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Dental Tribune Austrian Edition

Die Ordinationsplanung Wichtig ist, Räume zu struktu- rieren und ihnen ein Gesicht zu geben. Hierzu ist keine Anhäufung möglichst vieler optischer Reize not- wendig, ganz im Gegenteil. Ästhetik entstehtdurchKonzentrationaufdas Wesentliche,indemeinzelneObjekte hervorgehoben werden. Einen pas- senden Vergleich liefert uns die Tier- welt: Ein einzelnes Tier tritt hervor, wird zum auffälligen Blickfang,wäh- rend eine Herde dazu dient, in ihr unterzutauchen. InderMasseistdaseinzelneTier unauffällig und sticht nicht mehr ins Auge. Ebenso verhält es sich in der Gestaltungspraxis: Viel hilft nicht viel, ganz im Gegenteil – das einzelne Dekorationselement geht in der Masse, sprich der Herde, un- ter. Der Blick des Betrachters wird nicht gefangen, und das Auge fin- det keine Ruhe.Eine Reduktion und Selektion der Blickpunkte bewirken in den meisten Fällen bereits Er- staunliches. Schon bei den ersten Entwürfen im Rahmen einer Ordinationpla- nung, sei es bei einer Neugründung, eines Umzuges oder einer Renovie- rung, sollten diese Aspekte, stets im DialogzwischenArztundPlaner,un- bedingt berücksichtigt werden. Die Ordination sollte immer ein zeitloses Gesicht erhalten,denn opu- lente Formen, möglicherweise noch unterstützt von einem mehr oder weniger bombastischen Farbkon- zept, entsprechen zwar einem gerade mal wieder aktuellen Trend und be- eindrucken im Moment der Präsen- tation,doch stellt sich die Frage nach der langfristigen Wirkung. Gefällt die heute ultramodern gestylte Ordi- nationnochinfünf,zehnundbesten- falls sogar 20 Jahren? Gefällt sie mir als Zahnarzt oder Kieferorthopäde, meinen Kollegen und Mitarbeitern, und – vor allem – auch meinen Pa- tienten und somit meinen Kunden? Das Farbkonzept der Wände kann ich jederzeit ohne zu viel Auf- wand ändern, bei der Möblierung in Trendfarbendagegenwirdesschwie- rig, aufwendig – und teuer. Ich erin- nere hier an die Ordinationmöblie- rung der 1970er-Jahre, die wuchtige, dunkle Einrichtung im Empfangsbe- reichunddiepoppigbuntenBehand- lungsmöbel. Dazu dunkler Teppich und farbiger PVC-Boden. Wie viel Einsatz war jahrelang nötig, um sich von diesem vergangenen Modetrend wieder zu befreien! DiegleicheGefahrbergenaußer- gewöhnliche Wand- und Decken- konstruktionen, im Extremfall ge- paart mit einer auffälligen und damit prägenden Farbgebung. Was heute spacigundabgefahrenist,istmorgen, spätestens übermorgen Schnee von gestern und nur mit sehr hohem finanziellen und zeitlichen Aufwand veränderbar. Die Unverkennbarkeit und damit das Gesicht der Ordina- tion werden nicht notwendigerweise durch Fülle und Opulenz erreicht, sondern durch ein harmonisches Gesamtkonzept, das dem Betrachter erlaubt zur Ruhe zu kommen und sich darin wohlzufühlen. SchonLudwigMiesvanderRohe (1886–1969), einer der bedeutends- ten Architekten der Moderne, prägte mit dem Ausspruch „Weniger ist mehr“alsHinweisauf dieBedeutung des Wesentlichen in der Architektur neue Maßstäbe der Gestaltung.Viele Trends kamen und gingen seitdem, doch die reduzierte, einfache und schlichte Architektur des Bauhauses als einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs war immer gegenwärtig und ist heute aktueller denn je. Die Zukunftsordination In der praktischen Umsetzung derGestaltungrateichdaherzueiner klaren Linienführung, Reduktion von Dekoration und einem bewusst sparsamen Einsatz von Farben. In der Summe liegt die Kunst darin, Räume genial einfach und damit zeitlos zu gestalten. DieOrdinationmitZukunftent- steht niemals nach einem Zufalls- prinzip, sondern ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Eine klare, struk- turierteWirkung wird durch das Zu- sammenspiel von Form, Farbe und Materialienerzielt.Ichverzichtegern auf die geschwungene Wand und andere wilde Bauformen und rate stattdessen zu einer hochwertigen, zeitlosen Ausstattung, die sich in Farbe und Form zurücknimmt, und im besten Fall zur Präsentation von Kunst in der Ordination. Purismus und auch Minimalis- mus als grundlegende Elemente der Gestaltung,unddamitnebenderkla- ren Formgebung auch der bewusste Verzicht auf ein„Zuviel“, bieten dem OrdinationbetreiberundseinenMit- arbeitern, die hier die meiste Zeit ihres Tages verbringen, die Möglich- keit der Konzentration auf das We- sentliche. Der Patient kann dank der gelebten Schnörkellosigkeit zur Ruhe kommen und sich entspannen. SievermittelndurchdiePräsentation Ihrer Ordination dem Besucher ei- nen Einblick in IhrWeltbild. Die Einrichtung spiegelt Ihren Geschmack wider, Sie geben etwas von sich preis und beweisen mit dem bewusstenVerzicht auf zu viel Deko- ration Stilsicherheit. Die Ordination ist die Visiten- karte ihres Betreibers, daher ist es in meinen Augen äußerst wichtig, dass Sie als Kunde sich bei der Gestaltung nicht das (Einrichtungs- und Gestal- tungs-)Zepter aus der Hand nehmen lassen, sondern aktiv mitarbeiten, indem Sie Ihren Stil und Ihren Ge- schmack einbringen. Was bringt die trendig gestaltete Ordination, wenn die verbauten Elemente nicht zum Betreiber passen? Gleichzeitig sollte sich der Betreiber fragen, was die Vielzahl angehäufter Dekorations- schätze bringt, wenn das Gesamtbild inhomogen und unruhig wirkt. Als Konsens darf ich sagen, dass jedes Konzept seine Zeit hat, und so gilt es, die Ordination so zeitlos wie möglich zu gestalten, damit sie nicht nur heute, sondern auch zukünftig Ihren Ansprüchen gerecht wird und Sie sich dort wohl- und Ihre Patien- ten als Ihre Kunden sich willkom- men fühlen können. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche, denn „Weniger ist mehr“! Ersterscheinung:ZahnarztWirtschaftPraxisSpezial5/12 ST HartwigGöke Dipl.-Ing.Innenarchitekt BDIA GÖKE Praxiskonzepte Collenbachstraße 45 40476 Düsseldorf Deutschland Tel.: +49 211 8628688 www.goeke-praxiskonzepte.de Kontakt Infos zum Autor State of the Art SPECIALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 9/2013 · 4. September 201318 Á Fortsetzung von Seite 17