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Dental Tribune Austrian Edition

Atherosklerotische vaskuläre Er- krankungen sind weltweit die häu- figsteTodesursache.Etwa30Prozent aller Todesfälle sind Folge einer Atherosklerose. In Österreich füh- ren die Krankheiten des Herz- Kreislauf-Systems deutlich und mit großemAbstanddieStatistikender Todesursachen mit über 40 Prozent (Krebserkrankungen als zweithäu- figste mit 26 Prozent) an (Abb. 1) und nehmen mit steigendem Alter am raschesten zu (Abb. 2). In der Schweiz liegen beson- ders deutlich in der älteren Bevöl- kerung die Herz-Kreislauf-Erkran- kungen als Todesursache an erster Stelle (Abb. 3).2 Wenn man, aufgrund man- gelnder Daten aus Österreich, die Prävalenz der Parodontitis anhand epidemiologischer Erhebungen aus Deutschland heranzieht, ist festzustellen, dass in der Alters- gruppederSeniorendieAnzahlder parodontal erkrankten Menschen unverkennbar ansteigt (Abb. 4).3 Regionale Erhebungen aus der Schweiz konnten zeigen, dass fort- geschrittener Attachmentverlust und erhöhte Sondierungstiefen vor allem in den älteren Bevölke- rungsschichten auftreten.45 Konkludierend könnte man sagen, dass mit zunehmendem Alter die Anzahl der Prävalenz der Parodontitis und kardiovaskuläre Erkrankungen als Todesursache Nummer 1 ansteigt. Der Verdacht, dass beide Erkrankungen nicht nur nebeneinander koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, erhärtet sich mit zunehmendem Verständnis ihrer Ätiopathogenese. Auch sozioökonomisch ist dieser Krankheitskomplex eine große gesellschaftliche Belastung. Schätzungen in den USA aus dem Jahre 2008 berechnen direkte und indirekte Kosten aufgrund von atherosklerotischen vaskulä- ren Erkrankungen auf 298 Mil- liarden US-Dollar.6 Zum Ver- gleich betrug das Bruttoinlands- produkt in Österreich im Jahr 2008 281,9 Milliarden Euro.7 Die Beziehungen zwischen vielen sog. systemischen Erkran- kungen und Erkrankungen des Zahnhalteapparates werden in den letzten Jahren immer besser untersucht. Dabei stützt sich die Theorie, dass beide Krankheits- komplexe miteinander korrelieren können, auf eine stetig breitere Zustimmung in der rezenten Li- teratur und wurde durch Meta- analysen durchaus bestätigt.89 Entzündung als bindendes Glied Atherosklerotische Verände- rungen, welche das Herz und die Blutgefäße betreffen, sind ursäch- lich für ischämische Herzerkran- kungen, zerebrovaskuläre Erkran- kungen und periphere vaskuläre Erkrankungen. Begünstigend für die Entwicklung von atherogener Plaque in den Gefäßen sind neben den durch Cholesterin induzierten Mechanismen auch inflammato- rische Prozesse. Es kann jedoch nicht von einem einfachen, konsequenten Zusammenhang zwischen der Ent- zündung des Parodonts und des Vorhandenseins von vaskulären Veränderungen ausgegangen wer- den; die Vorgänge, wie sich diese beiden multifaktoriellen Volks- krankheiten beeinflussen, sind durchaus komplex. Atherogenesis durch Entzündung Endotheliale Dysfunktion ist eine der ersten Anzeichen für eine atherosklerotische Veränderung. Endothelzellen reagieren auf ent- zündliche Stimuli mit der Ausbil- dung von bestimmten Adhäsinen (ICAM-1, VCAM-1 etc.), welche die Anlagerung von Leukozyten an die Zellwand ermöglichen.10 Das Eindringen von Leukozyten in die Gefäßintima wird begünstigt durch das Vorhandensein von Ma- trixmetalloproteinasen (MMP-9). Durch die Ausbildung und das Vorhandensein von Makropha- gen, welches durch Makrophagen stimulierende Faktoren (M-CSF) induziert wird, kommt es zur Aus- schüttung einer Reihe von pro- inflammatorischer Zytokine (IL-1 beta, TNF-alpha), die das lokale entzündlicheGeschehenverstärken. Lipide, welche in das Zytoplasma der Makrophagen aufgenommen werden, führen zur Ausbildung sogenannter Schaumzellen. Nach dem Absterben der „foam cells“ verbleiben Lipide in der Gefäß- intima und können dort akku- mulieren.11 Diese Prozesse sind begünsti- gend für die Ausbildung athero- sklerotischer Veränderungen und ungünstig für die Endothelfunk- tion. Interaktion zwischen parodontopathogenen Keimen und Endothelzellen Die parodontale Tasche bietet vor allem anaeroben Keimen einen International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 9/2013 · 4. September 20134 InteraktionenzwischenkardiovaskulärenErkrankungen undParodontitis Gelingt es, zu beweisen, dass durch parodontale Behandlung eine Verbesserung der Gefäßerkrankungen zu erreichen ist, wäre das ein wichtiger Therapieansatz für die demografisch gesehen stetig älter werdende Bevölkerung. Von Dr. Behrouz Arefnia und Univ.-Doz. Prof. Dr. Gernot Wimmer, Medizinische Universität Graz. 3 Abb.1:TodesursachenÖsterreich.– Abb.2:ProzentverteilungTodesursachenÖsterreich.–Abb.3:TodesursachenSchweiz.(Quelle:StatistikAustria,www.statistik.gv.at,Stand:14.Mai2013) –Abb.4:EntwicklungvonmittelschwerenundschwerenParodontalerkrankungensowieZahnverlustenbei65-bis74-jährigenSeniorenvon1997bis2005.(Quelle: BZÄK) 1 4 2 ➟