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Dental Tribune Austrian Edition

Practice DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 11/2012 · 7. November 201212 In letzter Zeit ist mehrfach in den FachmedienüberdiePlasmamedizin berichtetworden.Siewurdealsbahn- brechende Neuheit und als die künf- tige Allzweckwaffe gegen Keime be- zeichnet. Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass sie zukünftig wohl selbst in der Therapie von Tu- moren erfolgreich eingesetzt werden könnte. Erfüllt die Plasmamedizin diese Erwartungen und worauf ba- siert ihrWirkungsmechanismus? Begriffserläuterung In der Physik ist Plasma verein- facht als ein Gas beschrieben, dessen Bestandteile teilweise oder vollstän- dig in Ionen und Elektronen aufge- teilt sind, somit enthält es freie La- dungsträger. Allerdings ist die voll- ständige Beschreibung von Plasma weit komplexer, so gibt es heiße und kalte Plasmen, dichte und weniger dichte sowie ideale und nicht ideale Plasmen etc. Daneben spielt der Erzeugungsmechanismus in der Charakterisierung eine wichtige Rolle,wiez.B.Hochspannungsfelder, UV-Licht, chemische Prozesse etc. Man geht davon aus, dass über 99% des strahlenden Universums aus Plasma besteht. So besteht z.B. die Sonnenatmosphäre, das Polarlicht oder die Atmosphäre nahe eines Ge- witterblitzes aus Plasma. Dieser Zu- stand wird, neben fest, flüssig und gasförmig, auch als 4. Aggregatzu- stand bezeichnet. Das Plasma für die Medizin In der Medizin genutztes Plasma isteinunvollständiges(nichtideales) kaltes Plasma, d.h., dass auch Atome und Moleküle im Plasma vorhanden sind. Als Medium dieses Cocktails lassen sich nahezu alle Gase verwen- den. Für medizinische Zwecke wer- den die Gase Argon, Luft oder reiner Sauerstoff verwendet. Das Gas wird dabei, vereinfacht ausgedrückt, durcheingepulstes,niederfrequentes Hochspannungsfeld geleitet. Die Pa- rameter hierfür sind sehr spezifisch unddifferiereninihrenGrößendeut- lich zwischen den einzelnen Gasen. Wirkungsmechanismus NebendenElektronenundIonen ist das freie Atom im angeregten Zu- stand eindeutig als keimeliminie- renddefiniert.DerSauerstoff instatu nascendi reagiert, angezogen durch die Potenzialdifferenz zur Molekül- struktur der Keime, mit den Wasser- stoffionen der Eiweiße bzw. Amino- säuren, wodurch ihre Molekülstruk- tur in den Zellmembranen zerstört wird. Auf diesem Mechanismus be- ruht die bakterizide, viruzide und fungizide Wirkung. Bei Viren wird neben der Capsid- auch die Protein- hülle zerstört. Hierüber hat bereits 2003 der Parodontologe Prof. Dr. Hans-Georg Schneider, ehemaliger Leiter des Parodontologischen Zen- trumsinBerlin-Friedrichshain,inei- nem Artikel der ZWP spezial 5/2003 in dem Beitrag „Ozon – wirksam ge- gen orale Angreifer“, berichtet. So hat das Sauerstoffplasma den Vorteil gegenüberdemArgonplasma,dasses durch die gleichzeitige Sauerstoffan- reicherungdesentzündetenGewebes (Penetration des Sauerstoffatoms in das Gewebe und Utilisation in Keime)densystemischenProzessan- regt, was eine beschleunigte Heilung zur Folge hat. Kontraindikation Eindeutig nicht kontraindiziert ist Plasma aus medizinisch reinem Sauerstoff abgeleitet. „Niemand ist allergisch gegen Sauerstoff.“ Bei der Plasma-Erzeugung aus Luft kommt es auf deren Zusammensetzung an, so beinhaltet das Plasma aus mehr oder weniger smogbelasteter Umge- bungunterUmständenauchtoxische Gase. Hierauf wurde bereits in der DentalTribuneAustria5/2012indem Fachbeitrag „Plasmamedizin – eine neue Heilmethode?“ eingegangen. Bei Plasma aus Argon sieht die For- schung bis heute ebenfalls keine Kontraindikation.Diesgiltallgemein nur unter der Voraussetzung, dass, je nach Konzentration, überschüssi- ges Plasma abgesaugt bzw. die The- rapie unter einer Schutzatmosphäre stattfindet. Die gleichzeitige Zerstö- rung der eigenen Körperzellen als Kontraindikation liegt gedanklich nahe, nutzt man dies doch bei der Krebstherapie.Diese Befürchtung ist jedoch unbegründet, solange man sich an die Therapieanleitung hält, denn die Körperzelle ist entgegen den Eindringlingen von einer schüt- zenden Schleim- und Keratinschicht umgeben und gibt bei Attacken von Radikalen Cholesterin als Radikal- fänger ab. Forschung Bei der Therapie von Tumoren er- forscht man die Anwendung des Plas- maszurZellzerstörungimUniversitäts- klinikum Greifswald unter der Leitung von Prof. Dr. Axel Kramer. Im Univer- sitätsklinikum Göttingen untersucht man, unter der Mitwirkung von Prof. Dr.Steffen Emmert,Prof.Dr.Wolfgang Viöl und Prof. Dr. Wolfgang Maus- Friedrichs, die Behandlung von Haut- krankheiten mit Plasma. Im Weiteren setzt man die Plasmamedizin in der Dermatologischen Klinik in Regens- burg und in dem Städtischen Kranken- hausMünchen-Schwabingein. Plasma: Die keimeliminierende und wundenheilende Wolke Ob Parodontitis, Karies oder Halitosis, MIO int. Ozonytron bietet erschwingliche Geräte für die Plasmamedizin an. Doch auch über die Zahnmedizin hinaus findet die Anwendung von Plasma ihren Einsatz. Von Dr. Jens Hartmann, München, Deutschland. ANZEIGE Beispielhafte Behandlungsergebnisse in der Zahnmedizin Tag 1 Tag 3 Tag 1 Tag 3 Aphthemit ø4mmHerpes.Behandlungsergebnisnach3Tagenmitjeeiner Minute Behandlung mit Plasma. Dreimal über 5 Minuten mit der Plasmaelektrode behandelt, konnte die Patientin den Zahnersatz nach einerWoche wieder tragen. Periimplantitis und Mukositis am linken unteren Implantat mit Kugelanker Patientin,77Jahre,allergischeReaktionaufalleAntibiotika.DerZahnersatz konnte seit Längerem nicht mehr getragen werden. Chronisch aggressive Parodontitis Erfolglose Behandlung über Jahre hinweg auf konventionellem Wege mit Biofilmentfernung und Desin- fektion. DiesesErgebnisnacheinemMonatkonntemitderFullMouthDisinfection über 12 Minuten erreicht werden. Pulpitis HierwerdenebenfallserstaunlicheErfolgemitderPlasmamedizinerreicht. In der Regel können Zähne trotz eröffneter, blutender Pulpa vital gehalten werden, denn die Sterilisation der Wunde ist vollständig, bei gleichzeitiger Heilungsunterstützung durch die Sauerstoffanreicherung des Gewebes.