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Dental Tribune German Edition

International Science DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 1+2/2012 · 1. Februar 20126 Einschätzung von Ressourcen und Compliance Das mehrdimensionale Assess- ment kann auch zur besseren Ein- schätzung der Leistungsfähigkeit und somit zu einem der individuel- len Lebenssituation eher entspre- chenden Umgang mit dem altern- den Menschen verhelfen, frei von stereotypen Altersbildern. Es kön- nen Hinweise zu Resilienz, Plasti- zität und möglichen Bewältigungs- strategien gewonnen werden, die sich zur Förderung der Compliance und Mitarbeit der Patienten nutzen lassen (Tab. 1).5 Methodik Für das mehrdimensionale, auf die Mundgesundheit bezogene Screening des alternden Menschen wird ein Instrumentarium benö- tigt, das eine systematische und im- mergleicheErfassungderPatienten sicherstellt. Es muss einfach und praktisch ohne zeitlichen Mehrauf- wand einsetzbar sein und darf den organisatorischen wie klinischen Arbeitsablauf nicht stören. Das In- strumentarium beschränkt sich deshalb auf Anamneseblatt und Medikamentenliste, Checklisten für die systematische Patientenbeob- achtung sowie bewährte Screening- verfahren für Depression, Demenz und Malnutrition. Zahnmedizinische Anamnese Ein zweiseitiges Anamneseblatt soll dem zahnärztlichen Behand- lungsteam eine rasche und geziel- te Übersicht u.a. über allgemeine Gesundheitsdaten, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, allergische Reak- tionen oder chronische Schmerzen liefern. Der Fragebogen wird durch die Patienten vor der Erstkonsultation sowie in regelmäßigen Zeitabstän- den vor Recalluntersuchungen zu Hause ausgefüllt und muss wäh- rend der Sitzung nur noch über- prüft werden. Medikamentenliste Auf der Medikamentenliste sind die Präparatenamen aller Me- dikamente, Nahrungsergänzungs- stoffe und auch von Naturheilmit- teln einzutragen, die durch Fach- personen oder selbst verordnet eingenommen werden. Zu jedem Präparat müssen die aktuelle Do- sierung und Häufigkeit derAnwen- dung im Tagesverlauf angegeben werden. Diese separate Erfassung der Medikamentenanamnese wird durch die Patienten ebenfalls zu Hause vorbereitet. Checklisten zur Patientenbeobachtung Die Checklisten helfen dem zahnärztlichen Team, Auffälligkei- ten oder Veränderungen im Verhal- ten bzw. Erscheinungsbild der Pa- tienten zu erkennen, die Hinweise auf eine depressive Verstimmung, ein demenzielles Syndrom oder eine Malnutrition, aber auch auf ande- re Erkrankungen und ihre (Poly-) Pharmakotherapie zu geben ver- mögen. Die Patientenbeobachtung erfolgt parallel zum normalen orga- nisatorischen und therapeutischen Praxisablauf.Die Inhalte der Check- listen sind den Arbeitsabläufen der vier Tätigkeitsbereiche Empfang, klinische Assistenz, Prävention so- wie zahnärztliche Diagnostik und Therapie einer zahnärztlichen Pra- xis angepasst (Abb. 1). Als Hinweis auf eine depressive Verstimmung sind in den Checklis- ten die fünf Hauptsymptome für Depression der Internationalen Klassifikation der Krankheiten ICD-10 aufgeführt. Zur Erarbei- tung der Symptomliste für kogni- tive Einschränkungen werden dem zahnärztlichen Kontext angepasste Elemente des Mini Mental Status MMS nach Folstein et al.6 verwen- det. Zur Beurteilung der Ernäh- rungslage wird die Beobachtung des Körpergewichtes bzw. eine Ge- wichtsveränderung über die Zeit hinzugezogen. Geriatrische Screeningverfahren Die Ergebnisse aus der Patien- tenbeobachtung können durch ei- nen entsprechend geschulten Zahn- arzt mithilfe von einfachen und gut validierten Screeningverfahren aus dem medizinisch-geriatrischen As- sessment überprüft werden. Scree- ningmethoden, wie Geriatric De- pression Scale GDS7 , Uhrtest8 und Determine Checkliste9 oder Mini Nutritional Assessment MNA10 , ge- langen dabei zur Anwendung. Screeningprozess Der Screeningprozess mit den oben beschriebenen Instrumenten erfolgt in zwei Phasen (Abb. 2). Die erste Phase ist obligatorisch und umfasst die Anamnese mit Frage- bogen und Medikamentenliste sowie die Patientenbeobachtung durch das gesamte zahnärztliche Team. In der zweiten fakultativen Phase können je nach Krankheits- verdacht durch den Zahnarzt die Screeningmethoden angewandt werden, um die Aussagekraft von Beobachtungen besser gewichten zu können. Bei positiven Beobach- tungsbefunden erwirkt der Zahn- arzt vom Patienten die Erlaubnis, mit dem behandelnden Hausarzt oder Spezialisten Kontakt aufneh- men zu dürfen. Schulungskonzept Für interessierte zahnärztliche TeamswurdeeinSchulungskonzept erarbeitet. Dieses hat zum Ziel, während einer eintägigen Kurzin- tervention die Anwendung der vor- gestelltenScreeninginstrumenteim Lebenskontext alternder Menschen zu trainieren und auf diese Weise die Fähigkeiten aller Praxismitar- beiter in der Erkennung von zahn- medizinisch relevanten, alterns- bedingten Defiziten zu vertiefen. Den Kurstag umfassen Lektionen wie „Physiologie und Pathologie der Alternsprozesse“, „Warum eine zahnärztliche Beteiligung am me- dizinischen Assessment alternder Menschen?“, „Demenz und Delir“ sowie „Polypharmakotherapie“. Die Kurse werden auf Anfrage für je- weils maximal 20 Teilneh- mer/-innen(Zahnärztemit Team) durchgeführt. DT 3 Tage Mittelpunkt für Dental- profis! Jetzt Tickets bestellen: www.dental2012.ch Freitag, 15. Juni 2012: Eat’n’Greet und Dental Club Night im Kornhauskeller. Tickets gleich mitbestellen – es hät nur so lang’s het! ANZEIGE Prof.Dr.ChristianE.Besimo Abteilung für Orale Medizin Aeskulap-Klinik Gersauerstr.8 6440 Brunnen Schweiz Tel.: +41 41 82549 22 Fax: +41 82548 63 christian.besimo@aeskulap.com Kontakt Screeningprozess Neueintritt Behandlungstermin Nachkontrolle Anamnese Patientenbeobachtung Anamnese- bogen Medikamenten- liste Empfang Prävention Klinische Assistenz Zahnärztliche Diagnostik Therapie 1. Fallanalyse Verdacht auf kognitive Beeinträchtigung Verdacht auf Malnutrition 2. Fallanalyse Geriatric Depression Scale Verdacht auf depressive Verstimmung Uhrtest Determine- Checkliste Body Mass Index Patientengespräch Patienteneinwilligung Mündliche Kontaktaufnahme mit behandelndem Arzt und schriftliche Überweisung Abb.2: Screeningprozess. ➟