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Dental Tribune German Edition

Mit Bulimie, auch Ess-Brechsucht ge- nannt (Syn. Bulimarexie oder Bulimia nervosa),wirdeineEssstörungbezeich- net,dievorallembeiFrauenimJugend- und frühen Erwachsenenalter auftritt (Durchschnittsalter 24,8 Jahre).6 Die Angaben über die Häufigkeit der Stö- rungbeijungenFrauenschwankenvon 1bis10%.1 Hauptcharakteristikumder Störung (Tabelle 1) sind wiederkeh- rende Phasen von Heißhunger, die zur schnellen Aufnahme von großen Nah- rungsmengen führen, verbunden mit einem Gefühl der fehlenden Kontrolle über das Essverhalten während der Heißhungerattacken. Aus einer über- triebenenSorgeumKörpergewichtund Figur heraus fühlen sich die Patientin- nen anschließend gezwungen, die be- fürchtete Gewichtszunahme durch Gegenmaßnahmen zu vermeiden. Sie setzendafürvorallemselbstinduziertes Erbrechen unmittelbar nach der Heiß- hungerattacke ein, aber auch Fasten, Einnahme von Diuretika oder Laxan- tienundintensivesKörpertraining. DamitgelingtesihneninderRegel, imGegensatzzudenAnorektikerinnen (Tabelle 3 zeigt die Merkmale der zwei verwandten Störungen) oder reinen „binge eaters“ (Fressanfälle ohne Ge- genmaßnahmen), ein mehr oder we- niger normales Körpergewicht zu hal- ten. Selbstinduziertes Erbrechen im Anschluss an Mahlzeiten ist bereits seit Langem als Symptom der Anorexia nervosabekanntundgaltalsAnzeichen füreineneherungünstigenKrankheits- verlauf (imGegensatzzurAnorexiemit reinerNahrungseinschränkung). Die Bulimie wurde erst 1980 in der amerikanischen psychiatrischen Noso- logie (DSM-III) als eigenständige Krankheit beschrieben und hat später auch Eingang in die ICD-10 gefunden (Tabelle 1). Seither ist eine rapide Zu- nahme der Häufigkeit dieses Leidens festzustellen,wobeiunklarist,obdiePa- tientinnen, bedingt durch die größere BekanntheitdesLeidens,sichjetztwag- ten, für eine Behandlung zu melden, oder ob die Störung effektiv häufiger auftritt.1,4 Möglicherweise hat das von Schlankheit geprägte weibliche Schön- heitsideal das Auftreten dieser Störung begünstigt. Verlauf & Folgeerscheinungen Das Leiden beginnt bei Frauen (selten auch bei Männern) meist in denPubertätsjahren(mittleresAlterbei Krankheitsbeginn 18 Jahre).6 Oft geht der Krankheit eine Phase von Über- gewicht voraus,die dann in ein – unter Umständen schweres – Untergewicht umschlägt(eigentlicheAnorexie),wor- auf sichaberdasKörpergewichtwieder einigermaßen normalisiert.7 Während anfangs dem gelegentlichen Auftreten der Symptome (Heißhungerattacken und selbstinduziertes Erbrechen) noch wenig Beachtung geschenkt wird, folgt daraufeinePhase,inwelcherdieSymp- tome immer häufiger auftreten.In die- ser Phase verleugnen die Patientinnen ihr Verhalten vor sich selbst und ver- heimlichen ihr Tun vor ihrer Umge- bung.DieErkenntnisumdasanormale Verhalten dringt gewöhnlich erst nach mehreren Jahren in ihr Bewusstsein. So beginnen die Betroffenen sich zu schämen und sich mit Selbstvorwürfen zuüberhäufen. Sichtbare Begleiterscheinungen als Folge des Erbrechens In der Regel versuchen sich die Patientinnen vorerst selbst zu helfen. Sie versuchen ihren zügellosen Appetit mit Diät oder speziellen Essplänen in Schrankenzuhaltenundsetzenfürsich Belohnungen oder Bestrafungen aus. Da sie aber – wie andere Suchtkranke – immerwiederscheitern,verstärkensich ihreSelbstvorwürfeundSchuldgefühle. Verzweiflung und Depression machen sich breit. Auch können sie auf ihr Suchtmittel nicht völlig verzichten, denn Essen ist unumgänglich. In der scheinbaren Ausweglosigkeit und weil dasregelmäßigeErbrechenundderda- mitverbundeneElektrolytverlustsiebis zum körperlichen Zusammenbruch schwächt,wollenmanchenurnochster- ben. Verstärkt wird dies durch Schuld- und Schamgefühle sowie die Isolation durch die Verheimlichung. Sie wollen niemandemeineLastsein. Sichtbare Begleiterscheinungen derKrankheit(Tabelle2)sindverschie- dene Folgen des rezidivierenden Er- brechens.7 DazugehörenZahnschäden, Mundwinkelrhagaden, Parotisschwel- lungen, Rachenentzündungen und Ösophaguserosionen mit Blutungsten- denz. Auch kann sich am Finger, der zum Auslösen des Würgereflexes ver- wendet wird, ein Kallus bilden. Zu den Schäden an Zähnen und in der Mund- International Science DENTALTRIBUNE German Edition · Nr. 10/2011 · 5. Oktober 20114 2 Bulimia nervosa: Diagnostische Kriterien (ICD-10) • andauernde Beschäftigung mit Essen und unwiderstehliche Gier nach Nah- rungsmitteln • Fressattacken mit Aufnahme großer Mengen Nahrung („binge eating“) • Vermeidung des Dickwerdens durch Me- thoden wie selbstinduziertes Erbre- chen,Hungern,MissbrauchvonAbführ- mitteln oder Diuretika u.a.m. (nicht bei „binge eating disorder“) • krankhafte Furcht dick zu werden, tiefe subjektiv gesetzte Gewichtsgrenze • frühere Episoden von Anorexia und/oder Adipositas Tabelle 1 Anorexie – Bulimie: Unterschiede, Gemeinsamkeiten Merkmal Anorexie Bulimie Geschlecht 80% Frauen 95% Frauen Alter typisch in Pubertät junge Erwachsene Lebenssituation meist im Elternhaus selbstständig, ev. mit Partner Krankheitsthema Machtdemonstration Sklavin des Über-Ichs weibliche Rolle Verleugnung perfekte Frau Körperideal „schlanker Jüngling“ „Mannequin“(keinGrammFett) Essverhalten Verweigerung oder Überessen/Erbrechen, Fasten Überessen/Erbrechen Krankheitseinsicht Verleugnung Scham, Selbstverachtung Körpergewicht BMI unter 17.5 BMI normal Tabelle 3 Grunderkrankung Bulimie: Was der Zahnarzt wissen sollte In der Behandlung von Essstörungen bei Patienten kommt dem Zahnarzt eine wichtige Rolle bezüglich Ersterkennung und Beratung zu. Je umfangreicher das Wissen über die Grunderkrankung Bulimie ist, desto besser kann er Zahnschäden infolge der Erkrankung erkennen und (be-)handeln. Von Prof. Dr. Peter Keel, Basel, Schweiz. Flexibilität in Form und Service Le-iS Stahlmöbel GmbH | Friedrich-Ebert-Str. 28a | D-99830 Treffurt | Tel: + 49 (0) 36923/ 80884 | Fax: + 49 (0) 36923/ 51304 | E-Mail: service@le-is.de | Web: www.le-is.de Die komplette Fertigung in Deutschland ist einer der wesent- lichen Qualitätsmerkmale unserer Möbellinien. Hinzu kommen Langlebigkeit sowie zeitloses und unverwechselbares Design. QUALITÄT Ihre räumlichen Gegebenheiten sind für uns eine Herausforderung. Wir planen mit Ihnen gemeinsam, transportieren und montieren pünktlich zum gewünschten Termin. FLEXIBILITÄT Schaffen Sie in Ihrer Praxis ein individuelles Ambiente – unsere Mitarbeiter beraten Sie vor Ort. Wählen Sie aus 180 RAL Farben – nur bei uns und ganz ohne Aufpreis. SERVICE ©BarometerVerlagsgesellschaftmbH ANZEIGE Abb.1:Oberkiefereines29-jährigenMannes(!)miteinerjahrelangenEssstörung.–Abb.2: Das Bild zeigt eine ca. 25-jährige Frau mit massiven Substanzverlusten an den Palatinal- flächen am Oberkiefer, sodass bereits die Pulpa rosa durchscheint. (Fotos: Justus-Liebig- Universität Gießen,Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde) 3 1 DasweiblicheSchlankheitsidealkünstlerischdargestellt.(Skulptur: Hafenpromende in Heraklion,Kreta.Foto: Prof.Dr.Peter Keel) Bulimie: Sichtbare Begleitsymptome • Halsschmerzen (Oesophagitis) • geschwollene Wangen (Parotitis) • Zahnprobleme (Karies, Schmelz- schäden) • Mundwinkelrhagaden • Fingerkallus Tabelle 2