Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Dental Tribune German Edition

DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 6/2013 · 5. Juni 2013 International Science 13 Die Sehnsucht des Menschen nach wohltuenden visuellen Erfahrungen ist allgegenwärtig. Auch in der Zahnmedi- zin sind wir bemüht,ein harmonisches, „schönes“ Lächeln zu schaffen. Aus diesem Bestreben heraus wurden zum BeispielzahlreicheTheorienüberZahn- formenentwickelt.DochtrotzallerFor- schung und Bewertung ist es bis heute nichtgelungen,einebefriedigendeÜber- einkunft bei der Charakterisierung von Frontzähnen aufzustellen. Jede Zahn- form ist ein Unikat. Erst wenn wir ver- stehen,dass der einzelne Zahn in einem komplexen System eingebettet ist,kom- men wir dem Ziel„Ästhetik“ einen gro- ßenSchrittnäher. Nicht immer hilft viel auch viel Die Adhäsivtechnik, kombiniert mit modernen Keramiken, die eine zahnnahe Transluzenz besitzen, stellt für die restaurative Zahnheilkunde eine der größten Revolutionen dar. Moderne Behandlungskonzepte fo- kussieren ein defektorientiertes und additiv ausgerichtetes Vorgehen und lassen das subtraktiv ausgerichtete Arbeiten zunehmend in den Hinter- grund geraten. Minimal- beziehungs- weisenoninvasivesArbeitenistpatien- tenorientiert und ermöglicht Ergeb- nisse, die sehr nahe an das natürliche Ausgangsbildherankommenkönnen. AuchderZahntechnikerprofitiert:Vor allem bei minimalinvasiven Front- zahnrestaurationen (zum Beispiel Veneers) bedarf es oft nur eines relativ geringen zahntechnischen Aufwan- des, um eine Restauration herzustel- len,dievondernatürlichenZahnsubs- tanznichtzuunterscheidenist. Mit einer optimalen Keramikmasse (zum Beispiel Reflex, Wieland Dental), welche eine verlässliche Farbtreue auf- weist, liegt die Herausforderung einzig inderErarbeitungderZahnform.Wenn wir uns hier an denVorgaben der Natur orientieren,istleichtesSpielerlaubt.Mit hauchdünnen Veneers und einer damit einhergehenden minimalinvasiven Prä- paration wird ein maximal ästhetisches sowiefunktionellesErgebniserzielt. In dieser Patientendokumentation werden die zahntechnischen Arbeits- schrittebeiderHerstellungeinesVeneers auf einem feuerfesten Stumpf darge- stellt.Von derVerwendung einer Platin- folie sehen wir bei einer solch diffizilen Arbeit ab. Wir sehen keinen plausiblen Grund für dieses Vorgehen, eher im Gegenteil.DieFoliestörtdasForm-und Farbgefühl.Außerdemwerdendieohne- hin schon beschränkten Platzverhält- nissenochverringert. Ausgangssituation Der Patient konsultierte die Praxis mit einem für ihn schon seit Langem ästhetischenMakel.DerZahn21wiesin- folgeeinesUnfallsinderVergangenheit großflächige Kunststofffüllungen auf (Abb. 1). Die Füllungen waren insuffi- zientundwerdenauchvoneinemnicht fachkundigenBetrachteraufdenersten Blick als unschön entlarvt. Der Zahn war ansonsten kariesfrei und bedurfte keiner konservierenden Maßnahme. Nach einer Beratung entschieden wir uns für die Herstellung eines vollkera- mischenVeneers. Die Präparation des Zahnes 21 er- folgt auf Basis eines Wax-up. Gerade bei ästhetisch initiierten Therapien ist dies Status quo und entspricht unse- remAnspruchanpatientenorientierter, verantwortungsbewusster Zahnheil- kunde.MiteinemSilikonschlüsselvom Wax-up erhält der Zahnmediziner eine exakte Vorlage für eine zielgerichtete Präparation.DasCredowar:Sowenigwie möglich und so viel wie nötig (Abb. 2). Aufgrund derVorbehandlung des Zah- nesbeziehungsweisedesDefektesistim mesialen Bereich mehr Substanz auf- zubauenalsdistal.Könnendieseunter- schiedlichen Schichtstärken nachteilig auf die farbliche Adaption des Veneers wirken? Die Natur liefert uns die Vorgabe für unser Tun – wenn wir verstehen, wie Zähne aufgebaut und strukturiert sind, kommen wir der Imitation ei- nes natürlichen Zahnes einen Schritt näher. Die Innenansicht eines Zahnes vermittelt zahlreiche Informationen und ist der ideale – und auch einzige – Lehrer. Der natürliche Zahn ist aus optisch unregelmäßigen Strukturen aufgebaut, was ein komplexes Farbspiel zur Folge hat. Betrachten wir den präparierten Zahn21:InderMittesinddiehochchro- matischen und beinigen Anteile zu er- kennen, die einerseits ineinander über- gehenundandererseitsstarkabgegrenzt sind.Die distale Präparationsgrenze be- findet sich im Schmelz, daher ist dieser Bereich eher transluzent und bläulich. DerunbehandelteNachbarzahnwirktin seiner Gesamtheit jedoch eher einfach. Das zeigt, wie der Zahn von innen he- rauslebt,undstelltunsvoreineHeraus- forderung. Unsere Aufgabe ist es, die Farbspiele zwischen hell, dunkel, trans- parent,opak,hochchromatischundeher blass so zu rekonstruieren, dass das Veneer in der Gesamtheit„sichtbar un- sichtbar“wirkt.MitdemWissendarum und mit modernen vollkeramischen Systemen haben wir optimale Grundla- gen, um dies nachzuahmen. Allerdings sei auch gesagt, dass es eine Illusion ist, dieNaturexaktkopierenzukönnen. Arbeitsgrundlage: Modell Von der präparierten Situation nimmt der Zahnmediziner idealerweise eine Silikon- sowie zwei Hydrokolloid- abformungen,wovon eine als Teilabfor- mung für die Herstellung des Stumpfes dient. Im Labor erfolgt die Fertigung eines sogenannten „Gellermodells“, das unschätzbare Vorteile für ästhetisch an- spruchsvolle Frontzahnrekonstruktio- nen hat. Bei einem konventionellen Sä- gemodellgehenwichtigeInformationen verloren, es sei denn, es wurde in einem aufwendigen Vorgehen eine weichblei- bendeZahnfleischmaskegefertigt.Diese birgt allerdings Probleme im Handling, respektive beim Reponieren auf das Modell. Das Gellermodell kommt dem Vorbild „Natur“ sehr nahe. Indem der Gipsstumpf im apikalen Bereich be- schliffenwird,imitierenwireineWurzel undbekommeneinGefühlfürdieZahn- form und die Zusammenhänge Rot (Gingiva) und Weiß (Zahn). Anhand dieserVorlagelerntderTechniker,sichin dieanatomischeFormdesZahnshinein- zudenken. Vor dem Heraustrennen des Einzelstumpfs aus dem Modell werden die Zahnmerkmale grob angezeichnet (Abb.3).NachdemSegmentierenerhal- ten wir einen Stumpf mit konischem Wurzelanteilundmesialersowiedistaler Führungsrille. Ein apikaler Stopp dient dazu, den feuerfesten als auch den Modellstumpf 1:1 in das Gellermodell reponieren zu können (Abb. 4). Nach dem Anzeichnen der Präparations- grenze wird der Stumpf mit einem Spa- cerlackiertundinderSilikonabformung platziert.ImapikalenBereichdientetwas Vaseline der Isolierung.Ein aufgesetzter Wachsdraht bildet später den basalen ZugangzumStumpf. Um nun ein definitives Arbeits- modell mit allen oralen Informationen zu erhalten, benötigen wir noch den „Gingivasockel“. Hierfür eignet sich ein Superhartgips. Die Modellherstellung aufdiesemWegscheintzwaraufwendig, die Präzision zahlt sich aber im Laufe derArbeitaus. Nach dem Aushärten des Gipses wird das Modell von basal soweit ge- trimmt, dass der Wachsdraht sichtbar wird. Dieser wird entfernt und der Stumpf durch die Öffnung heraus- gedrückt(Abb.5).Diekünstlichgeschaf- fene„Alveole“imModellmachtdeutlich (Abb.6),waswirmit„Leben“füllenmüs- sen: Es ist mehr als „nur eine Verblend- schale“.Wir geben dem Patienten einen Teil seines „Ichs“ zurück, und hierzu müssen unser handwerkliches Können sowie das anatomische Wissen inein- anderfließen. Beim Duplieren des Gipsstumpfes istdasMischungsverhältnisdesfeuerfes- tenStumpfmaterialsebensozubeachten wie das Entgasen des Stumpfes nach dem Abbinden. Der feuerfeste Stumpf ist nun im Modell reponierbar. Mit einem feuerfesten Stift ist die Prä- parationsgrenze angezeichnet, und der Stumpf wird für fünf bis zehn Minuten Handarbeit: Die Herstellung eines VeneersNeugier ist der Anlass, um neue Erfahrungen zu machen. Mit diesem Artikel möchte ZTM Haristos Girinis, Nagold, dazu motivieren, sich mit einer bewährten prothetischen Fertigungsart auseinanderzusetzen: Die Herstellung eines Veneers auf einem feuerfesten Stumpf. ➟ Abb. 1: Ausgangssituation: Zahn 21 war insuffizient mit Kunststofffüllungen versorgt. Mit möglichst wenig Verlust von Zahnhartsubstanz sollte die Situation restauriert werden. –Abb. 2: Aufgrund der Vorschädigungen des Zahnes ist ein modifiziertes Veneer indiziert. Nach der Entfernung der alten Versorgungen erfolgt die Präparation für die Aufnahme eines Veneers. Anhaltspunkt war ein Silikonwall vom Waxup.–Abb. 3: Vorbereitungen für das Gellermodell. Auf dem Gipsmodell werden die Wurzelform sowie die Sägeschnitte angezeichnet. –Abb. 4: Nach dem Segmentieren wird der Einzelstumpf im apikalen Bereich in Form einer Wurzel beschliffen und mit Führungsrillen versehen.–Abb.5:NacherneutemAusgießenerhaltenwireinModell,welchesdieoraleSituationbestenswiedergibt.DerEinzelstumpfkann jederzeit dem Modell entnommen werden. –Abb. 6: Die künstlich geschaffene „Alveole“ im Modell macht sichtbar, was wir mit „Leben“ füllen müssen.Wir müssen das Ganze betrachten,und das ist mehr als „nur“ dieVerblendschale.–Abb.7: Mit einem Konnektorbrand wird die Basis geschaffen.–Abb. 8: Der Silikonwall vom Wax-up leistet wertvolle Dienste. Wir arbeiten mit derselben Vorlage, wie der Zahn- mediziner bei der Präparation des Zahnes.–Abb. 9: In diesem – modifizierten – Fall bedarf es der Rekonstruktion von Dentin. Distal und mesiozervikal werden Schmelzleisten mit der Masse „Inzisal 2“ angelegt.–Abb.10: Die Situation nach dem ersten Brand ergibt die verklei- nerte Kronenform.–Abb. 11: Zervikal wird eine Mischung aus Dentin-, Transpa- und ein bisschen Schneide- oder Inzisalmasse angebracht und von palatinal ein Schmelzplateau geschaffen–Abb. 12: Die Interna werden mit einer Transpamasse-Clear-Schicht bedeckt. Um die Schmetterlingsstellung nachzuahmen, wird der Zahn mit einer Mischung aus Transpa- und Effektmasse nach „außen gedreht“.–Abb. 13 und 14: Nach dem zweiten Brand sind wir dem Ergebnis schon sehr nah. Das Veneer wächst quasi aus dem Zahn heraus.–Abb. 15: Mesial und distal werden Leisten aus Schmelzmasse aufgetragen.–Abb. 16 und 17: Die einzelnen Massen schwemmen ineinander über, ohne ineinander zu verlaufen.Die Kunst besteht darin,eine Mischung zwischen Separation undVerschmelzung zu erreichen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17