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Dental Tribune German Edition

International Interview DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 10/2013 · 2. Oktober 20138 Mehr als vier Millionen Menschen, älterals65Jahre,sindalleininDeutsch- landzahnlos.Daszeigt:DasPatienten- potenzial ist groß für die Indikation des unbezahnten Kiefers. Ein mögli- ches Konzept ist All-on-4®, mit dem auf nur vier oder mehr Implantaten ein festsitzender implantatgetragener Zahnersatz möglich ist. Die Implan- tatekönnenselbstinatrophiertenKie- fern ohne vorherige augmentative Maßnahme inseriert und bei ent- sprechender Primärstabilität sofort versorgt werden. Prof. Paulo Malo, Lissabon, hat dieses Konzept entwi- ckelt. Exklusiv berichtet er im In- terview über die wissenschaftliche Absicherung von All-on-4 und die Vorgehensweise von der Diagnostik biszurNachsorge. Herr Prof. Dr. Malo, als Sie in den 1990er-Jahren das All-on-4-Konzept entwickelten,gabesbereitsverschie- deneimplantologischeVersorgungs- möglichkeiten für zahnlose Kiefer. Sie sahen trotzdem die Notwendig- keit für einen neuen Lösungsweg – warum? Ja, das ist wahr. Es gab bereits mehrere Behandlungsmöglichkeiten für die implantatbasierte Rehabilita- tion von zahnlosen Patienten. Aller- dings konnten die konventionellen OP-MethodendenPatientennichtso- fortzumehrLebensqualitätverhelfen. Die OP-Techniken waren aufwendig, damitfürdenPatientenunangenehm, und es war nicht möglich,die Implan- tate sofort zu versorgen und zu belas- ten.AndersistesbeiderAll-on-4-Ver- sorgung. Dass die Implantate sofort provisorisch versorgt und belastet werdenkönnen,stelltfürdiePatienten den Hauptvorteil dar und macht den Fortschritt des All-on-4-Konzepts deutlich. Das Leben der Menschen zu verändern, war schon immer eines meinerZielealsZahnarzt.Ichbinfroh undstolz,dassichdieserreichthabe. Nur vier Implantate tragen eine fest- sitzendeBrückemitbiszuzwölfGlie- dern. Welche biomechanische Be- deutung kommt den endständigen, anguliertgesetztenImplantatenzu? Indem die distalen Implantate anguliert – in einem Winkel zwischen 30und45Grad–gesetztwerden,kön- nen diese Implantate weiter posterior im Kiefer positioniert werden, sodass eine höhere prothetische Abstützung erreicht wird. Es wird sogar eine bes- sere Verankerung der Implantate er- reicht,weil diese durch ihre angulierte Positionierung von dem kortikalen Knochen im anterioren Kieferbereich profitieren. Mit der Reduzierung der Freiendbrücke wird – auch aus biolo- gischerSicht–einsignifikanterVorteil erreicht; die koronale Belastung der Implantatenimmtab. EsgibtauchSkeptikerdesKonzeptes – wie überzeugend sind die Über- lebensraten innerhalb des ersten JahresnachInsertion? Die Überlebensraten, die wir im Zeitraum von einem Jahr nach der Implantation erreichen, liegen bei über98Prozent. WassagendieLangzeitdaten? Die Resultate, die wir in Studien erzielen konnten, erlauben die Fest- stellung, dass sich das All-on-4-Kon- zept auch in einem mittleren und langfristigen Zeitraum bewährt. Das zeigendiehohenÜberlebensraten,die wirevaluierthaben:98Prozent(Fünf- Jahres-Nachbeobachtung)1 im Ober- kieferundimUnterkiefer98,1Prozent (Fünf-Jahres-Nachbeobachtung) so- wie 94,8 Prozent (Zehn-Jahres-Nach- beobachtung).2 Wirkt sich der Winkel des Aufbaus auf dieÜberlebensrateaus? DasangulierteAbutmentstelltdie Basiskomponente für die Rehabilita- tiondar,gleichtesdochdieAngulation – zwischen 30 und 45 Grad – der end- ständig inserierten Implantate aus. Die Resultate unserer Langzeitbeob- achtungen hinsichtlich des margina- len Knochenniveaus und der konse- quent erhobenen Implantatüberle- bensraten zeigen keine signifikanten Unterschiede von geraden und angu- liertenAbutments. Welche Implantateigenschaften wir- ken sich positiv auf die Überlebens- rateauf? Die hohen Überlebensraten, die das All-on-4-Konzept zeigt, stehen auch in Zusammenhang mit dem ver- wendetenImplantattyp:NobelSpeedy Groovy™ (Nobel Biocare). Dieses Implantat eignet sich aufgrund seiner Eigenschaften sehr gut für die Sofort- belastung, für schmale Kieferkämme unddieInsertioninweichenKnochen. Es besitzt einen schmalen Implantat- hals, Mikrofurchen entlang des Ge- windes (Groovy) und die Ti-Unite® Oberfläche. Mit seiner speziellen Spitze erweitert NobelSpeedy wäh- rend der Insertion den Knochen wie ein Osteom, anstatt diesen zu durch- schneiden – ideal,um eine bikortikale Verankerung des Implantats zu errei- chen und damit eine hohe Primär- stabilität, die für die Sofortbelastung derImplantatenotwendigist.Dasswir speziell mit diesen Implantaten eine hohe Primärstabilität erreichen kön- nen,erklärtmitdiehoheErfolgsquote desAll-on-4-Behandlungskonzepts. Eine elementare Voraussetzung für All-on-4 ist die genaue Kenntnis der anatomischen Strukturen. Worauf istzuachten? Während des operativen Eingriffs sind vor dem Einbringen der Implan- tatediesensiblenanatomischenStruk- turen darzustellen, die das Insertions- gebietlimitieren.ImUnterkieferistauf den N. alveolaris inferior zu achten, und wir müssen den anterioren Loop an der Stelle, an der er das Foramen mentale verlässt, darstellen. Im Ober- kiefer ist es bei standardmäßigen All- on-4-Verfahren wichtig, die anteriore Knochenwand der Kieferhöhle zu lokalisieren;man bohrt mit einer klei- nenFräseauf undführtindieserHöhe eine parodontale Messsonde ein. In den Extra-Maxilla All-on-4-Fällen sind die Lage des N.infraorbitalis und die posteriore Jochbeinwand zu be- stimmen. WoraufistbeiderPlanungzuachten? All-on-4 ist ein chirurgisches Konzept zur Wiederherstellung der funktionellen wie auch ästhetischen Parameter. Das macht es notwendig, bereitsinderPlanungsphasesämtliche Informationen zu sammeln, die für den chirurgischen Part wie das pro- thetische Ergebnis notwendig sind. Als erstes geht es um die genaue Ana- lysederknöchernenKieferstrukturen. Danach erfolgt die entsprechende KlassifizierungdesFalles,entwederals All-on-4 Standard, All-on-4 Hybrid oderAll-on-4Extra-Maxilla.Ebenfalls zubeachtensinddieDVO-Aufnahmen, Lachlinie und Lippenunterstützung – gegebenenfalls ist eine Nivellierung des Knochens vor der Implantatinser- tionnotwendig. Empfehlen Sie bei All-on-4 grund- sätzlich die schablonengeführte In- sertion? Wir empfehlen die navigierte Insertion, sobald die notwendigen Voraussetzungen gegeben sind und die Patienten von der Sicherheit wie Vorhersagbarkeit dieses Verfahrens profitieren. Das sind vor allem ältere Menschen und Patienten, die auf- grund allgemeinmedizinischer Er- krankungenzumBeispielmitThrom- bozyten- oder Gerinnungshemmern behandeltwerden. Für den Langzeiterfolg kommt es auch auf die Nachsorge an. Ist die All-on-4-Versorgung pflegeleicht – auchfürdiePatienten? DieHygieneistbeieinerAll-on-4- Versorgung ausgesprochen einfach, vor allem für die Patienten. Das liegt an mehreren Faktoren, wie der redu- ziertenAnzahlderImplantateundder konvexen Basisgestaltung der Supra- konstruktion. Während des chirurgi- schen Eingriffs wird das Knochen- plateau so reguliert, dass die konvexe Form der Suprakonstruktion möglich ist.DasmachtdieMundhygienewirk- lich sehr effektiv und einfach. Nichts- destotrotz ist es wichtig, die Patienten in einen regelmäßigen Recall für die Kontrolle und professionelle Reini- gung der Prothese zu bringen – in der RegelallesechsMonate. Herr Prof. Malo, vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf Ihre Positionen, die Sie im Rahmen des Spezialpodiums „Das ‚All-on-4‘- Konzept – praxistauglich und wis- senschaftlich basiert?“ auf dem 43.DGZI-Jahreskongressesam5.Ok- tober in Berlin live mit Ihren Kolle- gen und dem Publikum diskutieren werden. Interview:Eva-MariaHübner,Pulheim. Erstveröffentlichung: IMPLANTOLOGIE JOURNAL 6/13 Literatur [1] Maló P, de Araújo Nobre M, Lopes A, Francishone C, Rigolizzo M. All-on-4 Immediate-Function Concept for Completely Edentulous Maxillae: A Clinical Report on the Medium (3 Years) and Long-Term (5 Years) Outcomes. Clin Implant Dent Relat Res 2011:1–12. [2] Maló P, de Araújo Nobre M, Lopes A, Moss SM, Molina GJ. A longitudinal study of the survival of All-on-4 implants in the mandible with up to 10yearsoffollow-up.JAmDentAssoc. 2011 Mar;142(3):310–20. DT „Das Leben der Menschen zu verändern, war immer ein Ziel von mir“Prof. Dr. Paulo Malo, Lissabon, stellt ein implantatherapeutisches Konzept für die festsitzende und sofortbelastende Versorgung bei Zahnlosigkeit auf nur 4 Implantaten vor. Abb.1:Verlauf der Knochenresorption nach Zahnentfernung.–Abb.2:Vorbereitung für die Insertion der posterioren angulierten Implantate im Oberkiefer,der Bohrer wirdan der anteriorenWand desSinusvorbeigeführt.– Abb.3a: Die okklusale Ansicht auf die fertigeVersorgung mit einer Malo Clinic Keramikbrücke im Oberkiefer ...– Abb.3b: ...und einer Malo Clinic Acrylicbrücke im Unterkiefer.– Abb.4a und b: Das Lächeln der Patientin mit der definitiven Prothetik.– Abb.5: Die abschließende OPT-Aufnahme.– Abb.6 und 7: Zwei Patientinnen,jeweils vor und nach derAll-on-4-Behandlung. Prof.Dr.PauloMalo Malo Clinic Av.dos Combatentes,nº43 1600-042 Lissabon,Portugal www.maloclinics.com Kontakt Infos zu Prof. Dr. Malo 1 4a 4b 5 6 7 3a 3b2