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Dental Tribune Austrian Edition

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 9/2013 · 4. September 20136 Ort, wo sie geschützt vor körper- eigenenAbwehrmechanismen und mechanischen bzw. antibakteriel- len Reizen proliferieren und in- teragieren können. Jedoch kommt esvorallemdurchMastikationund mechanischer Irritation (Zähne- putzen, Mundhygiene) immer wieder zur Aussaat parodontaler Keime in den Körper. Ein mög- licher Translokationsmechanis- mus in den Gefäßkreislauf über die Lymphbahnen wird disku- tiert.12 Der Nachweis von Parodontitis- leitkeimen in atherogener Plaque wurde mehrfach in der Literatur bestätigt. Pathogene Keime infil- trieren humanes Gewebe, um sich der Immunabwehr zu entziehen, und Gewebe-Invasion ist ein häu- figer Virulenzfaktor vieler krank- heitserregender Keime. Besonders gut untersucht hin- sichtlich seiner Interaktion mit Endothelzellen ist der parodonto- pathogene Erreger Porphyromonas gingivalis. Infektion mit P. gingivalis führt zu einer Reihe von bereits oben genannter Entzündungspro- zesse,wie etwa Monozyten-/Makro- phagenmigration und Ausbildung proinflammatorischer Zytokine,13 welchedieEndothelfunktionemp- findlich stören können. Einfluss von Parodontaltherapie auf kardiovaskuläre Erkrankungen In einem erst kürzlich von der American Heart Association (AHA) publizierten Statement wurde festgestellt, dass anhand der Studien der letzten 30 Jahre bis heute kein kausaler Zusammen- hang zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen be- weisbar ist.14 Jedoch erhärtet sich immer mehr der Verdacht, dass entzündliche Prozesse eine Schlüs- selrolle spielen bei der Entstehung von atherosklerotischen Verände- rungen. Parodontitis, eine (meist) chronisch verlaufende, bakterien- induzierte entzündliche Erkran- kung, hat sehr viele gemeinsame Risikofaktoren mit kardiovaskulä- ren Erkrankungen. Die prominen- testen und am besten untersuchten sind klassische Risikofaktoren wie Rauchen, Alter, Diabetes, Blut- hochdruck, Geschlecht, sozioöko- nomischer Status und Überge- wicht. Oben genanntes Statement der AHA kritisiert aber nicht den Effekt der Parodontaltherapie auf die Gefäßerkrankungen; sie for- dern vielmehr neue, gut durch- geführte und geplante Studien, welchedenEinflussderParodontal- behandlung auf die Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems besser verständlich machen könnten. In der Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass die Parodontalbe- handlung erkrankter Patienten einen positiven Einfluss auf die Gefäßfunktion und eine signifi- kante Abnahme von C-reaktiven Proteinkonzentrationen im Blut- serum hat.15 Interessant ist die Tatsache, dass unmittelbar nach der Paro- dontaltherapie eine akute, kurz andauernde entzündliche Reak- tion im Körper ausgelöst wird.16 Jedoch bringt die verringerte ent- zündliche Belastung im Mund zu- mindest mittelfristig eine Verbes- serung der endothelialen Funktion. Parodontalbehandlung und Verringerung der Gefäßentzündung bei Patienten mit peripheren arteriellenVerschlusskrankheiten (PAVK) – eine Grazer Studie Bis heute gibt es jedoch ledig- lich eine einzige multizentrische randomisierte Pilotstudie, welche die Durchführbarkeit einer größer angelegten Studie zum Einfluss von Parodontaltherapie auf vas- kuläre Ereignisse untersucht hat.17 Die Autoren kommen zur Schluss- folgerung, dass, wenn angemessene Rekrutierungsmaßnahmen ange- wendet werden, die Durchführung solch einer Studie durchaus Sinn macht. So kam es dazu, dass angeführt von der klinischen Abteilung für Angiologie, unter der Mitwirkung der klinischen Abteilungen für Zahnersatzkunde, Nuklearmedi- zin und medizinisch-chemischer Labordiagnostik der Medizini- schen Universität Graz, ein Projekt gestartet hat, welches den Einfluss parodontaler Therapie auf die Entzündungen in Gefäßen bei Patienten mit einer PAVK unter- sucht. Die Rekrutierung der Patien- ten wird seitens der klinischen Ab- teilung für Angiologie sicherge- stellt. Es werden nach sorgfältiger Überprüfung der Einschlusskrite- rien 90 Patienten in drei Therapie- armen eingeschlossen. Umfassende internistische Voruntersuchungen sind Voraussetzung für eine Vor- stellung an der Grazer Zahnklinik, wo in einem Screeningverfah- ren wiederum zahnmedizinisch anamnestisch die Einschlusskri- terien für die Zulassung zur je- weiligen Therapiegruppe geprüft werden. Wenn alle Kriterien geprüft und erfüllt sind, wird der/die Patient/-in, nach umfangreicher Aufklärung und Einweisung in das Studienprocedere, einer je- weiligen Therapiegruppe mittels PC-gestützter Randomisierung zugeteilt. Ein detaillierter Parodontal- statusallerPatientenderTherapie- gruppen wird von einer einzigen, kalibrierten,geblindetenFachkraft erhoben. Es werden unter Zuhilfe- nahme von elektronisch unter- stützten druckkalibrierter Sonden folgende Parameter an sechs Stel- len des Zahnes erhoben: Vorhan- densein/Fehlen von Plaque, Vor- handensein/Fehlen von Blutung auf Sondierung, Vorhandensein/ Fehlen von Suppuration, Sondie- rungstiefe, gingivale Rezessionen und klinischer Attachmentver- lust. Die Parodontaltherapie wird von einem einzigen, ebenfalls geblindeten Behandler durch- geführt. Es erfolgt eine nicht chirurgische Standardtherapie mit supragingivalem Scaling und Polieren und eingehenden Mund- hygiene-Instruktionen. In einer oder zwei weiteren Sitzungen wird eine one stage full mouth disin- fection (OSFMD) nach genauem Protokoll18,19 durchgeführt,und der Patient bzw. die Patientin wird an- gehalten,für zwei Monate nach der letzten Behandlungssitzung zwei- maltäglichmit0,2%Chlorhexidin- Lösung zu spülen. Jeder Patient der Therapie- gruppe wird unmittelbar vor der ersten und nach der letzten Parodontaltherapiesitzung einer Ganzkörper-Fluorodeoxyglucose Positron-Emissions-Tomografie und Computertomografie (FDG- PET/CT) unterzogen. Diese Tech- nologie erlaubt die gleichzei- tige Beurteilung metabolischer (FDG-PET) und morphologischer Begebenheiten. Die Anwendung von FDG-PET bzw. FDG-PET/CT zur Tumorfindung bzw. Staging in der Zahnheilkunde ist eigent- lich die Domäne des MKG-Chir- urgen. Es konnte jedoch bereits ge- zeigt werden, dass auch entzün- detes Parodontalgewebe vermehrt radiologisch markierte Glukose speichert und ein Zusammenhang zu atherosklerotisch veränderten Gefäßen besteht.20 So ist es sehr elegant möglich, Entzündungen im Parodont und in peripheren Gefäßen gleichzeitig „sichtbar“ zu machen. Ziel soll es schließlich sein, zu zeigen, dass eine Parodontalthe- rapie die Aufnahme der FDG im Parodont und in den peripheren Gefäßen vermindert. Zusätzlich werden von allen Patienten vor bzw. nach der Therapie Proben aus der parodontalen Tasche bzw. dem Sulkus genommen, um auch ein besseres Verständnis der mikro- biologischen, sprich bakteriellen Veränderungen zu bekommen. Das probateste Mittel zur Dia- gnose von Entzündungen im Pa- rodont im klinisch-praktischen Alltag stellt nach wie vor das Vor- handensein bzw. die Abwesenheit von Blutung auf Sondierung dar. Sicherlich ist der Nachweis der Entzündung mittels aufwendigen radiologischen bzw. nuklearmedi- zinischen Technologien nicht für die Standardtherapie geeignet. Es könnte jedoch sehr schön zei- gen, ob bzw. welchen Einfluss die Therapie der Parodontitis auf Gefäßebene hat. Konklusion KardiovaskuläreErkrankungen und Parodontitis sind beide mit- unter die häufigsten Erkrankungen der Welt. Sie teilen sich nicht nur eine Reihe von Risikofaktoren, es gibt auch immer mehr Beweise da- für,dass sie sich in ihrer Entstehung gegenseitig beeinflussen. Wenn es gelingt zu beweisen, dass durch pa- rodontale Behandlung eine Ver- besserung der Gefäßerkrankungen zu erreichen ist, wäre das sicherlich ein guter Therapieansatz in der Bevölkerung, die demografisch ge- sehen immer älter wird und damit die Prävalenz und Inzi- denz beider Krank- heiten immer weiter ansteigt. DT ➟ Literaturliste Dr.med.dent.BehrouzArefnia Medizinische Universität Graz Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde KlinischeAbteilung für Zahnersatzkunde Auenbruggerplatz 12 8036 Graz,Österreich Tel.: +43 316 385-12535 Fax: +43 316 385-14064 behrouz.arefnia@medunigraz.at www.meduni-graz.at Univ.-Doz.Prof.Dr.GernotWimmer Tel.: +43 316 385-12535 Fax: +43 316 385-14064 gernot.wimmer@medunigraz.at Kontakt Infos zum Autor Infos zum Autor © Carestream Health, Inc., 2013. Weitere Informationen: 00800 45677654, europedental@carestream.com oder www.carestreamdental.de Der beste Freund der Praxis CS 9000 3D FREUND- SCHAFTSPREIS JETZT NUR € 39,999 zzgl. MwSt. ANZEIGE