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Dental Tribune Austrian Edition

LABTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 3/2012 · 7. März 2012 Lab News 19 Der zunehmende Wunsch der Pa- tienten nach ästhetischen Restau- rationen hat das Interesse an voll- keramischen Restaurationen als biokompatibel und funktionell zu- friedenstellende Alternative zu kon- ventionellen restaurativen Materia- lien verstärkt. Die Fortschritte bei der Entwicklung neuer Technologie und Materialien führen zu einem sich stetig vergrößernden Indika- tionsspektrum. Wissenschaftliche Daten zum klinischen Langzeiter- folg sind notwendig, weil sie dem Zahnarzt relevante Hinweise für künftige optimierbare Therapieop- tionen bieten. Die aktuellen Studien der Inns- brucker Universitätsklinik für Zahn- ersatz und Zahnerhaltung beschäf- tigen sich mit dem Langzeiterfolg vollkeramischer Restaurationen.1-3 Die Grundlage für diese Studien waren klinische Nachuntersuchun- gen mit insgesamt 1.335 vollkerami- schenRestaurationenvonMärz2010 bis Juli 2010. Dabei handelte es sich um verschiedene Silikatkeramiken (Feldspat- und Glaskeramiken), die zwischen November 1987 und De- zember 2009 in der Innsbrucker Klinik inseriert wurden. Die zahn- technischen Arbeiten waren sowohl gepresst als auch gesintert. Ein klei- ner Teil der untersuchten Restaura- tionen konnte über 20 Jahre beob- achtet werden, die durchschnittliche Beobachtungszeit für alle Restaura- tionstypen insgesamt betrug 102 ± 60 Monate. Überlebenswahrscheinlichkeit und Misserfolg Über den gesamten Beobach- tungszeitraum wurden 95 Misser- folge diagnostiziert, die statistischen Berechnungen nach Kaplan-Meier ergaben die folgenden Überlebens- wahrscheinlichkeiten für die Ge- samtheit der Restaurationen: nach 5Jahren97,3%,nach8Jahren95,6%, nach 10 Jahren 93,5 %, nach 15 Jahren 85,8 % und 78,5 % nach 20 Jahren. Die Hauptursache für einen Misserfolg war eine Fraktur mit Wegbrechen von Keramikanteilen (33,68 %),gefolgt von einem Sprung in der Keramik (24,21 %). In 14 Fäl- len war eine Sekundärkaries die Ursache für einen Misserfolg. Das spiegelt auch die Ergebnisse anderer Studien wider, die meisten Misser- folgezeigtensichalsFrakturderden- talen Keramik.4-7 Signifikant höhere Fehlerraten wurdenbeiendodontischversorgten Zähnen (p < 0,0001) gefunden. Die Vermutung,dasseineendodontische Behandlung nach Insertion der Res- tauration ein größeres Risiko für einenMisserfolgsei,konntenichtbe- stätigt werden (p = 0,92). Auch das Risiko eines Misserfolges bei Patien- ten mit Parafunktion war signifikant größer (p = 0,0045), es war 2,3-mal so hoch wie bei Patienten ohne Para- funktion. Das Ergebnis bestätigt die VermutungderAutoren,inderInns- brucker Klinik werden Patienten mit Parafunktion ausführlich über das erhöhte Misserfolgsrisiko aufgeklärt und werden zum Schutz der Restau- ration mit einer Schutzschiene aus KunststofffürdieNachtversorgt,um die vollkeramischen Restaurationen undnatürlicheZähnevoreinerFrak- tur, Sprung oder Chipping der Kera- mik zu schützen. Langlebigkeit bei vollkeramischen Veneers Einen besonderen Schwerpunkt der Untersuchung bilden traditions- gemäß vollkeramische Veneers.8,9 Die aktuelle Untersuchung befasst sich mit 318 Veneers.2 Die errechne- ten Überlebenswahrscheinlichkei- tenwarennach5Jahren94,4%,nach 10 Jahren 93,5 %, und 82,93 % nach 20 Jahren. Bei der Betrachtung von Veneers ohne Einkürzung der Inzi- salkante bei der Präparation (non- overlap Design),lag die Überlebens- wahrscheinlichkeit nach den ersten 10 Jahren sogar bei 100 % und nach 20 Jahren bei 92,6 %.Fehler in dieser Gruppeereignetensichauf devitalen Pfeilerzähnen. In der gesamten Gruppe (overlap- und non-overlap design) zeigten devitale Pfeilerzähne ein signifikant größeres Misserfolgs- risiko. Die größte Verlustrate war bei Patienten mit Bruxismus, das Risiko eines Misserfolges war beiVeneers in dieser Gruppe 7,7-mal so hoch. Keramikrestaurationen bei Bruxismus Restaurationen im Molarenbe- reich waren in dieser Untersuchung geringer vertreten, der Großteil (über80%)derkeramischenVersor- gungen war im Front- und Prämola- renbereich lokalisiert. Die geringe Anzahl der Versorgungen im Mola- renbereichmagdafürverantwortlich sein, dass bei der Betrachtung der Lokalisation der Versorgungen in der Mundhöhle (Front-, Prämola- ren- oder Molarenbereich) in dieser StudiekeinesignifikanthöhereMiss- erfolgsrate festgestellt wurde. Entgegen dieses Ergebnisses zeigten Fradeani und Redemagni in ihren Untersuchungen, dass voll- keramische Kronen auf Molaren ein höheres Misserfolgsrisiko haben.10 Insbesondere bei Vorliegen von Zeichen von Bruxismus ist die Feh- lerrate von Keramikrestaurationen im Molarenbereich erhöht, weil die Kaukräfte posterior im Gegensatz zum anterioren Bereich stärker sind.11-13 Der Anteil an vollkeramischen Kronen auf Molaren in dieser Unter- suchung war gering, nur n=33 Kro- nen wurden auf Molaren inseriert. Die sorgfältige und strenge Indika- tionsstellung für vollkeramische Kronen auf Molaren scheint in die- sem Fall entscheidend. Positiv auf die hohe Erfolgsrate in dieser Unter- suchung werden sich nicht nur das streng verfolgte Okklusionskonzept zum Ausschluss von Balancekontak- ten auf den Restaurationen,sondern auch die klinische Arbeit unter uni- versitären Bedingungen ausgewirkt haben. Auch die Befragung der unter- suchten Patienten zu ihren vollkera- mischen Restaurationen zeigte ein sehr positives Ergebnis: insgesamt waren alle untersuchten Patienten mit ihren Versorgungen zufrieden (95,9%sehrgut,4,1%gut)undwür- den bei erneuter Indikation die Zähne wieder vollkeramisch sanie- ren lassen. Fazit Zusammenfassend bleibt zu sa- gen, dass vollkeramische Restaura- tionen eine hohe Erfolgsrate mit einer ermittelten Überlebenswahr- scheinlichkeit von 93,5 % in 10 Jah- ren haben. Signifikant höhere Miss- erfolgsraten sind mit Bruxismus und Restaurationen auf devitalen Zähnen assoziiert. Die Behandler sollten mit ihren Patienten diese Ri- siken besprechen und die Okklusion sehr sorgfältig adjustieren, um Ba- lancekontakte zu eliminieren.Regel- mäßige Kontrollen zur Reevaluation der klinischen Situation sind not- wendig,umbeierstenAnzeichenvon Bruxismus die Patienten mit einer Schutzschiene zu versorgen. LT Studie: Langzeiterfolg vollkeramischer Restaurationen Eine aktuelle Studie der Innsbrucker Universitätsklinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung untersuchte den Langzeiterfolg von 1.335 vollkeramischen Restaurationen aus Glaskeramik, inseriert zwischen November 1987 und Dezember 2009. Dr. Ulrike Stephanie Beier, Dr. Ines Kapferer und Prof. DDr. Herbert Dumfahrt fassen die prämierte Arbeit zusammen. Dr.Dr.UlrikeStephanieBeier M.Sc. MedizinischeUniversitätInnsbruck Department Zahn-,Mund- und Kieferheilkunde und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsklinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung MZA,Anichstraße 35 6020 Innsbruck ulrike.beier@i-med.ac.at Dr.med.dent.InesKapferer, M.Sc. Univ.-Zahnklinik Innsbruck Anichstraße 35 6020 Innsbruck Tel.: 0512 504 27221 Ines.kapferer@gmx.net Ao.Univ.-Prof.DDr.Herbert Dumfahrt Univ.-Klinik für Zahn-,Mund- und Kieferheilkunde KlinischeAbteilung für Zahn- ersatz und Zahnerhaltung Medizinzentrum Anichstraße 35 6020 Innsbruck Kontakt Ausgezeichnet Für diese Arbeit erhielt Dr. Dr. Ulrike Ste- phanie Beier heuer den „Forschungspreis Vollkeramik“. Der Preis wird seit 2001 von der Arbeitsgemeinschaft für Keramik in der Zahnheilkunde (AG Keramik) alljährlich anZahnärzte,Wissenschafter,interdiszipli- näre Teams in Praxis und Labors für heraus- ragende Arbeiten auf dem Gebiet der voll- keramischen Restauration verliehen. Abb.1: Patient mit Schmelzdefekt vor keramischerVersorgung. – Abb.2: Patient mit Schmelzdefekt nach keramischerVersorgung. – Abb.3: Patient mit Kronenfraktur Zahn 11 vor kera- mischerVersorgung.– Abb.4: Patient mit Kronenfraktur Zahn 11 nach keramischerVersorgung. 3 4 1 2