Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Dental Tribune Austrian Edition

Orale Plattenepithelkarzinome gehö- ren weltweit zu den sechs häufigsten Tumoren des Menschen und machen nach dem Surveillance, Epidemiology and End Result Program of the Na- tional Cancer Institute of the United StatesPublicHealthServiceetwa95% aller bösartigen Erkrankungen des Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereichs aus. So stirbt innerhalb dieses Be- obachtungszeitraumes immer noch durchschnittlich die Hälfte der er- kranktenPatienten.MehralsdreiVier- tel der Patienten,deren Tumor kleiner als 2 cm ist, haben eine Überlebens- chance in den ersten fünf Jahren von über80%,wohingegendieseauf unter 20 % absinkt, wenn bereits bei Erst- diagnose lokale Metastasen gefunden werden.SoweistbereitsdieHälftealler Patienten,beideneneinKarzinomder Mundhöhle diagnostiziert wird, be- fallene lokoregionäre Lymphknoten sowie Fernmetastasen auf.Somit stellt die klinische Tumorgröße einen wich- tigen prognostischen Faktor dar. Kurative Behandlungsmöglichkeiten bestehenvorallemimfrühenStadium der Krebserkrankung. Jeder Zahnarzt sollte eine entscheidende Rolle in der Frühdiagnostik der Malignome der Mundhöhle übernehmen, um bei entsprechend frühzeitiger Erkennung und Behandlung die Prognose des Pa- tienten bis hin zur Heilung erheblich zu verbessern. Nur durch frühzeitiges Erkennen und Abklären von unkla- ren Mundschleimhautveränderungen wird es möglich sein, die hohe Mor- talität und Morbidität des oralen Plattenepithelkarzinomszusenken. Symptomatik Daetwa95Prozentallerbösartigen Tumoren im Mund-Kiefer-Gesichts- bereich zu den Karzinomen zählen, ist das klinische Leitsymptom hier das Ulkus. Die klinischen Erschei- nungsformenlassensichinsogenann- te endophytische oder exophytische Wuchsformen unterteilen. Die selte- neren Plattenepithelkarzinome wach- sen endophytisch (Abb. 1), d.h. sie wachsenvornehmlichnachinnenkra- terförmigindieTiefeundzeigeneinen in der Regel unregelmäßigen derben Rand (Krebshärte). Im Anfangssta- dium zeigen sie sich häufig als kleine schlecht heilende Wunden, bei denen die klassischen Malignitätszeichen fehlen können. Die dominierenden Formen sind die exophytisch wachsenden Mundhöhlenkar- zinome(Abb.2).Diesewachsen nach außen,d.h.bilden mund- höhlenwärts gerichtete derbe, halbkugelige, blumenkohlar- tige Knoten mit gelegentlich ulzerierterOberfläche. In der Regel machen Frühformen des Mundkreb- sesimSinneeinesKarzinoma in situ oder mikroinvasive Karzinome keine Beschwer- den.Differenzierte Patienten berichten über gelegentli- ches Brennen bei dem Ge- nuss scharfer Speisen oder ein „Sandpapiergefühl“. Bei späteren Verläufen kommen ggf.EinschränkungenderZungenbe- weglichkeit, Schluckbeschwerden, Sensibilitätsausfälle, Kieferklemme, kloßige verwaschene Sprache, nicht heilende Extraktionswunden sowie Zahnlockerungen, Schwellungen am Hals,SchwellungendergroßenKopf- speicheldrüsen infolge von Infiltra- tionen der Ductus parotidei sowie submandibulares dazu (Tabelle 1). Synopsis adjuvanter diagnostischer Methoden Visualisierung durch klinische Inspek- tion und Palpation Die am häufigsten durchgeführte (Screening-)MethodederTumorfrüh- erkennung ist die klinische Inspek- tion und Palpation der oralen Gewebe und angrenzender Strukturen. Diese Untersuchungsmethode zeichnet sich dadurch aus, dass sie einfach und schnellohneinstrumentellenAufwand in jeder (zahn-)ärztlichen Praxis durchgeführt werden kann und eine dem Patienten vertraute, in der Regel schmerzfreie und kostenextensive Untersuchungstechnikdarstellt.Somit werden die meisten oralen Plattenepi- thelkarzinome durch die klinische In- spektionundPalpationdiagnostiziert. DasVerständnisderklinischnormalen StrukturundderOberflächenbeschaf- fenheit der verschiedenen Mund- schleimhautregionen erleichtert die Frühdiagnose von Mundschleimhaut- erkrankungen und somit auch des Mundkrebses. Diese Untersuchungs- technik stellt die Grundlage für alle Formen des Targeting-Screenings dar, dennnurerkannteoraleLäsionenver- anlassen den Zahnarzt zu weiteren diagnostischenMaßnahmen. Chirurgische Probeentnahme Probeexzisionen sind als Me- thodefürdieFrüherkennungdesora- len Plattenepithelkarzinoms wegen ihrer invasivenVorgehensweise in der zahnärztlichen Praxis nur bedingt geeignet. Eine Voroperation im Sinne einer Probeentnahme führt zu reakti- ven Ödemen oder Superinfektionen, die eine genaue Einschätzung der Tu- morausdehnung deutlich erschwert. Die invasive Diagnostik sollte immer dem Behandler vorbehalten bleiben, der sowohl die Tumoroperation als auchdieonkologischeBegleittherapie undNachsorgegewährleistenkann. Aminolävulinsäure(ALA-)gestützte Fluoreszenzdiagnostik Seit einigen Jahren wird in weni- gen Universitätskliniken der Einsatz der ALA-gestützten Fluoreszenzdiag- nostik zurVisualisierung von Platten- epithelkarzinomen erprobt. Für den Nachweis von Karzinomen erfolgt die topische Applikation mittels ALA- haltiger Mundspüllösung. Dadurch wird die systemische Wirkung, z.B. Photosensibilisierung der Haut, ver- mieden.ImIntervallvondreiStunden nach der ALA-Applikation wird die Fluoreszenzmessung durchgeführt. Die so angeregte Bildung von Proto- porphyrin IX kann mittels Einstrah- lung von Licht der Wellenlänge von ca. 400 nm zur Fluoreszenz angeregt werden. Über einen optischen Filter zur Ausblendung des Anregungslich- tes können die Karzinome durch rot aufleuchtendeArealevisuelldetektiert werden.DieMaßzahlenderdiagnosti- schenTreffsicherheitliegenimDurch- schnittfürdieSensitivität(„Krankeals krank erkannt“) bei etwa 96 % (Zenk et al. 2000) und der Spezifität („Ge- sundealsgesund“)bei65%(Suhr,pers. Mitteilung). Aufgrund der geringen Spezifität,des hohen technischen und somitkostenintensivenAufwandsscheint diese Methode für den Einsatz in der zahnärztlichen Praxis und somit als Screening-Methode weniger geeignet und bleibt den großen onkologischen Zentren für spezielle Fragestellungen undderDispensairebetreu- ung von Tumorpatienten vorbehalten. Erstveröffentlichung:OralchirurgieJournal3/10 DT International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 7+8/2011 · 3. August 20114 Nähere Informationen zum Programm,den Parallelveran- staltungen undAllgemeinen Geschäftsbedingungen erhal- tenSieunter ANZEIGE Früherkennung von Mundkrebs in der Praxis Malignome der Mundhöhle und des Rachens sind ein globales gesundheitliches Problem. Durch das Bürstenbiopsie-Verfahren ist dem niedergelassenen Zahnarzt ein frühzeitiges Erkennen und Abklären von unklaren Mundschleimhautveränderungen möglich. Von Prof. Dr. med. dent. habil. Torsten W. Remmerbach, Leipzig, Deutschland. ProfessorDr.med.dent.habil. TorstenW.Remmerbach Friedrich-Louis-Hesse-Zentrum fürZahn-,Mund-undKieferheil- kundeundOraleMedizin,Klinik undPoliklinikfürMund-,Kiefer- undPlastischeGesichtschirurgie, UniversitätLeipzig,Nürnberger Straße57,04103Leipzig,DE torsten.remmerbach@ medizin.uni-leipzig.de Kontakt Abb. 1: Leicht blutendes, nicht schmerzhaftes Ulkus im Bereich des linken Zungenrandes. Das zytologische Ergebnis der Bürstenbiopsie war „sicher positiv“. – Abb. 2: Das exophytisch sehr langsam wachsende Plattenepithelkarzinom breitete sich im Bereich des rechten Zungenrandes aus. – Abb.3: Das nach Papanicolaou gefärbte Ausstrichpräparat einer Bürstenbiopsie zeigt eindeutig Tumorzellen eines Plattenepithelkarzinoms (63 x Objektiv). – Abb. 4: Das in der Leipziger Klinik entwickelte orale Zellentnahmesystem ORCA-Brush Bürstenbiopsie-Set der Firma DGOD Deutschen Gesellschaft für orale Diagnostika mbH. – Abb. 5: Vorbereitung der vier bis fünf Objektträger pro Lokalisation: Der Name des Patienten wird mit einem Bleistift (liegt dem Set bei) auf den Mattrand des Objektträgers geschrieben.Bei verschiedenen Lokalisationen Objektträger entsprechend markieren.– Abb.6: ORCA-Brush unter leichtem Druck mehrmals (10 x) auf der suspekten Schleimhautläsion um die eigene Achse drehen (~ Aufnahme von abgeschilferten Plattenepithelien). Lassen Sie sich bei der Entnahme assistieren (z.B. Zunge mit Mull festhalten bei Entnahmen an der Zunge, Wange mit zwei Zahnarztspiegeln abhalten lassen), um mit der freien Hand die ORCA-Brush an der entsprechenden Stelle besser fixieren zu können. Achten Sie darauf, dass die ORCA-Brush nicht in Speichel „ertrinkt“ (Patient vorher schlucken lassen), andererseits darf die Stelle auch nicht zu trocken sein, da der Speichel als „Klebstoff“ auf dem Objektträger dient (Patient kann Stelle mit seiner Zunge anfeuchten). – Abb. 7: Bürste an sechs bis acht verschiedenen Stellen des Objektträgers unter leichtem Druck mehrfach auf der Stelle rotieren, blutige Bürsten werden dadurch wieder „sauber“ (~ Abgabe des aufgenommenen Zellmaterials). Fassen Sie den Bürstenstiel nahe am Bürstenkopf, um die ORCA-Brush besser ausdrehen und führen zu können. Nicht einfach oberflächlich auswischen, dadurch werden zu wenig Zellen übertragen. – Abb. 8: Die Ausstriche sofort (innerhalb von fünf bis zehn Sekunden) aus etwa 25 cm Entfernung drei- bis fünfmal mit dem ORCA-Fixx-Spray satt einsprühen, bis ein durchgehender Flüssigkeitsfilm entstanden ist.Objektträger dabei waagerecht halten.Nachdem die Proben getrocknet sind (10–20 Minuten),können diese an den Pathologen verschickt werden. 1 2 3 4 8765 LokalisationdesPrimärtumors im Kopf-Hals-Bereich • Mundboden (36 %) • Zunge (21 %) • Wangenschleimhaut (15 %) • Lippen (8 %) • Tonsillenregion (2 %) • Oropharynx (2 %) Tabelle 1