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Dental Tribune German Edition

Die Position des Zahntechnikers im prothetischenTherapiekonzeptistein häufig diskutiertes Thema. Einseitige DiskussionenüberdenSinnderDigi- talisierung in der Branche ist unserer MeinungnachderfalscheWeg,umder rasanten Entwicklung zu begegnen. DieMaterialvielfalt,dieindenvergan- genen Jahren die Versorgung der Pa- tienten auf ein neues Niveau gebracht hat, lässt die Werkstoffkompetenz desZahntechnikerssowichtigwerden wie selten zuvor. Zahnmediziner und Patient sind auf beratende Unterstüt- zung insbesondere bezüglich der Ma- terialwahl angewiesen und hier sollte derTechniker„uptodate“sein. Ein relativ neuer Werkstoff in der Zahnmedizin basiert auf dem Bio- material PEEK (Polyetheretherketon). Wir arbeiten seit mehr als sechs Jah- ren mit dem Hochleistungspolymer BioHPP und gehören zur kleinen Gruppe der Erstanwender. Mittler- weile können wir über zahlreiche Versorgungenberichten,diesichüber diesenlangenZeitraumimPatienten- mund bewährt haben. BioHPP kann unserer Meinung nach in vielen Fäl- len zum Material der Wahl werden. Das praxisreife und bei uns seit vie- len Jahren angewandte Konzept wird im Folgenden anhand einer implan- tatprothetischen Versorgung näher erläutert. Warum PEEK? Kunststoffe bieten in der Zahn- medizin durch ihr geringes Gewicht sowie den vielfältigen Verarbei- tungsmöglichkeiten einige Vorteile gegenüber Metalllegierungen und Keramiken. Allerdings schränken Eigenschaften wie Dauerbiegefestig- keit, Verfärbungen oder eine hohe Wasseraufnahme ihren Einsatz ein. Hauptsächlich werden Kunststoffe für die Herstellung von Provisorien mit kurzer Liegedauer verwendet. Ein Material, welches die bereits ge- nannten Nachteile scheinbar nicht aufweist, beschäftigt seit einiger Zeit die Branche: Polyetheretherketon (PEEK). Mit seinen guten Eigen- schaften wurde PEEK bislang vor allem in der Automobilindustrie so- wie im Medizinbereich (künstliche Gelenke,Wirbel etc.) genutzt. DiedunkleFarbemachtedieVer- wendung in der Zahnmedizin noch bis vor einigen Jahren unattraktiv. UmausPEEKhergestellteBiomateri- alien auch im dentalen Bereich ein- satzfähigzumachen,habenIndustrie und Wissenschaft geforscht, entwi- ckelt und können heute praxisreife Produkte anbieten, beispielsweise das Material BioHPP (bredent). Die physikalischen Eigenschaften spre- chen für sich: hohe Formstabilität (Schmelzpunkt bei 340 bis 420 °C), chemisch inert, resistent gegenüber Wasser und ein dem spongiösen Knochen ähnliches Biegeelastizitäts- modul. Eine hohe Bruchdehnung und hohe Elastizität sowie Schlag- festigkeit sind weitere Fürsprecher. Zu diesen vielen positiven Aspekten war für uns auch die wirtschaftliche Fertigung einer Restauration aus dem Hochleistungspolymer BioHPP ausschlaggebend, um das Material vor sechs Jahren erstmals in unserem Laboralltag einzusetzen.Zum dama- ligen Zeitpunkt wurde BioHPP be- ziehungsweise ein auf PEEK basie- rendes Material für die prothetische Zahnmedizin von vielen Seiten kri- tischbeäugt.WirhabenandiesesMa- terial geglaubt, arbeiten seitdem mit sehr positiven Erfahrungen damit und können auf einen langjährigen Erfahrungsschatz zurückblicken. Sowohl die Resonanz vonseiten derPatientenalsauchdielangzeitsta- bilenErgebnisse(mehralssechsJahre in situ) bestätigen die in der Theorie dargelegten Aspekte. Der Einsatz- bereichistvielseitig:Brückengerüste, vollanatomische Restaurationen für den Seitenzahnbereich, Sekundär- strukturen und Klammerprothesen – viele prothetische Indikationen können gelöst werden. Ausgangssituation IndiesemFallsolleinPatientauf sechsosseointegriertenImplantaten im Oberkiefer prothetisch versorgt werden. Gefordert wurde eine ab- nehmbare Restauration. Grund für diesen Lösungsweg war der Patien- tenwunsch nach einem heraus- nehmbaren Zahnersatz sowie die gute Hygienefähigkeit einer solchen Versorgung. Der 52-jährige, sehr korpulenteMannhatstarkefunktio- nelleProbleme.EswurdeBruxismus diagnostiziert. Hier eine adäquate Lösung zu finden, war eine Herausforderung, unter anderem hinsichtlich der zu verwendenden Materialien. Als Therapiemethode wurde eine im- plantatgetragene Teleskopversorgung (Doppelkronentechnik) vorgeschla- gen. Verwendet wurden auf die Abutments (SKY elegance Abut- ments, bredent) gepresste Primär- teile aus BioHPP (bredent), Sekun- därteile und Tertiärgerüst in einem Stück aus BioHPP (bredent) und PMMAVerblendschalen(novo.lign, bredent). Gründe für die Materialsymbiose Die funktionellen Probleme des Patienten indizierten eine Bisserhö- hung, und somit war ein Gerüstma- terial gefragt, welches ein niedriges Elastizitätsmodulaufweist.Zustarre Materialien (hohe Steifigkeit), wie beispielsweise Titan oder Zirkon- oxid, können insbesondere bei Pa- tienten mit Bruxismus auf Dauer den Knochen schädigen. Eine kno- chenähnliche Elastizität des Ge- rüstmaterials (wie bei BioHPP) ist unserer Meinung nach für diese implantatprothetische Versorgung das Material der Wahl. Hinzu ge- sellen sich die Verblendschalen (novo.lign), welche ein ähnliches Elastizitätsmodul (ca. 3GPa) wie BioHPP aufweisen. Die geringe DichtedesPEEK-Materials(1,3g/cm3) sowie der Verblendschalen gewähr- leisten ein geringes Gewicht der fertigenVersorgung. Herstellung der Primärteile Die Abformung der sechs Im- plantateimOberkiefererfolgtenach gewohnten Kriterien und wurde zusammen mit einem Bissregistrat an das Labor geliefert. Ein Implan- tatmodell mit Gingivamaske ist für eine solche Indikation für uns unentbehrlich. Um entsprechend Platz für das Fräsen der Primärteile zu schaffen, wurden die Molaren als herausnehmbare Modellsegmente gefertigt.DasfertigeModellboteine adäquate Grundlage für die Anfer- tigung der Rekonstruktion. Im ersten Schritt waren die Primärteile zu fertigen. Hierfür bedienten wir uns einer „charmanten“ Methode: SKY elegance Abutments (bredent). Diese Abutments genehmigen äs- thetische und individuell auf die Pa- tientensituationangepassteImplan- tatversorgungen. Der Titananker des Abutments wird hierfür mit ei- ner„Hülle“ausBioHPPummantelt. Das Vorgehen ist denkbar einfach, undsokonntenauchindemhierbe- schriebenen Fall mit relativ wenigen Arbeitsschritten individuelle Abut- ments (Primärteile) gefertigt wer- den. Die Titanbasen wurden ent- sprechend der Situation beschliffen, PrimärkronenmitWachsaufmodel- liert und im Fräsgerät parallelisiert. User Report DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 11/2013 · 6. November 201312 Materialvielfalt verlangt hohe Werkstoffkompetenz Für eine patientengerechte prothetische Versorgung ist neben den anatomischen Gegebenheiten die Wahl des Materials ein wesentlicher Aspekt. Im nachfolgend beschriebenen Fallbeispiel kam das in der Zahnmedizin relativ junge, PEEK-basierende Material BioHPP zum Einsatz. Von ZT Mario Parra, Dr. Daniel Escribano, Spanien. Abb. 1 und 2: Herstellung eines Modells mit Gingivamaske und herausnehmbaren Stümpfen (Molaren). – Abb. 3: Das Implantatmodell als Grundlage für die Anfertigung der prothetischen Rekonstruktion. – Abb. 4: Im Fräsgerät wurden die Titanbasen (SKY elegance Abutment) beschliffen. – Abb. 5: Auf die Titanbasen sind die Primärteile beziehungsweise Abutments modelliert worden. – Abb. 6: Die Titanbasen mit den aufmodellierten Primärteilen sind für das Überpressen vorbereitet.– Abb.7: Die aus PEEK-Material (BioHPP) umgesetzten Primärteile wurden im Fräsgerät auf 0Grad parallelisiert.–Abb.8: Prüfen der okklusalen Gegebenheiten imArtikulator (Wachsauf- stellung). – Abb. 9: Die für die Gerüstmodellation vorbereitete Oberkieferversorgung (Wachsaufstellung). – Abb. 10 und 11: Modellation der Sekundärstruktur. Ein Steg aus Kunststoff stellte die Basis für die Wachsmodellation. Die im Silikonwall fixiertenVerblendschalen wurden mitWachs aufgefüllt und ein graziles, exakt auf die Situation abgestimmtes Brückengerüst modelliert. – Abb. 12:Wachsmodellation mit denVerblendschalen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12