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Dental Tribune Austrian Edition

Practice DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 5/2012 · 9. Mai 201212 Was ist Plasma? In der Physik ist Plasma beschrieben als ein Zustand, in dem durch einen hohen Energie- schub die Atome gänzlich oder teil- weise aufgespalten werden, sodass Elektronen und Ionen sich frei be- wegen können. Dies nennt man nach fest, flüssig und gasförmig den 4. Aggregatzustand der Materie. So bestehen z.B. Sonne und Fixsterne aus heißem Plasma. Man geht davon aus, dass unser Universum zu über 90 Prozent aus Plasma besteht. Auf unsererErdeerlebenwirdenPlasma- zustand der Luft hervorgerufen durch elektrische Entladungen von über 100.000 Volt in Form von Ge- witterblitzen, als sogenanntes kaltes Plasma,wobeihierzuauchdasOzon- molekül gehört. Zusammengefasst ist Plasma ein energiegeladener hoch reaktiver Gaszustand. Plasma und Zahnmedizin Kaltes Plasma eliminiert nach- weislich Bakterien, Viren, Pilze bis hin zu Prionen. In diesem Zu- sammenhang ist die keimeliminie- rendeWirkung seit mehr als 100 Jah- ren bekannt. Die evidenzbasierende Erforschung begann aber erst vor einigen Jahren.Bis in die heutige Zeit nennt man diese Behandlungsform auch Ozontherapie, obwohl es nicht das Ozonmolekül per se ist, welches keimtötend wirkt, sondern der sich, aufgrund der kurzen Halbwertszeit, abspaltende Singulett-Sauerstoff, wobei es sich hier wiederum um kaltes Plasma handelt. Kommen wir wieder zurück auf den Blitzverlauf. So entsteht im Ent- stehungsmoment (in statu nascendi) kaltes Plasma und erst in der Sekun- därphase Ozon sowie im anschlie- ßenden Zerfallsmoment des Ozon- moleküls wiederum kaltes Plasma. Das bedeutet, dass der Begriff Ozon- therapiegenaugenommennichtkor- rekt ist, denn es handelt sich hier um Plasmamedizin.EinalterNameunter einem neuen Begriff? Wie werden die Keime mit kaltem Plasma abgetötet? Das für die Medizin aus Luft gewonnenekaltePlasmaistaufgrund seiner hohen elektrischen Ladungs- kapazität mit seiner kurzen Halb- wertszeit sehr bindungsfreudig. So entstehen z.B. neben freien Elektro- nen und Ionen auch freie Atome, sogenannte Singulett-Atome aus Gasen, wie sie in der Luft vorkom- men. Bakterien, Viren und Pilze be- stehen aus Proteinen, welche wiede- rum aus den Bausteinen der Amino- säuren bestehen, diese beinhalten Kohlenstoffbrücken. Besetzt z.B. ein von außen einschießendes Sauer- stoffatom eine Doppelkohlenstoff- brücke, so ist die organische Verbin- dung der Aminosäure zerstört und dies geschieht, bei ausreichender La- dungsenergie,in Bruchteilen von Se- kunden. Das Finale ist die tote Bakterie durch Zerstörung der Zellwand und Zellmembrane und somit Austritt des Zytoplasmas. Bei Viren ist es die Zerstörung der Capsid und bei My- kosen ist das Finale die Unfähigkeit zur weiteren Sporenbildung, u.a. auch durch pH-Wert-Änderung des umgebenden Milieus. Wie wird kaltes Plasma erzeugt? Technisch wird kaltes Plasma im Plasmaerzeuger, einem Tesla-Gene- rator, erzeugt, in dem die Sauerstoff- moleküle(Di-Sauerstoff)durchstille elektrische Entladung zu Sauerstoff- atomen dissoziieren (Singulett-Sau- erstoff),wonach noch im Plasma der Entladungsfilamente eine Ozonsyn- these und Ozonanreicherung (Tri- Sauerstoff) stattfindet. Generatoren: offene und geschlossene Systeme Offene Systeme erzeugen kaltes PlasmazwischeneinerElektrodeund der zu behandelnden Körperstelle. Die Blitze zwischen beiden schlagen quasi in die zu behandelnde Körper- stelle ein, werden vom Patienten als äußerst unangenehmen Stromschlag empfunden. Die Firma MIO Int. OZONYTRON hat hier durch eine besondere Schaltungstechnik diesen Stromschlageffekt vermieden. Bei den offenen Systemen wird Ozon le- diglich als überschüssiges Sekundär- gas erzeugt, soweit es nicht in das Gewebe penetriert bzw. in Keime utilisiert (therapeutisch genutzt). Geschlossene Systeme erzeugen kaltes Plasma im Inneren eines Plasmage- nerators und leiten das Plasmagas, eingeschlossen sind hier primär Ozonmoleküle, über einen Silikon- schlauch an die zu behandelnde Stelle. Wo wird Plasmamedizin angewandt? Keime wie Bakterien, Viren und Pilze, aber auch Prionen, sterben in wenigenSekunden,imGegensatzzur Antibiotika sind Resistenzen ausge- schlossen.Offene Systeme,in der Re- gel sind es Glaselektroden, eignen sich zur Behandlung von keimbesie- delten Flächen wie Herpes, Aphthen und alle Entzündungen an offenen und gut zugänglichen Stellen. Ge- schlossene Systeme eignen sich für Hohlräume,schwerzugänglicheStel- len, für Injektionen und im anaero- benMilieu.UnterSchutzatmosphäre nutzbar als Beutelbegasung bei dia- betischen Wunden sowie auch im Mundraum, mit gleichzeitiger Wir- kung in Zahnfleischtaschen und Ka- vitäten. Damit ist die Plasmamedizin gleichbedeutend für die Medizin wie auch für die Zahnmedizin. Einsetz- bar ist die Plasmamedizin bei der Behandlungchronischerundaggres- siver Wunden, bei Parodontitis, Ka- ries,bei der Behandlung von biologi- schen Oberflächen, zur Behandlung von Implantaten, bei Pilzinfektio- nen, Psoriasis,Akne etc. Mit Hinweis auf die Zerstörung von Prionen gilt auf der „hygienisch präventiven Seite“,dassfürPatienten mitCreutz- feldt-Jakob-Krankheit (CJK) auch das Mundmilieu als Überträger an- zusehen wäre. Und somit gilt es wei- tere Patienten (Gefährdung Dritter) und insbesondere auch das Behand- lungsteam weitestgehend zu schüt- zen (s. Absatz „Apparative Möglich- keiten!“ Full-Mouth-Disinfection). Kaltes Plasma lässt sich auch im Wasser anreichern und eignet sich damit nicht nur in der Zahnmedi- zin zur desinfizierenden Mundspü- lung. Im Weiteren lässt sich Plasma unter bestimmten Voraussetzungen zur Autoklavierung hitzeempfind- licher Materialien einsetzen (Kaltste- rilisation). Ein anderes Einsatzfeld von kal- tem Plasma ist die Kultivierung von lebenden Zellen. Die Problematik war bislang, Petrischalen über die Phase der Kultivierung steril zu hal- ten. Das Fraunhofer-Institut hat hier aktuell ein Verfahren entwickelt, le- bende Zellen in mit Plasma behan- deltePlastikbeutelerfolgreichzukul- tivieren. Dazu muss man die innere Oberfläche der Beutel so verändern, dass sie Zellen gute Überlebensbe- dingungen bieten. Eine Forscher- gruppe um Dr. Michael Thomas am Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik „IST“ in Braun- schweig hat dafür nun ein plasma- technisches Verfahren entwickelt. „WirfüllendieBeutelmiteinemspe- zifischen Gasgemisch und legen eine elektrische Spannung an“,erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Kristina Lachmann. „SoentstehtimInnerenfürkurze Zeit ein Plasma – also ein leuchten- des, ionisiertes Gas –, das die Kunst- stoffoberfläche chemisch verändert. Bei diesem Prozess bleibt der Beutel steril, da Plasmen auch eine desinfi- zierendeWirkung besitzen.“ Welche Kontraindikationen sind zu beachten? GrundsätzlichistdieKontraindi- kation abhängig von den im Gasge- misch enthaltenen Gasen. Bei Nut- zung medizinisch reinen Sauerstoffs für die Plasmaerzeugung sind unter Beachtung der Sicherheitsregeln, Einsatz unter Schutzatmosphäre, Absaugung überschüssigen Ozons Plasmamedizin – eine neue Heilmethode? In den letzten Jahren gewinnt die Plasmatechnologie aufgrund ihrer vielfältigen Anwendungsfelder für medizinische und biologische Applikationen an Bedeutung. Was sich dahinter verbirgt, wie Plasmamedizin erzeugt und wo sie bereits heute angewandt wird, zeigt der folgende Beitrag. Von Dr. Jens Hartmann, München, Deutschland. Blitzaufnahme während eines Gewitters . Abb.2:Aufnahme einer Plasmawolke (unsichtbar): offener Generator mit Plasmaelektrode der Fa.MIO Int.OZONYTRON.–Abb.3: Ge- schlossener Plasmagenerator der Fa.MIO Int.OZONYTRON.– Abb.4: Mit speziellem Gasgemisch gefüllter Beutel.– Abb.5: DurchAnle- gen einer Hochspannung zu Plasma aktiviertes Gasgemisch.– Abb.6: Bei einzelnen Zahnfleischtaschen,Wurzelkanälen oder Fisteln eignet sich mehr die handliche KPX-Düse. – Abb. 7 und 8: Zwei Geräte zur Anwendung in der Plasmamedizin für die Dentalmedizin,Wundhei- lung,Dermatologie,HNO,Gynäkologie,UrologieundOrthopädie,Ozonwasser-Produktionsindhiervorgestellt(OZONYTRON-XP/OZ). 54 2 3 6 87 ANZEIGE