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Dental Tribune Austrian Edition

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 11/2012 · 7. November 20126 suppression unter 20 bis 50 Kopien je Milliliter Blut mittlerweile als fast vernachlässigbareingeschätzt.) Eine Berechnung verdeutlicht allerdings auch den Effekt in Bezug auf die medizinische Betreuung und Behandlung. Daten zufolge ist eine Virusmenge von statistisch 100 bis 1.000 Viruspartikeln für eine HIV-In- fektion notwendig. Bei Patienten mit gutem Therapieerfolg wären somit mindestens2MilliliterBlutnotwendig, umeineausreichendeMengeHI-Viren für eine Transmission zu gewährleis- ten. Dies ist nun ein Volumen, dessen unbeabsichtigte Injektion im Rahmen zahnmedizinischer Eingriffe wohl si- cherausgeschlossenwerdenkann! Die regulär in der Praxis an- gewendeten hygienischen Mindest- standards und das Tragen persön- licher Schutzausrüstung (besonders Handschuhe) stellen generell ausrei- chendenSchutzvoreinerHIV-Trans- mission dar. Direkter Kontakt mit Blut von Patienten ist jedenfalls zu vermeiden, unabhängig von einer bekannten oder unbekannten vor- liegenden Infektion. Nadelstichver- letzungenstelleninderZahnarztpra- xis ein noch geringeres Risiko als in anderenmedizinischenEinrichtungen dar, unter anderem da die verwen- deten Kanülen wesentlich kleinere Luminahaben.AuchbeiderBehand- lung entstehendeAerosole sind nicht geeignet,HI-Viren zu übertragen. Seit Beginn der Epidemie wurde von der ADA (American Dental As- sociation) kein einziger Fall einer HIV-Infektion bei Zahnärzten und Assistenten durch Patienten regis- triert. Mitarbeiter in der Praxis sind somit keinem Transmissionsrisiko ausgesetzt, sofern die allgemein vor- geschriebenen Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Im Umgang mit HIV-positiven Patienten gilt es somit eher, individuelle emotionale Ver- unsicherungen durch Information und Bestärkung zu vermindern. Spezifische Aspekte in der Zahnmedizin Wenig Beachtung findet (sowohl beiÄrztenalsauchPatienten)dieTat- sache, dass orale Manifestationen wesentlicheundwichtigeRückschlüs- se für den Infektionsverlauf zulassen und mitunter als diagnostischer An- satzpunkt gelten. Den Zahnmedizi- nern kommt demnach auch in Bezug auf HIVeine wichtige Rolle zu,zumal sie eine der wenigen betreuenden Ärzte sind, bei denen Patienten meist regelmäßigvorstelligwerden. Geschätzte 50 Prozent der HIV- positivenPatientenundbiszu80Pro- zent der Patienten mit AIDS weisen HIV-bedingte Veränderungen und Erkrankungen im Mund- und Ra- chenraumauf.SoleidenHIV-positive Menschen häufiger an einer nekro- tisierenden Gingivitis bzw. Parodon- titis. Diese Entzündungen verlaufen bei immunsupprimierten Patienten meist schneller und schwerwiegender und erfordern daher sofortige Be- handlung und kontinuierliche Beob- achtung. Ebenfalls bei HIV-positiven Patienten häufiger und vor allem signifikant mit hoher Viruslast asso- ziiert ist erythematöse Candidiasis. In diesem Fall sollten auch die be- handelnden HIV-Ärzte informiert werden. In Korrelation mit extrem niedrigen CD4-Zellzahlen und dem- entsprechend massiver Immunsup- premierung kann auch häufiger eine oraleHaarleukoplakiebeobachtetwer- den,diejedochmeistdurchdenBeginn einer HIV-Therapie selbstständig ab- klingt. Aphthen der Mundschleim- haut sind ebenfalls nicht selten und können bei stark eingeschränkter Im- munabwehr größere und schmerz- hafteFormenannehmen. Eine Klassifikation der HIV-be- dingten oralen Erkrankungen wird stetig überarbeitet und hat sich vor allemseitEinführungderHIV-Kom- binationstherapie verändert. Eine aktuelle Zusammenstellung der OHARA-Klassifikation (Oral HIV/ AIDS Research Alliance) finden sich z.B.unter www.hivbuch.de. DieseBeispieleoralerErkrankun- gen zeigen, dass den Zahnärzten eine nicht zu unterschätzende Bedeutung in der langfristigen Beobachtung eines Infektionsverlaufs zukommt. Ein reduziertes Ansprechen auf die HIV-Therapie kann unter Umstän- den durch die zahnärztliche Untersu- chung bereits früher erkannt werden. Bei Personen,deren HIV-Status nicht bekannt ist, kann über solche spezifi- schen Erkrankungen ein deutlicher Hinweis auf eine vorliegende und eventuell schon weit fortgeschrittene HIV-Infektiongeliefertwerden. Schlussfolgerung Zusammenfassend muss also be- merkt werden, dass eine offene und professionelle Basis in der Beziehung zwischen HIV-positiven Patienten und Zahnärzten für beide Seiten be- nefitär ist. Für die Ärzte gibt sie die SicherheitderrisikofreienBetreuung ihrer Patienten und für Menschen mit HIV/AIDS kann eine regel- mäßige zahnmedizinische Untersu- chung unter Umständen zusätzliche Ansätze für die langfristige Erhaltung der individuellen Gesundheit und damit bestmöglicher Lebensqualität bieten. Literatur: • Hastermann F. „Der positive Patient in derZahnmedizin“;ÖsterreichischeZahn- ärztezeitschrift 04/2012 • Jordan R. „HIV und Orale Medizin“; HIVBuch.de 2012 • SCHMIDT-WESTHAUSEN A. „Mund, Rachen,ZähneundHIV“;MED-INFO59 (2006) • ZANGERLE et al „20th Report of the Austrian Cohort Study“ (2011 DT ➟ In Österreich nehmen über 88% allerHIV-Patienten/-innenderHIV- Kohorte eine antiretrovirale Thera- pieein,etwa90%weiseneineVirus- last unter 50/ml auf. Das Transmis- sionsrisiko ist direkt proportional mit Höhe der Viruslast assoziiert. Mag.BirgitLeichsenring Med.Info./Doku.der AIDS-Hilfen Österreichs c/oAids HilfeWien Mariahilfer Gürtel 4,1060Wien Tel.:0159937-90,Fax:0159937-16 leichsenring@aids.at,www.aids.at Kontakt ANZEIGE