatien- ten 2 Prozent. Innerhalb der Gruppe derParodontitispatientenkonntezu- demindieserStudieeindeutiggezeigt werden, dass die Patienten, die nicht am regelmäßigen Recall teilnahmen, fast doppelt so häufig Periimplanti- tis aufwiesen als die, die regelmä- ßig zum Recall kamen (47,2 Prozent vs. 27 Prozent, p = 0,002). Ein regel- mäßig und qualitativ hoch ausge- legter Recall vermag also deutlich zur Reduzierung des Auftretens von PeriimplantitisundImplantatverlust beizutragen. Parodontale Resttaschen – ein Risiko? Wie steht es um parodontale Resttaschen, sind diese ein Risiko fürPeriimplantitis?Auchhierzeigen sich eindeutig Zusammenhänge. In einer Studie, die teilbezahnte Pa- tienten über acht Jahre beobachtet, zeigendieErgebnisse,dassParodon- titispatienten, die Resttaschen (d.h. mindestenseineTasche≥6mm)auf- weisen, zu 17,4 Prozent einen Kno- chenverlust > 3 mm an Implantaten aufweisen, während es bei aus- behandelten Parodontitispatienten ohneResttaschennur3Prozentsind. International Science DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 11/2013 · 6. November 20134 Periimplantäre Erkrankungen: Diagnose, klinisches Management und Prävention Periimplantäre Erkrankungen sind für Patienten ernsthafte Probleme, die den Implantaterhalt langfristig infrage stellen können und unmittelbar eine Entzündungsbelastung für den Körper darstellen. Für uns Zahnärzte bedeuten sie große therapeutische Herausforderungen. Von Dr. Madeleine Åslund, Wien. ➟ Abb. 1: Röntgenologisch sichtbarer periimplantärer Knochenabbau, deutlich erkennbar der beschränkte Zugang für Hygienemaß- nahmen durch zu nahe beieinanderstehende Implantate. – Abb. 2: Konsolidierung der Knochenkontur 15 Monate nach resektiver Chirurgie mit Implantoplastik, deutlich erkennbar auch der teils beachtliche Substanzabtrag an den Implantaten. ANZEIGE 1 2