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Dental Tribune Austrian Edition

DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 9/2013 · 4. September 2013 Science 13 Die Leukoplakie ist ein rein klinisch deskriptiver Begriff und bedeutet eineweißliche,nichtwegwischbare, fleckartigeVeränderung der Mund- schleimhaut. Diese Schleimhaut- erkrankung begegnet dem Zahnarzt in der Praxis sehr häufig und hat unterschiedliche Ätiologien. Die Abklärung erfordert daher ein standardisiertes Vorgehen, das an der Medizinischen Universität Graz, Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,in fol- gender Form abläuft: • Bei feststellbaren Ursachen (wie beispielsweise forciertes Putzen, scharfe Zahnkanten, Zahnstein, Schleimhautirritationen durch Prothesenteile, Morsicatio bucca- rum et labiorum) werden diese behoben sowie eine Nachunter- suchung der Patienten nach zehn Tagen durchgeführt. Kann eine Rückbildung der Schleimhaut- läsion beobachtet werden, so bleibt der Patient in engmaschiger Kontrolle bis zur vollständigen Abheilung der Schleimhautver- änderung. • Bei fehlender Rückbildung, nicht feststellbarerUrsacheoderapriori suspektem klinischen Befund er- folgt eine umgehende Biopsie mit anschließender histopathologi- scher Untersuchung. Die Bezeichnung „Leukopla- kie“ ist in der histopathologischen Diagnostik obsolet, da sich hin- ter dem klinischen Erscheinungs- bild eines „weißen, nicht weg- wischbaren Flecks“ morphologisch und biologisch vielfältige Verän- derungen mit unterschiedlichen Therapiekonsequenzen verbergen. Das histopathologische Korrelat der weißlichen Veränderung ist eine übermäßige Verhornung (Hyperkeratose) des ortsständigen Plattenepithels, die bei entzünd- lich-reaktiven, mechanisch-reak- tiven, chemisch-reaktiven und neoplastischen Läsionen sowie bei Lichen ruber planus/lichenoiden Schleimhauterkrankungen auftritt. Die häufigsten weißlichen Schleim- hautveränderungen werden anhand der ausgewählten Fallbeispiele 1 bis 6 gezeigt. Wie wir zeigen konnten, haben leukoplakische Schleimhautver- änderungen unterschiedlichste Ur- sachen und gehören auf jeden Fall abgeklärt. In diesem Zusammen- hang spielt die histopathologische Diagnostik eine bedeutende Rolle, weil deren Ergebnisse eine ziel- gerichtete weitere Therapie der Patienten ermöglichen. DT ANZEIGE OADr.AstridTruschnegg Medizinische Universität Graz Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Department für Zahnärztliche Chirurgie und Röntgenologie Auenbruggerplatz 12 8036 Graz Österreich Tel.: +43 316 385-81416 astrid.truschnegg@klinikum-graz.at Univ.-Prof.Dr. AlfredBeham Medizinische Universität Graz Institut für Pathologie Auenbruggerplatz 25 8036 Graz Österreich Tel.: +43 316 385-12986 alfred.beham@medunigraz.at Kontakt Infos zum Autor Infos zum Autor Fallbeispiel 1 : Pseudoepitheliomatöse Plattenepithelhyperplasie Fallbeispiel 2: Traumaassoziiertes hyperplastisches hyperkeratotisches Plattenepithel („Morsicatio buccarum“) Fallbeispiel 3: Tabakrauchen-assoziierte Hyperkeratose und Hyperplasie des Schleimhautepithels Abb. 2a: Die weißliche Schleimhautläsion an der linken Wange und am linkenMundwinkelbestandbeieinem17-jährigenPatientennahezuunver- ändert bereits seit einem Jahr. Ursächlich war unbewusstes Wangenkauen. Die Biopsie erfolgte auf Wunsch des Patienten zur Sicherung der klinischen Diagnose.–Abb. 2b: Unregelmäßig verbreitertes Plattenithel mit zapfen- förmigerStromaverzahnungundprominenteroberflächlicherVerhornung. Abb. 3a: Zehn Zigaretten täglich viele Jahre lang führten bei einem 38- jährigen Patienten zu einer großflächigen Leukoplakie am Mundboden.– Abb. 3b: Einerseits verbreitertes (linke Bildhälfte), andererseits deutlich parakeratotischverhorntesPlattenepithel(rechteBildhälfte). Fallbeispiel 4: Plattenepithelkarzinom Fallbeispiel 5: Lichen ruber planus Fallbeispiel 6: Lichenoide Schleimhautveränderung Abb. 6a: Unmittelbar neben dem amalgamgefüllten Zahn 37 trat bei einer 62- jährigen Patientin eine weißliche, angedeutet netzartige Schleimhautläsion anderWangeauf,diesichnachderEntfernungderAmalgamfüllungvollstän- digzurückbildete.–Abb.6b:Beträchtlichverbreitertes,plumpzapfiggegendas Schleimhautstromazuausgebreitetes,ansonstenunauffälligesPlattenepithel. Abb. 5a: Bei einer 53-jährigen Patientin wurde eine ausgedehnte weißliche Schleimhautläsion am rechten Mundwinkel mit erosiven Arealen zum Aus- schlussvonDifferenzialdiagnosenzueinemklinischvermutetenLichenruber planus biopsiert.–Abb. 5b: Mäßig verbreitertes Plattenepithel mit starker oberflächlicher Verhornung. Unmittelbar subepithelial findet sich ein band- förmigesLymphozyteninfiltrat. 1a 1b 2a 2b 3a 3b Abb.1a: Die knotig-weißliche Schleimhautveränderung am rechten Zungen- randeiner54-jährigenPatientin(Nichtraucherin,keineMedikamentenein- nahme) fiel dem niedergelassenen Zahnarzt bei einer Routinekontrolle auf.–Abb. 1b: Papillär aufgeworfenes, netzig ins Schleimhautstroma aus- gebreitetes,ansonstenregelrechtgeschichtetesPlattenepithel. 4a 4b 5a 5b 6a 6b Abb.4a:SchlechteMundhygieneinKombinationmitexzessivemZigaretten- konsum (laut Angabe des 50-jährigen Patienten 35 Zigaretten täglich über 30 Jahre lang) verursachten am linken Zungenrand eine weißliche Schleim- hautveränderung mit zentraler Ulceration und Induration des umgebenden Gewebes.–Abb. 4b: Atypisches, übermäßig verhorntes Plattenepithel mit InvasiondesSchleimhautstromas. Leukoplakische Mundschleimhauterkrankungen in der Praxis Die Abklärung erfordert ein standardisiertes Vorgehen. Von OA Dr. Astrid Truschnegg und Univ.-Prof. Dr. Alfred Beham, Graz.