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Dental Tribune Austrian Edition

DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 11/2011 · 2. November 2011 User Report 15 Ozon ist die dreiatomige Form von Sauerstoff, es entsteht über eine endothermische Reaktion durch Ex- position einer hochvoltigen Entla- dung(Koronaentladung).Tri-Sauer- stoff ist ein hochreaktives Molekül (zweitreaktivstes Molekül, welches bekannt ist) mit einer kurzen Halb- wertzeit. Es wirkt bei ausreichender Konzentration bakterizid, viruzid und fungizid. Seine Halbwertzeit (2O3 fi 3O2) in der Raumluft be- trägt 10 bis 30 Minuten, trifft es auf Eiweißmoleküle, beträgt sie wenige Sekunden. Dabei ist es nicht das Ozonmolekül selbst, sondern der für den kurzen Moment des Über- ganges freie Singulett-Sauerstoff (O3 fi O2+O1), Sauerstoff „In statu nascendi“ (O1), welcher einem Ge- schoss vergleichbar, in Bruchteilen von Sekunden die Doppelkohlen- stoffbrücken der Eiweißmoleküle zerstört. Dies betrifft nur die zell- kernlosen Spezies (z.B. Bakterien), die zellkerntragenden Spezies (kör- pereigene Zellen) werden aufgrund einer Reihe von Schutzmechanis- men, wie die vorhandene Schleim- undKeratin-SchichtsowiedieFähig- keit des Ausstoßes von Cholesterin, nicht geschädigt. Über die keimeliminierende Wirkung hinaus hat der Sauerstoff „In statu nascendi“ auch weitere, für denHeilungsprozessbedeutende sys- temische Eigenschaften. Es kommt in Sekunden zu einer Zell-Sauer- stoffsättigung durch Paarbildung (O1+O1 fi O2) des in die Körperzelle penetrierten überschüssigen Singu- lett-Sauerstoffs.Im Weiteren zur Ak- tivierung des Zellmetabolismus, der Immun-Kompetenz und Regulie- rung der Antioxidantien-Kapazität des biologischen Systems. Die Folge ist die Einleitung eines schnellen Selbstheilungsprozesses. Für die topischen Anwendungen kommenbiszu120µg/ml(entspricht 60.000ppm)zurAnwendung,fürdie systemische Wirkung kommen bis zu 10 µg/ml (entspricht 5.000 ppm) zur Anwendung. Bei den Ozongene- ratoren für die Medizin unterschei- det man zwischen den offenen und den geschlossenen Systemen. Beim offenenSystementstehteinnichtun- erheblicher flüchtiger Ozonanteil, welcher bei oraler Therapie zu einer inakzeptablen Inhalation von Ozon führen kann, wenn keine geeigneten MaßnahmenzurAbleitunggetroffen werden. Beim geschlossenen System findetdieOzonbeflutunguntereiner Schutzatmosphäre statt, oral inner- halb eines doppelseitigen Silikon- Löffels. Erst die Schutzatmosphäre erlaubt die für topische Anwendung notwendige hohe Konzentration. Umwelt-Ozon oder medizinisch reines Ozon? Das über die Koronaentladung erzeugte Ozon aus Umweltsauerstoff bildet kein reines Ozon-Sauerstoff- Gemisch, z.B. entstehen u.a. auch Peroxid-Radikale(R-O-O). Voreini- genWochen wies das Max-Plank-In- stitut darauf hin, dass die Zunahme von Allergien in direktem Zu- sammenhang mit der Andockung von Rußpartikeln an den Zwischen- formen des Sauerstoffs steht. Nur medizinisch reiner Sauerstoff zur Ozongewinnung gewährleistet ein reines Ozon-Sauerstoff-Gemisch. Warum weniger Antibiotika? Antibiotika sind eine segensrei- che Erfindung und eine moderne Medizin ist ohne sie nicht denkbar. Dennoch ist ihre kritiklose und von Übervorsicht geleitete Anwendung kontrovers zu diskutieren und aus folgenden Gründen einzuschränken: a)AntibiotikazerstörendieDarmflora Die gramnegativen Stäbchen und Pilze werden durch die in Mund und Rachen vorhandene Normal- floraniedergehalten.Unterantibioti- scherTherapieistihnendagegeneine ungehemmte Vermehrung möglich, da die antibiotikaempfindliche Nor- malflora gehemmt oder weitgehend vernichtet wurde. Der myko-bakte- rielle Antagonismus, also die Tatsa- che, dass nur eine harmonische Bak- terienfloraimVerdauungstraktinder Lageist,diePilzeinSchachzuhalten, wird durch die bakterienabtötenden Antibiotika auf das nachhaltigste ge- stört. Akute Folgen einer antibioti- kainduzierten Darm-Dysbiose sind Resorptionsstörungen mitVitamin-, Mineralstoff- und Spurenelement- mangel sowie Autointoxikationser- scheinungen. b) Antibiotika hemmen die Funktio- nen der Grundregulation Alle Chemotherapeutika führen letztlich zu einer unerwünschten In- hibition der humoralen Immun- leistungen. Antibiotika führen dem- nach zu iatrogenen Lähmungen der Grundfunktion. Das Problem der antibiotikainduzierten Immunsup- pression besteht nicht so sehr in der Therapiezeit selbst, sondern viel- mehr in den resultierenden Abwehr- paralysen danach. c)AntibiotikafördernResistenzbildung Krankheitserreger werden zu- nehmend resistent gegen Antibio- tika. Deshalb fordern bereits Fach- gesellschaften, darunter die Paul- Ehrlich-Gesellschaft für Chemothe- rapie und die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie, eine Reihe von Gegenmaßnahmen: Sie appellieren an die Ärzte, Antibiotika nur einzu- setzen,wennesunbedingtnotwendig ist. Nach Prof. Gierhake, Gießen, dürften im Bereich chirurgischer Erkrankungen und Behandlungen 95 % der Antibiotika therapeutisch nutzlos bzw. fehlindiziert angewen- detwerden;siekönnenabertrotzdem in jedem Fall gefährliche Neben- wirkungen auslösen: „Antibiotika sind grundsätzlich nicht indiziert. Dies ist z.B. der Fall bei der ganzen Palette der sogenannten chirurgi- schen Infektionen,die vom Furunkel über die Wundinfektion bis zu den verschiedenen Formen von Empye- menreicht.(ZudenwenigenAusnah- men gehören der Gasbrand und die hämatogene Osteomyelitis.) Eben- fallsnichtindiziertistinderRegeldie prophylaktische Gabe von Antibio- tika. Antibiotika können nach Emp- findlichkeit der Erreger, Wahl des Mittels, Berücksichtigung der Gewe- begängigkeit oder aufgrund zu nied- riger Dosierung nicht wirken. In anderen Disziplinen als den chirur- gischen mag der Prozentsatz fehlin- dizierten Antibiotikaeinsatzes zwar niedriger liegen als oben geschätzt. Grundsätzlichbestehtaberauchdort das gleiche Problem. Dies zeigt allein schon die Tatsache, dass die irrefüh- rende Formulierung von der ,anti- biotischen Abdeckung‘ nicht nur in der Chirurgie, sondern auch im Sprachgebrauch der Inneren Medi- zin und anderer Disziplinen verbrei- tet ist.“ Ozon in der täglichen Praxis Bei folgenden Prozessen in unse- rer Praxis hat sich die Anwendung von Ozon nach einem Jahr routine- mäßiger lokaler Ozonapplikation mit den Chairside-Geräten Ozony- tron-XP und Ozonytron-OZ be- sonders bewährt: AnwendungvonOzonbeiParodontitis Die Anwendung von Ozon er- folgtbeiderentzündlichenParodon- titis in Form einer 20-minütigen Be- flutung mit individuellem Löffel. Diese Anwendung führen wir bis zu 5-mal vor und nach jeder Parodon- talbehandlung durch. Dabei besteht die Parodontalbehandlung neben der mechanischen Entfernung tief- liegender Konkremente und einer professionellen Zahnreinigung zu- sätzlich aus einer fotodynamischen Therapie. Gerade die Kombination von Fotodynamik und Ozonanwen- dungscheintinvielenFällendieAnti- biotikagaben überflüssig zu machen, wie entsprechende Kontrollunter- suchungen in Form von Bakterio- grammen in unserer Praxis zeigen konnten. Der Zusammenhang von Parodontitis und den nachfolgend aufgeführten Erkrankungen ist gut dokumentiert bei: Infektiöser Endo- karditis, kardiovaskulären und ze- rebro-vaskulären Erkrankungen, Komplikationen bei der Schwanger- schaft, broncho-pulmonalen Er- krankungen und erhöhtem Insulin- bedarf beiDiabetesmellitus(Abb.1). Anwendungen von Ozon im Rahmen der Implantation Die Anwendung mit einem indi- viduellen Löffel führen wir zur Min- derung der anaeroben Keime im Mund vor jeder Implantation routi- nemäßig durch. Die Methodik und Indikation ist vergleichbar mit der Parodontalbehandlung. Zusätzlich werdennachdemSetzenderImplan- tatbohrungen und vor der Setzung derImplantatedieBohrungenjeweils 90 Sekunden mit Ozongas beflutet. Wir konnten dabei in der Anwen- dung über die letzten 12 Monate feststellen, dass sich die Einheilungs- quote der in unserer Praxis aus- schließlich gesetzten Keramikim- plantate spürbar verbesserte. Auch nach dem Setzen der Implantate haben sich die Reaktionen der Haut- lappen und Verschiebelappen ohne Entzündungsreaktionen deutlich dargestellt (Abb.2). Anwendungen von Ozon im Rahmen der Endodontie Endodontieversager entstehen meistens durch bakterielle Infektio- nen mit gramnegativen Anaerobier. Es ist bekannt, dass das Problem der Wurzelbehandlungen diese anaero- ben Bakterien sind, inklusive ihrer Endo- und Exotoxine, die zur Bil- dung von Thioether und Mercapta- nen führen. Die pathogenen anaero- ben Bakterien produzieren toxische schwefelhaltige Verbindungen wie Thiole, Schwefelwasserstoff und Mercaptane, die das Gewebe angrei- fen. Neben den üblichen eiweißfäl- lenden und mechanischen Aufberei- tungsmethoden applizieren wir in unserer Praxis regelmäßig Ozongas in die Wurzelkanäle, zur Desinfek- tion derAnaerobier (Abb.3). Lokale Begasung chirurgischer Operationsareale mit Ozon WirführeninunsererPraxisum- fangreiche Sanierungsoperationen der kavitätenbildenden Osteolysen (www.kieferostitis.de) durch. Um diese ausgedehnten Operationsare- ale einer primären Wundheilung zu- zuführen, ohne Gabe von lokalen Antibiotika, hat sich bei uns die Be- flutung der Wunden mit Ozongas hervorragend bewährt. Hervorzuhe- ben ist dabei auch die blutstillende Wirkung des Ozongases, das sich durch sofortige Hellfärbung des Blu- tes kennzeichnet: Das Hämoglobin der roten Blutkörperchen belädt sich sofort mit dem atomaren Sauerstoff des Ozons. Im Wundareal einer NICO finden sich in erster Linie Anaerobier, die die Toxine bilden. Zur Bekämpfung der Anaerobier- BesiedelunghatsichinmeinerPraxis eine Begasung der Wunde mit Ozon nach randdichtem Wundverschluss mit dem Mukoperiostlappen be- währt (Abb.4). Zusammenfassung Die Ozonanwendung lässt sich in unserer Praxis als einfache, preis- werte Methode darstellen, die auch vom Robert-Koch-Institut in Berlin kritisierte weitverbreitete Antibio- tikagabenzuminimierenundgleich- zeitig zu einer verbesserten Hygiene- situation im Bezug auf anaerobe Bakterien bei zahnärztlichen Stan- dardprozeduren zu kommen. DT Ozon – eine Alternative zu Antibiotika Obwohl die medizinische Anwendung von Ozon in Deutschland bereits in den Dreißigerjahren begann, spielt sie bis heute in der Medizin nur eine sehr unterentwickelte Rolle. Auf der Basis aktueller Arbeiten lassen sich neue Erkenntnisse über die medizinische Wirksamkeit von Ozon objektiv feststellen und diese apparativ in die tägliche Praxis umsetzen. Ein Beitrag von Dr. med. dent. Johann Lechner, München. Dr.med.dent.JohannLechner Grünwalder Str.10A 81547 München Deutschland Tel.: +49 89 6925830 drlechner@aol.com www.dr-lechner.de Kontakt Abb.1: Patientin mit dem individuellen Löffel bei Beflutung mit Ozon.– Abb.2: Keramikimplantate.– Abb.3:Wurzelkanäle im OP-Mikroskop aufbereitet und dargestellt.– Abb.4: NICO-Areal Regio 48/49. 1 2 3 4