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Dental Tribune Austrian Edition

Practice DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 9/2012 · 5. September 201212 Dass Karies heutzutage kein Schick- sal mehr sein muss, hat der starke Rückgang bei Kindern und Jugend- lichen in den letzten Jahrzehnten eindrucksvoll belegt, gleichzeitig wurdeeinePolarisierungbeobachtet, bei der eine kleine Anzahl Patienten bereits im Kleinkindalter eine hohe dmft-Zahl aufweist. Naturgemäß hat das Kleinkind dabei nur einen geringen Einfluss auf die eigene Zahngesundheit, Ansprechpartner sind daher die Eltern. Aufklärung, Information, anschauliche und praktische Hilfestellung und Hand- lungsanweisungen sind die Bau- steine, die durch Kinderzahnärzte, Familienzahnärzte, Hebammen und Kinderärzte vermittelt werden, so- dass Kinder kariesfrei aufwachsen können. Die vier Säulen der Prophylaxe bestehenaus:1.optimalerZahnpflege, 2. zahngesunder Ernährung und zahnfreundlichem Verhalten, 3. Ver- wendung von Fluoriden, 4. regel- mäßiger Kontrolle beim Zahnarzt. Punkt 1: Die richtige Zahnpflege Zähneputzen stellt eine kom- plexe feinmotorische Leistung dar, die durch systematische Entwick- lung,regelmäßiges Üben und konse- quente Überwachung zur erfolgrei- chen Aktion wird. Da bewusstes HandelnvordemzweitenLebensjahr eher selten vorkommt, obliegt die Zahnreinigung bis zu diesem Zeit- punkt den Eltern. Die Ich-Identität entsteht etwa zu Beginn des dritten Lebensjahres, wenn eigenes Verhal- tenkommentiertundgesteuertwird. Motorisch entwickelt sich die unge- ordneteBewegungdererstenMonate im ersten Lebensjahr zur gezielten Greifbewegung und durch die ver- besserte Auge-Hand-Koordination weiterzurwillkürlichenFähigkeitim dritten Lebensjahr. Beim Zähneputzen beobachtet man zunächst große und relativ un- gesteuerte Bewegungen aus dem Schultergelenk („das ganze Kind putzt“), mit zunehmendem Alter entwickelt sich die Fertigkeit, den Kraftaufwand auf das Objekt abzu- stimmen, bis die Kinder im Grund- schulalter die flüssige Schreibschrift erlernt haben und feinmotorisch in der Lage sind, die KAI-Technik selbstständig auszuführen, bis dahin müssen Eltern täglich nachputzen. Zähneputzen von Anfang an Untersuchungen zeigen, dass Zähneputzen ab dem Durchbruch deserstenZahneseinenwesentlichen Faktor für lebenslange Zahngesund- heit darstellt. Folgendes Konzept hat sich bewährt: Eltern putzen mindes- tens einmal täglich alle Zähne ihrer Kinder von allen Seiten. Idealerweise gewöhnen Eltern ihren Säugling schon vor dem ersten Zahn spiele- risch an Manipulationen im Mund, beispielsweise können die noch zahnlosen Kiefer massiert werden. Durch die Stimulation der stark innervierten Mundschleimhaut er- fährt der Säugling zusätzliche neuro- naleAnregung. In der oralen Phase ist der Mund der erste Erfahrungsraum. Eine Kinderzahnbürste zum Erforschen, KauenundLutschenbewirkt–sofern keine Beschränkungen oder Verbote gelten und Aufmerksamkeit und Zu- wendung der Bezugsperson hinzu- kommen – eine lustvolle Beziehung zur Mundpflege. Hauptmotor für das Lernen ist die angeborene Neu- gierde, Unbekanntes zu erforschen und sichWissen und Fähigkeiten an- zueignen; wenn dabei eine Prägung erfolgt,dannsollsiedochgerneposi- tiv sein.Ab dem ersten Zahn braucht man zusätzlich eine Zahnbürste zum Putzen mit einem Hauch fluoridier- ter Kinderzahnpasta (500ppm). Die Zahnbürste sollte altersgemäß über einen haptisch geeigneten Griff und einem der Gebissgröße angepassten Bürstenkopf verfügen. Zähneputzen leicht gemacht – am Beispiel unserer Praxis Das Arbeiten in einem anderen Mund muss man lernen: Aus Angst, etwas falsch zu machen, reinigen die Eltern nicht immer alle Zahnflächen optimal. In unserer Kinderzahnarzt- praxis üben wir bereits beim ersten Termin mit den Eltern das Zähne- putzen, um sie für diese Aufgabe kompetent zu machen. Das Kind liegt auf der Liege oder in der „Knie- zu-Knie“-Position auf dem Schoß. Dadurch hat man zum Putzen beide Hände frei; mit der „Lift-the-Lip“- Technik verschafft man sich den Überblick,hältLippenundWangeab und schützt die Bändchen. Das ge- zielte Putzen unter Sicht ist effizient, gründlich und schonend. Bei der Demonstration sind die Eltern oft völlig perplex, weil keiner- lei Protest erfolgt. Die Sicherheit, dem Kind nicht weh zu tun, ist die wichtigste Voraussetzung, um da- heim die Zahnpflege entspannt und konsequentdurchzuführen.Größere KinderkönnenimSpiegelzuschauen und lernen, die Lippen und Wangen lockerzulassenunddieZungeander gewünschten Stelle zu parken.Reime oder Zahnputzlieder fördern die kindliche Mitarbeit und bieten sich als inhaltliche, zeitliche und emotio- nale Stütze an.Nach dem Durch- bruch der zweiten Milchmolaren können auch in einem ansonsten lü- ckenhaften Milchgebiss enge Kon- takteentstehen.DieregelmäßigeVer- wendung von Zahnseide ist unum- gänglich und wird den Eltern als Hausaufgabe mitgegeben, selbstver- ständlich nachdem die Handhabung gemeinsam geübt wurde. Motivation zur Mundhygiene: unsere Erfahrungen NatürlichgibteszahlreicheTipps und Tricks, um Kinder zur täglichen Mundhygiene zu motivieren. Bro- schüren und Informationsseiten im Internet stellen zahlreiche, auch un- gewöhnliche Ideen vor, um Zahn- pflege für Kinder attraktiv zu ma- chen. Wir haben mit dem Zahn- putzkalender und der Weltmeister- urkunde die besten Erfahrungen gemacht. Die Lerntheorie besagt, dass wenn nach einer erwünschten Verhaltensweise eine Belohnung er- folgt, diese Verhaltensweise erlernt wird. Wichtig ist dabei die positive Verstärkung. Die Vermeidung von Karies (=etwasUnangenehmesbleibtinder Zukunft aus) ist zu unkonkret und daher im Kleinkindalter wenig wirk- sam, erst später reift die Erkenntnis, die einen die weiter entfernte aber höherwertige Belohnung vorziehen lässt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass man kleine Kinder zeitnah unddirektbelohnenmuss.DerPutz- kalender,in dem die Mitarbeit durch ein Punktesystem dokumentiert wird,dasalsWährungfüreineBeloh- nung gilt, macht die Selbstwirksam- keit direkt erkennbar und fördert die Kooperation. Über einen länge- ren Zeitraum beibehalten, wird das Zielverhalten verinnerlicht, zur Ge- wohnheit und – im Idealfall – ins Erwachsenenalter transportiert. Das Teenageralter stellt Eltern und Zahn- ärzte vor neue Herausforderungen. DerPatientistjetztbezogenundzeigt Abgrenzungstendenzen zur Erwach- senenwelt. In der Prophylaxe sind beachtliche Erfolge durch Kommu- nikation auf Augenhöhe zu erzielen („Peerteaching“). Untersuchungen zeigen,dassdieAblehnungverringert und die Compliance deutlich ver- bessert ist, wenn eine in etwa gleich- altrige und speziell in Kommuni- kation geschulte ZMF sich der Sache annimmt. Punkt 2: Zahngesunde Ernährung und zahnfreundliches Verhalten Ein weiteres wichtiges Element der Prophylaxe ist das Zusammen- wirken von zahngesunder Ernäh- rung und zahnfreundlichem Verhal- ten. Grundsätzlich gelten die Emp- fehlungen der Ernährungsgesell- schaften: vielseitige und vollwertige Mischkost, täglich Milchprodukte, fünf PortionenObstundGemüseam Tag, mindestens 1,5 Liter Wasser aus dem Becher, wenig Fett, Zucker und Salz. Kauzwingende Kost ist klebri- gen oder weichen Lebensmitten vor- zuziehen, versteckte Zucker und ka- lorienhaltige Getränke sind zu ver- meiden. Der zuckerfreie Vormittag ist in vielen Kindergärten und Schulen bereits selbstverständlich, Kinder können auch einen süßigkeiten- freien Tag pro Woche einhalten. Da die Häufigkeit der Zuckerimpulse für die Zähne entscheidend ist, sollte besser eine größere Portion auf ein- mal statt vieler kleiner gegessen wer- den,auch Ess- und Trinkpausen zwi- schen den Mahlzeiten tragen dazu „Ein sauberer Zahn wird nicht krank“ – Prophylaxe von Anfang an DentaleErkrankungenhabenAuswirkungenaufdieGesamtgesundheit.DaheristdieGesunderhaltungderMilchzähnevongroßerWichtigkeit,dadieKariesinzidenzdesbleibenden GebissesvomMilchgebissübernommenwerdenkann.InderheutigenZeitistesjedochleichtmöglich,KindergezieltvorKarieszuschützen.VonDr.IsabellvonGymnich. RVG 6500 Sensor jetzt mit Wi-Fi-Technologie © Carestream Health, Inc., 2012. Nie wieder Kabelsalat! Weitere Infos unter: www.carestreamdental.com Tel. +49 (0)711 20707306 ANZEIGE