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Dental Tribune Austrian Edition

Vom 6. bis 7. Mai 2011 fand das 5th Swiss Symposium on Esthetic Dentistry in Montreux statt. Alle Vorträge wurden im Music & Convention Centre präsentiert. Seinen ersten Referenten stellte Dr. Didier Dietschi als besten ihm bekannten Keramiker vor: Es han- delte sich dabei um Prof. Daniel Edelhoff, derzeit an der für Spit- zenausbildung frisch renovierten LMU in München. Mit seinem dreistündigen Vortrag über Voll- keramik „Von A wie adhäsiv bis Z wie Zirkonia“ referierte er mit Dr.Gamborena am längsten. Die Eingangsfrage nach dem „Warum für Vollkeramik“ begrün- det Edelhoff nicht nur erwartungs- gemäß mit der besseren Ästhetik, sondern auch mit dem mittlerweile unakzeptablen Goldpreis. Weiter argumentiert er mit minimalinvasi- verPräparation,nichtseltenderVer- meidung endodontaler Behandlung (zurRetentionsgewinnung)undder Möglichkeit auf subgingivale Prä- paration zu verzichten. „Bessere Ästhetik“? Doch Vollkeramik ist nicht gleich Vollkeramik und worauf be- ruht„bessere Ästhetik“? Das Metall- gerüst kann Licht nicht reflektieren und schimmert dunkel durch das Zahnfleisch.Ähnlichverhältsichdas Zirkon, es kann kein Licht reflektie- ren,gibt selbst aber kein Schimmern ins Zahnfleisch ab. Nur Glaskera- miken vermögen ein möglichst na- turgetreues Lichtspiel zu entfalten. Es gilt: je kristalliner die Keramik, desto höher die Festigkeit,aber auch geringer die Lichtdurchlässigkeit. Durch die Weiterentwicklung der Glaskeramik Empress (II) ließ sich jedoch mithilfe von Lithium- disilikat die Festigkeit der Keramik erhöhen, das Produkt e.max wurde geboren.DamitkonntelautEdelhoff ein ideales Material in die Zahn- medizin Einzug erhalten, da es sehr nahe an den physikalischen Werten von Zahnschmelz liegt. Zirkon pur kann zwar auch bemalt werden, doch die Festigkeit von 1.000 N (bis 9.000 N!) ist weit zu hoch und be- lastet damit den antagonistischen Zahn zu sehr. Und trotz der Festig- keit ist auch Zirkon zu brechen. Zwar ist ein„eigener Reparatur- mechanismus“ des Zirkondioxids durch die Fähigkeit sich bei Stress von tetragonalen in monokline Kristalle zu verwandeln gegeben, dennoch geht dies mit einem erheb- lichen Stabilitätsverlust einher. Zur augenscheinlichen Prüfung emp- fiehlt er, eventuelle Risse bei der Gerüstanprobe mit der Blaulicht- lampe sichtbar zu machen. Weiter argumentiert er mit der Anfälligkeit gegen Spannungen: wer Friktion bei Keramiken erzwingen will,alsonichtpassivenSitzverwirk- licht oder bei geschraubten Abut- ments Spannungsspitzen nicht ver- meidet,wirdMisserfolgernten.Kor- rekte Einsetz- bzw. Klebeprotokolle sind unverzichtbar, Friktion wird durch Klebekräfte ersetzt. Konven- tionelle Zementierung ist zwar auch bei Vollkeramiken kein Fehler, doch er mahnt, spätestens ab einer Ko- nizität der Präparation von > 6° zu kleben. Biologische Prinzipien und ästhetische Faktoren Doch getreu einem Ästhetik- symposium konnte Edelhoff weiter Prinzipien ästhetischer Ergebnisse erläutern: Biologische Prinzipien und ästhetische Faktoren greifen für ihnineinander.Sobelegteerdiesmit beeindruckenden Fällen, wie etwa Abrasionsgebissen oder Ameloge- nesis imperfecta: Patienten suchten ihn vornehmlich mit dem Anliegen auf, ihre Zähne verschönern zu las- sen und stellten in ihrerArgumenta- tionhintenan,dasseszuIrritationen und Schmerzen käme. Es ist also im SinnedesPatientennichtdasHaupt- anliegen, phonetische, ästhetische und mastikatorische Probleme an- zugehen,sondern die Ästhetik. Edelhoff führte seinen brillan- ten und praxisnahen Vortrag mit überzeugenden Bildern, wertvollen Tipps fort und erläuterte detailliert seineArbeitsweise:MetallischeStift- aufbautenwerdenentwederentfernt und durch Glasfaserstifte und Kom- positaufbauten ersetzt oder durch opaken Lack farblich neutralisiert. Verfärbte Stümpfe bleicht Edelhoff, um auch den violetten Schimmer der Gingiva zu unterbinden. Lässt sichmitsolchenMittelnkeineZahn- farbe erreichen, bleibt nichts an- deres, als deckende Zirkongerüste zu verwenden. Bei dieser Betrachtung sprach Edelhoff ein weiteres wichtiges Kri- terium für eine natürliche Restau- ration an: Nicht nur Transluzenz (Glaskeramik, Zahnschmelz), auch Fluoreszenz spielt eine wichtige Rolle; das Dentin eines natürlichen Zahnes vermag zu fluoreszieren. Dieser Effekt wird von Proteinen im Dentin erzeugt und lässt sich bisher im Labor nicht nachahmen. Edel- hoff arbeitet daran,dies zu ändern. Wie er in seinen Ausblicken in dieZukunftnocherläuterte,solldies dadurch geschehen: Ein Zirkonge- rüst wird mit einer Presskeramik verblendet, die mit einem Extra- brand und einer besonderen Kera- mik aufgeschmolzen wird. Dadurch werden laut ersten Versuchsergeb- nissen mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Material für die Verblendung wird stabiler, im Effekt natürlicher und es kann eine Grenzschichtproduziertwerden,die fluoreszierend wirkt. Verlust und Ersatz verlorener Zahnhartsubstanz Laut Studien liegt der „nor- male“, durchschnittliche Verlust durch Abrasion bei 29 µm für Mo- laren und 15 µm für Prämolaren. Als Risikofaktor wird die palatinale Abrasion angesehen. Edelhoff geht in seinen präsentierten Fällen im- mer denselben Weg: Mithilfe von Situationsmodellen wird ein Wax- up erstellt, ein Mock-up gemacht und mit diesem Provisorium das gewünschte Ziel ausgetestet: Form, Aussehen und Funktion bzw. die meist notwendige Bisshebung. Edelhoff spricht dabei betont von der Rekonstruktion der Bisshöhe, also einer Rückführung zur ur- sprünglichen,was seiner Erfahrung keine neuromuskulären Probleme mit sich bringt. Man konnte bei den präsen- tierten Fällen schön miterleben, woher neuerliche Begriffe wie full veneer oder 360°-Veneer stammen. Was im ersten Moment an Skater- oder Snowboardtricks erinnert und gerne beargwöhnt oder belä- chelt wird, hat aber doch seine Berechtigung. Die Begriffe sind mit der Substanzschonung im Ver- gleich zur Krone zu erklären und gipfeln im 360°-Veneer, das eine Mindestmaterialstärke von nur ei- nem 1/5 Millimeter hat.Damit lässt sich also im Idealfall eine „künstli- che, transluzente Schmelzkappe“ beispielsweise über einen Zapfen- zahn kleben, ohne vorher zu prä- parieren.AuchimSeitenzahngebiet lässt sich ohne Präparation abra- dierter oder erodierter Schmelz in Form von Table tops wieder auf- bauen. Eine Variation dessen, wenn zusätzlich zum Ersatz von Hart- substanz die Farbe des Zahnes ge- ändert werden muss, sieht Edelhoff im Veneer-Onlay. Dies soll heißen, das Table top wird schmelzbegrenzt leicht gefasst, um letztlich keinen abrupten Farbunterschied zwi- schen Restauration und Zahn zu haben. Kommunikation mit dem Zahntechniker Als unverzichtbar sieht Edelhoff die (gemeinsame) Planung am Modell,verbunden mitWax-up und Mock-up, die über Materialauswahl und somit Präparationsform ent- scheidet. Er legt Wert auf Eckzahn- führung, moderaten horizontalen und vertikalen Überbiss und Free- domincentric,umdieBelastungder Restaurationen limitieren zu kön- nen. Avitale Zähne sollten nicht mit einerPresskeramikversorgtwerden, da die Langzeitergebnisse in Studien nicht überzeugen können (Verlust von 39 % nach 13 Jahren). Bei um- fangreichen Restaurationen lässt er das Mock-up für einen Testlauf von 8 bis 12 Wochen tragen. Wird eine totale Restauration in beiden Kiefern gemacht, so prä- pariert er am Morgen den 1. Qua- dranten, macht das Provisorium und präpariert am Nachmittag den 4. Quadranten. Am folgenden Tag folgen2.und3.Quadrant.Soverliert er zu keinem Zeitpunkt die exakte Bisshöhe. Nach Evaluation des Test- laufeskönnen Detailsnochgeändert werden,bevorpräpariertwird.Fotos von der Präparation müssen als In- formationsquellemitdenAbdrücken ins Labor geschickt werden, even- tuell auch von der Gerüstanprobe (auch mit Blaulicht zur Beurteilung vonTranparenzundFluoreszenzder individuellen Situation). Liegt das fertige Werkstück vor, probiert Edelhoff die Restauration mit Bissmaterial ein, passt Okklu- sion an und poliert oder gibt die Restauration nochmals zurück ins Labor, um das Risiko von Material- schwächung wegen Beschleifens zu vermeiden. Besteht der präparierte Stumpf teils aus Komposit,rät Edel- hoffzum„diagnostischenÄtzen“für 15 Sekunden, um besser sehen und entscheiden zu können, ob er mit Bonding und Silan für den Kompo- sitanteil im Stumpf arbeiten muss. Vorsicht ist aber geboten, da Silan die Haftung des Dentinhaftvermitt- lers herabsetzt! Edelhoff setzt mit Variolink oder Panavia 2.0 ein. Komplikationen Bei Schäden rät Edelhoff grund- sätzlich zur Reparation, nicht zur Erneuerung der Restauration. Auf Implantaten ist Zirkon im Vergleich zu Metallkeramik schlechter, er selbst setzt nur bei großen Implan- tatdurchmessern Zirkonabutments ein und sieht in der CAD/CAM- Technik Genauigkeit, Kostenredu- zierung und durch die Software eine Kontrollfunktion, die automatisch imAblauf integriert ist.In München ist derzeit ein „CAD/CAM-Führer- schein“ im Kursangebot. In der Zukunft glaubt Edelhoff, dassaucheine3-D-Erfassungderbio- metrischen Daten des Patientenge- sichtes in die Zahnmedizin einfließen wird. Damit schloss Edelhoff seinen interessanten und modernen Vortrag und war sich Applaus und Dankbar- keitdesAuditoriumsgewiss. Erstveröffentlichung:DTSwissEdition6/11 ET Esthetic News ESTHETICTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 7+8/2011 · 3. August 201120 Montreux Music & Convention Centre.(Foto: 2m2c.ch) Abb.1:Dr.DidierDietschi,Genf,Schweiz.–Abb.2:Prof.DanielEdelhoff,Ludwig-Maxi- milians-Universität München.– Abb.3: Dr.Iñaki Gamborena,San Sebastian,Spanien. 1 2 3 Ästhetische Highlights in Montreux Professor Dietschi, Genf, organisierte das 5th Swiss Symposium on Esthetic Dentistry und bewies schon mit der Auswahl des Ortes seinen Sinn für Ästhetik. Dr. med. dent. Lothar Frank, Rapperswil, Schweiz, hat für Dental Tribune zusammengefasst – Teil I.