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Dental Tribune Austrian Edition

Die Endodontie hat in den vergan- genen Jahren einen immensen Fort- schritt erlebt. So können heute mit Zuhilfenahme moderner Geräte und Techniken auch Zähne erfolgreich erhalten werden,die noch vor gerau- mer Zeit als nicht erhaltungsfähig galten. Maßgebend für diese Behand- lungserfolge sind sicherlich die Ver- wendung optischer Hilfsmittel wie das Operationsmikroskop, das ma- schinelle Aufbereiten der Kanäle mittels Nickel-Titan-Instrumenten sowie die dichte thermoplastische, vertikaleAbfüllung des aufbereiteten Kanalsystems. Ein Blick auf die anatomische Komplexität des Wurzelkanalsys- tems zeigt uns jedoch, dass sich ein großer Teil dieses Systems, nämlich dieunzähligenseitlichenVerzweigun- gen des Wurzelkanals, unserer Sicht trotz Mikroskop und der Aufberei- tung unter Verwendung modernster Feilensysteme entzieht. Vor allem bei der Behandlung infizierter Wurzelkanäle ist das Ver- bleiben von Bakterien in diesen Seitenkanälen ein Hauptgrund für langfristigeMisserfolge.Sospielteine dichte und suffiziente Füllung der Wurzelkanäle sicher eine große Rolle in der modernen Wurzelkanalbe- handlung,ausschlaggebendfüreinen langfristigen Behandlungserfolg ist aber vor allem ein sorgfältiges Rei- nigen und Desinfizieren des gesam- ten Wurzelkanalsystems, soweit dies möglich ist. Nach wie vor gilt hier NaOCl in 3- bis 6%iger Konzentra- tion als Spüllösung der ersten Wahl (DGZMK). Adjuvant können z.B. EDTA für die Entfernung der Smear- layer sowie Alkohol zur abschließen- den Trocknung des Wurzelkanals angewendet werden. Ausschlaggebend für den Erfolg der Spülung ist aber auch die an- gewandte Technik. Die weitest ver- breitete Methode ist sicherlich die Spülung mittels seitlich geöffneter endodontischer Spülkanüle.Zwar ist diese Möglichkeit der Spülung die günstigste und einfachste Art, eine suffiziente Spülung besonders des apikalen Bereiches sowie der Seiten- kanäle ist so jedoch meist nicht zu erreichen. Eine Steigerung des Spülergeb- nisses besonders im apikalen Bereich kann durch eine manuelle Agitation der Spüllösung mithilfe eines ko- nischen Guttaperchastiftes erzielt werden. Durch die Aktivierung der Spüllösung mittels Ultraschall kann eineverbesserteWirkungderSpüllö- sung besonders in den Seitenkanälen erreicht werden. Große Schwierigkeiten bereitet je- dochnachwievordieSpülungdesapi- kalen Bereiches. Die Bildung kleiner Luftbläschen hindert die Spüllösung oftdaran,indieseBereichevorzudrin- gen.DasErreichendieserRegionistin derRegelnurdurchdieErhöhungdes Spüldrucks möglich, was wiederum dieGefahrdesÜberpressensderSpül- lösungmassiverhöht. Das Unterdruckspülsystem Endo- Vac bietet hier eine sichere Möglich- keit,auch die apikalen Bereiche einer suffizienten Spülung zu unterziehen. Der EndoVac erzeugt mithilfe der Absauganlage einen apikalen Unter- druck, der zu einem hohen Spül- lösungsaustauschimapikalenDrittel desWurzelkanals führt. Das System besteht aus einem Multiport-Adapter, der den An- schluss an die Absauganlage der Be- handlungseinheit ermöglicht.Dieser wird mit dem Master Delivery Tip verbunden, mithilfe dessen über eine Einmalspritze Spüllösung in die Kavität appliziert werden kann, wobei überschüssige Spülflüssigkeit gleichzeitig abgesaugt wird. Eine zweite Verbindung führt zu einem Handstück,anwelchesentwedereine Makro-odereineMikrokanüleange- schlossen werden kann. Über diese Kanüle kann die Spüllösung in den Kanal hineingebracht und anschlie- ßend abgesaugt werden. Die Makro- kanüle ist für die initiale Spülung und Absaugung größerer Partikel wie Bohrspäne gedacht, um ein spä- teres Verstopfen der Mikrokanüle zu vermeiden. Eigentlicher Clou des Systems ist die Mikrokanüle. Mit einem Durch- messervon0,32mmkannsieineinem Kanal, der bis zur ISO-Größe 35 auf- bereitet ist, genau auf Arbeitslänge platziert werden. Zwölf mikrosko- pisch kleine, mittels Laser gebohrte PerforationenanderSpitzedieserKa- nüle ermöglichen, dass die Lösung durch den Kanal bis zum Apex ge- langtundhierdurchdieMikrokanüle wiederabgesaugtwird. So entsteht ein stetiger Flüssig- keitsstrom, durch den eine Spülung bis zum Apex gewährleistet werden kann, ohne die übliche Gefahr des Überpressens von Spüllösung. Ein weitererVorteil dieses Systems liegt in einemständigenFlüssigkeitsaustausch, was dazu führt, dass ständig frische, noch unreagierte Spüllösung auch im apikalenBereichvorliegt. In der Praxis hat sich vor Ge- brauch der Mikrokanüle eine Ak- tivierung der Spüllösung mittels Ultraschall bewährt,um einVerstop- fen der Mikrokanüle zu vermeiden. Hiermit werden Partikel, welche zu einer Verlegung der nur 100 Mikro- meter großen Perforationen führen, sicher entfernt.So kommt es nur sehr selten zu einer Verstopfung der Ka- nüle. Verstopft sie trotzdem, lässt sie sich leicht mit einer Einmalspritze und steriler Kochsalzlösung außer- halbdesMundesinumgekehrteRich- tungwiederfreispülen. Für die Anwendung dieses Spül- systems ist eine sorgfältige Aufberei- tung des Wurzelkanals bis zur ISO- Größe35unbedingteVoraussetzung. Um eine gute Absaugleistung zu gewährleisten, empfiehlt der Autor, bei der Aufbereitung auf eine ausrei- chendeKonizitätzuachten.DerWur- zelkanal sollte daher vor der Anwen- dung des EndoVac mindestens auf eine 06er, besser auf eine 08er Koni- zitätaufbereitetwerden,umimKanal genügend Raum für eine gute Ab- saugung zu schaffen. Geschieht dies nicht, kommt es oft zu Schwierigkeiten bei der rich- tigen Platzierung der Mikrokanüle auf Arbeitslänge. Zudem kommt es oft zu einer enormen Abnahme der Absaugleistung. DerEndoVackannauchbeistark gekrümmten Kanälen zum Einsatz kommen. Durch ein Vorbiegen der Mikrokanüle entsprechend der Ka- nalkrümmung ist auch bei schwie- rigen Kanalanatomien eine Plat- zierung auf Arbeitslänge möglich. Gerade hier hat das Unterdruckspül- system Vorteile gegenüber der ultra- schallaktivierten Spülung, da das EinführenderUltraschallspitzeohne Kontakt zu den Kanalwänden meist unmöglich ist und somit eine Ak- tivierung der Spüllösung verhindert wird. Ist die Mikrokanüle einmal auf Arbeitslänge platziert, ermöglicht der EndoVac dem Zahnarzt eine sehr bequeme und effiziente Spülung des Wurzelkanals. Es kann nun abwech- selnd mit NaOCl und EDTA gespült werden. Zwischen den Spülsequen- zen sollte man ein vollständiges Absaugen der Spüllösung aus dem Kanal abwarten, um ein Vermischen der beiden Spülsubstanzen zu ver- meiden. Außerdem kann auf diese Art auchdieSaugleistungüberprüftwer- den. Nach einigen Sekunden sollte die Spüllösung vollständig aus dem Kanal entfernt sein, worauf ein leises Zischen der angesaugten Luft zu hören ist, was die Durchgängigkeit des Systems anzeigt. Zum Abschluss kanneineSpülungmitEthanolerfol- gen, um die Trocknung des Wurzel- kanals zu verbessern. Nach vollständigem Absaugen der Spüllösung und dem Entfernen der Mikrokanüle ist meist eine voll- ständige Trocknung des Kanals mit nur ein bis zwei Papierspitzen zu erzielen, was zu einer erheblichen Zeitersparnis führt. Das Spülsystem kommt nun schon seit längerer Zeit in der Praxis des Autors erfolgreich zum Einsatz. DieanfänglicheBefürchtung,dassdas SystemzueinerVerkomplizierungdes Behandlungsablaufes führen könnte, hatsichnichtbestätigt.Vielmehrzeig- ten sich schon nach kurzer Einge- wöhnungsphase eine willkommene Erleichterung einzelner Teilschritte im Rahmen des Spülprotokolls sowie ein erfreulicher Behandlungserfolg beischwierigenFällen. Gleichzeitig erwies sich der Ein- satz des EndoVac als Mikroabsau- gung oft als sehr hilfreich. Bei der Re- vision von Wurzelfüllungen können mit dem EndoVac gezielt kleinere Partikel, wie z.B. Guttaperchareste, sicher aus dem Wurzelkanal entfernt werden. Als einzige Indikationseinschrän- kung ist die Notwendigkeit der groß- zügigen Aufbereitung im apikalen Bereich auf die ISO-Größe 35 zu sehen.Beischwierigenanatomischen Bedingungen ist diese Größe oft nicht gewünscht oder kann nur unter Verlust der natürlichen Kanal- anatomie erzielt werden. Der Ein- satz des EndoVac sollte daher erst nach individueller Indikationsstel- lung erfolgen. Besondere Bedeutung kommt demSystemnachMeinungdesAutors in der Behandlung infizierterWurzel- kanäle sowie bei der Revision von Wurzelfüllungen zu. Hier konnte vor allem bei schwierigen Fällen mit per- sistierendenBeschwerdennachderAn- wendungeineoftschnellereSchmerz- freiheit beobachtet werden. Auch bei der Behandlung von Zähnen mit ausgeprägter apikaler Transluzenz zeigte sich nach Empfin- den desAutors in der Regel ein zügiger Heilungsbeginn. Zwar attestieren dem EndoVacschoneinigeStudieneinesehr gute reinigende und desinfizierende Wirkung, doch stehen noch Untersu- chungenaus,welcheeineVerbesserung des Langzeiterfolges gegenüber ande- renSpülmethodenbestätigen. Fazit Das hier vorgestellte Unter- druckspülsystemEndoVackanndem endodontisch ambitionierten Zahn- arzt uneingeschränkt empfohlen werden. Besonders bei der Behand- lunginfizierterWurzelkanälemitBe- teiligung des apikalen Parodontiums sowie bei der Revisionstherapie ist der EndoVac anderen Spülsystemen nach Meinung des Autors überle- gen und stellt besonders in der Kombination mit der ultraschallakti- vierten Spülung eine sinnvolle und innovative Ergänzung des Spülpro- tokolls dar. ET User Report ENDOTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 5/2013 · 8. Mai 201322 1 2 3 4 5 6 Innovatives Spülsystem berücksichtigt die anatomische Komplexität des Endodonts EndoVac der Firma SybronEndo bietet eine sichere Möglichkeit, auch die apikalen Bereiche einer suffizienten Spülung zu unterziehen. Von ZA Dennis M. Köhrer, Neuss. ZADennisM.Köhrer Praxis Dres.Köhrer Adolf-Flecken-Straße 10 41460 Neuss Deutschland endoinfo@dr-koehrer.de www.dr-koehrer.de Infos zum Autor Kontakt Abb. 1: EndoVac-Spülsystem. – Abb. 2: Platzierung der Mikrokanüle auf Arbeitslänge. – Abb. 3: Fall 1: Insuffiziente WF an 36 und 37 mit deutlich sichtbarer apikaler Transluzenz. – Abb.4: Fall 1: Zustand nach erfolgter Revision und Spülung mit dem EndoVac – bereits nach zwei Wochen ist eine Verkleinerung der apikalen Läsionen zu erkennen. – Abb. 5: Fall 1: Verlaufskontrolle nach fünf Monaten. Der Patient ist be- schwerdefrei, und die Zähne zeigen keine Perkussionsempfindlichkeit mehr – auch der röntgenologische Befund liefert eine deutliche Ver- kleinerungderapikalenLäsion.–Abb.6:Fall2:Wurzelfüllunganeinem OK 6er – Nach sorgfältiger Spülung mit dem EndoVac und Aktivierung der Spüllösung mittels Ultraschall konnten selbst feine Abzweigungen plastisch gefüllt werden.