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Dental Tribune Austrian Edition

International Congress DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 7+8/2012 · 1. August 20128 diese Erkenntnisse in der Orthopädie eingesetzt. Mittels Depotinjektionen zweimal jährlich ließe sich so die Hei- lungvonFrakturenbeschleunigen. Weltpremiere „Cell-to-Cell Communication | Inflammatory Reactions“ Ein Highlight zur Eröffnung war die Weltpremiere des Films „Cell-to- Cell Communcation | Inflammatory Reactions“ – spektakuläre Full HD- Computeranimationen gaben Einsich- ten in die entzündlichen Vorgänge auf zellulärer Ebene. Das Unsichtbare der Zelleninformationen,Chemotaxis und Co.wurde bis heute nie so sichtbar und einleuchtenddargestellt. SchondieEinleitungdesFilmesmit der Erklärung,dass das Parodont prak- tisch den einzigen„wunden Punkt“ im Organismusbietet,wodieHautbarriere undihreSchutzfunktionunterbrochen ist, lässt aufhorchen und – zumindest mich – weiter aufmerksam genießen. Eigentlich handelt es sich dabei um den zweiten Teil einer Reihe. Der erste Teil illustrierte bereits die Vorgänge der Osseointegration, weitere Meister- werke sind wegen des durchschlagen- denErfolgesinPlanung. „Alte Hüte“ in neuem Licht Am ersten und zweiten Kongress- tag ließen sich über die Parodontitis Erkenntnisse zusammentragen, wenn sie auch den Eindruck erwecken, dass sie auf Bekanntem beruhen: So zum Beispiel, dass unser Hauptaugenmerk in früheren Zeiten auf der Plaquebe- seitigung lag. Dies ist somit ein „alter Hut“, die neuere Anschauung liegt in der Betonung darauf, dass der Patient selbst und nachhaltig die Plaqueanla- gerung bekämpft. Und die umfassende Betrachtungsweise und deren Zu- sammenhänge sind wichtig: Putzt der Patient wirklich konsequent? Hält er den statistisch erwiesen wichtigen Re- call ein? Beachten wir die Anamnese wirklich genug oder bestehen chroni- sche Erkrankungen wie etwa Diabetes? Wenn ja, ist „der Zucker richtig ein- gestellt“oderistderPatient,derunsmit seiner therapieresistenten Parodontitis Kopfzerbrechen bereitet, gar ein nicht diagnostizierter „Zuckerkranker“? Da- von gibt es immerhin 5–6 Prozent in der Bevölkerung. Und uns Zahnärzten fällt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle zu, da wir unsere Patien- ten meist regelmäßiger sehen als der Hausarzt. Chronische Erkrankungen nehmen in der Wohlstandsgesellschaft an Inzidenz zu und das in schon jünge- remAlterals inderVergangenheit. Auchandere„alteHüte“wurdenin Referaten beleuchtet. Zum Beispiel die Rolle des Vitamin C: Wir wissen schon vondenaltenSeefahrern,wiewichtiges ist.Undheutegenauer,dasseseinewich- tige Rolle als Antioxidants und bei der Herstellung und Funktion des Binde- gewebes spielt. Aber laut Vortrag und Feldstudien in Indonesien von Uebel van derVelden,Niederlande,gibt es für jedes Individuum eine andere Menge, die zugeführt werden muss, um genug Vitamin C im Serum zurVerfügung zu haben.EbensoseiderKonsumvonKoh- lehydraten und regelmäßige Bewegung von großem Einfluss auf sämtliche chronischeErkrankungen. Um zum Schluss zu kommen: Wer gesund bleiben oder werden will, sollte sich jeden Tag mindestens 20 Minuten körperlich betätigen, weniger KohlehydrateunddafürzweiKiwispro Tag zu sich nehmen. Dass Rauchen der Gesundheit nicht zuträglich ist, ist ebenfalls nichts Neues, aber Dr. Chris- toph Ramseier,Schweiz,kannAuswege aus der Sucht aufzeigen und den „Rauch-Stopp“ für die Praxis im Detail ausschildern. Darüber hinaus macht er mit seiner Arbeit unsere immens wichtigeStellungalsAufklärer,Motiva- toren und Führer aus der (Sucht-) Krankheit immer deutlicher. Andere Ansätze beim Kampf gegen die Paro- dontitis könnten nach Wim Teughels, Belgien, Probiotika bieten, indem die individuelle Keimflora mit harmlosen Bakterien gezielt angelegt oder positiv beeinflusstwerde.Aucherkonnteinter- essante Studien und Ausblicke präsen- tieren. Sein Schlussfazit:„Bleib gesund, iss’ mehr Bakterien!“ klingt reißerisch, doch tiefere Erkenntnisse liegen noch imDunklen... Es ist an der Europerio 7 einmal mehr klar geworden,dass wir nicht auf einbalderhältlichesAllheilmittelhoffen sollten, sondern unsere bekannten Mittel konsequent ausschöpfen müs- sen, und Patientenführung in unserem Zeitalterebensowichtigistwiejezuvor. Wir sollten also eher mal eine„Sprech- stunde“ mehr einlegen,als das Heil nur inderTatzusuchen. Periimplantitis: Der „Tsunami in der Implantologie“ DerStellenwertderPeriimplantitis wurde kontrovers diskutiert. Von dem „TsunamiinderImplantologie“bishin zum„Nischendasein“wardieRede.Die Industrie hat sich diesem Thema vor- bildlich angenommen, und es seien in diesemZusammenhangNobelBiocare, Geistlich und GABA hervorgehoben. So hat Nobel Biocare eine Arbeits- gruppe ins Leben gerufen und finan- ziert, die sich mit unterschiedlichen Aspekten und entsprechender Litera- tursuche über die Perimplantitis be- schäftigt. Dieser Ausblick in die bestehende Literatur wurde anlässlich der Nobel Session vorgelegt und wirkte zunächst frustrierend. Es stellte sich heraus, dass es zwar für einige wenige Aspekte viele Studien gibt, diese aber auch viele Designfehler beinhalten und für spe- ziellere Themen gar keine klärenden Studien vorlägen – damit leider wenig Verwertbares. Aber damit ist laut der Arbeitsgruppe zumindest die zukünf- tigeVorgehensweiseklar:Wirbrauchen mehr prospektive, randomisierte und klinische Studien, um aus der Dunkel- heit zum Licht der Erkenntnis zu ge- langen. In der Abendsession zum Thema PeriimplantitisimHotelMeridienging eseinbisschengriffigerzu:BertilFriberg (Schweden) und Massimo Simion (Mailand) fassten zusammen,dass sich die Grundproblematik uneinheitlicher Definitionen bzw. Nomenklatur der Thematik durch Konsensustreffen be- reits geändert hat. Dies gilt auch für frühere Streitpunkte, etwa, ob an Im- plantaten sondiert werden soll oder nicht. Heute gelte: Es muss sondiert undesmüssenbeiVerdachtsmomenten (BOPodergarPus)auchRöntgenbilder erstellt werden, um zu diagnostizieren und die Situation beurteilen zu kön- nen. Ferner müssen unterschiedliche Ursachen für eine Periimplantitis untereinander klar abgegrenzt gesehen werden,soetwa,wannessichumeinen Knochenverlust handele oder mögli- cherweise nur um eine Deminerali- sation des Knochens wegen Überlast vorläge. Oder: Ist eine „Zementitis“ gege- ben, was eigentlich keine Periimplanti- tis, sondern eine iatrogene Ursache für die periimplantäre Erkrankung ist. Wann sind bei der Implantatinsertion die Tarnow-Regeln nicht eingehalten wordenoderseiehereineunzulängliche zahntechnische Versorgung für einen Misserfolgverantwortlich?DieThema- tikistimEinzelfallnichtleichtzudurch- schauen. GABA/Colgateveranstaltetenhier- zu einen Workshop. Sie präsentierten eine sehr informative Broschüre. Auch Geistlich veranstaltete zur Thematik ein gelungenes Symposium. Die Er- kenntnisse daraus werden im Nach- folgenden gemeinsam abgefasst: Für die Therapie der Periimplantitis ist jetzt einmal mehr klar: Eine Mukositis kann nichtchirurgisch angegangen und eliminiert werden, eine Periim- plantitis hingegen nicht,hier muss chi- rurgisch interveniert werden. Die Vor- träge von Stefan Renvert, Schweden, und Frank Schwarz, Deutschland, wa- ren hierzu gut strukturiert und schaff- ten klare Richtlinien zu Vorgehens- weisen. Lappenoperationen sind ab einergegebenenPeriimplantitisunum- gänglich. Das Ziel muss eine Dekontami- nation der Implantatoberfläche sein. Ist eine Geweberegeneration unwahr- scheinlich, muss die Implantatoberflä- che zusätzlich geglättet werden. Sind gar zwei Drittel der zuvor integrierten Oberfläche verloren, so rät Schwarz zur Entfernung des Implantates. Die behandelten Periimplantitiden stellen für ihn ebenso ein Gebiet mit hoher Reinfektionsrate dar und legen den Schluss nahe, dass eventuell lediglich einekonsequenterePlaquekontrolledie zunehmendenFällevonPeriimplantitis verhindernkönnte. „Gemeinsamkeiten von Paro- dontitis und Periimplantitis“ AmSamstagwarteteu.a.FrauProf. Zitzmann mit ihrem Referat„Gemein- samkeiten von Parodontitis und Peri- implantitis“ auf: Die Wissenschaft hat erwiesen, dass ein Parodontitispatient mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine Periimplantitis entwickelt. Wir müssenmehrandenBiofilmimMund- Rachenraum denken, der sich mit den letzten hoffnungslosen Zähnen nicht mit aus dem Mund extrahieren lässt! Aber es gäbe auch positive Ähnlich- keiten: So kann eine Gingivitis durch Verbesserung der Mundhygiene be- herrschtwerden,wieaucheineMukosi- tis um das Implantat mit Verbesserung der Plaquekontrolle umkehrbar ist. DennochistdasEpithelumeinImplan- tatnichtmitderfunktionellen,struktu- rellen Architektur des Desmodonts vergleichbar. Wie wir wissen, ist damit die Abwehrlage um ein Implantat weit schwächer als um den Zahn. Darin sieht Zitzmann die Wurzel der gegebe- nen Problematik. Daraus lassen sich auch in der Literatur nicht klar belegte Risikofaktoren ableiten, wie etwa eine zu schmale keratinisierte Gingiva von 2mmoderweniger.IhrerMeinungnach müssen iatrogene Faktoren vermieden werden, denn alleine die „Zementitis“ sei je nach Studie für ca.80 Prozent der Periimplantitidenverantwortlich. Ebensobrillantklärtederanschlie- ßende Vortrag Mark Quirynen’s aus Belgien anhand von Studien über die Eigenschaften unterschiedlicher Im- plantatoberflächen auf: Raue Implan- tatoberflächen führen zu einer schnel- leren und besseren Osseointegration, sindaberbeigegebenenEntzündungen anfälliger. Glatte Implantatoberflächen haben eine schwächere Osseointegra- tion,sindaberresistenterbeidrohender Periimplantitis. Die heute verbreiteten, moderat angerauten Oberflächen der Implantate vereinigen die Vorteile der Oberflächen. Zusammenfassend lässt sich über die 7. Europerio berichten, dass wir lange nicht am Ziel sind, sondern klug in die Vergangenheit blicken und da- raus die wichtigen Erkenntnisse ziehen müssen. Die Forschung hat klare Vor- stellungen für künftige Untersuchun- gen und eine unterstützende Industrie an der Seite. Und bis wir weiter mit neuen Erkenntnissen sind, müssen wir uns penibel an bekannte Regeln halten, um wenigstens bekannte Fehler zu vermeiden. DT ÁFortsetzung von Seite 1 „Europerio“ Das „Gipfeltreffen“ Europerio wird alle drei Jahre von der Europäischen Gesell- schaft für Parodontologie (EFP) veran- staltet. Vom 3. bis 6. Juni 2015 findet die Europerio 8 in London statt.