Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

DTGER1012

DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 10/2012 · 2. Oktober 2012 Practice 9 Dentin oder Zahnhälse sind aus meiner Sichtebensoalsnichtbiokompatibelzu wertenodermüssenextremoftgehärtet werden. Postoperative Sensitivität LeiderhabenwirZahnärztekeiner- leiBeurteilungskriterienfürdieQualität der Polymerisation eines Komposits. Insbesondere einen Hinweis auf unge- nügende Polymerisation gibt es jedoch: die sogenannte postoperative Sensiti- vität,fallssiedennauftritt.AlleKollegen undzuvielePatientenkennensie.Bisher nicht übliche, aber meist erfolgreiche Therapie:DasKompositvonallenSeiten (wichtig!)sehroftnachhärten,auchap- proximal, ggf. in mehreren Sitzungen. Manchmalbedarf esgroßerGeduld,bis der erwünschte Effekt schrittweise ein- tritt und damit auch die postoperative Sensitivität dauerhaft therapiert ist:z.B. 10bis20x20SekundenGPZproFläche (s.u.MfP),jenachverwendetenMateri- alien und sonstigen Bedingungen. Falls einphasige Bondings, fließfähige und/ oder Bulk-Materialien verwendet wur- den,sindselbstdieseZeiteninderRegel (völlig)unzureichend. ZweiweitereEffektelassensicheben- so therapieren: 1. „therapieresistente“ Gingivitis nach dem Legen von Zahn- halsfüllungen oder dem Eingliedern von Keramikrestaurationen, 2. übler, fauliger Geschmack an einer bestimm- tenStelle. Derartige, erfolgreiche Therapie werte ich als Hinweis darauf, dass die BelichtungsempfehlungenderHersteller überarbeitungswürdig sind. Dennoch ist sie kein Indikator für ein biokompa- tiblesErgebnis. Verträglichkeitstests DaderentscheidendeFaktorfürdie biologische Wirkung eines lichthärten- den Komposits anscheinend seine Ver- arbeitungist,sindVerträglichkeitstests– welcherArtauchimmer–vorebendieser Verarbeitung im Mund im Grundsatz nutzlos. Die Herstellung der Material- testproben findet zudem unter sehr anderen,günstigeren Bedingungen statt (z.B. dünnere Schicht, glatter Proben- träger, Direktkontakt der LED) als die spätere Verarbeitung desselben Materi- alsimZahndesPatienten–mitderFolge von Fehlinterpretationen. Falls möglich wäre zu prüfen, ob der in München entwickelte Allergietest, mit dem alle bekanntenReaktionsprodukteeinesbe- stimmtenKompositsvorseinerAnwen- dunggetestetwerden,7 diePatientennicht nur vor allergischen Reaktionen, son- dern auch vor systemischenWirkungen beschriebenerArt schützenkann. Grundlagen der Mehrfachpolymerisation (MfP) Die nachfolgenden Regeln sollten grundsätzlich eingehalten werden, um weder das Komposit noch die Pulpa durch zu hohe Arbeitstemperatur des Polymerisationsgerätes oder durch zu starke Lichtabsorption thermisch zu schädigen – auch bei der Nachhärtung an devitalen Zähnen oder Kompositen ausdemZahntechniklabor. UmlangeGesamtpolymerisations- zeiten (GPZ) pro Fläche unter diesen Bedingungen realisieren zu können, ist esnotwendig, 1.nach jedem Polymerisationsinter- vall ein Pausenintervall einzulegen: Belichtungszeit pro Gerät (1.000 bis 1.400 mW/cm²) und Situation 20 bis 40 Sekunden, Pausenintervalle eben- so lang wie die Belichtungszeit oder ggf.länger, 2.von occlusal max. 40, von den Seiten max.20Sekundenzupolymerisieren, 3.nach drei bis fünf Belichtungsin- tervallen das Polymerisationsgerät zu wechseln,umesabkühlenzulassen, 4.lichtstarke Geräte mit niedriger Ar- beitstemperatureinzusetzen, 5.grundsätzlich einen Sicherheitsab- standvon1bis2mmeinzuhalten,falls nicht bereits durch die Höcker ein solchervorgegebenist,und u.U.noch längerePauseneinzulegen.Diesgiltbei: a) dünneren Schmelzdentinschichten (betr.Frontzähne,sämtliche vest.und ling. Flächen, präparierte Zähne), b) dunklen Zähnen bzw. Komposit-Far- ben, c) bei möglichem Direktkontakt der LED zum Komposit (z.B.vestibu- läreFüllung,Aufbaufüllung), 6.beihäufigerBelichtungeinereinzigen RestaurationdiePausenzuverlängern, 7.die Polymerisation u.U. erst in einer späterenSitzungfortzusetzen. Ein nicht anästhesierter Zahn gibt uns sofort und sehr unmissverständlich Auskunft darüber, wie lange er eine Belichtung toleriert, ein anästhesierter leider nicht. Deshalb ist ganz besondere Vorsicht und Zurückhaltung unter An- ästhesiegeboten,desWeiterenbeiPulpi- tis, pulpennaher Kavität, dünner Den- tinschicht(Sicherheitsabstand!),ebenso bei dunklem Dentin bzw. dunklen Ma- terialien wegen ihrer höheren Lichtab- sorptionunddamithöherenWärmeent- wicklung. Einen maximal ungünstigen Fall treffen wir also bei einem anästhe- sierten, pulpitischen, dunklen unteren Frontzahn nach direkter Überkappung oder einer Aufbaufüllung im Rahmen einerKronenpräparationan. Vorsichtshalber verteilen wir die Polymerisation derartiger Komposite auf mehrere Sitzungen und verwenden nur(sehr)kurzeBelichtungsintervalle. Durch eine Serie von Temperatur- messungen an unterschiedlich lange belichtetemDentinundKomposithabe ichversucht,ergänzendeInformationen über deren kritische Erwärmung zu erhalten,dieichmiteinemextrememp- findlichen Messinstrument aus dem Max-Planck-InstitutHeidelbergdurch- geführthabe. Da mir nicht die Möglichkeit zur Verfügungsteht,zuprüfen,obdieinfolge MfPbeobachtetengesundheitlichenBes- serungentatsächlichmiteinemerhöhten Polymerisationsgrad einhergehen, kann dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur als ein plausibles Erklärungsmodell gel- ten. Falls es sich als falsch herausstellen sollte,hatdieszwarkeinenEinflussaufdie beobachtetenPhänomene,jedochbedarf es dann weiterer Überlegungen und – in jedem Fall – geeigneter wissenschaft- licher Forschung. Sämtliche Angaben sind unsere Erfahrungswerte von über sechsJahren.WeitereAngabenfindenSie unterwww.dr-just-neiss.de. Einwände Die MfP betreffend ist wichtig zu wissen: 1. dass sie keinen Einfluss auf die Schrumpfungswerte hat,da die ent- scheidende Schrumpfung in den ersten 20 Sekunden stattfindet15 und 2. dass Kompositeniezuvielpolymerisiertwer- denkönnen,daeskein„Zuviel“derUm- setzung von Monomeren in Polymere gebenkann.16 Der vermeintlich schwerwiegende Einwand, es könne durch „Überbelich- tung“ eine Überhitzung des Materials mit Bruch von schon polymerisierten Ketten auftreten, basiert auf der Un- kenntnis oder Nichtanwendung der GrundlagenderMfP. Zusammenfassung und Ausblick Komposite können (Mit-)Ursache unterschiedlichster Beschwerden und ErkrankungenaußerhalbunseresFach- gebietes sein. Nach Herstellerangaben verarbeitete lichthärtende Komposite wirken als Dauerstressfaktoren.Da sich alle bisher getesteten lichthärtenden KompositeunabhängigvonihremAlter durch Mehrfachpolymerisation von al- lenSeiten(MfP)ineinennichtstressen- den, verträglichen Zustand überführen ließen, nehme ich bis auf Weiteres an, dass dies für alle lichthärtenden Kompo- site gilt. Durch Nachhärten mittels MfP können sofortige signifikante und an- haltendeBesserungenodervollständige Symptomremissionen erzielt werden – z.B. von therapieresistenten Schulter- oderKnieschmerzen. Der entscheidende Faktor für die Biokompatibilität dieser Materialien scheint deshalb nicht ihre Zusammen- setzung,sondernderenVerarbeitungzu sein.Ein-undzweiphasigeBondingsys- teme, fließfähige Komposite und Bulk- materialien erfordern praxisuntaugli- che Belichtungszeiten, um sie in einen biokompatiblen Zustand zu überfüh- ren. Alle bisher getesteten dualhärten- den Komposite, die nicht zusätzlich ex- trem oft von allen Seiten lichtgehärtet wurden, und chemisch härtende Kom- positewirkenebenfallsals(starke)Dau- erstressfaktoren. Aufgrund meiner inzwischen reich- haltigen Erfahrung und angesichts ins- gesamt steigender chronischer Be- schwerden und Erkrankungen, Aller- gien, Unverträglichkeiten und Befind- lichkeitsstörungen betrachte ich mit sehrgroßerSorgedieTendenzinunserer Zahnheilkunde, noch kürzer zu poly- merisieren und Materialien zu verwen- den, die exorbitant oft polymerisiert werden müssten, um nicht systemische Wirkungenentfaltenzukönnen. Auch wenn meine Ergebnisse für vieleKollegenvölligunvorstellbarschei- nen,soprägensieinzwischendochsehr unseren Arbeitsalltag. Denn durch die in diesem Bericht beschriebene non- invasive, äußerst effektive und letztlich sehreinfacheTherapielassensichgerade ebensolche Symptomatiken bei diver- senPatientensignifikantverbessern. „Wegen der bis heute geringen Kenntnisse über systemische Effekte durch zahnärztliche Materialien tragen Ärzte und Zahnärzte eine große Ver- antwortung“, stellte Staehle 1994 fest.17 Danachbald20Jahrenauchheutenoch dieser Feststellung die volle Zustim- munggebührt,wäreesmeindringender Wunsch, dass die Kenntnis um das Risi- kopotenzialvonKunststoffenundKom- positen und deren zunehmende Neben- wirkungen sehr viel ernster genommen werden als bisher und zu einer breit an- gelegten,intensivenundsehrvielschnel- ler fortschreitenden wissenschaftlichen ForschungübersystemischeWirkungen führen, wie sie von einigen Autoren auch immer wieder angemahnt wird. Sie käme einer Vielzahl von chronisch kranken Menschen und ebenso den Kostenträgern sehr zugute. MögenmeineBeobachtungen dazueinenBeitragleisten. DT Dr.JustNeiss Bergheimer Straße 95 69115 Heidelberg zahnmedizin@dr-just-neiss.de Kontakt Je tiefer die Kavität, desto länger müssen Bonding und untere Kompositschichten polymerisiert werden. Für alle Fälle... 20 %*Messenachlass® Kompetenz in Forschung und Praxis HUMANCHEMIE ANZEIGE